Chapter 1 [Kai]

,,Wir kommen sowas von zu spät und das ist allein eure Schuld! Ich habe euch gesagt, wann ich euch abhole und ihr wart nicht fertig" hielt Kylian uns vor, während er mit seinem schwarzen Lamborghini die Straßen entlang raste auf dem Weg zur Zentrale der LaLiga. Dort würde heute ein ,,super wichtiges Marketingevent" -wie es unser Vereinspräsident nannte- stattfinden. Möglicherweise nahmen wir alle das ganze nicht so ernst, wie wir sollten, und hatten uns beim Fertigmachen ziemlich viel Zeit gelassen.

,,Beruhig dich, wir sind gut in der Zeit" winkte ich ab und Stütze meinen Arm an der Fensterscheibe ab.

,,Wir sind gut in der Zeit?" wiederholte der Franzose fassungslos meine Worte, ,,es ist 20:15 Uhr und wir sollten um 20 Uhr da sein. In wie weit sind wir ,,gut in der Zeit"? Zizou wird uns umbringen..."

Ich warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und sah wie sowohl Marco als auch Fede sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnten. Auch wenn Kylian vermutlich recht hatte, steigerte er sich viel zu sehr rein. ,,Wir sind doch fast da. Du kannst dich entspannen" versuchte nun Fede ihn zu beruhigen, was nach hinten losging.

,,Vergiss es, was ist daran so schwer einmal pünktlich zu sein? Ich stand um Viertel nach Sieben bei euch vor der Villa, wie abgemacht, und ihr habt eine halbe Stunde länger gebraucht" murrte unser Fahrer, während er an einer Ampel stehen blieb und uns einen vorwurfsvollen Blick schenkte.

,,Ich war schon um 19:30 Uhr fertig! Nur Kai hat so lange im Bad gebraucht" verteidigte sich Fede, mein bester Freund und Mitbewohner. Als ich das erste Mal in der Kabine von Real Madrid war, kam er direkt auf mich zu und hat mir enorm bei der Eingewöhnung geholfen. Trotz meines Wechsels einige Jahre später blieb unsere Freundschaft bestehen und verfestigte sich über die Jahre hinweg.

,,Das ist nicht wahr! So lange habe ich nun auch nicht gebraucht" protestierte ich und deutete auf die Rückbank zu Marco, ,,außerdem hat Marco am längsten gebraucht. Unseretwegen hatte er schon eine halbe Stunde länger, um sich fertigzumachen, aber er brauchte noch mehr Zeit."

,,Danke für deine Unterstützung Kai" murmelte der Spanier und trat einmal leicht gegen meinen Sitz.

Bevor ich mich dafür rächen konnte, klingelte auf einmal mein Handy. Ich angelte es aus der Tasche und blickte auf Display:,,Leute, wir sind tot. Das ist Zizou."

,,Lass es einfach klingeln und geh nicht dran. Wir sind jetzt sowieso da" schlug Kylian vor und brachte sein Auto auf einen der letzten freien Parkplätze zum Stehen. Er stellte den Wagen ab und wir begannen uns abzuschnallen.

,,Wenn wir schon da sind, kannst du auch rangehen. Er weiß ja nicht, dass wir erst jetzt gekommen sind" meinte Marco und schlug die Autotür auf seiner Seite zu.

,,Und ob er das weiß" hörte man auf einmal eine strenge dunkle Stimme. Direkt hatten wir alle diese unverwechselbare Stimme erkannt und blickten zu der Gestalt, die nun auf Kylians Auto zukam.

,,Wir können das erklären!" schwor Fede, doch wurde von Zidane mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht.

,,Ich will absolut nichts hören" stellte er klar und verschränkte die Arme vor der Brust, ,,ich kenne euch schon über 10 Jahre und habe euch auf den Weg eurer Karriere begleitet. Immer wieder habe ich euch gezeigt, wie es bei Real zugeht und euch alles gelehrt, was ich konnte. Wie ich sehe hat meine Arbeit absolut keine Früchte getragen. Ihr seid weder 20 Jahre alt, noch neu in unserem Club. Als ich euch anboten habe den Club zu repräsentieren, mit dem ihr alle erfolgreich war, der euch endgültig zu Stars und Titelträgern gemacht hat, habe euch mehr als deutlich gemacht, was ich von euch erwarte. Disziplin und Engagement, dazu gehören auch Pünktlichkeit und Sorgfältigkeit."

Wenn einer Dinge auf den Punkt bringen und andere zurechtweisen konnte, war es wohl Zinédine Zidane, einer der erfolgreichsten Spieler und Trainier, die Real hervorgebracht hat, sowie seit 2030 Präsident des Clubs. Unter ihm hatten wir das Tripel aus Champions League, Liga und Pokal geholt, als wir alle vier noch bei Real Madrid gespielt hatten. Er pflegte eine gute und nah stehende Beziehung zu seinen Spielern, mit der man dennoch auf professioneller Ebene zusammen arbeiten konnte. Mit Herz und Seele übte er seinen Beruf jeden Tag aus und man merkte deutlich, dass er jeden Spieler helfen wollte, groß rauszukommen. Das einzige, was er jemals dafür gefordert hat, war Fleiß und einen starken Willen. ,,Wenn ihr etwas wollt, dann könnt ihr es erreichen. Mögen die Hindernisse noch so groß sein, ich werde euch unterstützen und Helfen. Aber ohne euren Willen können wir nicht arbeiten und eure Karrieren nicht aufbauen" hatte er uns immer wieder auf unserem Weg mitgegeben.

Seine Ansage hatte uns deutlich gemacht, dass wir unseren Job erster nehmen sollten, als wir es bisher getan hatten und mehr Verantwortung übernehmen müssen, für uns, für den Club, die Mitarbeiter und Fans. Wir senkten unseren Kopf, was Zidane seufzend zur Kenntnis nahm:,,Na los ihr Chaoten, schwingt euren Hintern ins Gebäude und repräsentiert euren Club. Ich denke, dass meine Nachricht bei euch angekommen ist."

,,Danke, Boss" gab wir alle wie aus einem Mund erleichtert zurück. So streng und konsequent Zizou manchmal sein konnte, so konnte er auch mal ein Auge zudrücken. Wie viele er bei uns insgesamt schon zugedrückte hatte, wusste ich nicht. Es war eine ganze Menge, wofür wir ihn dankbar waren.

Somit betraten wir mit ein wenig Verspätung die Zentrale der LaLiga und wurden direkt in einen großen Saal geführt. Am Ende des Saals war eine große Bühne aufgebaut, auf der zurzeit eine Band angenehme Musik spielte. Während es auf der linken Seite ein Buffet mit unterschiedlichem Fingerfood gab, stand auf der rechte Seite eine lange Bar. In der Mitte unterhielten sich die unterschiedlichsten Gesichter des spanischen Fußballs. Soweit ich weiß, waren alle Trainer und Vorstände der Vereine eingeladen, die in der höchsten spanischen Liga spielten, und durften Repräsentanten, was meistens ehemalige Spieler waren, die jahrelang für den Club gespielt haben, mitbringen. Dementsprechend war der Saal auch gefüllt.

,,Oh mein Gott, eine Tapas-Bar!" entwich es Kylian direkt, der auf einmal total entspannt wirkte und sich auf den Weg zum Buffet machte. Auch wenn man es ihm nicht ansah, war er unheimlich verfressen und konnte immer essen, egal an welchem Ort, egal zur welchen Zeit. Kaum wurden wir von Kylian für das Buffet sitzen gelassen, war auch Marco weg. Scheinbar hatte er sich unter die Menschenmasse gemischt, denn er war vertieft in einem Gespräch mit einer blonden Frau, die ein dunkelblaues Kleid anhatte, was ihre Figur betonte. Zu welchem Verein sie gehörte oder ob sie eine Begleitung eines anderen Gastes war, wusste ich nicht. Marco wäre es auch egal.

,,Da waren es nur noch zwei" seufzte Fede neben mir und stützte sich an meiner Schulter ab, während wir schmunzelnd unsere Freunde betrachteten. Der eine stopfte sich am Buffet mit allen möglichen Dingen voll und der andere schien bei der Blondine mittlerweile auf Tuchfühlung zugehen.

,,Wie immer" erwiderte ich lächelnd und warf einen seitlichen Blick zu meinem besten Freund. In Laufe meiner Karriere hatte ich es mit einigen Schlagzeilen über alle möglichen Affären mit Frauen in die Zeitungen geschafft, worauf ich nicht gerade stolz war. Ich hatte mir ein paar Fehltritte geleistet und dadurch Menschen verloren, denen ich nah stand, doch egal, was ich auch angestellt hatte, Fede war immer da. Natürlich hatte er mir auch oft genug Predigen gehalten, mir deutlich gemacht, was er von meinen Aktionen hielt, doch unser enges Verhältnis blieb bestehen. So oft und stark wir uns auch gestritten hatten, wir hatten uns immer zusammengerauft. Genau wie ich hatte auch er schwere Zeiten und miese Schlagzeilen, allerdings war ich für ihn da und hatte nicht einmal daran gedacht ihn fallenzulassen.

,,Ich glaube es kaum, dass das unsere besten Freunde sind" lachte Fede leicht und ließ von mir ab, ,,Marco werden wir den Abend wohl nicht mehr sehen. Holst du uns etwas zutrinken? Ich kümmere mich um das Essen und dann mischen wir uns unter die Leute."

,,In fünf Minuten wieder hier" entgegnete ich und schlug mit ihm ein, bevor wir uns aufteilten.

Ich lief zur Bar und warf einen kurzen Blick auf die Karte, die über der Bar hing. Dort standen unzählige klassische Shortdrinks und Champagner, Prosecco- und Sektmischungen drauf. Während der Barkeeper dabei war einen weitern Drink in seinem Shaker zu mixen, lächelte er mich freundlich an:,,Was kann ich Ihnen bringen, Señor?"

,,Einen Martini und einen Champagner Brut, bitte" gab ich meine Bestellung auf, was der Mann hinter der Bar mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Mein bester Freund stand nicht wirklich auf Cocktails, weshalb ich es für besser empfand ihn mit einem trockenen Champagner zu versorgen, so wie er ihn am liebsten trank. Dahingegen brauchte ich schon etwas mehr Alkohol, wenn ich diesen Abend hinter mich bringen wollte.

,,Champagner Brut? Früher mochtest du nur die fruchtigen Sorten" erklang auf einmal eine sanfte Stimme neben mir, eine Stimme, die ich jahrelang nicht mehr gehört hatte und doch nie vergessen würde. Es war unglaublich, dass diese Stimme bei mir immer noch das Gleiche auslöste, wie vor 18 Jahren: eine Gänsehaut und Herzklopfen.

Mein Kopf schellte nach rechts und ich sah direkt in die strahlenden blauen Augen von Julian, die schönsten Augen, die jemals gesehen hatte. ,,Du bist auch hier...?" So genau wusste ich nicht, ob das eine Feststellung oder eine Nachfrage war, weil ich es einfach nicht glauben konnte. Wir hatten uns so lange nicht mehr gesehen, sind uns im Laufe der Jahre nicht einmal über den Weg gelaufen und nun war meine erste große Liebe, die auf qualvolle Art zerbrach, plötzlich wieder neben mir.

,,Sieht ganz danach aus" grinste Julian und fuhr sich durch die Haare, ,,wie geht es dir?"

,,Ich kann mich nicht beklagen" ging ich auf das Gespräch ein und setzte mich auf den Barhocker neben ihn. In diesem Moment rückte alles in diesem Saal und auf diesem Event in den Hintergrund. Viel zu fasziniert und glücklich war ich, dass ich Julian nach all den Jahren wiedersah und wollte ihn nicht gleich wieder gehenlassen. Langsam tauchten alte Gefühle wieder auf, wodurch ich ihn gar nicht mehr gehenlassen wollte und mich einfach weiter mit ihm unterhielt, als wären wir in vergangen Zeiten, ,,seit vier Wochen bin ich zurück in Madrid und muss sagen..."

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That's it🤫

Ich hoffe es gefällt euch und freue mich über Feedback.

Letzte Woche war ich auf Studienfahrt, weshalb kein Update kam, aber von nun an versuche ich regelmäßig etwas hochzuladen.

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag💜

Lg. T.

Kommentar von KleinesEinhorn17:

[also erstmal wirklich tolles Kapitel, aber Kai ernsthaft? Erst lässt Kylian Marco, Fede und Kai sitzen, dann haut Marco ab und Kai und Fede reden darüber, dass es nur noch zwei sind etc und dann lässt auch Kai Fede sitzen? Der arme😂 Klar Julian ist ein guter Grund aber Fede muss sich doch verarscht fühlen 😂😂 okay wie auch immer ich finde wirklich das du die Charaktere gut rüber gebracht hast und Zizou ist einfach toll 🙈 wirklich gutes Kapitel 💕]

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