Lady Death

Kennt ihr das?

Ihr passt auf etwas Jahrelang auf. Verschließt es und euch auf eine kleine Ewigkeit hin vor der Außenwelt, damit niemand euer kleines Geheimnis erfährt. Ihr passt auf jeden eurer Schritte auf. Gebt Acht und hütet es wie euren Augapfel.

Und dann?

Und dann passiert doch das, vor das ihr euch immer so gegruselt habt. Ihr gebt es preis. Einfach so und ohne Rücksicht auf Verluste.

Aus Angst, aus Trauer, aus Wut, ... Oder wie in meinem Fall aus Liebe.

Ich habe mein Ladybug-Geheimnis gehütet wie noch nie etwas anderes im Leben. Ich habe eine kleine Auswahl an Leuten getroffen, die davon wissen durften und habe jahrelang alles dafür getan, damit niemand wusste, dass ich Ladybug bin. Ich habe dafür so viel geopfert. So verdammt viel. Mein Studium, Freundschaften und sogar meine große Liebe.

Und jetzt ist es genau sie, die mich dazu bringt mein lang gehütetes Geheimnis einfach so Adrien zu eröffnen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Rücksicht auf seine Gefühle für Ladybug.

Aber es war mir egal.

Vor meinen Augen ist gerade meine größte Liebe entführt worden. Weil ich unaufmerksam war. Weil ich mich hab treiben lassen und ihn als Ladybug geküsst habe. Irgendjemand hat das spitz bekommen und hat sich nicht an mir vergangen, sondern an Luka.

Meinen ... Luka.

„Ladybug!" hörte ich Alyas liebevolle Stimme, als ich auf einem Dach gezwungenermaßen anhalten musste, weil mich die Tränen doch in die Knie gezwungen haben.

Sanft legte sie die Hände auf meine Schultern ab. „Es wird alles gut."

„Nichts wird gut!" feuerte ich unter den Tränen meines eigenen Ärgers zurück und sank auf die Knie. „Das ist alles meine Schuld! Hätte ich Luka nicht erzählt, wer ich bin ... wäre ich vor ein paar Jahren bloß nicht so verdammt egoistisch gewesen, um ihn sehen zu wollen ... Das ist alles meine Schuld!"

Alya kniete sich neben mich, ohne mich loszulassen. „Es ist nicht deine Schuld! Du hättest ohne die Liebe zu und vor allem von Luka nicht einfach so weitermachen können. Er liebt dich. Genauso wie du ihn! Ihr braucht einander. Und ihm wird nichts geschehen, außer wenn du unvorsichtig wirst. Aber du bist nicht alleine, Ladybug. Das bist du nie."

Kennt ihr das, wenn euch jemand von der Wahrheit überzeugen will? Auch wenn es sich für euch nicht wie diese anfühlen will?

Ich kannte das inzwischen nur zu gut .

Ich hätte mich am liebsten im Selbstmitleid und in meiner eigenen Wut auf mich selber Ohrfeigen können. Doch alles, was ich konnte, war weinen.

Sanft nahm mir Alya die Hände von den Augen weg. „Sieh mich mal an, Ladybug." sagte sie in ihrer samtweichen Stimme.

Nur schwer konnte ich den Tränenschleier von meinen Augen fortblinzeln.

Doch dann sah ich sie. Rena Rouge vor mir. Meine beste Freundin.

Sie war kampfbereit. Für mich. Für Luka. Für einen weiteren Kampf gegen Hawk Moth und seinen neusten Diener.

„Wir sind alle für dich da. Du bist nicht alleine." wiederholte sie die Worte und zeigte neben sich.

Ja. Sie waren alle da.

Carapace, Pegasus, King Monkey. Und sogar Cat Noir.

Ich verlor erneut die Sicht unter den nächsten Schwung an Tränen, als ich sah, wie mich mein bester Teamkollege mitfühlend anlächelte. „M'Lady. Egal wer du bist, wen du liebst oder wem du dein Geheimnis anvertrauen wirst - ich werde immer hinter dir stehen. Egal wann und wo."

„Schmusekätzchen" brachte ich zwischen zwei tiefen Schluchzern heraus und war erstaunt, dass man überhaupt verstand, was ich da von mir gab. Cat Noir lächelte wieder mitfühlend und ließ sich neben Rena Rouge sinken, um mich zu umarmen. „Hätten wir früher gewusst, wer wir wirklich sind, hätte das wahrscheinlich wirklich in einem Disaster geendet. Aber jetzt sind wir älter - und mir gibt es endlich die Klarheit, die ich gebraucht habe. Du warst immer meine beste Freundin gewesen und jederzeit für mich da. Und du hast mir etwas geschenkt, was ich noch viel nötiger als Liebe gebraucht habe - ehrliche zutiefst liebende Freundschaft. Und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Als Ladybug und ... als du weißt schon wer."

Ich schlang meine Arme um ihn. Er war es, der Recht hatte. Nicht Liebe war es, das ich in Adrien gesucht hatte. Sondern es ging immer um tiefe ehrliche Freundschaft.

Liebe vergeht. Freundschaft bleibt für ewig.

Cat Noir löste sich ein Stück von mir und grinste mich wildfunkelnd an. „Wir werden ihn befreien, Ladybug. Versprochen!"

Zuversichtlich lächelte ich meinen Partner an. "Dann suchen wir sie mal."

Lady Death zu finden war nicht wirklich das Problem gewesen. Bösewichte haben meistens einen Plan. Und wenn jemand wie ich nun schon seit Jahren gegen jemanden wie Hawk Moth kämpfen muss, erkennt man häufig irgendwann eine Taktik heraus.

Und in diesem Fall wollte er mich herausfordern. Vor aller Öffentlichkeit.

Mitten vor dem Eiffelturm.

Natürlich gab sich Hawk Moth nicht selber die Ehre. Er war immer der Hintermann, der die Fäden seiner Marionetten zog.

Nur dieses Mal wusste er mehr als sonst.

Mein Fehler Viperion aka Luka als Ladybug zu küssen, war nicht unbemerkt geblieben. Und wahrscheinlich auch nicht, dass ich es als Marinette genauso tat.

Es wäre töricht gewesen, anzunehmen, dass er nicht längst wusste, wer ich war.

Ich habe Fehler gemacht. Schwere Fehler. Und vielleicht würde die Liebe meines Lebens gerade dafür bestraft werden.

Aber ich war Ladybug. Und ich würde meine Fehler wieder begradigen. Auch wenn ich am Ende daraus Konsequenzen ziehen müsste ...

Ich zückte mein Jo-Jo und wirbelte ihn herum, sodass er mir als Schutzschild diente.

„Lass Luka frei, oder du wirst es bereuen!" rief ich und sah mich nochmal um.

Alle Zivilisten waren verschwunden. Gott sei Dank.

Dann konnten wir loslegen.

Lady Death lachte trocken. „Faires Gegenangebot, Ladybug. Ich lasse deinen Geliebten gehen, wenn du und Cat Noir mir dafür eure Miraculous gebt. Dann passiert deinem Schatzi auch nichts."

„Nicht, Ladybug." hörte ich Luka unter schwerster Atmung rufen hören.

Mir schlug das Herz bis zu den Ohren. Ich musste ihm helfen. Schnellstens.

„Ladybug!" hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir und wirbelte herum.

Sass! Der kleine Schlangen-Kwami war uns gefolgt und war jetzt wohl genauso außer Atem wie sein Meister.

„Flieg zu Luka, sobald die Luft rein ist. Zögere nicht!" sagte ich ihm und wandte mich zugleich an Carapace, „Mach uns ein Schutzschild! Schnell!"

Und es war keine Sekunde zu knapp. Bevor Lady Death einem vernichtenden Strahl aus ihrem geöffneten Mund zuschleudern konnte, hat uns Carapace längst unter seinem grünen großen Schutzschild gebracht.

Ich durfte nicht länger warten. Ich warf mein Jo-Jo Richtung gen Himmel und rief meinen Glücksbringer.

Ein Regenschirm.

Ich sah den roten Regenschirm mit den schwarzen Punkten darauf an. Sofort überkam mich die Lösung. Der Regenschirm leuchtete auf. Genau wie jeder meiner Freunde.

Ich wusste, was zu tun war.

Ich drehte mich zu Rena Rouge, Pegasus, King Monkey und Cat Noir um. „Rena Rouge, lenk Lady Death für einen Moment mit deiner Illusion ab, wenn ich es dir sage. Sobald sie unaufmerksam wird, wirst du, Pegasus, ein Portal direkt neben Luka öffnen. Cat, du zerstörst Lukas Fesseln und du, Monkey King, wirst versuchen Lady Death mithilfe von einen deiner Gegenstände zu berühren. Bring ihre Kräfte durcheinander. Sass, verwandle Luka. Und lasst euch nicht von ihrem Strahl treffen. Unter keinen Umständen! Auch wenn" Ich konnte den Satz nicht aussprechen. Auch wenn es Lukas Sicherheit gefährden sollte.

Mir wurde so schwer ums Herz. Ich konnte mich kaum konzentrieren. Lukas Versuche genug Luft in seine Lunge zu bekommen, raubt mir selber die Luft.

Ich musste ihn retten.

„Ladybug! Dein Liebster hat nicht mehr viel Zeit!" hörte ich Lady Death rufen.

Ich musste meine Angst hinten anstellen lassen. Luka zu retten durfte nicht von meinen Ängsten gefährdet werden. Niemals.

„Carapace, wenn ich es dir sage, löst du das Schild auf, verstanden?"

Nino nickte sofort.

Wenn das Schild gelöst war, musste alles ganz schnell gehen.

Ohne Lukas Kräfte, blieb uns nur eine Chance. Eine einzige. Und die mussten wir nutzen, um ihn zu retten.

Ich nahm den Regenschirm fest in die Hand. „Jetzt, Carapace!"

Sofort löste sich das Schild auf.

Meine Freunde blieben als feste Einheit hinter mir. Jeder von ihnen hatte seine Waffe fest in der Hand und war einsatzbereit. Es durfte nichts schief gehen.

Ich atmete schwer ein und wieder aus. Dann nickte ich Cat zu, der sofort verstand. „Na gut, Lady Death. Du kannst sie haben. Aber lass erst Luka frei."

„Tu das nicht, Ladybug!" rief Luka erneut und versuchte sich zu befreien. Doch die Ketten um ihn herum, wurden mit jeder seiner Bewegungen immer enger. Die Zeit lief uns ab.

Die Frau des Todes lächelte uns breit grinsend an. „Hawk Moth sagte mir, lass dich nie von Ladybug trügen. Verlogen ist sie und ihr Katzenfreund! Daher nehme ich es lieber selber in die Hand, euch die Miraculous abzunehmen!"

Dann geschah es blitzschnell. Sie stieß einen weiteren Strahl aus. Direkt auf Cat und mich. Ich spannte den Schirm sofort auf. „Jetzt!" rief ich.

Die dampfende grüne Säure traf meinen Regenschirm, den ich sofort vor Cat und mich hielt.

Lange hielt der Stoff der Säure nicht stand. Aber es reichte genau für diesen einen Moment aus.

Den Moment, in dem Rena Rouge ihre Illusion aktivieren konnte.

Ein Abbildung von Cat und mir. Stöhnend und niedergeschlagen auf den Boden.

Pegasus öffnete zeitgleich ein Portal.

Cat, Sass, Monkey King und Carapace sprangen hindurch.

Perfekt!

Während ich mich blitzschnell mit meinem Jo-Jo außer Reichweite brachte, gelangen meine Freunde zu Luka.

Lady Death fiel sofort auf Rena Rouges Illusion herein. Die Säure hatte Wolken um Cat und meine Abbildung aufziehen lassen, sodass der Rest meiner Freunde für einen kurzen Moment nicht zu sehen war.

Genau diesen Moment brauchte es, damit sie nicht sofort mitbekam, wie Monkey King hinter ihr auftauchte und sie mit seiner Banane von hinten am Rücken traf.

Sie schrie auf. Wirbelte wütend herum.

Doch zu spät. Längst hatte Carapace einen Schutzschild um sich, Luka, Cat Noir und Monkey King errichtet.

Cat aktivierte sein Kataklysmus und sprengte Lukas Fesseln.

Ich hörte meinen Freund tief nach Luft schnappen. Doch schon im nächsten Moment war Saß neben ihn.

Luka zögerte keinen Moment und verwandelte sich in Viperion.

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Es ging ihm gut.

Er aktivierte sofort seine zweite Chance. Dann landete sein Blick auf mir und suchte meinen Kontakt. Es geht mir gut. Danke. Schien er sagen zu wollen.

Doch ich hatte das Gefühl, wieder in Tränen ausbrechen zu müssen. Schuldgefühle überkamen mich. Wut auf mich selber und Angst.

Doch ich schluckte sie herunter. Wir waren noch nicht fertig.

Ich sah erneut zu Lady Death, die mich einige Meter weiter von ihrem Säureangriff entdeckt hatte. Wo war der Akuma? Wo nur?

Da! Sie trug eine Tasche um ihre linke Schulter.

„Cat, die Schulter!" rief ich.

Er wusste sofort was ich meinte. Wieder rief er seine Kräfte auf, die er seit einem Jahr mehrfach aufrufen konnte. „Kataklysmus!"

Selbssicher holte Lady Death zu einem erneuten Strahl aus, doch anstelle von Säure kam nur buntes Konfetti geflogen.

Den verwunderten Gesichtausdruck noch in ihrem Gesicht, landete er bereits in einem galanten Sprung neben ihr und griff nach ihrer Tasche.

Volltreffer.

Die Tasche zerbrach und heraus flatterte ein dunkler Akuma.

Ich griff sofort nach meinem Jo-Jo und schnappte ihn mir.

Er verwandelte sich zurück.

Jetzt blieb nur noch eine Sache übrig.

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