Kapitel 3
Sonnenschein blendete mich, weshalb ich mir den Arm über die Augen legte, um noch ein wenig länger in meinen Träumen verharren zu können. Es hatte jedoch keinen Effekt, weshalb ich mich gezwungen fühlte, die Augen zu öffnen und mich schließlich aus dem Bett zu erheben. Es war angenehmer gewesen als gedacht. Ich hatte gut geschlafen und fühlte mich ausgeruht, auch wenn mein Kopf leicht pochte.
Müde tapste ich zu meinem Koffer, suchte eine Flasche Wasser und meine Tabletten, bevor ich eine davon nahm. Erst dann begab ich mich in das kleine Bad, das an mein Zimmer grenzte.
Dort machte ich meine Morgentoilette, bevor ich halbwegs wach zurück ins Zimmer kehrte, um mir irgendwas zum Anziehen zu nehmen. Gab es eine Schuluniform? Wenn ja, hatte mir niemand etwas gesagt. Daher holte ich ein Sommerkleid hervor, obwohl es bereits Herbst war. Ich zog es über und sah in den Spiegel. Meine Haare waren gekämmt und fielen so wie immer in roten, leichten Locken über meine Schultern. Ich sah keinen Grund, sie weiter zu frisieren oder gar, mich zu schminken. Das helle Braun meiner Augen sah mir entgegen. Ich musste gestehen, dass ich müder wirkte als ich mich fühlte.
Egal.
Mein Blick glitt zur Uhr. Es war erst acht. Noch genügend Zeit zum Frühstücken, auch wenn ich eigentlich keinen Hunger hatte. Einen Kaffee wollte ich mindestens zu mir nehmen.
Ich fuhr mir durch die Haare und öffnete meine Tür, nur um auf eine Brust zu sehen, die unter einem Jackett verborgen lag. Innerlich verdrehte ich die Augen, während ich aufsah und die fuchsbraunen Augen von Allan entdeckte. "Hast du keine Hobbies?", fragte ich, weil es doch irgendwie auffällig war, dass er schon wieder hier stand, als hätte er bemerkt, dass ich aufgestanden war.
"Du bist mein Hobby", sagte er mit einem Grinsen.
Ich schloss die Tür hinter mir. "Du bist seltsam", bemerkte ich, was ihn scheinbar dazu animierte, mich zu packen und mit den Rücken gegen die Wand zu drücken. Dabei sah er mir tief in die Augen.
"Nicht so unhöflich", sagte er mit tiefer Stimme. "Du willst doch nicht, dass ich dich bestrafe, oder?"
"Ehrlich: Es ist mir egal. Mach, was du willst", antwortete ich, weil ich einfach keine Lust hatte, mitzuspielen. "Ich will nur meinen Frühstückskaffee, also mach schnell", bat ich. Sollte er mich doch verprügeln und bestrafen, wenn er das wollte. Im Grunde hatte ich es sogar verdient.
Seine Hand legte sich um meinen Hals, bevor er leicht zudrückte. Ich spürte, dass mein Herz schneller schlug. Es fühlte sich überraschend gut an. Ich sollte sowieso nicht mehr hier sein. Warum mich also wehren, wenn er mein Leben beenden wollte?
Statt mich gegen seinen Griff zu wehren, schloss ich meine Augen und blieb stehen. Für einen Moment wurde sein Griff fester, doch dann ließ er von mir ab. "Bist du wirklich so lebensmüde?", fragte er nah bei meinem Ohr.
Ich zuckte lediglich meine Schultern. So, wie ich mich im Moment fühlt, war mir alles egal. Ich war noch immer wie betäubt und das würde auch so bleiben. "Mich würde niemand vermissen."
Mir war bewusst, dass diese Worte ihn vielleicht dazu trieben, mir etwas zu tun, doch es störte mich kaum. Ich wusste nicht, wie die Gesetze unter magischen Wesen waren, doch Großmutter sagte einmal, dass der Stärkere immer Recht hatte. Ich konnte mich also sowieso nur beugen.
"So ein schwaches, kleines Mädchen", flüsterte er, bevor er meine Wange streichelte. "Damit weckst du nur meinen Spieltrieb", hauchte er, bevor er von mir abließ.
"Ich schätze, jedes Mädchen, das du nicht kennst, weckt deinen Spieltrieb", murmelte ich.
Das ließ ihn lachen. "Da hast du Recht", bemerkte er und griff meine Hand, bevor er mich kurz musterte. Er schien den blauen Fleck zu bemerken, den er mir gestern verursacht hatte. "Du bist ganz schön zerbrechlich", bemerkte er, bevor er mich mit sich zog.
Ich ließ es geschehen. Irgendwann würde er die Lust an mir verlieren. Wahrscheinlich interessierte er sich nur für mich, weil ich neu war. Einen anderen Grund konnte ich mir nicht vorstellen.
Welcher magischen Gattung er wohl angehörte? War er ein menschliches, magiebegabtes Wesen oder sogar nicht menschlich? Ich konnte es nicht sagen. Niemand hatte mich dahingehend je unterrichtet. Nicht einmal Großmutter. Dank ihr kam ich zwar ein bisschen besser mit meiner eigenen Magie klar, doch ich war weder gut, noch mächtig.
Es war also das Beste, wenn ich einfach mit ihm mitging. Zudem war sein Griff so fest, dass ich mich ihm nicht entwinden könnte, selbst, wenn ich es wollte.
Er zog mich förmlich durch die Flure, weshalb wir ab und an Blicke auf uns zogen.
Als wir in die Mensa kamen, war ich tatsächlich sehr überrascht. Hatte er es etwa zu seiner Aufgabe gemacht, mir die Schule zu zeigen? Ein komischer Kerl.
"Da gibt es Essen", sagte er und zog mich förmlich zum Buffet.
Ich sah zu, wie er einen Teller schweben ließ und diese dann mit einigen Dingen füllte, bevor er einen zweiten nahm und ebenfalls schweben ließ. "Was willst du?", fragte er. Es hätte mich mehr überraschen sollen, als es tat.
"Kaffee", antwortete ich, da es das einzige war, was ich wollte. Dafür erhielt ich einen Blick, der eindeutig nicht erfreut war.
"Ich rede vom Essen", sagte er, als wäre ich ein kleines Kind, das nicht verstand, was wichtig war. Es störte mich nicht.
"Kaffee", wiederholte ich gelangweilt.
Er ließ ein bissche Obst und Gemüse auf den Teller schweben, bevor er mich weiter zog. Es gab viele, die uns anstarrten, doch ich ignorierte sie. Immerhin kannte ich sie nicht. Dass mich so mittlerweile wohl die halbe Schule bemerkt hatte und ich eigentlich unbemerkt hatte bleiben wollen, würde es wohl schwer machen, Freunde zu finden. Aber darum konnte ich mich später kümmern.
Schließlich bekam ich sogar meinen Kaffee, doch er ließ ihn schweben, als würde er es nutzen, dass ich mit ihm ging. Dabei hielt er noch immer mein Handgelenk fest.
Er führte mich zu einem Tisch an dem weitere Männer saßen. Einer mit braunen Haaren trank gerade einen Schluck Kaffee, nahm aber nun die Tasse herab, um mich zu mustern. "Dein neues Spielzeug?", fragte er belustigt.
"Sie ist mehr ein Haustier", winkte Allan ab, der mich förmlich auf einen Stuhl drückte.
"Sie wirkt wie eine Puppe", sagte der andere Blonde, der zerstrubbelte Haare hatte und mich mit seinen durchdringenden, blauen Augen förmlich anstarrte. Ich erwiderte emotionslos seinen Blick, bemerkte aber dennoch, dass Allan den Teller vor mich abstellte. Eigentlich wartete ich auf den Kaffee, doch dieser folgte nicht.
"Erst essen, dann Kaffee", sagte er streng, was dafür sorgte, dass der Braunhaarige eine Augenbraue hochzog.
Ich griff nach dem Stück Melone und biss hinein. Sofort spürte ich, dass mir schlecht wurde, doch ich wollte meinen Kaffee. Also aß ich das Stück und wartete danach. Es wäre wesentlich anstrengender gewesen, mir den Kaffee zu erkämpfen.
Zum Glück stellte er ihn nun vor mir ab. Ich griff danach und nahm einen großen Schluck.
"Die Kleine ist ja gar nicht richtig da", bemerkte der Blonde fast schon entsetzt. "Unter was für Drogen hast du sie gesetzt?", wollte er wissen.
"Ich hab daran keine Schuld", lachte Allan. Ich hörte zwar zu, trank aber meinen Kaffee. Die Hitze tat mir gut und ich liebte den bitteren Geschmack.
"Was ist denn hier los? Warum sitzt sie auf meinen Platz?", erklang eine schrille, unangenehme Stimme und sorgte dafür, dass ich meinen Blick ein Stück drehte.
Die junge Frau mit den auffälligen, blauen Haaren starrte mich wütend an.
"Ich habe sie hierhin gesetzt", sagte Allan, der eine scheuchende Bewegung machte. "Such dir also einen anderen Platz, Melody."
Die junge Frau starrte ihn entgeistert an. "Wie kannst du nur?", fragte sie entsetzt und getroffen.
War sie seine Freundin oder sowas?
"Geh schon", meinte Allan, als würde er ein lästiges Tier wegscheuchen wollen.
Melody warf mir einen wütenden Blick zu, bevor sie die Hand ausstreckte. Ich dachte zuerst, sie wollte mich schlagen, doch sie nutzte Magie. Bevor ich reagieren konnte, wurde mir der Kaffee aus der Hand gerissen und verteilte sich schließlich in meinem Haar, meinem Gesicht und meinem Kleid.
Ich spürte die Hitze kaum, auch wenn es irgendwie unangenehm war.
"Geht es dir jetzt besser?", fragte ich, bevor ich einfach nach dem Stück Pfirsich auf meinem Teller griff. Der arme Kaffee. Er war ziemlich gut gewesen. Ich würde mir also einen neuen holen müssen.
Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Melody wütend die Wangen aufblies. Allan hingegen lachte laut. Der blonde, junge Mann stimmte mit ein, bevor sich der Braunhaarige erhob. Es interessierte mich nicht, was er tat, doch als er mit einem Kaffee zurückkehrte und ihn vor mich stellte, als wäre nichts gewesen, war ich tatsächlich ein wenig verwundert. "Danke", sagte ich, verzog aber keine Mühe, als ich erneut einen Schluck nahm.
Ich sah, dass Melody die Szene betrachtete, als würde sie gleich in die Luft gehen. "Komm, Melody. Mach dir das Leben nicht schwer", sagte der Braunhaarige sanft, bevor er sie wegschob.
Der Blonde richtete seinen Blick wieder auf mich. "Bist du sowas wie ein Roboter?", fragte er, während er mich anblickte, als wäre ich irgendwie nicht von dieser Welt.
"Nein", antwortete ich, während ich meinen Kaffee genoss.
"Allan, was hast du dir da nur angelacht?", fragte er belustigt, schien aber nur ebenfalls Interesse an mir zu empfinden. Warum? Ich hatte gehofft, dass ich dadurch nur langweilig werden würde und man mich in Ruhe ließ. Diese ungewollte Aufmerksamkeit störte mich irgendwie und irgendwie auch nicht.
"Willst du dich nicht waschen?", fragte der Braunhaarige, als er zu uns zurückkehrte. Ich zuckte lediglich die Schultern.
"Hast du überhaupt sowas wie einen freien Willen?", fragte nun Allan, der mich von der Seite her musterte.
"Denke schon", antwortete ich monoton. Im Grunde hatte ich es, doch warum sollte ich mir selbst mehr Stress machen?
Allan schüttelte etwas den Kopf. "Das ist übrigens Sanosuke und das Sam", stellte er mit den Blonden und den Braunhaarigen vor. Ich nickte lediglich. Es interessierte mich im Grunde nicht. "Willst du dich nicht auch vorstellen? Sonst gebe ich dir einen Namen", meinte er belustigt. Bevor ich antworten konnte, meinte er: "Ich werde dich ab jetzt Püppchen nennen."
Da er mir die Entscheidung quasi abgenommen hatte, schwieg ich. Sollte er doch tun, was er wollte.
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