03 | Party mit Folgen

Meine Süßen, ich wünsche euch viel Spaß mit dem 3. Kapitel. Es wird turbulent 😅

Die Dunkelhaarige machte ein paar Schritte auf Nika zu, blieb dann schließlich vor ihr stehen. Ob Nora wusste, dass sie gerade mit ihrem Leben spielte? Nika schaute in ihr völlig zugekleistertes Gesicht. Schade, dass Blicke nicht töten konnten.

„Du bist die Ex von Nick, oder?"

Die Stimme der Dunkelhaarigen war so leise, dass Nika nicht einmal sicher war, ob sie überhaupt etwas gesagt hatte.

„Was hast du gesagt?", fragte sie provokant, obwohl sie ihr Gegenüber gut verstanden hatte. Das Blut rauschte bereits so laut in ihren Ohren, dass es sogar die Musik und Maxwells Gequatsche übertönte, und ihre Finger begannen nervös zu kribbeln.

„Ich hab nicht gewusst, dass-"

„Du willst mir sagen, du wusstest nicht, dass der Mann, den du fickst, eine Freundin hatte? Und die ganzen Fotos in unserer Wohnung sind dir auch nicht aufgefallen, oder was?!", fiel Nika ihr aufgebracht ins Wort. Sie war inzwischen aufgestanden und hatte ihre Hände zu Fäusten geballt. Alle Augen waren auf sie gerichtet.

„Ich weiß, es war nicht cool, aber ganz ehrlich: Du solltest froh sein, dass du das Arschloch los bist, nach dem, was der mit dir abgezogen hat."

Meinte Nora das ernst? Schließlich hatte er Nika überhaupt nur wegen ihr betrogen. Sie konnte ihre Wut nicht länger kontrollieren. Der Schlag ins Gesicht, den sie Nora verpasste, war so heftig, dass die Dunkelhaarige das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging. Plötzlich schlang John seine Arme um sie und zog Nika ein Stück weg. Die wasserstoffblonde Freundin half dem Miststück besorgt wieder auf, bevor sie sich mit einem anklagenden Blick an Nika wandte. „Bist du völlig bescheuert?"

„Vielleicht hätte sie besser mit deinem Freund geschlafen", erwiderte Nika beißend, während John sie in Richtung Tür drängte. Die Hitze in ihrem Körper war beinah unerträglich.

„Willst du diese Gestörte nicht rauswerfen?!", fragte die Blondine Maxwell erwartungsvoll. Nika schnappte nach Luft. „Das Flittchen hat mit meinem Ex geschlafen! Wenn hier jemand geht, dann ja wohl die!"

„Scheiß auf die Schlampe", murmelte John, dann brachte er sie in die Küche. Dort lehnte Nika sich schwer seufzend an die Anrichte. John musterte sie aufmerksam. Währenddessen spielte sich im Wohnzimmer eine kurze Diskussion zwischen Maxwell und den beiden Mädchen ab, die kurz darauf wutentbrannt die Wohnung verließen. Nika atmete erleichtert auf. Doch sie brauchte noch etwas Zeit, sich zu beruhigen, bevor sie wieder zu den anderen zurückkehren konnte.

Sie hatte nicht gedacht, dass sie sich nach wie vor dermaßen in Nicks Seitensprung hineinsteigern konnte. Ihn mit diesem Mädchen in flagranti zu erwischen, hatte ihr das Herz gebrochen, doch mittlerweile empfand sie nur noch Gleichgültigkeit für Nick. Sie hatte längst mit ihm abgeschlossen; in dem Augenblick, in dem sie ihn verlassen hatte, hatte sie das Kapitel für sich beendet und seitdem nie wieder zurückgeschaut. Trotzdem hatte es eine unerwartet große Wut in ihr ausgelöst, dieses Mädchen heute wiederzusehen. Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso eine Frau bewusst mit einem vergebenen Mann schlief.

„Oh man", seufzte sie, als sie realisierte, dass sie tatsächlich die Kontrolle verloren hatte, und strich sich mit beiden Händen die Haare nach hinten.

John grinste süffisant.

„Ich fand's lustig", sagte er. „Sie ist mit nur einem Punch zu Boden gegangen. Vor dir muss man sich wirklich in Acht nehmen."

„Sie hat einfach mit dem falschen Mann geschlafen", erwiderte sie kühl.

„Vor mir musst du dich nicht rechtfertigen. Alles cool", versicherte er. „Ich geh kurz pissen."

Nika blieb allein zurück und schaute ihm kurz nachdenklich hinterher. Hätte sie auch mit weniger Alkohol im Blut die Beherrschung verloren? Ja. Ganz bestimmt sogar.

Wieder drängten sich die unschönen Bilder in ihr Gedächtnis zurück. Doch statt sie erneut zu betrachten, verdrängte sie diese mit einem Kopfschütteln. Sie brauchte vielleicht noch mehr Alkohol. Also wandte sie sich dem Kühlschrank zu und öffnete die Tür. Sie zog eine enttäuschte Grimasse, nahm trotzdem ein paar Flaschen heraus und stieß die Tür mit dem Ellbogen wieder zu.

Als sie Marten unmittelbar neben sich stehen sah, erschrak sie. Sie hatte ihn nicht kommen hören. Unglaublich, dass ein Typ wie er sich tatsächlich anschleichen konnte. Sie erschauderte, als sein distanzierter Blick auf sie fiel. Er betrachtete die Flaschen, die sie auf der Anrichte abstellte, dann schüttelte er den Kopf und nahm eine weitere Flasche aus dem Kühlschrank. Anschließend nahm er ein Glas aus dem Schrank, kippte aus jeder Flasche etwas hinein und hielt ihr das Glas entgegen.

„Hier, trink das."

Sein Blick war so durchdringend, dass er ein mulmiges Gefühl in ihr auslöste.

„Was ist das?", fragte sie neugierig und roch daran, nahm ihm dann jedoch das Glas aus der Hand. „Ist gut für die Nerven. Du siehst gerade so aus, als könntest du das gebrauchen."

Nikas Finger streiften seine kurz und sie versuchte, das Kribbeln in ihren Fingerspitzen zu ignorieren. Er schaute in ihre Augen, als sie das Glas an ihre Lippen setzte. Sie nahm einen ersten Schluck. Selbst jetzt hielt er seinen Blick in ihre Augen gerichtet und das Kribbeln ihrer Finger breitete sich in ihrem gesamten Körper aus. Was auch immer sie da gerade trank, es schmeckte fruchtig-bitter.

Als sie seinen penetranten Blick nicht mehr aushielt, senkte sie ihren eigenen und trank einen weiteren Schluck. Es tat gut, ihre Wut in Alkohol zu ertränken.

„Danke", sagte sie.

„Nichts zu danken", erwiderte er, nach wie vor seltsam distanziert.

Wie konnte ein Mann gleichzeitig so eindringlich auf sie herabschauen, sie andererseits so auf Distanz halten? Er reizte sie; sein bedrohliches äußeres Erscheinungsbild, sein kühler Blick, die ganze Aura, die ihn umgab. Als er sich noch immer nicht bewegte, schaute sie von seiner Brust auf in sein Gesicht und blieb an seinen geheimnisvoll funkelnden Augen kleben. Ihr Herz schlug schneller, doch diesmal hielt sie seinem eindringlichen Blick stand. Er bewegte sich nicht, schaute einfach nur auf sie herab und schien abzuwarten, was sie als Nächstes tun würde. Seine geheimnisvolle Aura ließ sie ihre Enttäuschung über Nicks Verrat an ihrer langjährigen Beziehung und die Wut über dieses Mädchen verblassen. Sie brauchte Nick nicht. Es gab noch andere Männer auf der Welt; viel attraktivere, wie das Exemplar vor ihr eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Seit ihrer Trennung von Nick hatte sie sich von anderen Männern ferngehalten. Keiner hatte es geschafft, ihr Interesse zu wecken – keiner bis auf Marten.

Sie wusste nicht, wieso sie es tat; vielleicht wollte sie einfach nur die Gedanken rund um Nick vertreiben oder sich beweisen, dass sie auch für andere Männer attraktiv war. Vielleicht sprach aber auch einfach nur der Alkohol aus ihr, als sie all ihren Mut zusammennahm und ihre Hand in seinen Nacken legte. Er ließ es geschehen, hielt seinen Blick starr auf sie gerichtet, bewegte sich jedoch nicht. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich ihm entgegenreckte und ihre Lippen auf seine drückte. Sofort brannten sie wie Feuer. Als sie merkte, dass er den Kuss nicht erwiderte, wich sie beschämt zurück und senkte ihren Blick. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?

„Sorry", murmelte sie und stürmte unangenehm berührt aus der Küche. Sie brauchte eine Auszeit, um wieder klar zu denken. Bis in den Flur schaffte sie es ohne Probleme, dann jedoch war sie nicht sicher, wo nochmal das Bad und wo das Schlafzimmer war. Kurzerhand stieß sie die erste Tür auf, doch als sie Maxwell mit heruntergelassener Hose vor der Toilette stehen sah, schlug sie schnell ihre Hände vors Gesicht.

„Fuck, Maxwell! Schließ doch ab, man!"

Sie warf hektisch die Tür hinter sich zu, dann suchte sie das Schlafzimmer. Dort sank sie schwer seufzend auf Maxwells Bett und ordnete ihre ganzen wirren Gedanken.

„Alles okay?"

Nika fuhr überrascht zu Maxwell herum. Sie hatte nicht bemerkt, dass er ihr gefolgt war.

„Ja, klar", sagte sie schnell und strich durch ihre Haare.

„Tut mir leid, war echt ein dummer Zufall."

„Du kannst nichts dafür, dass sie so ein Flittchen ist", erwiderte sie und lächelte. Eine ganze Weile saßen sie schweigend nebeneinander, doch sie musste nicht reden. Es reichte, dass er bei ihr war, damit sie sich beruhigen konnte.

„Kommst du wieder mit rüber?", fragte er irgendwann, als sie sich wieder gesammelt hatte.

So lang sie nicht wieder mit Marten allein war und er diese seltsame Macht über sie ausüben konnte, war Ablenkung sicher besser, als allein zuhause herumzusitzen. Also nickte sie lächelnd, dann standen sie auf und kehrten zu den anderen ins Wohnzimmer zurück. Sie versuchte, den Kontakt zu Marten nach ihrer peinlichen Aktion zu vermeiden, und unterhielt sich stattdessen mit John, Joe und Maxwells anderen Freunden, bis schließlich so nach und nach alle Gäste verschwanden. Als Nika sich ein Taxi organisierte, schenkte Marten ihr kurz seine Aufmerksamkeit.

„Wozu? Ich hau auch jetzt ab", sagte er.

„Du hast getrunken", gab sie zurück und schaute in seine leicht geröteten Augen.

„Nicht viel", protestierte er, „Das geht schon."

„Und geraucht."

Marten verdrehte die Augen.

„Dann nimm dir ein Taxi", knurrte er gereizt.

„Was ist dein Problem?", fragte sie.

Er warf ihr einen kühlen Blick zu. Es war offensichtlich, dass es ihm nicht gefiel, dass sie ihn damit konfrontierte. Er ignorierte ihre Frage, verabschiedete sich stattdessen von den anderen Jungs. Dann warf er ihr einen letzten, prüfenden Blick zu.

„Fährst du jetzt mit mir zurück oder nicht?"

Nika biss sich auf die Zunge. Er wirkte, abgesehen von seiner Laune, ganz normal; kein bisschen betrunken. Er war ein Mann. Er vertrug auch mehr als sie. Sein durchbohrender Blick schüchterte sie nahezu ein. Sie traute sich nicht, ihm erneut zu widersprechen. Also verabschiedete auch sie sich von Maxwell und seinen Freunden und folgte Marten zum Wagen.

Die Fahrt verlief schweigsam. Er lenkte den Mercedes mit einem angespannten Gesichtsausdruck durch den Verkehr und würdigte sie keines Blickes. Ihr war seine bedrohliche Aura derart unangenehm, dass sie sogar darüber nachdachte, an einer der vielen roten Ampeln doch noch aus dem Wagen zu steigen und sich ein Taxi zu bestellen.

„Ich kann es nicht leiden, wenn man mir vor anderen widerspricht", stellte er plötzlich klar.

Nika stieß einen verächtlichen Laut aus.

„Und ich kann es nicht leiden, blöd angemacht zu werden."

„Hab ich nicht", stellte er klar.

„Dann nimm dir ein Taxi", äffte sie ihn nach.

Er warf ihr einen flüchtigen, düsteren Seitenblick zu.

„Ich hasse Diskussionen", erklärte er.

„Ich hab es nur gut gemeint", sagte sie.

„Hat mich genervt", gab er zurück.

„Wow, du bist echt ein Sonnenschein", murmelte Nika, bevor sie ihren Blick aus dem Fenster wandte. Das Schamgefühl über ihren missglückten Annäherungsversuch rückte in den Hintergrund. Wenn er wirklich so ein Arschloch war, war sie froh, dass er nicht darauf eingegangen war. Vielmehr ärgerte sie sich darüber, es überhaupt probiert zu haben. Sie versuchte, sich an die schönen Dinge des Abends zu erinnern, die lustigen Stunden mit den Jungs.

Sie spürte Martens Blick in ihrem Rücken, als sie vor ihm die Treppe hinauflief. Sie war noch immer nicht nüchtern und hoffte, dass sie nicht ausgerechnet jetzt stolperte. Obwohl er sich so ätzend verhielt, fuhr sie vor ihrer Wohnungstür zu ihm herum. Ausgerechnet jetzt erlosch das Licht im Flur. Blöderweise befand sich der Lichtschalter hinter ihm.

„Danke, dass du mich mitgenommen hast", sagte sie.

„Schon okay", murmelte er mürrisch.

„Gott, das hält ja kein Mensch aus!", platzte es aus ihr heraus, bevor sie sich von ihm abwandte und mit dem Wohnungsschlüssel das Schloss suchte. Sie erschrak, als Marten ihr Handgelenk fest umfasste und sie unsanft herumwirbelte. Sie wollte protestieren, ihm eine Ansage machen, doch seine in der Dunkelheit geheimnisvoll funkelnden Augen brachten sie zum Schweigen.

Ja, ich weiß. Mieser Cliffhanger. Hoffe, ihr mögt das Kapitel trotzdem 😂 nein, ehrlich. Wie hat es euch gefallen? Bin gespannt.

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