Kapitel 2
Als ich Simor wieder eingeholt hatte, musterte er mich besorgt. "Ihr habt dort einen blauen Fleck", bemerkte er besorgt. Ich versuchte, seinen Blick zu folgen und sah schließlich auf meinen Arm, den er anstarrte. Es war die Stelle, an der mich der Mann gehalten hatte. Dort war wirklich ein blauer Fleck. Etwas, was mich leise seufzen ließ. Es tat nicht weh, war aber nun unschön anzusehen.
"Passiert", antwortete ich, weil es mir im Grunde egal war.
Dafür erntete ich einen besorgten Blick von Simor. "Seid Ihr Euch sicher, dass mit der Medikation alles in Ordnung ist?", fragte er leise, aber hörbar unruhig.
Ich zuckte die Schultern. "Keine Ahnung, mir egal. Gehen wir weiter", beendete ich das Gespräch und lief an ihm vorbei.
Simor selbst war nur ein Mensch ohne magische Fähigkeiten, weshalb er sich wohl auch nicht eingemischt hatte. Er hätte sowieso keine Chance gehabt.
Ich selbst besaß ebenfalls Fähigkeiten, doch durch das Blut meines Vaters waren sie, laut meiner Großmutter, verwaschen. Er war nur ein Mensch, weshalb ich lediglich die Hälfte der Magie besaß. Wenn das wenigstens heißen würde, dass ich einfach nicht so viel konnte, wie andere, würde es mich nicht stören, doch das Problem war, dass meine Magie unkontrolliert war und somit gefährlich. Etwas, was ich oft genug am eigenen Leib erfahren hatte.
Gemeinsam mit Simor betrat ich das Gebäude, das wohl das Hauptgebäude war.
Wir traten in einen großen Raum, der wohl als Aufenthaltsraum genutzt wurde.
Überall waren Schüler, die mich anstarrten. Ich ignorierte sie und versuchte stattdessen die Einrichtung einzuordnen. Es gab Bücherregale, Sofas, weitere Regale, Arbeits- und Spieltische und Musik.
Obwohl man hier wohl auch arbeiten konnte, wurde er scheinbar eher zum Spielen genutzt. Ein typischer Hobbyraum wie es schien.
Simon führte mich durch die Menge, die ich tuscheln hörte.
"Ich habe sie draußen mit Allan gesehen", hörte ich eine Frau flüstern.
"Hat er sie auf ihren Platz verwiesen?", fragte ein junger Mann.
Ich versuchte, das Gespräch weiterzuverfolgen, doch da ich mich entfernte, wurde es leiser. Daher hörte ich den Rst nicht.
Mit Simor zusammen verließ ich den Raum durch eine Tür und folgte nun einer Art Flur, der zu einer Seite Rundbögen aufwies. Nur ein kleiner Steinzaun trennte uns vom Garten, wo sich weitere Schüler tummelten.
"Das hier ist das Zimmer der Sekretärin", sagte Simor plötzlich, was mich dazu brachte, meinen Blick von den anderen abzuwenden.
Ich betrachtete die hölzerne Tür und nickte zustimmend.
Simor klopfte und öffnete sie dann. Gemeinsam traten wir ein.
Da direkt gegenüber der Tür ein kleiner Tresen stand, fiel mein Blick sofort auf die Frau dahinter. Sie wirkte freundlich als sie aufblickte, denn sie schenkte uns ein Lächeln.
Mühsam versuchte ich, das Lächeln zu erwidern, doch ich konnte meine Lippen einfach nicht dazu bringen, sich zu bewegen. Dafür lächelte Simor. "Guten Morgen", grüßte er höflich, wie er war. "Ich bringe Lady Sezuna Saytan", erklärte er. "Wir hatten telefoniert", fügte er hinzu. Die Frau riss ein wenig die Augen auf.
"Natürlich. Lady Saytan, willkommen", sagte sie schnell, erhob sich und knickste.
Daran würde ich mich nie gewöhnen. Vor allem nicht daran, dass er mich mit dem Namen meiner Großmutter vorgestellt hatte. Dieser war überall bekannt und machte es für mich sicherlich nicht leicht.
Die Sekretärin ließ sich wieder nieder und begann dann, etwas in ihren Regalen zu suchen, zu denen sie mit ihrem Stuhl rollte. Schließlich zog sie einiges hervor. "Das hier ist ihr Zimmerschlüssel", sagte sie und reichte mir als Erstes einen silbernen Schlüssel, den ich entgegennahm und nachdenklich betrachtete. Darauf war eine Zimmernummer eingraviert. Das würde es leicht machen. "Ihr Zimmer liegt in der zweiten Etage", erklärte sie, bevor sie mir weitere Dokumente zuschob. "Ihr Stundenplan und ein Plan der Räume. Die Schule beginnt morgens neun Uhr und endet vierzehn Uhr. Danach gibt es weitere Angebote, bei denen sie sich gern einschreiben können", bot sie an, während ich mir die Dokumente nahm und sie kurz besah. Dann nickte ich. Mir war die ganze Zeit bewusst, dass sich mein Gesicht nicht verzog oder eine Regung zeigte.
Eine Nebenwirkung meiner Medikation, die mir jedoch sehr gelegen kam.
"Können wir jetzt gehen?", fragte ich, weil ich einfach meine Ruhe wollte. Die Sekretärin nickte leicht überrascht.
"Wenn es keine weiteren Fragen gibt", sagte sie, klang aber hoffnungsvoll, dass ich fragte, doch ich drehte mich um und ging zur Tür hinaus. Simor folgte mir, immerhin hatte er meine Koffer.
Draußen erwartete mich der blonde Mann und ich fragte mich, ob er mir gefolgt war.
Er schenkte mir ein Lächeln, bevor er mir einen Arm um die Schultern legte, als wären wir die besten Freunde. "Ich begleite dich auf dein Zimmer", sagte er, als hätte ich gar keine andere Wahl.
Ich nahm seinen Arm und zog ihn von meinen Schultern. "Ich brauche keinen Babysitter", antwortete ich mit ruhiger Stimme, während ich einfach loslief. Ich hatte gehofft, ihn stehenzulassen, doch er folgte mir.
Da es mir zu nervig wurde, ließ sich es einfach zu. Wenn er unbedingt wollte, dann war das so.
Simor folgte uns langsam und ich behielt ihn leicht im Auge. Immerhin trug er meine Koffer und war derjenige, der hier am meisten gefährdet war.
Schließlich lief ich die Treppe nach oben und suchte nach der Nummer auf meinem Schlüssel.
Der blonde Mann, der wohl Allan hieß, hatte seinen Arm wieder um mich gelegt und schielte nun auch auf den Schlüssel. "Sehr schön, du bist in meinem Gang", sagte er, als wäre er damit sehr zufrieden und hätte es geplant.
"Was willst du von mir?", fragte ich monoton, während ich weiter mit meinen Augen die Türen absuchte.
"Dir zeigen, wie es hier läuft. Jetzt, wo du hier auf die Schule gehst, gehörst du mir", antwortete er, wobei ein Unterton in seiner Stimme mitschwang, den ich nicht ganz einordnen konnte.
Normalerweise hätte ich jetzt geschnaubt und ihn darauf hingewiesen, dass ich niemanden gehörte, doch ich zuckte lediglich die Schultern. "Mir doch egal", murmelte ich, bevor ich vor meinem Zimmer stehenblieb und aufschloss. Dann deutete ich Simor, dass er die Koffer hineintragen sollte.
Dieser tat, wie ich ihn angewiesen hatte, während ich draußen blieb. Als er fertig war, kam er zurück und verneigte sich vor mir. "Bitte ruft an, sollte es Probleme geben", bat er, bevor er meine Hand nahm und meinen Handrücken küsste. Das entlockte mir fast ein Lächeln, denn es war für ihn sehr typisch.
"Danke Simor. Komm gut heim", bat ich und nahm mir vor, ihn regelmäßig anzurufen. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen machte.
Erneut verneigte sich Simor, bevor er ging.
Kaum war er um die Ecke im Flur, wandte sich Allan wieder an mich.
"So, da nun dein Wachhund weg ist", sagte er, als hätte er nur darauf gewartet. Er trat vor mich und hob erneut mein Kinn an. "Wie ist dein Name?", wollte er wissen. Seine fuchsbraunen Augen zogen mich fast in seinen Bann, doch ich löste mich schnell, bevor ich zur Tür hineinschlüpfte und sie ihm vor der Nase zuknallte und abschloss. Wenn der die ganze Schulzeit so sein würde, bräuchte ich definitiv mehr von diesen Medikamenten. Ich konnte es mir nicht leisten, die Kontrolle zu verlieren.
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