1. Kapitel


02:22 Uhr

Greg Lestrade liegt in seinem Schlafzimmer. Die Jalousien hat er geschlossen und selbst die Vorhänge sind zugezogen, ihr Stoff ist dick genug um sogar das Licht der Straßenlaternen im Keim zu ersticken. Die Stromzufuhr der elektronischen Geräte hat er unterbrochen, damit ihm auch dieses Licht nicht stören kann und sein Handy hat er im Wohnzimmer angesteckt, zum schlafen ist es nicht von Bedarf, doch morgen sollte der Akku voll sein. Das einzige Licht in dem Moment kommt von seinem Wecker, welcher durch Knopfdruck für ungefähr zehn Sekunden die Uhrzeit auf die Zimmerdecke projiziert. Seine sonst so kahle Decke wird also von blauem Licht bestrahlt. Ohne ein Auge zu schließen starrt er die Ziffern an bis sie letztlich verschwinden und er im völligen dunklen zurück bleibt. Augen zu oder offen macht keinen Unterschied, denn in beiden Fällen sieht er genau nichts.

Kurz nach Mitternacht hat sich der Inspector in sein Bett gelegt und das bedeutet, dass er seit gut zwei Stunden wach liegt. Die Augen wieder geschlossen spielt er mit dem Gedanken die Fenster zu öffnen um kalte Nachtluft in den stickigen und mittlerweile viel zu warmen Raum zu lassen, doch er hat die Sorge gar nicht mehr einschlafen zu können, wenn er nun aufsteht. Seinen Kopf dreht er in die Richtung des Fensters. Aus Gewohnheit liegt er auf der Seite an der Tür, nicht zum Fenster. Also entweder steht er auf oder er rollt sich auf die andere Seite, macht drei Schritte und lässt endlich eine kalte Brise in sein Zimmer.

Greg schlägt seine zu warm gewordene Decke zur Seite und macht eine Rolle auf die andere Seite, nun liegt er auf der Kante des Bettes. So unmotiviert wie Lestrade im Moment ist, überwindet er die paar Zentimeter, welche ihm noch genug halt gegeben hatten und lässt sich aus dem Bett fallen. Mit dem Bauch am Boden liegend quetscht er ein leises „Au" herraus. Auf den Rücken drehend versucht er vergeblich die Vorhänge vom Boden aus zu öffnen, er gesteht sich ein dass er nun wohl aufstehen müsste.
Im Schneckentempo erhebt sich Lestrade. Die grauen Vorhänge schiebt er zur Seite und öffnet das Fenster. Eine erfrischende kälte legt sich auf seine Haut und er stöhnt erleichter auf.

Er lebt in einen von vielen Reihenhäusern. Nachdenklich lässt er seinen Blick umherschweifen, bei einigen der Nachbarn brennt noch Licht. Greg dreht sich und wirft einen Blick in sein Zimmer, welches nun vom Licht des Mondes, aber vor allem vom Licht der Straßenlaternen erhellt wird. Ein Auto fährt die Straße entlang und für einen kurzen Augenblick wird das Zimmer von dessen Scheinwerfer durchleuchtet, ein eher gruseliger Anblick.

Greg hat es lieber schlicht weshalb sein Schlafzimmer im schwachen Licht noch düsterer und trauriger wirkt als sonst. Ein graues Doppelbett steht an der einen Seite des Raumes, direkt gegenüber hängt ein Flachbildfernseher auf der Wand.
Eine graue Decke sowie ein einziger graues Polster liegen zerdrückt und willkürlich am Bett. Und obwohl dies den größten Teil des Zimmers einnimmt, ist der Raum leer. Viel zu viel Platz erstreckt sich zwischen den Wänden und dem Bett.

Der Nachttisch mit Wecker steht auf seiner Seite des Bettes, an der anderen Seite steht kein Nachttisch und es liegen auch keine Decken oder sonstiges dort, diese Tatsache trägt an der einsamen Erscheinung des Zimmers bei und alle Möbel im Zimmer sind in grau gehalten und die Wände sin schlicht weiß. Der einzige Farbklecks in diesem Raum ist Gregs blaues Shirt, welches er auf den Boden geschmissen hat nachdem es begann zu heiß zu werden.

Obwohl der Inspector diese unbehaglichen Eindrücke dieses Zimmers durchaus wahrnimmt, kümmert es ihn nicht sonderlich, er findet den Raum ok so wie er ist. Dieses ganze Dekozeug ist doch nur verschwenderisch, er bleibt bei seinem schlichten und einfachen Stil.

Als er wieder ein Auto auf der Straße hört, dreht Lestrade sich um. Zu seiner Überraschung ist es kein Auto, sondern eine in schwarz gehüllte Limousine. Und noch unerwarteter bleibt sie vor seinem Haus stehen. In Sekundenschnelle denkt er tausende von Möglichkeiten durch, wer aussteigen könnte und was diese Person möchte, als ihm die Idee kommt, es könne Präsident der Vereinigten Staaten sein, beschließt er sich zu beruhigen, vielleicht will die Person eigentlich zum Nachbarn, wäre doch auch möglich. Die Person, welche letztlich aus dem Wagen steigt ist ihm unbekannt, es ist ein Mann. Er trägt einen schwarzen Anzug und wenn er es ihm schwachen Licht richtig erkennt, hat dieser braune Haare. Als dieser sich seiner Haustür nähert überlegt Greg angestrengt ob er ihn schon mal irgendwo gesehen hat, doch er denkt nicht. Schnell zieht er seinen Kopf ein, das Fenster lässt er offen, es würde nur ein Geräusch machen. Er ist sich nun sicher, er wird hier läuten. Leise schleicht er hinüber zum Nachttisch und öffnet ganz langsam die Lade. Er nimmt seine Waffe und klippt sie sich hinten an die Hose. Leise hebt er sein Shirt vom Boden auf und zieht es an, nun ist auch seine Pistole nicht mehr zu sehen. Man kann nie sicher genug sein.

*Ding Dong*

Das war die Klingel, einen Moment überlegt Greg ob er überhaupt öffnen soll, entscheidet sich letztlich dafür. Leichten Schrittes schreitet er aus dem Zimmer, die Stufen hinab und befindet sich vor der Tür.

Er atmet tief ein und aus, entschlossen öffnet er die Haustür. Er ist froh, dass er zumindest nicht mit einer Waffe bedroht wird, oder von fünf Männer umgeben ist. Nein, es ist nur ein Mann im Anzug und mit einem Regenschirm. Warum ein Regenschirm, weiß Greg nicht und er fragt auch nicht. Von seinem Schlafzimmerfenster aus konnte er es nicht so gut erkennen, doch nun wo er ihm so nahe gegenüber steht, wirkt dieser mysteriöse Mann anziehen. Er ist attraktiv, das kann Lestrade nicht abstreiten, doch er ist trotzdem aufmerksam. Seine Hand liegt auf seiner Pistole und für den Moment wird er sie auch noch dort lassen.

„Inspector Greg Lestrade, guten Abend", kommt es von dem unbekannten Mann.

Misstrauisch fragt Greg: „Wer sind Sie?"

Er bekommt eine unberührte Antwort von dem Mann: „Wenn sie mich nicht erschießen und mich rein bitten, beantworte ich Ihre Fragen."

Einen Moment zögert er, weiß der Mann von seiner Waffe oder war es nur eine Redewendung seines Gegenübers?

Von Neugier angetrieben ignoriert er diesen Gedanken, nimmt seine Hand von seinem Rücken und geht zur Seite um Platz zu machen. Nach einem anerkennenden nicken tritt der noch unbekannte im schwarzen Anzug ein. Nach dem der Mann einen Blick in alle Ecken geworfen hat, führt Lestrade in geradewegs in sein Wohnzimmer.

„Nehmen Sie Platz," kommt es von Greg.

Auf sein Angebot eingehen setzt sich der Mann auf den Wohnzimmersessel. Auf dem halben Weg sich auch zu setzten, springt Lestrade doch wieder auf und versucht ein guter Gastgeber zu sein: „Möchten Sie etwas trinken, Herr?"

„Holmes, Mycroft Holmes," vervollständigt er den Satz, „nur ein Glas Wasser."

„Mycroft Holmes," wiederholt der Inspector leise, "nur Wasser?"

"Sie haben keinen Scotch," kommt es nur von Holmes.

Nach dieser Unterstellung begibt sich Greg in die Küche, welche am Wohnzimmer angrenzt. Greg hält seine Redensart für sehr ungewöhnlich, er redet in Fakten und nicht in Fragen, in etwa so komisch wie sein Name.

Er nimmt zwei Gläser aus dem Schrank und stellt sie neben die Spüle, dreht den Wasserhahn auf, hält seinen Finger unter das strömende Wasser und wartet bis es kalt wird. Danach füllt er beide Gläser und trägt sie ins Wohnzimmer, wo er von Mycroft erwartet wird.

Der Inspector setzt sich gegenüber von Holmes auf das Sofa und übergibt seinem Gast eines der Gläser. Da sich der unangekündigt Besucher nicht von selbst zu Wort meldet ergreift Greg die Initiative: „Sagen Sie mir nun was sie von mir wollen?"

Mr. Holmes mustert seinen Gegenüber bevor er antwortet: „Natürlich, mein kleiner Bruder, sie kennen ihn schon."

Bei diesen Worten geht dem Inspector ein Licht auf: „Holmes", sagt er nachdenklich, „Wir haben ihn als Verdächtigen festgenommen, da er an einem Tatort rumgeschlichen ist. Doch wir mussten ihn nach einem Anruf von höheren Bediensteten wieder freilassen."

Mycroft nickt. „Das ist er ", sagt er scheinbar leicht genervt.

Greg denkt laut: „Wie war sein Name? Sch... Scha... Shaun...?"

„Sherlock", hilft ihm der Bruder auf die Sprünge.

„Genau, Sherlock Holmes", erinnert er sich nun, „Und was hat das nun mit Ihnen und ihrem Besuch zu tun?"

Mycroft sagt ernst: „Er ist ein Problemkind, wenn ihm die Langeweile plagt spielt er Detektiv."

Greg nickt, doch denn Zusammenhang zwischen allem versteht er noch nicht wirklich.

Holmes fährt fort: „Ich bitte Sie Ihn zu informieren, sollten Sie an interessanten Fällen arbeiten. Aufhören wird er nicht und Ihn jedes Mal aus dem Gefängnis holen zu müssen beansprucht zu viel Zeit. Es ist eine ‚Win Win Situation' wie man so sagt. Er liefert ihnen wertvolle Informationen und ich bin ihn eine Zeit lang los."

Greg lässt sich alles durch den Kopf gehen. Er möchte ablehnen: „ Wenn ich einen Amateur einen Tatort untersuchen lasse wird mich das in Schwierigkeiten bringen."

Mycroft scheint als hätte er diese Reaktion erwartet, er lehnt sich nach vorne und wirkt auf einmal noch bedrohlicher als zuvor: „Bedenken Sie in welche Schwierigkeiten ich Sie bringen könnte."

Greg ist leicht verwirrt, instinktiv greift er nach seiner Waffe, lässt Sie allerdings noch in seiner Hose stecken, bevor er antwortet: „Sie drohen mir, wissen Sie überhaupt wer ich bin?"

Mycroft zeigt keine Regung, eiskalt und leiser als zuvor gibt er zu bedenken: „ Allerdings, doch Sie wissen nicht wer ich bin, also passen Sie auf was Sie sagen."

Empört, steht Greg auf, doch bevor er seine Waffe zückt, sagt Mycroft drohend: „Sollten Sie mit der Waffe auf mich zielen sind Sie vor Sonnenaufgang tot."

Fordernd blickt er Lestrade ihn die Augen, als wolle er ihn provozieren. Vorsichtig nimmt Greg seine Hand von seiner Waffe und setzt sich wieder. Obwohl er nicht weiß wer dieser Mann ist und in welcher Position er steht, ist er sich sicher dass er es ernst meint. Dieser Mycroft Holme muss ein einflussreicher Mann sein, da ist er sich sicher.

„Gute Entscheidung" , lobt ihn Holmes.

Lestrade legt seinen Kopf schief: „Wenn es Ihnen zu verdanken ist, dass ich ihren Bruder freilassen musste, müssen Sie ein einflussreiches Tier sein."

„Könnte man so sagen", gibt er zu während er Lestrade ein Stück Papier übergibt, „Meine Nummer und die Nummer meines Blutsverwandten."

Greg lacht auf. „Blutsverwandten, wie herzhaft" , sarkastisch fügt er noch hinzu, „ Sie müssen Ihren Bruder wirklich lieben."

Für einen Moment wirkt Mycroft wütend: „Sie wissen nichts über mich."

„Ok", doch Greg lässt sich nicht einschüchtern, er wirft einen Blick auf den Zettel in seiner Hand und fügt noch hinzu, „Ein Mann wie Sie hat nicht einmal eine Visitenkarte?"

„Natürlich habe ich Visitenkarten, doch in diesem Fall habe ich ihnen meine Privatnummer gegeben."

Lestrade ist leicht beeindruckt und schaut ihm nächsten Moment zu Mycroft auf, welcher ausgestanden ist.

„Es ist Zeit für mich zu gehen", erklärt er, „Halten Sie mich auf dem Laufenden über Sherlock und bei Problemen kontaktieren Sie mich sofort."

Greg kann sich nicht erinnern zugestimmt zu haben, trotzdem nickt er und hofft das ist kein Fehler was er hier tut. Nachdem er Mycroft zur Tür begleitet hat, nimmt er sein Handy zur Hand und speichert die zwei neuen Nummern ein, Sherlock und Mycroft Holmes, ungewöhnliche Namen.

Er dreht hinter sich die Lichter ab und begibt sich ins Schlafzimmer. In seinem Zimmer ist es nun erfrischend kühl, da er das Fenster offen gelassen hat.

Nach einem kurzen Blick nach draußen, die Limousine steht nicht mehr auf seinem Platz, schließt er das Fenster und zieht die Vorhänge zu. Nachdenkend begibt er sich in sein Bett. Er denkt darüber nach als er diesen Sherlock festgenommen hat, darüber als er ihn freilassen musst und über das Gespräch eben, über Mycroft Holmes.

Er lässt die Szene, als er sarkastisch meinte dieser Mycroft liebe seinen Bruder, revue passieren. Nach diesen einen Satz über seinen Bruder, schloss Greg darauf dass er ihn nicht ausstehen konnte, doch nach dieser Reaktion kann er das nicht mehr behaupten. Dieser Mann schien vor allem wütend, doch es steckte Schmerz dahinter, dabei ist er sich sicher. Dieser Mycroft tut ihm irgendwie leid, er kann es sich nicht erklären, er kennt diesen Mann fast nicht, aber er auf ein Art und Weise verletzt aus.

Er weiß nicht was er mit dieser Information anfangen soll, ein Mann, welcher verletzt ist, wenn jemand behauptet er liebe seinen Bruder nicht. Vorsichtig schließt er daraus, dass Holmes seinen Bruder wohl liebt und sich um ihn sorgt, immerhin hat er ihn aus der Gefangenschaft Lestrades geholt.

Mitdiesem Gedanken schläft Greg letztlich doch noch ein.


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Das erste Kapitel der neuen Mystrade Story, hoffentlich ist alles verständlich. Bitte gebt mir Rückmeldung wie ihr den Anfang bis jetzt findet.

Danke fürs lesen, eure Cabission.

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