Chapter 2
für Julemxrxa
Wie sonst auch fuhren wir am nächsten Morgen zusammen zum Training, dieses Mal mit Kais Auto. Damit es allerdings nicht auffiel stieg mein Freund meistens als erster aus und machte sich auf den Weg in die Kabine, während ich noch ein paar Minuten im Auto wartete, bevor ich ebenfalls ausstieg. ,,Julian, gut dass du endlich hier bist" fing mich der Trainer auf den Weg zur Kabine ab und zog mich ein Stück zur Seite, ,,Herr Carro und Herr Rolfes erwarten dich in dem Büro des Geschäftsführers."
,,Wieso?" erkundigte ich mich perplex. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung und dem Sportdirektor im Büro des Geschäftsführers, der vermutlich auch dabei war, war nicht geplant... zumal ich nichts angestellt oder aufgefressen hatte, weshalb ich ins Büro gerufen werden sollte, etwa nicht?
,,Ich weiß es nicht genau. Sie haben mich gebeten euch vom Training freizustellen. Mach dir keine Sorgen, es wird sicherlich nichts Schlimmes sein. Wenn ihr früh fertig seid, dann kommt regulär zur Einheit dazu oder arbeitet im Kraftraum" entgegnete unser Trainer Herr Bosz.
Bevor ich nachhaken konnte, wen er mit ,,euch" meinte, war er genauso schnell weg, wie er gekommen war. Mit einem mulmigen Gefühl drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zu dem Büro unseres Präsidenten. Nur ein zwei Mal war ich bisher dort gewesen, als ich meinen Vertrag bei Bayer Leverkusen unterschrieben und verlängert hatte. Normalerweise war das auch der einzige Grund, weshalb man sein Büro betreten würde. Aber da mein Vertrag noch einige Jahre lief und ich nicht der einzige war, der in sein Büro gerufen wurde, musste es scheinbar einen anderen Grund haben, weshalb sie mit mir sprechen wollten. ,,Pini, was machst du hier?" fragte ich verwirrt, als ich meinen Berater vor der Tür des Büros sah. In was für einen Film war ich hier gelandet?
,,Ich wurde von den Verantwortlichen angerufen. Sie meinten, dass wir etwas zu besprechen hätten und ich herkommen soll. Also, lass uns herausfinden, was Sache ist" erklärte er und zog mich in eine kurze Umarmung. Er klopfte an die Tür, die uns wenig später von dem Herrn Völler persönlich geöffnet würde.
,,Herr Zahavi, Julian, kommen Sie herein und setzen Sie sich. Wir scheinen endlich vollzählig zu sein" begrüßte er uns und öffnete die Tür weiter.
Während mein Berater eintrat, blieb ich wie angewurzelt stehen, als ich Kai sah, der neben seinem Berater saß und mich gequält ansah. Das verhieß absolut nichts Gutes... ,,Julian, setz dich doch" forderte mich unser Geschäftsführer nochmal auf. Der einzige Platz, der noch frei war, war neben Kai. Somit saß ich nun an dem Tisch, an dem normalerweise die Vertragsverhandlungen stattfanden, rechts von mir mein Berater und links von mir mein Freund, dessen Berater ebenfalls neben ihm saß. Gegenüber von uns nahmen unsere Club-Bosse Platz, Herr Carro, Herr Rolfes und in der Mitte Herr Völler.
,,Zu allererst einmal: herzlich willkommen. Vielen Dank, dass Sie das spontane Meeting einrichten konnten und erschienen sind. Bevor wir zu viel Zeit verschwenden, reden wir nicht lange drum herum und kommen direkt zum Punkt" fing unser Vorsitzender der Geschäftsleitung, Herr Carro an und nickte unserem Sportdirektor zu.
,,Gestern habe ich ein Video von einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes bekommen, was... am besten sehen Sie es sich selbst an" fuhr Herr Rolfes fort. Er öffnete einen Laptop, der vor ihm lag, und schob ihn zu uns, nachdem er eine Datei geöffnet hatte. Ein Video wurde abgespielt, was von der Überwachungskamera in einem Fahrstuhl aufgenommen wurde. Wissend, welche Szene gleich abgespielt werden würde, schloss ich für einen kurzen Moment die Augen. Nein, nein, nein, wie konnten wir gestern nur so unvorsichtig sein?
Alle im Büro verfolgten, wie Kai und ich den Fahrstuhl betraten. Als wir eine Weile geredet haben, zog ich ihn zu mir und er schlang seine Arme um meinen Hals. Wenige Minuten später legte ich meine Lippen auf seine und damit war das Geheimnis, was wir seit 8 Monaten mit uns herumtrugen, aufgeflogen. Ich fuhr mir übers Gesicht und wollte den Blick meines Beraters ebenso wenig wie den von unseren Club-Bossen sehen. Bitte, ließ das alles nur Traum sein. ,,Um das einmal klar zustellen: wir sind nicht homophob und tolerieren alle sexuellen Orientierungen" stellte Herr Rolfes klar und klappte seinen Laptop zu, ,,aber wir sind uns einig, dass nicht alle Menschen so denken und Homosexualität im Sport, gerade im Fußball, ein schwieriges Thema ist."
,,W-wir hatten nicht vor das öffentlich zu machen oder jemanden davon zu erzählen" kam es von einer zitternden Stimme neben mir. Ich sah zu Kai, welchem die Situation ebenfalls mehr als unangenehm war und ich meinte ein wenig Angst in seinen Augen erkennen zu können. Es zerbrach mir das Herz ihn so verängstigt und eingeschüchtert zusehen.
,,Kai, diese Entscheidung habt ihr aus einem bestimmten Grund getroffen, nicht wahr? Ihr wisst beide, dass das eurer Karriere erheblich schaden könnte, wenn das an die Öffentlichkeit kommt" kam es einfühlsam von unserem Sportdirektor.
,,Wir sind dafür zuständig, dass das nicht passiert" mischte sich nun Pini ins Gespräch ein, ,,wo ist der Mitarbeiter, der Ihnen das Video gegeben hat?"
,,Der macht weiterhin seine Arbeit und hat eine Schweigepflichterklärung unterzeichnet. Er wird nichts sagen" versicherte uns Herr Rolfes und überreichte Pini ein Dokument, was vermutlich die Erklärung war.
,,Sehr gut, haben Sie ebenfalls eine Erklärung unterschrieben? Um sicher zu gehen, dass die Sache unter uns bleibt" wollte Pini wissen und gab das Dokument an Kais Berater weiter, der sich den Vertrag genauso sorgfältig durchlas.
,,Wir werden eine Erklärung unterschreiben, sobald Julian und Kai dieses Dokument unterschreiben" meldete sich nun unser Geschäftsführer zu Wort und hielt meinem Berater eine schwarze Mappe entgegen.
Misstrauisch nahm er sie entgegen und begann zu lesen, doch brach nach kurzer Zeit ab und blickte irritiert zu unseren Club-Bossen:,,Ich verstehe den letzten Absatz nicht ganz. Julian Brandt und Kai Havertz dürfen kein romantisches Verhältnis miteinander eingehen. Ihnen ist es untersagt sich außerhalb der Trainingszeit, Team-Meetings, Spielen oder Presseterminen zutreffen."
,,Was?!" platzte es nun entsetzt aus mir heraus, ,,das können Sie nicht ernst meinen!" Womit nahmen die Verantwortlichen sich das Recht über unsere Beziehung und Zukunft zu entscheiden?
,,Julian, wir wollen dich beschützen. Wenn euch Journalisten oder Paparazzo auf der Straße sehen und ihr wieder einmal nicht aufpasst, kann das schlimm enden. Stellt euch vor, dass andere Menschen solche Videos oder Bilder in die Hände bekommen. Die werden euch sicherlich keine Verträge anbieten, die euch schützen, sondern die Bilder an Zeitungen teuer verkaufen. So ist es am besten für euch" erläuterte Herr Völler ihr Vorhaben, was mich zum Kopfschütteln brachte. Das einzige, woran sie dachten, war der Club.
,,Ist es das Beste für uns, oder für den Club?" fragte Kai, als hätte er meine Gedanken gelesen.
,,Wie lange haben wir Zeit, um über das Angebot nachzudenken?" erkundigte sich Pini.
,,Spinnst du? Du denkst doch nicht im Ernst darüber nach das anzunehmen!" fuhr ich meinen Berater fassungslos an. Ich würde mich nicht von Kai trennen, weil die Verantwortlichen meinten, dass es so besser wäre.
,,Zwei Wochen, dann sehen wir weiter" gab Herr Carro gelassen zurück.
,,Vielen Dank" entgegnete mein Berater mit einem leichten Lächeln und schloss die schwarze Mappe. Sprach ich etwa koreanisch, sodass er mich nicht verstand?
,,Pini!" rief ich wütend und sprang auf. In der Vergangenheit waren wir immer einer Meinung gewesen und egal, worum es ging, er hatte mich unterstützt. Doch das, was er diesmal vorhatte, hatte nichts mit dem Fußball zu tun, sondern mit meinem Privatleben. Mir dort Ratschläge zu geben oder sich in meine Beziehungen mit einzumischen, gehörte definitiv nicht zu seinen Aufgaben.
,,Entschuldigen Sie uns bitte? Ich habe etwas mit meinem Klienten zu besprechen" verabschiedete er sich von den Club-Bossen und Kais Berater, die das mit einem verständnisvollen Nicken quittierten. Er nahm die Mappe vom Tisch und schob mich zur Tür.
,,Ich werde den Scheiß nicht unterschreiben!" stellte ich direkt klar, als wir alleine im Flur standen.
Pini fuhr sich angestrengt durch die Haare und seufzte:,,Du riskierst deine Karriere, wenn du das Ding nicht unterschreibst. Willst du das etwa? Alles aufgeben, was du dir bis jetzt erarbeitet hast?"
,,Nein, aber du kannst mir nicht verbieten mich mit Kai zutreffen. Ich liebe ihn wirklich" entgegnete ich verzweifelt. Meine Karriere war mir wichtig, aber die Person, die ich liebte, eben auch. Ich wollte mich nicht zwischen den beiden entscheiden.
,,Das mag sein, aber eure Beziehung ist ein zu großes Risiko für euch. Wenn das an die Presse kommt, löst das einen riesigen Aufschrei aus" erklärte mir mein Berater und hörte sich fast so an wie die Club-Bosse.
,,Wir wollten nie, dass das irgendjemand erfährt und waren immer vorsichtig. Ich verspreche dir, dass wir noch vorsichtiger sein werden" beteuerte ich flehend.
,,Das versprichst du mir? Die ganze Zeit erzählst du mir, dass ihr aufgepasst habt, aber letztendlich seid ihr durch einen Fehler, eine Unachtsamkeit doch aufgeflogen. Es funktioniert nicht, Julian und das musst du endlich einsehen" forderte er mich streng auf.
,,Tu mir das nicht an, bitte. Ich kann mir ein Leben ohne Kai nicht vorstellen" murmelte ich und spürte wie mir langsam die Tränen in die Augen stiegen. Allein schon die Vorstellung, dass ich nicht mehr anständig mit ihm reden, in seiner Nähe sein oder ihn außerhalb des Teams sehen durfte, tat höllisch weh.
,,Wer redet von einem Leben ohne ihn? Ihr seht euch innerhalb des Teams oder in der Nationalmannschaft trotzdem noch" erwiderte er nun wieder ruhiger.
,,Ach ja? Und wie wird das nach euren Wünschen aussehen? Ich stehe am Anfang des Raumes und er am Ende?" hakte ich frustriert nach und konnte nur noch mit Mühe die Tränen zurückhalten, ,,das ist nicht fair."
,,Das ist es definitiv nicht, aber du musst das beenden und den Vertrag unterschreiben, Kleiner. Es ist die einzig richtige Entscheidung" wiederholte sich Pini und klag nun vollkommen wie einer der Verantwortlichen, ,,bist du mit dem Auto hier?"
Ich schüttelte bedrückt den Kopf. Immerhin waren wir diesmal mit Kais Auto hierhergefahren. ,,Dann komm, ich fahre dich nach Hause. Du musst das alles erstmal verdauen" lächelte mein Berater und legte mir aufmunternd einen Arm um die Schulter, bevor wir uns auf den Weg zu seinem Auto machten.
Hoffe er gefällt dir c:
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top