13 | Offenheit
Ich wünsche euch viel Spaß. Ich glaube, ihr werdet das Kapitel mögen. :) Danke für all eure Votes und Kommentare. Ich freue mich sehr, wie gut die Geschichte bei euch ankommt.
„Kommst du heute Abend vorbei? Wir treffen uns alle bei John. Nichts Besonderes, chillen, saufen, du weißt schon."
Nika saß in ihrem kleinen Büro, ihr iPhone ans Ohr gepresst, und warf einen Blick durch ihre offene Bürotür auf die noch ziemlich volle Trainingsfläche.
„Ich hab heute Spätschicht und komme hier nicht vor zehn Uhr raus", antwortete sie und strich durch ihre langen, blonden Haare.
„Ist doch perfekt, wir treffen uns eh nicht vor elf. Marten kommt auch."
Als er den Namen erwähnte, seufzte sie lautlos auf. Bereits seit ein paar Wochen versuchte sie jetzt, ihre aufkeimenden Gefühle für ihn zu kontrollieren. Sie verbrachten inzwischen regelmäßig Zeit miteinander, gingen etwas Essen, ins Kino oder feierten zusammen. Noch immer war er sprunghaft, suchte mal Nähe, hielt sie dann wieder auf Distanz, doch sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Die Affäre war weiterhin unverbindlich und er machte nicht den Eindruck, das ändern zu wollen. Sie wusste, dass er keine Lust auf die typischen Verpflichtungen in einer Beziehung hatte.
Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie auch, dass eine Beziehung mit ihm Gift für sie wäre. Das konnte einfach nicht gutgehen. Er war dominant, launisch und unberechenbar, auch, wenn er ihr gegenüber ab und zu auf Kuschelkurs ging. Doch sie wusste, dass sich das von einer auf die andere Sekunde ändern konnte. Auch, wenn er ihr das Gefühl gab, gern Zeit mit ihr zu verbringen, fühlte sie sich nicht wie ein Teil seines Lebens. Er hielt sie irgendwie außen vor, auch, wenn sie irgendwie mittendrin war. Noch immer verbrachten sie die Nächte nach dem Sex getrennt voneinander. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, anschließend zu verschwinden, um ihm zuvorzukommen und schlechten Gefühlen vorzubeugen.
„Ich weiß nicht, warum du ausgerechnet das sagst, um mich dazu zu animieren, vorbeizukommen", stellte Nika trocken fest. Seit ihrem Gespräch über ihre Affäre mit Marten sprach Maxwell gar nicht mehr mit ihr über das Thema. Er stellte keine Fragen und gab keine Kommentare dazu ab. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er ständig versuchen würde, ihr die Affäre auszureden, doch offenbar überließ er es tatsächlich ihr selbst, wie sie mit der Situation umging.
„Sag mir einfach später noch mal Bescheid, ob du Bock hast. Ich würde mich freuen, dich zu sehen", sagte Maxwell, statt auf ihre Frage einzugehen. „Okay", lenkte sie ein, dann beendete sie das Gespräch.
Auch, als sie ein paar Stunden später nach Hause kam, hatte sie noch keine Entscheidung getroffen. Sie hatte wirklich Lust, Maxwell zu sehen, aber seit er wusste, dass zwischen Marten und ihr etwas lief, wusste sie nicht, wie sie sich vor den anderen verhalten sollte. Marten war ständig distanziert vor anderen, so, als wäre sie einfach irgendein Mädchen. Einerseits hatte sie Verständnis dafür, andererseits nervte sie das. Was war schon dabei, wenn die anderen etwas mitbekamen? Es war legitim, etwas miteinander zu haben, auch, wenn es sich dabei nicht um die große Liebe handelte.
Martens Wagen stand an der Straße und in seiner Wohnung brannte Licht. Er war also noch nicht losgefahren. Ob er überhaupt Bock darauf hatte, dass sie auch bei John auftauchte?
Er hatte sich in den letzten Tagen kaum gemeldet, und sie wollte nicht den Eindruck erwecken, ihm hinterherzulaufen oder ihn einzuengen. In ihrer Wohnung angekommen, schob sie die Gedanken beiseite und streifte sich ihre Sneakers von den Füßen. Sie war so erschöpft vom Tag, dass sie sich Badewasser einließ. Sie hatte heute Abend drei Kurse gegeben und war danach nicht mehr zum Duschen gekommen. Mit dem kurzen Entspannungsbad kehrten auch ihre Lebensgeister zurück.
Sie hatte gerade ihren Körper in ein Handtuch gewickelt und ihre Haare notdürftig trockengerieben, als es an der Wohnungstür klopfte. Marten hatte sich seit einiger Zeit das Klingeln abgewöhnt.
Als sie ihm öffnete, schaute er auf sie herab. In der Dunkelheit des Flurs funkelten seine Augen geheimnisvoll. Ein Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen, als er sie nur in dieses Handtuch gewickelt vor sich stehen sah.
„Hey...", begrüßte sie ihn und machte einen Schritt nach hinten, um ihn hereinzulassen.
„Ich komme wohl genau rechtzeitig", grinste er, legte seine Hände an ihre Hüften und zog sie zu sich heran. Nika erwiderte sein Grinsen, ließ sich gegen ihn sinken und reckte sich ihm entgegen, als er ihre Lippen küsste. „Wolltest du nicht zu John?"
„Du öffnest mir nackt die Tür und fragst mich ernsthaft so was?"
Er wurde ernst. Das Herz schlug ihr augenblicklich bis zum Hals.
„Ich bin nicht nackt", konterte sie.
Er riss ihr ungerührt mit einem festen Ruck das Handtuch vom Körper und warf es zu Boden. „Jetzt schon."
Ehe sie protestieren konnte, schloss Marten die Tür hinter sich, schlang seine Arme um sie und schaute ihr tief in die Augen, bevor er schließlich seine Lippen selbstbewusst auf ihre presste.
„Willst du noch zu John?", fragte Nika, als sie etwas später erschöpft in den weichen Kissen ihres Bettes lag. Noch immer konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen. Er hatte inzwischen einen Arm hinter seinem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen.
„Weiß nicht, ich war eh schon spät dran, als ich bei dir geklopft habe", antwortete er lustlos und warf einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk.
„Jetzt ist es also meine Schuld, dass du nicht hingefahren bist", gab sie trocken zurück.
„Klar, Digga. Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du mitkommst, aber dann warst du nackt. Was sollte ich machen?"
Sie antwortete nicht, verlor sich stattdessen im Blau seiner Augen. Eine wohlige Wärme hatte sich in ihr ausgebreitet und ihr Herz schlug schneller, als er ihren tiefen Blick erwiderte. Sie berührte mit ihren Fingerspitzen sein Gesicht. Er ließ es einfach geschehen. Sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart und sicher in seinem Arm. Er gab ihr das Gefühl von Geborgenheit, auch, wenn das eigentlich absurd war. Als er ihr jetzt ein leichtes Lächeln schenkte, spürte sie wieder dieses verräterische Kribbeln im Bauch. Sie mochte dieses spitzbübische Lächeln und wie seine Augen dabei zu strahlen begannen. Er zeigte ihr diese Seite an sich sehr selten, doch es machte sie jedes Mal aufs Neue schwach. Sie biss sich auf die Unterlippe.
„Was ist los?", fragte er, als er ihren Blick bemerkte.
„Nichts", log sie.
Er schaute prüfend in ihre Augen.
„Lüg mich nicht an", forderte er ernst.
„Du wirst gleich wieder gehen, oder?"
„Meinst du zu John?"
„Nee, allgemein", sagte sie.
„Machen wir doch immer so", stellte er sachlich fest.
„Du machst das immer so", platzte es aus ihr heraus.
„Ich, ja? In der letzten Zeit fliehst du regelrecht aus meinem Schlafzimmer", sagte er und lächelte dabei amüsiert.
„Das ist gerade nicht lustig. Ich finde das schade", sagte sie.
Er wurde ernst.
„Du weißt, ich mag das einfach nicht", sagte er.
„Was wäre so schlimm daran, die Nacht mit mir zu verbringen?", fragte sie und schaute erwartungsvoll in seine Augen.
„Mach das bitte nicht", seufzte er.
„Was?", fragte sie.
„Dich in mich verlieben."
Sie senkte ertappt ihren Blick. Marten schaute schweigend in ihr Gesicht. Als er verstand, seufzte er.
„Obwohl ich bin, wie ich bin? Kalt, distanziert, gleichgültig und gemein?", hakte er nach.
Sie schaute verwundert in sein Gesicht, als er ihre eigenen Worte von vor ein paar Wochen zitierte.
„Was? Glaubst du, das habe ich vergessen?", fragte er und fixierte ihren Blick.
„Ich weiß, dass du das mit uns anders siehst", sagte sie leise.
„Du bist mir auch wichtig, aber ich will dir nicht eines Tages wehtun."
Diese Aussage hatte so viel Inhalt für sie, dass sie einen Moment brauchte, um sie zu begreifen. Einerseits sagte er, dass sie ihm trotz seiner kühlen Art irgendetwas bedeutete und sie ihm ans Herz gewachsen war. Andererseits betonte er, dass er keine Beziehung mit ihr wollte. Manchmal konnten gute und schlechte Gefühle wirklich nah beieinander liegen.
„Wenigstens etwas", murmelte sie enttäuscht. Er hob erwartungsvoll eine Augenbraue.
„Was denkst du? Dass ich ein unsensibler Typ bin, nur, weil ich viel sauf und kiff und auch sonst nicht mehr ganz normal im Kopf bin? Ich will mich einfach nur nicht binden."
„Warum eigentlich nicht?", wollte sie wissen.
„Ich habe meine Gründe dafür. Hat aber nichts mit dir zu tun", versicherte er.
„Was für Gründe?"
I know. Dieses Ende wieder... Aber wie hat euch das Kapitel sonst gefallen? Er hat tatsächlich gesagt, dass er sie mag. Klingt nach einem Fortschritt, oder? Glaubt ihr, es war ein Fehler, ihm zu zeigen, dass sie verliebt in ihn ist? Und was glaubt ihr, könnten seine Gründe sein? Ich bin gespannt :)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top