15 | Nächtliche Überraschung
Das neue Kapitel ist sehr lang geworden und es passiert sehr viel, deshalb werde ich es in zwei Teile teilen. Viel Spaß :)
Als sie die Puzzleteile zusammensetzte, sank sie schwer seufzend in die weichen Kissen zurück. Es klingelte ein weiteres Mal. Mürrisch schlug sie die Bettdecke zur Seite, ging in den Flur und schloss die Wohnungstür auf. Sie betätigte den Summer, dann erwartete sie Marten genervt an der Tür.
„Bist du verrückt geworden?", begrüßte sie ihn. Er machte leicht wankend einen Schritt in ihre Wohnung und legte dabei seine Hände an ihre Taille.
„Scheiße", murmelte sie, als sie realisierte, dass er sturzbetrunken war.
„Hat ganz schön lang gedauert", gab er heiser zurück.
„Es ist mitten in der Nacht", zischte sie und befreite sich aus seinem Griff. Er legte seine Hände sofort wieder an ihre Hüften und zog sie entschieden zu sich heran. „Okay, mach ich nicht mehr", versicherte er ihr, dann beugte er sich zu ihr herunter. Sie drückte ihn entschieden von sich. „Lass das, ich muss schlafen", antwortete sie. „Warum hast du mich dann reingelassen?", wollte er wissen und musterte sie skeptisch. „Hab ich nicht, du bist einfach reingekommen", erwiderte sie. Er lächelte. Sie verdrehte die Augen.
„Du bist echt anstrengend, wenn du zu viel gesoffen hast", sagte sie, „Wie bist du überhaupt nach Hause gekommen?"
„Taxi", antwortete er kurz und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.
Sie schob ihn erneut von sich als er damit begann, kleine Küsse auf ihre Haut zu hauchen. Sie durfte ihn auf keinen Fall gewinnen lassen.
„Komm, ich bring dich rüber", sagte sie und schob ihn zurück ins Treppenhaus.
„Lass das", erwiderte er entschieden.
„Ruf bitte eines deiner anderen Weiber an. Ich hab jetzt echt keine Lust auf Sex", antwortete sie trocken und zog den Reißverschluss seiner Bauchtasche auf, um den Schlüsselbund herauszuholen. „Ich hab doch gesagt, ich hab keine anderen Weiber mehr, seit wir bumsen. Mann, lass deine Finger da von", knurrte er und hielt ihre Hand fest, als sie sie zwischen den vielen losen Geldscheinen, Blättchen, Grastütchen und einem Feuerzeug vergraben hatte und nach dem Schlüssel suchte.
„Wo ist dein Schlüssel?", fragte sie, als sie ihn nicht finden konnte.
„Hab ich verloren. Was glaubst du, warum ich mitten in der Nacht bei dir klingel', Digga?"
Sie sah ihn aus großen Augen an. Als sie verstand, seufzte sie und zog ihn hinter sich her in die Wohnung. „Wie kannst du deinen Schlüssel verlieren?", sagte sie anklagend. Er schmunzelte frech. „War Spaß. John hat ihn mir abgenommen, damit ich nicht mehr fahr'."
„Und warum schläfst du nicht bei dem?", wollte sie misstrauisch wissen.
„Hat er auch gesagt, aber ich wollte zu dir."
Sie kapitulierte.
„Unglaublich", murmelte sie mürrisch.
Er legte seine Hände an ihre Taille und folgte ihr durch den schmalen Flur ins Schlafzimmer.
„Schuhe aus!", forderte sie, als er sich aufs Bett warf. Er kam ihrer Forderung nach, zog anschließend die Bauchtasche, seinen Pullover, das T-Shirt und die Jogginghose aus und rückte dicht an sie heran. Sie seufzte leise, als er seinen Arm um sie schlang und sich an sie schmiegte.
„Lass mich bitte einfach schlafen, okay? Paul kommt doch schon um acht."
„Wer ist Paul?", fragte er und verstärkte seinen Druck um ihren Körper.
„Mein Chef", stöhnte sie genervt.
„Der Hurensohn."
„Was?"
Sie drehte ihm irritiert ihren Kopf zu und musterte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Der will dich bestimmt nur ficken, und deswegen lockt er dich mit auf diese Fortbildung", nuschelte er in ihr Haar.
„Nicht jeder ist so ein schwanzgesteuerter Egoist wie du", kommentierte sie.
„Ich bin nicht schwanzgesteuert. Guck", protestierte er leise und drückte wie zur Bestätigung seinen Becken gegen das ihre. Er grinste an ihrem Ohr, als sein Schwanz sich zu regen begann. „Okay, doch, du hast Recht."
Sie verdrehte ihre Augen und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien, doch er hielt sie fest bei sich und ließ seine Hand unter ihr Shirt wandern. Als seine kühlen Finger ihre Haut berührten, zuckte sie leicht zusammen. „Verdammt, Marten!"
Er hielt in seiner Bewegung inne. Auf seinen Lippen lag dieses verräterische spitzbübische Grinsen und seine Nasenspitze strich so sanft durch ihren Nacken, dass sich dort eine Gänsehaut bildete.
„Okay, okay, ich hör auf", versprach er und lockerte seinen Griff etwas. Seine Hand ließ er auf ihrem Bauch liegen. Nika schloss die Augen und versuchte, wieder zur Ruhe zu kommen. Es fühlte sich schön an, wie er sie im Arm hielt. Sie genoss das Gefühl der Geborgenheit, seinen leichten Atemzug in ihrem Nacken und die Entspannung, die sie nach und nach empfand.
„Ichmagdichwirkichseeeehr", nuschelte er in ihr Haar.
In ihrem Bauch kribbelte es leicht und sie lächelte. Vielleicht gab es auch Dinge an ihm, die sie mochte, wenn er getrunken hatte, doch auch, wenn sie ihn auch mochte, reagierte sie nicht auf seine Aussage. Sie hatte einfach zu viel Angst davor, dass er sie schon bald wieder auf Distanz halten würde. Ob er ihr auch so nah sein wollen würde, wenn er nicht zu viel getrunken hätte? Sie wusste es nicht. Doch das zählte auch nicht; alles, was zähle, war dieser Moment, bevor sie irgendwann wieder in die Dunkelheit abdriftete.
Als der Wecker sie viel zu schnell wieder unsanft aus den Träumen riss, hatte Marten ihren Körper zwischenzeitlich freigegeben. Inzwischen lag er auf dem Bauch auf der anderen Seite des Bettes und schlief. Sie stellte müde den Wecker aus und quälte sich aus dem Bett. Sie verschwand kurz im Bad und wusch sich, bevor sie sich eine schwarze Leggings mit Mesh-Einsätzen und einen grauen Strickpullover anzog und sich in der Küche ein kleines Frühstück zubereitete.
Es war bereits zehn vor acht, als sie noch einmal zu Marten ins Schlafzimmer zurückkehrte. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Einerseits wollte sie ihn nicht wecken, andererseits nicht einfach allein in ihrer Wohnung zurücklassen. Zu ihrer Überraschung blinzelte er ihr müde entgegen, als sie den Raum betrat.
„Hey...", begrüßte er sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
„Ich muss leider gleich los."
Er zog seine Bauchtasche zu sich heran, die auf dem Boden lag, und fingerte sein iPhone heraus.
„Kann ich von dir aus kurz telefonieren?"
Sie reichte ihm ihr Handy. Er tippte darauf herum, bevor er es sich ans Ohr presste. Als er telefonierte, zog sie sich ihre schwarze, figurbetonte Lederjacke über und band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz. Plötzlich stand er hinter ihr, schlang seinen Arm um ihren Körper und küsste ihren Nacken. Seine Geste gefiel ihr. Er hatte sich inzwischen wieder angezogen.
„Joe holt mich ab. Dann holen wir meinen Schlüssel und meinen Wagen."
Sie nahm ihm das Handy wieder aus der Hand und schob es in die Innentasche ihrer Lederjacke. Als es klingelte, fuhr sie zu ihm herum. „Wenn du willst, warte ruhig hier", sagte sie, dann schlüpfte sie in ein paar schwarzweiße Nikes. Er schüttelte den Kopf, nahm ihre Sporttasche. „Nee, ich bring dich kurz runter und rauche eine. Joe braucht nicht lange."
Sie beobachtete ihn argwöhnisch dabei, wie er ihre Tasche die Treppe hinuntertrug. Als er ins Freie trat, straffte er seine Schultern und machte sich noch ein Stückchen größer, als er sowieso schon war. Nika drückte sich an ihm vorbei, sodass sie Paul als erste erreichte. Er war Ende dreißig, muskulös, ein Stück kleiner als Marten, hatte dunkle, füllige Haare, einen gepflegten Dreitagebart und musterte die beiden aus seinen stechend grünen Augen. Er ließ sich von Martens düsterem Gesichtsausdruck nicht beeindrucken, sondern setzte ein freundliches Lächeln auf.
„Da bist du ja", begrüßte er sie, bevor er Marten seine Hand hinhielt.
„Paul."
„Marten", gab dieser unterkühlt zurück.
„Können wir direkt los?", fragte Paul und versuchte, Marten die Reisetasche abzunehmen, doch der lief einfach an ihm vorbei in Richtung Auto.
„Ja, ich bin fertig", sagte sie, bevor sie Marten folgte. Der hatte bereits die Tasche in den noch offenen Wagen geräumt und musterte sie kurz kühl, als sie ihn gemeinsam mit Paul erreichte.
Ich weiß, es ist jetzt durch die Zweiteilung etwas kurz ausgefallen, aber ich bin natürlich trotzdem gespannt, was ihr von Martens nächtlicher Ruhestörung haltet haha. Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel ebenso wie ich, denn ich bin schon etwas verliebt in ihn in dieser Geschichte. Und glaubt ihr, er bringt jetzt noch irgendeine komische Aktion, oder lässt er sie einfach gehen?
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