Bleib bei mir
Es war bereits achtzehn Uhr, als ich mit einer gekauften Hühnersuppe zurück zum Dorm kam. Jimin hatte meine Abwesenheit nicht einmal bemerkt und schlief nach wie vor Tief und Fest sein Fieber aus. Ich stellte das Gefäß neben ihm auf den Nachttisch ab und hockte mich vor seinem Bett hin. Vorsichtig griff ich nach der Decke und zog sie höher, da mit sie seine Schultern bedeckte und er nicht fror. Dann wanderte mein Blick zu seinen schweißnassen Haaren, die an seiner Stirn festklebten. Für einen kurzen Moment verweilte meine Hand unschlüssig in der Luft, ehe ich mir doch den Mut fasste und ihm die Haare aus dem Gesicht strich. Dabei achtete ich darauf seine Stirn kaum zu berühren, um ihn nicht zu wecken. Aber irgendwie musste er meine Anwesenheit trotzdem bemerkt haben, denn seine Augenlider flattern schwach, ehe er sie vorsichtig aufschlug. Vor Schreck zog ich meine Hand zurück, als er sich auf die Seite dreht und seine Augen suchend umherwandern, ehe sie mich fanden. Seine Augen waren geschwollen und die Wangen gerötet. Sein Fieber musste noch immer hoch sein, aber irgendwie schien es ihm egal zu sein, denn ein erleichtertes Lächeln erschien in seinem Gesicht.
„Du bist wieder da."
Bei seiner schwachen Stimme stiegen erneut Schuldgefühle in mir auf, doch gleichzeitig sorgte seine Worte dafür, dass mein Herz ein wenig schneller schlug.
„Ja, ich bin hier."
Er ignorierte meine Worte und befreite seine Hand stattdessen ungeschickt aus den ganzen Decken, ehe er sie langsam in meine Richtung schob, obwohl es ihn große Kraft kostete. Also kam ich ihm auf halben Weg entgegen und ergriff seine Hand.
„Ich dachte du wärst weg", nuschelte er leise und noch immer halb verschlafen, als kämpfte er gegen die Müdigkeit in seinem Inneren an.
„Ich habe dir Suppe geholt."
Sein Blick wanderte kurz zu seinem Nachttisch, auf dem der Plastikbecher stand, doch dann sah er wieder zu mir.
„Das ist lieb, aber ich habe keinen Hunger."
„Du solltest etwas zu dir nehmen", antwortete ich besorgt. „Dann koche ich dir noch einen Tee, damit du nicht dehydrierst." Ich nahm meine Hand weg und wollte aufstehen, aber Jimin griff nach meinem Handgelenk, viel fester, als ich es ihm in diesem Zustand zugetraut hätte.
„Kannst du nicht einfach hier bleiben?", bat er mit rauer Stimme. „Ich habe dich vermisst."
„Ich habe dich auch vermisst", antwortete ich ehrlich und ließ mich sanft von ihm in sein Bett ziehen.
„Du kannst mir etwas vorlesen, wenn du willst", schlug er vor. „Oder wir schauen eine Serie. Mir ist alles recht, solange du hier bleibst."
Ich lächelte und gab jeglichen Widerstand auf. Jimin stand total unter Medikamenteneinfluss. Aber es war süß, wie er einfach aussprach, was er dachte, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Also kletterte ich über ihn drüber und kroch neben ihm unter die vielen dunkelgrauen Decken.
„Welche Serie möchtest du schauen?", fragte ich und holte mein Handy hervor. Mit einem Knopfdruck öffnete ich Netflix und scrollte durch meine Watchlist.
„Such dir eine aus", sagte er und schlag die Arme um mich, damit er mich fest an sich heranziehen konnte. „Ich schaue alles."
Mit einem warmen und wohligem Gefühl im Magen legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und kuschelte meine Nase an seine Halsbeuge. Für einen kurzen Moment vergaß ich die Welt um mich herum. Jetzt gab es nur ihn und mich.
„Ich wünschte, ich konnte etwas riechen. Ich bin sicher, dein Shampoo riecht gut", murmelte Jimin leise und lachte dabei, was sich schnell in ein Husten verwandelte. Besorgt hob ich den Kopf an.
„Alles okay?"
„Geht schon wieder", keuchte er. „Lachen ist nur eine blöde Idee." Erschöpft lässt er den Kopf zurück ins Kissen sinken. „Ich sehe bestimmt unfassbar sexy aus."
Ohne darüber nachzudenken, handelte ich ganz aus meinem Impuls heraus, als ich mich vorbeugte und ihn auf die Wange küsste. Seine Haut glühte unter meinen Lippen und ihm musste wirklich warm sein, aber er beschwerte sich nicht, weil er Angst hatte, dass ich dann wieder gehen würde.
„Du siehst immer sexy aus", sagte ich und richtete mich auf. „Aber ich öffne mal ein Fenster, damit ich die heiße Luft aus dem Raum lasse." Vorsichtig kletterte ich aus dem Bett und öffnete zwei Fenster auf Kippe. Jimin wusste, dass ich es tat, um sein Fieber herunterzukühlen. Trotzdem gefiel ihm unser kleines Spiel, denn er erwiderte mit einem frechen Grinsen in seinem Gesicht: „Egal wie viele Fenster zu öffnest, die Funken zwischen uns werden immer sprühen."
Ich lachte über seinen schwachen Spruch und kroch wieder zu ihm unter die Decke.
„Was hälst du von A Korean Odyssey?", fragte ich und gab den Namen in der Suchleiste ein, damit ich ihn zwischen meinen anderen hundert Serien schneller fand.
„Du willst doch nur Lee Seung gi anstarren", gab er schmollend zurück und schlang sofort wieder die Arme um mich. „Mach ihm keine schönen Augen! Du gehörst mir." Ich verkniff es mir ihm zu sagen, dass es eigentlich nicht der Fall war. Aber in diesem Moment lebte Jimin in seiner eigenen kleinen Welt, in der wir anscheinend zusammen sein können, und ich spielte es mit, weil ich mir nichts sehnlicher wünschte, als das es wirklich möglich sei.
„Erwischt", gestand ich. „Aber für Seung gi wird es irgendwo ein anderes Mädchen da draußen geben. Wir sind nicht für einander bestimmt."
„Sagt das deine App?", fragte er und zog mich gleichzeitig noch enger an sich heran. Damit machte er seinen Besitzanspruch ziemlich deutlich und es gefiel mir.
„Nein", grinste ich und startete die Folge. „Das sage ich."
Jimin hielt nur bis zur Hälfte der ersten Folge durch, ehe er wieder einschlief, ohne den Griff um mich zu lockern. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wollte ich aus nicht abhauen. Ich hob meinen Kopf und bewunderte den schlafenden Jungen mit so viel Liebe, dass es mich selbst überraschte, wie tief ein Mensch für einen anderen empfinden kann. Werden die Gefühle jemals verschwinden? Selbst in den letzten zwei Jahren konnte ich nichts daran ändern, wie ich für ihn empfand. Vielleicht waren unsere Schicksale miteinander verbunden. Mir gefiel der Gedanke, dass wir in unseren früheren Leben auch zusammen waren und unsere Seelen sich immer wieder fanden.
„Wirst du dich morgen überhaupt an mich erinnern?", fragte ich leise und kuschelte mich enger an ihn heran. Es war mir egal, dass ich mich anstecken könnte. Tatsächlich hatte ich so ein gutes Immunsystem, dass ich nur einmal im Jahr krank wurde und es war schon seit einigen Jahren nicht mehr so schlimm, dass mich hohes Fieber flachgelegt hatte. Von daher war ich sicher, dass ich morgen höchstens eine kleine Erkältung davon tragen würde.
Netflix spielte automatisch die nächste Folge an und ich wusste nicht, wo ich stehen geblieben war, denn bevor sie endete, war ich bereits in Jimins Armen eingeschlafen.
Leises Stimmengemurmel riss mich aus meinem Tiefschlaf. Mittlerweile war es stockduster in Jimins Zimmer geworden. Aber durch die leicht geöffnete Tür drang ein Lichtstrahl aus dem Flur in den Raum hinein. Ich blinzelte benommen und erkannte zwei Gestalten, die ihren Kopf in das Innere des Zimmers gesteckt hatten.
„Schau dir die beiden an", murmelte der eine von ihnen. „Eng aneinander gekuschelt."
„Ist das Steffi?"
„Oh ja."
„Meinst du, die sind wieder zusammen?" Ich erkannte Namjoon an seiner tiefen ruhigen Stimme.
„Entweder das, oder sie ist ohnmächtig geworden und direkt in Jimins Arme gefallen." Jin kicherte über seinen eigenen Witz. „Aber mal im Ernst, ist es klug von ihr? Ich finde immer noch, dass Tae jemand anderen hätte Anrufen sollen. Das macht doch alles nur komplizierter."
„Vielleicht sollten wir mit ihr reden?" Namjoon öffnete die Tür einen Spalt weiter, als ich mich sanft aus Jimins Armen befreite und von der Matratze hochstemmte. Namjoon blieb augenblicklich mitten im Raum stehen.
„Du bist wach", flüsterte er überrascht. Ich nickte und legte einen Finger an meine Lippen, ehe ich mich vorsichtig über Jimin neigte und mich versicherte, dass er noch schlief. Dann rutschte ich an das andere Ende der Matratze und stieg vorsichtig aus dem Bett auf. Namjoon hatte bereits verstanden. Auf Zehenspitzen hatte er den Rückzug angetreten und Jin aus dem Zimmer geschoben, der sich neugierig an den Türgriff klammerte, während er das Geschehen beobachtete. Ich folgte ihm leise aus dem Raum und schloss lautlos die Tür hinter mir.
Das Licht im Flur war zu hell für meine müden Augen und ich blinzelte mehrmals, um mich daran zu gewöhnen. Jin platzte bald vor Neugier, als sein Blick an mir herab wanderte. Dabei beachtete er besonders meine zerzausten Haare und den verwischten Mascara. Ich musste ein unglaubwürdiges Bild abgeben, als ich sprach, bevor die beiden eine Frage stellen konnten.
„Wir sind nicht wieder zusammen."
Jin verschränkte die Arme und warf Namjoon einen kurzen Blick zu, der sich gegen die weiße Wand lehnte.
„Wir haben uns zwei Jahre nicht gesehen", begann Jin kopfschüttelnd, lächelte aber verschmitzt. „Und das erste was wir von ihr hören, ist dieser Satz."
Oh mein Gott, sie hatten Recht. Ich war so ein Idiot!
„Es ist schön euch zu sehen." Ich knetete die Finger vor meinem Bauch, weil mich diese Situation nervös machte. Es war ewig her, dass ich sie sah. Viel zu lange, wenn ich so darüber nachdachte. Ich wusste einfach nicht, ob sie mich freundlich willkommen hießen und dafür hassten, dass ich Jimin das Herz brach. Yoongi und Tae hatten sich diesbezüglich nie dazu geäußert.
„Das klingt schon besser." Jin breitete die Arme aus und schlang sie um meinen Körper.
„Ach, Kleine", seufzte Namjoon und schloss sich unserem Gruppenkuscheln an. „Was machst du nur für Sachen? Du stellst unsere ganze Band auf den Kopf."
„Ich weiß", murmelte ich an Jins Schulter und strich gleichzeitig liebevoll über Namjoons Rücken. „Und es tut mir leid." Tränen der Schuld stiegen mir in die Augen. Obwohl ich ihnen auch den Rücken zugekehrt hatte, empfingen sie mich nach so langer Zeit mit einem Lächeln und warmen Worten. Ich hatte es nicht verdient, aber so waren sie nun einmal, meine Jungs von BTS.
„Das wissen wir", sagte Jin freundlich und drückt mich ein letztes Mal fest an sich, ehe sie sich aus der Umarmung lösen. „Trotzdem müssen wir über etwas reden."
Sie schoben mich ins Wohnzimmer, wo ich mich auf dem großen Sofa fallen ließ. Ein Blick auf die Uhr über dem Fernseher verriet mir, dass es bereits dreiundzwanzig Uhr war. Waren sie wirklich solange unterwegs? Das Leben eines Idols musste hart sein.
„Okay, Karten auf den Tisch", sagte Namjoon, legte seinen Arm auf die Rückenlehne des Sofas und wandte sich mit seinem ganzen Körper in meine Richtung. „Was genau hast du jetzt vor?"
„Du weißt, dass er sich morgen an nichts erinnern wird, oder?", fragte Jin sanft. Seine Lippen verzogen sich zu einem mitfühlenden Lächeln, als er eine Hand an meine Schulter legte und sie liebevoll tätschelte. „Jimin verträgt keine Medikamente. Die Wirkung ist bei ihm stärker als normal und danach hat er einen Blackout."
Nein, das wusste ich noch nicht. Ich schaute hinunter zu meinen Fingern, die nervös mit dem Lederarmband an meinem Handgelenk spielten. Was würde es für uns bedeuten? Morgen hatte er vergessen, dass ich hier war. Ich könnte also ganz normal da weitermachen, wo wir aufgehört hatten – bei unserem Abschlussstrich. Aber wollte ich das noch? In seiner Nähe vergaß ich die Welt um mich herum und genoss einfach die Zeit mit ihm. Ich hatte so lange auf diese Schmetterlinge in meinem Bauch verzichtet, die zu fliegen begann, sobald er mich ansah. Nachdem ich ihm meine Geschichte erzählt hatte, passierte etwas Seltsames. Jimin hatte es geschafft, dass ich mich selbst akzeptierte und mir verzieh. Und genau deshalb waren meine Gefühle für Jimin echt und die für Yoongi nur freundschaftlich.
Dunkelheit und Dunkelheit führten zum Untergang. Yoongi war genauso kaputt wie ich und sich einzureden, dass wir uns gemeinsam aus dem Abgrund ziehen würde, wäre Unsinn. Es würde vielleicht eine Weile gut gehen, aber am Ende würden wir erneut fallen. Was ich brauchte, war Licht. Strahlendes, helles, positives Licht. Und genau deshalb, war es Jimin. Es war immer Jimin gewesen. Wem machte ich noch etwas vor? Ich kann nicht ohne diesen Mann leben, ob es den Leuten nun gefiel oder nicht.
„Du solltest gehen", sagte Jin in meine Gedanken hinein und stieß mich von der Wolke, auf der ich mich gerade hochgeschaukelt hatte.
„Bitte?", fragte ich verwundert nach. „Wieso?"
„Ich verstehe, dass ihr beide nicht miteinander befreundet sein könnt", sagte er und holte sich eine kurze Zustimmung von Namjoon, der bestätigend nickte. „Aber ihr könnt auch nicht zusammen sein. Wir wissen alle, wie es das letzte Mal ausging, und es hat nicht nur euch betroffen. Jimin wollte es dir nicht sagen, aber es hätte fast die gesamte Band zerstört. Solange du dir also nicht zu hundert Prozent sicher bist, dass du das willst können wir es nicht zulassen."
„Jimin hat ewig gebraucht, um sein gebrochenes Herz zu heilen", fuhr Namjoon fort. „Und noch einmal werden wir nicht dabei zuschauen, wie es ihn zerstört. Wenn die Hates wieder kommen, und das werden sie, dann gibt es kein zurück mehr. Entweder ihr steht es durch oder du läufst wieder davon. Aber dann tue es jetzt. Geh, solange er den heutigen Tag für einen Traum hält."
Ich dachte daran, wie süß Jimin aussah, wenn er schlief und wie er mich bat zu bleiben und ihn nicht alleine zu lassen. Bei dem Gedanken schlug mein Herz einen Takt schneller und gleichzeitig würde mir unwohl. Die Antwort war klar, ich liebte diesen Mann. Das habe ich immer und das werde ich immer. Aber ich war auch feige und dieser ganze Hass hatte mich fertig gemacht. Damals waren wir nicht mutig genug, um gegen all unsere Gegner anzutreten. Seine Fans und das Entertainment waren einfach stärker. Was hatte sich geändert? Hatte sich überhaupt etwas geändert? Würden wir es dieses Mal schaffen?
„Ich liebe ihn", sagte ich ehrlich und schaute von meinen Händen auf, in die überraschten Gesichter von Jin und Namjoon. Mit dieser Aussage hatte ich sie komplett überrascht. „Ich liebe Jimin. Aber auch wenn es so ist, kann man diese Entscheidung nicht Hals über Kopf treffen. Das letzte Mal waren wir unvorbereitet. Dieses Mal brauchen wir einen Schlachtplan und solange wir den nicht haben, kann ich es ihm nicht sagen."
Ich erhob mich von dem Sofa, entschlossen, dass dieses Gespräch für mich beendet war.
„Sagt ihm bitte nichts über meine Gefühle, bevor ich nicht weiß, wie wir es lösen sollen. Ihr kennt Jimin, er würde es noch am gleichen Tag in die Welt hinausbrüllen."
„Natürlich", versprach Namjoon zögernd und erhob sich ebenfalls von dem Sofa. „Aber vielleicht ist es etwas, was du mit ihm gemeinsam besprechen solltest."
„Ja", nickte Jin schnell. „Er sollte wenigstens über deine Gefühle Bescheid wissen. Vielleicht würde euch gemeinsam etwas einfallen."
„Nein." Ich schüttelte meinen Kopf. „Eure Tour steht an. Einen ungünstigeren Zeitpunkt gäbe es nicht. Wenn ihr zurück seid, dann werde ich mit ihm reden."
„Es gibt nie einen günstigen zeitpunkt", murmelte Jin, doch der Leader von BTS harkte mit einer ernsten Falte auf der Stirn nach.
„Versprichst du es?"
„Ja, ich verspreche es."
„Wenn du uns brauchst, dann sag Bescheid", erwiderte er. „Wir unterstützen euch, wo auch immer wir können."
„Selbst wenn es euer Karrierenaus bedeutet?" Meine Stimme ist brüchig. Sie wussten es bereits, aber als ich es aussprach, kam es ihnen zum ersten Mal real vor. Für einen kurzen Moment wirkten sie schockiert und überrumpelt. Dann hörte ich Schritte hinter mir und sah Hoseok und Tae das Wohnzimmer betreten.
„Ja", bestätigte Tae. „Wenn es bedeutet, dass niemand von uns sich verlieben und glücklich sein darf, dann bin ich bereit meine Karriere für die Liebe aufs Spiel zu setzen. Wenn da draußen nämlich wirklich wahre Army sind, dann werden sie es verstehen und euch unterstützen, genauso wie wir es tun würden."
Seine Worte brachten mich zum Lächeln und verliehen mir Mut.
„Ich stimme Tae zu", grinste Hoseok. „Wir sind alle Mitte bis Ende zwanzig. Wir können nicht ewig alleine bleiben, nur weil uns niemand Liebe in unserem Leben gönnt."
„Es gibt da ein Mädchen", begann Tae schüchtern, „dass mir wirklich gut gefällt. Ich kämpfe also damit nicht nur um euch, sondern auch um mich selbst."
„Da hörst du es", grinste Namjoon und legte schützend einen Arm um meine Schultern. „Wenn du also einen Widerstandskampf anzetteln willst, dann kannst du auf uns zählen."
Jin ging um das Sofa herum zu Tae und Hoseok, wo er die Arme verschränkte und zufrieden ausatmete.
„Das verspricht interessant zu werden."
Ich schmiegte den Kopf lächelnd an Namjoon heran und betrachtete nach einander die Jungs. Wir konnte ich nur jemals an ihnen zweifeln? Eine Weile lächelten wir uns alle zu, als Yoongi schließlich in das Wohnzimmer trat und uns verwirrt anschaute.
„Was ist denn hier passiert?", fragte er und musterte uns skeptisch. „Habt ihr etwas ausgefressen?"
„Nein", sagten wir alle synchron und lachten über unsere Gehirnzelle, die wir uns alle anscheinend teilten.
„Ich werde jetzt aber trotzdem nach Hause", sagte ich und warf erneut einen Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz vor Mitternacht. „Ich muss morgen wieder arbeiten."
„Soll ich dich fahren?", fragte Tae wie aus der Pistole geschossen. So hoffnungsvoll, wie er aussah, erwartete ich fast, dass er es nur tat, um einen Vorwand zu haben, Gina zu sehen.
„Lass nur", winkte Yoongi ab und griff bereits nach seinen Autoschlüsseln. „Ich mache das schon."
„Schon okay", antwortete ich. „Ich nehme mir einfach ein Taxi."
„Sei nicht albern. Es ist viel zu spät. Es könnte ein zwielichtiger Typ hinter dem Steuer sitzen."
Yoongi hatte Recht, aber wieso fühlte es sich so komisch an ihn zu sehen? War es, weil er Gefühle für mich hatte? Konnte ich damit etwa nicht umgehen? Nein, das war Schwachsinn. Es änderte überhaupt nichts an unserer Freundschaft. Trotzdem wäre mir ein Taxi gerade lieber gewesen. Doch Yoongi war schneller und öffnete bereits die Wohnungstür. Also zog ich mir die Schuhe an und klammerte meine Handtasche fest an meine Brust. Die ganzen Treppenstufen nach unten, bis hinunter in die Tiefgarage, fragte ich mich, ob er etwas von dem Gespräch gehört hatte. Aber er wirkte nicht so. Da Yoongi aber der ruhige Typ war, der sonst auch nicht so viel sprach, war es wirklich schwer einzuschätzen.
Die Autofahrt verlief ruhig. Yoongi hatte kurz über das Interview gesprochen und von der Moderatorin erzählt, die ganz offensichtlich Interesse an Jin hatte. Aber der hatte die ganzen Anspielungen von ihr nicht verstanden und sich brav an das Skript gehalten. Ich sah aus dem Fenster und hörte nur mit halbem Ohr die Musik aus dem Radio.
„Wie lief es mit Jimin?", fragte er nach einer Weile und vollführte einen Spurwechsel. „Geht es ihm besser?"
„Ein wenig", sagte ich. Wieso fühlte es sich plötzlich so falsch an mit ihm darüber zu sprechen? „Er hat die meiste Zeit geschlafen. Sein Fieber war ziemlich hoch."
„Danke, dass du eingesprungen bist", murmelte er und warf mir einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Er ist ungern alleine, wie du weißt und wenn er krank ist, dann besonders."
„Kein Problem", erwiderte ich, ohne den Blick von dem Fenster zu lösen. Yoongi kam mit dem Auto vor Ginas und meiner Wohnung zum Stehen. Ohne den Blick von dem Lenkrad zu lassen, fragte er: „War es schwer für dich? Erst verbringst du eine ganze Nacht mit ihm und jetzt das. Da kommen die Gefühle bestimmt wieder hoch."
„Es geht mir gut. Ich komme klar."
„Fühlst du ... noch etwas für ihn?"
Mein Herz setzte aus. Was sollte ich ihm sagen? Die Wahrheit? Würde es ihn verletzten? Ich hatte wirklich Angst, dass ich Yoongi verlieren würde, wenn ich wieder mit Jimin zusammen käme. Dabei brauchte ich ihn! Ich brauchte sie beide. So einfach, wie sich das alle vorstellten, war es nicht. Ich fühlte mich, als müsste ich mich entscheiden, aber das wollte ich nicht. An meiner Liebe zu Jimin, hing einfach so viel mehr, als die Hasskommentare.
„Ich weiß nicht, was ich fühle", gestand ich leise. „Mein Kopf ist leer."
„Alles okay?", fragte er und wandte sich in meine Richtung.
„Ich bin nur müde", nuschelte ich und löste den Sicherheitsgurt. Erschöpft lächelte ich ihn an. „Danke fürs Fahren."
„Gerne. Aber -" Mehr hörte ich nicht sagen, da ich bereits die Tür aufgerissen und wieder hinter mir zugeschmissen hatte. Die Stockwerke nach oben in die Wohnung überquerte langsam und schon halb am Schlafen. Irgendwie schaffte ich es, den Schlüssel in das Schloss zu befördern und schlurfte durch den Flur, bis in mein Zimmer. Ich zog mich nicht einmal um, als ich mich auf mein Bett fallen ließ und auf der Stelle einschlief.
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