Neue Wege in die Zukunft
Zwei Wochen später ...
„Ich trau mich nicht!" heulte ich und vergrub den Kopf in meinen Armen. „Was ist, wenn das eine Mail ist, in der sie schreiben, wie blöd meine Sachen aussehen?"
Ich hörte Alya neben mir seufzen. Luka dagegen kicherte in seiner tiefen sanften Stimme auf. Dann spürte ich seine linke Hand auf meinem Rücken, die ihn auf und ab fuhr. „Du meinst, jemand macht sich die Mühe einen Overall von Dir zu bestellen, um dann in der E-Mail zu schreiben, wie furchtbar er aussieht?"
„Ja!" seufzte ich und löste mein Gesicht ein Stück weit aus meinen Armen, um auf den Bildschirm meines Computers zu sehen.
Da stand sie. Meine erste Bestellbestätigung meiner ersten Kollektion. Auf meiner eigenen Homepage. Das konnte nur ein Scherz sein.
„Nun mach auf!" Alya schien nicht ganz so entspannt wie Luka zu sein. Kurzerhand übernahm sie die Herrschaft über meine Computermaus und klickte einfach so auf die ungelese Mail.
Ich schrie noch auf, dass sie es lassen soll. Doch da ploppte auch schon die Mail auf.
Luka streichelte mir erneute über den Rücken.
„Da steht nicht, dass sie meine Sachen hässlich findet." sagte ich kleinlaut.
Mein Freund hinter mir schnaufte freudig auf. „Da steht, dass sie einen Overall und zwei deiner T-Shirts kaufen will. Nein, ich glaube nicht, dass sie sie hässlich findet."
„Außer sie steht darauf, Designersachen zu kaufen, um sie anschließen zu verschneiden oder zu verbrennen." grunzte Alya lachend.
Doch das hörte ich kaum mehr. Längst war ich von meinem Stuhl aufgesprungen und Luka um den Hals gefallen.
Er konnte sich bei meinem Ansprung gerade noch so auf den Füßen halten.
„Danke! Danke! Danke!" jauchzte ich in die Kuhle zwischen seinem Hals und Schultern hinein.
„Schon gut, Marinette. Das bist doch alleine du gewesen, die die Sachen entworfen hat. Von mir stammt maximal die Idee ab, sie online zu stellen. Keine große Sache."
Und ob es die war! Dank Luka hatte ich erst einmal den Mut dazu gefunden.
Und dafür liebte ich ihn so unheimlich. Er gab mir genau dort Kraft, wo ich es alleine nicht schaffte oder Zweifel hegte.
Alya war nun auch dran, sich über mein Verhalten zu amüsieren. Doch sie setzte sich dann doch auf meinen Platz am Schreibtisch und sah sich meine Mails durch. Dann zog sie scharf die Luft zwischen den Zähnen ein - und ließ mich hellhörig werden.
„Wie viele deiner Mails hast du eigentlich schon gelesen?"
„Nur die eine.", sagte ich an Lukas Schulter und lehnte mich dann zu Alya herum.
Sie grinste über beide Ohren. „Ja. Das war die erste Bestellung gewesen. Danach folgen noch weitere fünfzehn Stück. Deine erste Kollektion ist restlos ausverkauft!"
„Das kann nicht sein!" Ich löste mich von Luka und ging zurück zum Schreibtisch. Und klickte auf meine Homepage.
Meine erste Kollektion hatte ich in geringer Stückzahl gewählt. War ja auch erst mal nur ein Versuch gewesen. Drei Stück von jeder Größe auf sieben unterschiedliche Kleidungsstücke. Und auf jedem Bild stand mit rot die Aufschrift ausverkauft.
Heilige Mutter Theresa!
„Das ist unmöglich!"
„Wie du siehst schon, Marinette."
Erst sah ich Alya an. Dann Luka. Dann wieder Alya. Und dann? Sprang ich wie von der Biene gestochen auf und ab und jubelte los.
„Ja-ha-ha! Ich hab's geschafft. Ich hab's geschafft!"
Endlich. Endlich. Endlich!
Meine beiden Freunde freuten sich mit mir.
Dann hielt ich jedoch inne. „Was macht Nino heute Abend?"
Meine beste Freundin zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er wollte heute Abend zu uns rum kommen."
„Na dann", sagte ich breit grinsend, hackte mich erst bei Luka und dann bei Alya ein, „lade ich euch alle drei zum Essen ein! Das muss gefeiert werden!"
*
Frisch geduscht, mit einem Handtuch auf dem Kopf und eine um meine Körpermitte gewickelt, kam ich aus unserem Bad heraus, und lief schnurstracks in mein Zimmer.
Das Essen war wundervoll gewesen und wer hätte gedacht, dass ich mal Spaß an Pärchenabenden finde?
Obwohl das Essen beim Asiasten super lecker und leicht war, hätte ich trotzdem noch Stunden danach das Gefühl platzen zu müssen.
Doch nach diesen warmen Sonnentagen war es nicht drin, gleich ins Bett zu fallen, auch wenn Luka dafür nicht das beste Beispiel gewesen war.
Bei der Wiederankunft in mein Zimmer, lag er bereits ausgesteckt auf meinem Bett und sah sich im Fernsehen ein Livekonzert einer britischen Band an.
Tikki und Sass spielten Fangen in der Luft.
Lukas Augen richteten sich sofort auf. Seine Wangen färbten sich leicht rot, als er mich ansah. Der Gedanke gefiel mir, ihn durch meinen Körper zum erröten zu bringen. Früher wäre die bloße Vorstellung davon für mich kaum Tragbar gewesen. Aber jetzt ... Ach dieser Mann gab mir so ein wunderbares Körpergefühl.
„Ich habe nachgedacht", sagte ich und blieb Mitten im Raum stehen, „Ich werde Kagami wegen Adrien anrufen und mir mal ein Treffen mit ihr vereinbaren. Ladybug blieb terminlos bei ihr. Aber vielleicht hat Marinette eine Chance bei ihr."
Luka setzte sich auf und sah mich nachdenklich an. „Du meinst, du willst dich um Adriens Probleme kümmern?"
Dünnes Eis, Marinette. Ganz dünnes Eis! Luka und Adrien waren Freunde. Mehr aber auch nicht. Auch wenn Luka immer cool blieb, als ich noch in meiner Adrien-Fan-Phase war, wusste ich doch, dass da etwas in ihm drin war, was dennoch von all der Zeit gebrochen war. Und das wollte ich nicht allzu sehr ausreizen.
Ich lächle meinem Freund aufmunternd zu. „Ich will mich nicht um seine Probleme kümmern. Ich will ihm helfen. Zum einem ist er unser Freund, zum andern und dieser Teil macht mir deutlich mehr Sorgen, weiß ich nicht, wie verzweifelt er ist. Was, wenn er meinen Schutzanhänger wegwirft und akumatisiert wird? Er könnte sein Geheimnis offenbaren und uns allen einer riesigen Gefahr aussetzen. Und dann wäre es meine Schuld, nicht gehandelt zu haben."
Plötzlich stand Luka auf und lief mit drei großen Schritten zu mir herüber. Er war so groß, dass ich den Kopf in den Nacken legen musste, um in seine Augen sehen zu können. „Du weißt, dass ich dir restlos vertraue, Marinette. Und wenn du sagst, dass dir diese Sache in mehrfacherweise wichtig ist, helfe ich dir dabei. Nur bitte stürz dich nicht Hals über Kopf in diese Sache rein. Vielleicht braucht Adrien auch einfach nur etwas Zeit für sich. Wenn Cat Noir in Gefahr ist von Hawk Moth akumatisiert zu werden, dann müssen wir das mit äußersten Fingerstpitzengefühl angehen. Gefühle können schnell in eine andere Richtung ausschwenken."
So plötzlich, wie er vor mir stand, waren auch seine Finger am Rand meines Handtuchs.
Mein Herz pochte wild auf. Blut strömte durch mein Gesicht. Es fühlte sich jedes Mal so aufregend an, wenn er mich berührte.
Am liebsten hätte ich mich ihm entgegengeworfen und ihn geküsst.
Aber ich blieb wie angewurzelt stehen und sah nur zu ihm auf.
„Bitte versprich mir, vorsichtig zu sein und nach Hilfe zu fragen, wenn du welche brauchst. Zieh das nicht alleine durch. Ich ..." Er hielt an und musterte mein Gesicht so aufmerksam, als müsste er sich jeden Millimeter für immer merken müssen. Als würde er mich nie wieder sehen können.
„Raus hier, Tikki!" hörte ich Sass noch irgendwo in der Ferne zu meinem Kwami sprechen.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Legte meine Hände vorsichtig an den Kragen seines dunkelgrauen T-Shirts, dass sich wie eine zweite Haut an seinen Körper schmiegte.
„Ich kann dich einfach nicht nochmal verlieren, Marinette."
Mit einem leisen Fall landete das Handtuch auf den Boden und seine Lippen zuckersüß auf meinen.
„Wirst du nicht. Ich habe doch immer das Glück auf meiner Seite, mein Liebster." versprach ich an seinen Lippen und lehnte mich an ihn heran.
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