Chapter 2 [Julian]

,,Sehr schön, meine Kleine" lächelte ich Freya beeindruckt an, ehe ich mich ihrer Zwillingsschwester widmete und einen neue Karteikarte nahm, ,,Layla ist wieder dran. Was ist die Hauptstadt von Andalusien?"

Sie überlegte eine Weile, bis sie ihr Müsli runterschluckte:,,Das muss Sevilla sein!"

,,Es ist Sevilla" stimmte ich zu. Wie jeden Morgen saß ich mit meinen beiden Töchtern am Frühstückstisch und wartete darauf, dass sie aufaßen und ich sie zur Grundschule fahren konnte. Anschließend würde ich mich selbst auf den Weg zur Arbeit machen und sie danach wieder abholen, wenn Madison nicht schon früher Feierabend hatte. Seit Jahren war der Ablauf Routine und klappte mal besser, mal schlechter, je nachdem wie die Mädchen drauf waren.

,,Papa, ich fahre zur Schule" verkündete Ethan und steckte seinen Kopf durch die Küchentür. Seine weiterführende Schule lag nah an unserem Wohngebiet, sodass er jeden Tag mit seinen Freunden auf dem Fahrrad dorthin fahren konnte.

,,Viel Spaß, Gro... warte einen Moment. Wo ist dein Fahrradhelm?" erkundigte ich mich und musterte meinen Sohn prüfend.

,,Papa" seufzte der Elfjährige schwer, ,,der Helm sieht doof aus."

,,Er soll auch nicht gut aussehen, sondern deinen Kopf schützen. Setz ihn auf und dann kannst du losfahren" entgegnete ich strikt. Es war nicht das erste Mal, dass wir diese Diskussion führten und würde sicherlich auch nicht das letzte Mal sein.

Während Ethan die Augen verdrehte und aus der Tür lief, widmete ich mich wieder meinen Töchtern. Eine letzte Karte war von den Lernkarten, mit denen sie für den Sachunterricht die Regionen mit den dazugehörigen Hauptstädten Spaniens auswendig lernen sollten, übrig. ,,Gut, die letzte Karte ist für Freya. Was ist die Hauptstadt von Katalonien?"

,,Barcelona!" kam es wie aus der Pistole geschossen, was ich mit einem Schmunzeln erwiderte.

,,Sehr schön ihr zwei. Ihr konntet alle Städte" lobte ich die Zwillinge, die gleich darauf ein angeregtes Gespräch anfingen, aus dem ich mich zurückzog. Ich blickte auf die Uhr und konnte wirklich zufrieden sein. Ausnahmsweise waren wir heute nicht spät dran oder mussten uns abhetzen.

Ethan kam nach einigen Minuten wieder zu uns in die Küche und setzte vor meinen Augen den Fahrradhelm auf. Ich verabschiedete mich von ihm und wünschte ihm einen schönen Schultag, bevor er aus dem Haus ging und ich ihm aus dem Küchenfenster hinterher sehen konnte, wie er mit seinen zwei besten Freunden die Straße entlangfuhr. Nachdem Freya und Layla mit dem Essen fertig waren, holten sie ihre Taschen herunter und zogen ihre Jacken an, währenddessen ich das Geschirr wegstellte und die Küche ein wenig aufräumte. Pünktlich schloss ich die Haustür hinter uns zu und setzte mich mit den beiden ins Auto, ehe ich sie zur Schule fuhr.

,,Viel Glück bei euren Test" wünschte ich ihnen, als wir auf dem Parkplatz vor der Schule standen, ,,eure Mutter holt euch nach der Schule ab."

,,Ja, danke Papa" winkte Freya ab und war die erste, die aus dem Auto sprang.

,,Ich habe dich lieb, Papa. Bis nachher" gab Layla zurück und öffnete die Autotür.

,,Ich dich auch, Süße." Die Autotür schloss sich wieder und durch den Rückspiegel konnte ich sehen, wie die beiden enthusiastisch in die Schule liefen. Es war schön mit anzusehen, dass sie so viel Spaß in der Schule hatten und die Zeit genossen.

Als ich auf den Parkplatz stand und gerade den Motor starten wollte, um zum Trainingsgelände zufahren, hörte ich einen wohlbekannten Namen im Radio:

,,Das war Somewhere Only We Know von Keane. Bevor es gleich weitergeht, habe ich eine ganz besondere Ankündigung" erzählte der Moderator, ,,am Mittwochmorgen haben den ehemaligen Weltfußballer und Real Madrid Star Kai Havertz zu Gast in unserem Morning-Talk. Seid gespannt er wird mit uns über seine Heimkehr nach Madrid reden und hat uns versprochen etwas zu erzählen, was noch niemand von ihm weiß. Das solltet ihr nicht verpassen!"

Ich lehnte mich zurück und blickte aus dem Fenster, während ich der Musik lauschte, die wieder eingespielt wurde. Es war kaum zu glauben, dass Kai und ich nach 18 Jahren wieder in derselben Stadt lebten. Wir hatten uns all die Jahre nicht gesehen, gehört oder gesprochen. Zumindest bis Samstagabend. Auf einem einfachen La Liga Event hatte ich meine erste große Liebe ohne jegliche Vorwarnung wieder getroffen. Wenn ich sagen würde, dass ich es nicht schön fand ihn wiederzusehen und mich gefreut hatte, wäre es eine Lüge. Denn es war unglaublich.

Wir kamen direkt in ein Gespräch und verstanden uns genauso gut wie damals. Ich hatte das Gefühl, als hätte jemand die Zeit zurückgespült und es die Funkstille zwischen uns nie gegeben. Allzu gerne würde ich diesen Abend gerne wiederholen. Dieses Mal würde ich auch auf die hundert Liga Mitarbeiter, Trainer, Club Präsidenten und ehemaligen Spieler der verschiedenen Vereine verzichten.

Ob ich es wollte oder nicht, ich konnte nicht abstreiten, dass ich Kai vermisst hatte. Auch wenn mir das erst auf dem La Liga Event wieder bewusstwurde. Ich kramte mein Handy aus der Tasche und entsperrte es, als ich es gefunden hatte. Dann ging ich aufs Kais neue Nummer, die er mir am Samstag mit einem breiten Grinsen gegeben hatte, und schrieb eine Nachricht:

Hey 😊 es war schön dich Samstagabend wiederzusehen. Ich habe es vermisst stundenlang mit dir über Gott und die Welt zureden. Hättest du Lust auf ein weiteres Treffen, diesmal nur wir beide?

Ich zögerte, löschte einige Worte und tippte neue ein, wechselte den Emoji so oft, dass ich zum Schluss doch wieder beim ersten angekommen war. Wann war es so schwer geworden jemanden nach einem einfachen belanglosen Treffen zu fragen? Letztendlich schickte ich die Nachricht ab und steckte mein Handy wieder die Tasche. Hoffentlich wollte er mich überhaupt genauso sehr wiedersehen wie ich ihn.

Bevor ich den Motor nun endlich startete und meinen Wagen auf die Straße lenkte, atmete ich tief durch. Vorerst musste ich Kai und die alten Erinnerungen aus Leverkusen aus meinem Kopf verbannen. Von nun an stand die U19-Mannschaft von Atletico im Vordergrund, die Saúl und ich seit einem Jahr trainierten.

Beim Trainingsgelände angekommen, stellte ich mein Auto auf meinen privaten Parkplatz neben Saúls Auto ab. Mein Trainerkollege und bester Freund war also schon da. Ich machte mich direkt auf den Weg in unser Büro, da wir ohnehin noch einige Dinge zum Team besprechen und die nächste Trainingseinheit durchgehen mussten, bevor die Jungs kamen.

,,Guten Morgen" begrüßte mich der Spanier, als ich die Bürotür öffnete. Er saß an seinem Schreibtisch, der gegenüber von meinem stand und nippte an seinem Kaffeebecher.

,,Morgen" erwiderte ich lächelnd und setzte mich auf meinen Bürostuhl. Meine Tasche stellte ich auf dem Boden ab und begann das Papierchaos zu sortieren, welches ich gestern hinterlassen hatte. Zwar machte mir mein Job sehr viel Spaß und ich würde ihn gegen nichts eintauschen wollen, doch das viele Papier und das ständige Sortieren, Einordnen oder Abheften nervte. ,,Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?"

,,Ja, aber schlechte Neuigkeiten. Samuel hat sich verletzt" informierte mich Saúl.

Mein Kopf schellte zu Saúl und irritiert blickte ich ihn an. Wir hatten den Jungs gestern frei gegeben, sodass sie sich am Sonntag einen Ruhetag gönnen konnten, nachdem sie am Samstagmittag ein anstrengendes Spiel hatten. ,,Sam? Hatte er sich im letzten Spiel verletzt?"

,,Nein, er war gestern joggen und ist in ein Schlagloch gelaufen. Dabei ist er umgeknickt" klärte mich Saúl auf.

,,Soll das ein Scherz sein? Wie lange fällt er aus?" wollte ich wissen, während ich weitere Zettel abheftete. Irgendwelche Verletzungen konnten wir gerade zum Saisonstart am wenigsten gebrauchen.

,,Das ist noch nicht klar. Er erhält heute die ersten Ergebnisse und sie machen noch weitere Test."

,,Wie gut, dass wir um die 10 Stürmer in unserer Mannschaft haben und diese Verletzung super verkraften können" murmelte ich ironisch und verstaute die Mappe mit den eingehefteten Blättern in einer Schublade. Nun widmete ich mich meiner Tasche, holte meinen kleinen Laptop und mein Handy heraus.

,,Das habe ich mir auch gedacht. Ángel wäre bereit uns seine zwei besten Stürmer hochzuschicken, wenn wir sie wirklich brauchen. Hier, er hat mir ihre Mappen gegeben." Saúl hielt mir zwei Akten hin, die ich dankend annahm. Jeder Jugendspieler hatte seine eigene Mappe, in der wir seine Entwicklungsschritte festhielten oder Verletzungen und Leihen eintrugen.

Ángel war der Trainer von Atleticos U17 Mannschaft. Schon oft hatten wir kooperiert und uns ausgetauscht. Immerhin würden wir seine Schützlinge irgendwann übernehmen, wenn sie alt genug waren. Ich las mir die Berichte beider Spieler durch und begann zu grübeln:,,Wie wäre es, wenn wir beide zum Training einladen, um sie uns genauer anzusehen."

,,Wäre wohl am sinnvollsten. Ángel lässt nur ausrichten, dass er uns einen Kopf kürzer macht, wenn wir einer der beiden oder sogar beide hochholen und sie auf der Bank versauern lassen" fügte Saúl grinsend hinzu und widmete sich schließlich wieder seinen Zetteln vor sich. Sie sahen nach Statistiken aus.

,,Dann sollten wir uns schnell entscheiden" schmunzelte ich und schob die Mappen beiseite. Keiner wollte Stress mit Ángel haben. Auch wenn er freundlich und unscheinbar wirkte, konnte der Argentinier sehr aufbrausend und emotional sein.

Ich klappte meinen Laptop auf und meldete mich an. Als ich die Datei anklicken wollte, in der unsere wichtigsten Notizen zum Training standen, vibrierte auf einmal mein Handy. Ich warf einen Blick auf mein Display und musste direkt Lächeln, als ich sah, dass eine Nachricht von Kai erschien:

Geht mir genauso. Ein weiteres Treffen hört sich gut an🙈

•••

Oh mein Gott, habe ich es wirklich geschafft dieses Buch weiterzuschreiben?

Scheint so🤫 ich habe einige Dinge verändert und die Story nimmt einen anderen Verlauf, als sie eigentlich sollte, aber ich hoffe, dass sie euch trotzdem gefallen wird.

Lasst gerne Feedback da. Nächste Woche kommt ein neues Kapitel.

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.💖

Lg. T.

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