Three Months Later...
Drei Monate später...
Drei Monate waren vergangen seitdem ich das letzte mal etwas von Fury, oder sonst jemanden von SHIELD gehört hatte. Selbst als ich versucht hatte irgendwen zu erreichen, ging niemand ran. In der Zeit, in der ich nichts mit Keira und ihren Freunden unternahm, trainierte ich.
Jeden einzelnen Tag ging ich joggen, ging immer wieder Kampfübungen durch. Es fühlte sich wie früher bei SHIELD an. Vertraut. Mir fehlte irgendwie der Drill, den es dort gab. Ich wusste selbst nicht wieso.
Doch es tat auch gut, wenn ich mit Keira und ein paar alten Freunden aus der Schulzeit etwas unternahm. Manche hatten mich kaum wieder erkannt und wunderten sich auch darüber, wie sehr ich mich verändert hatte. Ich hatte immer Spaß und konnte die Sorgen, die ich ab und zu hatte, vergessen. Aber ich merkte auch, dass ich mich ein Stück weit von einem normalen Leben entfernt hatte.
Heute jedoch war etwas anders. Ich bekam ein Packet von einem gewissen James Buchanan Barnes. Dieser Name sagte mir etwas. Wenn ich es noch richtig wusste, war es ein Freund aus Steve's Zeit, bevor er Captain America wurde. Anscheinend muss was passiert sein, sonst hätte er diesen Namen nicht benutzt.
Bevor meine Eltern mitbekamen, dass ich ein Paket bekommen hatte, lief ich hastig die Treppe hoch in mein Zimmer und machte die Tür hinter mir zu. Ich setzte mich aufs Bett, legte das Paket vor mich und öffnete es. Darin war ein zerknitterter Zettel und zwei...ICER-Pistolen.
Wieso?
Ich nahm den Zettel, strich ihn etwas glatt und las was darauf stand.
'Hi Chloe,
Wenn du das liest, ist das Paket bei dir angekommen. Bei SHIELD ist momentan alles kompliziert, da das Militär versucht uns zu kontrollieren. Fury lässt es nicht zu, doch ich vermute eher, dass es HYDRA ist. Es muss so sein.
Von einigen Basen bekommen wir keine Rückmeldung mehr, so auch von der in Deutschland. Daher muss ich dich leider bitten, dort nachzusehen. Die Koordinaten sind auf der Rückseite des Zettels. Damit du nicht ohne irgendwelchen Schutz dort hin musst, habe ich dir zwei ICER geschickt. Hoffentlich musst du sie nicht benutzen.
Wenn ich kann, werde ich versuchen mich zu melden.
Viel Glück,
Steve'
Das war eindeutig Steve's Handschrift, doch als ich den Zettel genauer betrachtete, fiel mir auf, dass er gehetzt gewesen sein muss. Sie war etwas schnörkeliger als normal und auch der Zettel wurde mehrmals zusammengeknüllt worden, bevor er halbwegs gefaltet in den Karton kam.
Da muss tatsächlich etwas nicht stimmen. Doch wie ist das Paket durch den Zoll gekommen?
Waffen werden nie durchgelassen.
Auf einmal klopfte es an der Tür. Erschrocken zuckte ich zusammen und versteckte dann schnell das Paket unter der Bettdecke. Keira kam herein, mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Erleichtert atmete ich wieder aus, was Keira's Lächeln verschwinden ließ.
"Was ist los?", fragte sie verwirrt.
"Mach die Tür zu?", sagte ich leiser.
Verwirrt schloss sie die Tür, kam dann zu mir und setzte sich aufs Bett. Ich holte derweil das Paket wieder hervor und gab ihr den Brief. Mit großen Augen schaute sie mich dann an, als sie den Brief fertig gelesen hatte.
"Was sind ICER?", fragte sie verwirrt.
Ich holte einen der ICER aus der Kiste und zeigte diese Keira. Mit großen Augen schaute sie mich an und rückte ein Stück zurück.
"W-wieso hast du S-Schusswaffen?", stammelte sie.
"Sh! Nicht so laut! Und außerdem können die einen nicht umbringen", versuchte ich sie zu beruhigen.
Es half leider nichts. Sie sprang erschrocken von meinem Bett auf, stürmte aus dem Zimmer und rannte aus dem Haus.
"Scheiße!", fluchte ich.
Ich ließ mich auf die Matratze meines Bettes plumpsen.
"Verdammt! Verdammt! Verdammt!", fluchte ich mehrmals.
Ich wusste schon immer, dass Keira ein bisschen übertrieben reagiert und genau jetzt hatte ich es vergessen. Ich hatte etwas wichtiges über meine beste Freundin vergessen. Noch ein halbwegs guter Grund von hier zu gehen.
Jetzt erst fiel mir auf, wie viel ich doch vergessen hatte. Zum Beispiel, dass mein Vater es hasst, wenn man zu lange im Badezimmer braucht, oder dass meine Mutter ein strenges Verbot von Süßigkeiten hat, welches seit Jahren schon existiert.
Ich gehöre hier nicht mehr her!
Aber ich wollte unbedingt ein normales Leben!
Vielleicht wenn die Sache mit Winter vorbei ist?
Ich hatte einfach keine Ahnung. Doch auf jeden Fall musste ich der Bitte in Steve's Brief nachgehen. Ich ging zu meinem Kleiderschrank, kramte eine schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift '11tes Gebot: nicht erwischen lassen!'
Das T-Shirt hatte ich mir damals gekauft, weil ich den Spruch darauf echt gut fand und es in gewisser Hinsicht auch stimmte. Dann kramte ich noch eine schwarze, dick gefütterte Sweatshirt-Jacke.
Seit wann habe ich so viele schwarze Sachen?
Sonst bin ich eigentlich ein recht bunter Mensch. Deshalb wunderte es mich sehr, dass ich ein Outfit komplett in schwarz hatte. Selbst meine Boots waren schwarz. Nachdem ich mich fertig angezogen hatte und meine Haare zu einem Zopf gebunden hatte, suchte ich einen kleinen Rucksack. Tatsächlich fand ich einen und er war, wie zu erwarten, schwarz.
Hoffentlich werde ich nicht von der Polizei angehalten!
Ich packte den einen ICER in den Rucksack und den zweiten steckte ich in den Bund meiner Hose. Die Jacke überdeckte die Waffe, solange ich mich nicht steckte oder so. Ich schnappte mir noch den 10€ Schein welcher auf meinem Schreibtisch lag und suchte mein Handy.
Nach dem Anruf von Jurij bin ich nicht mehr an mein Handy gegangen, aus Angst er würde nochmal anrufen. Nachdem ich es in der Nachttisch Schublade gefunden hatte, gab ich die Koordinaten ein. Laut Google Maps war die Basis etwas außerhalb von der Stadt. Das heißt erstmal Bus fahren.
Warum habe ich kein Auto?
Ich schaute nochmal auf das Display meines Handys, um zu sehen, wie viel Uhr es war. 13:01 Uhr. Das heißt ich würde meinen Bus noch bekommen. Also schulterte ich meinen Rucksack, stürmte aus meinem Zimmer, die Treppe runter, verabschiedete mich knapp und ging dann nach draußen. Es war mittlerweile Winter und obwohl jedem eiskalt war, so war es für mich angenehm. Die Zeit in der ich gefoltert wurde hatte mich gegenüber Kälte sehr stark abgehärtet. Das war wohl das einzig positive, was ich davon mitgenommen hatte.
Ich lief die fünfzig Meter nach unten zur Bushaltestelle. Kleine Atemwölckchen bildeten sich vor meinem Mund, welche in der kalten Luft schnell wieder verblassten. Die Wolken waren dunkel geworden, sodass man meinen könnte, bald würde es schneien. Schnee. Ja, dass wäre schön.
Nach sechs Minuten kam der Bus pünktlich an. Ich stieg ein, bezahlte mein Ticket mit den 10€ und setzte mich dann ganz hinten in die letzte Reihe. Ich lehnte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe und schloss die Augen.
Flashback
Dieser Soldat mit dem Metallarm war wiedergekommen. Emotionslos betrachtete der Soldat die wieder aufgerissenen Wunden. Jurij wollte unbedingt wissen, wer mich versorgt hatte, doch ich schwieg. Das war dann meine Bestrafung für mein schweigen. Schmerzen.
Vorsichtig tupfte der Soldat mit einem nassen Tuch über die immer noch etwas blutenden Wunden.
Mein Kopf war zur Seite gedreht und meine Augen geschlossen, da ich kaum noch die Kraft hatte meine Augen offen zu halten, geschweige denn, zu dem Soldaten zu sehen. Ich spürte nur seine eine warme Hand und seine eine kalte Hand, welche meine Wunden reinigten.
Wie hieß er eigentlich? Ich wusste es nicht und ich habe mich nicht getraut ihn zu fragen, dich warum? Schlimmer, als diese Folterungen kann es eh nicht werden.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und öffnete meine Augen einen Spalt.
"Wie heißt du eigentlich?", fragte ich schwach, mit brüchiger Stimme.
Er schaute kurz zu mir, bevor er sich weiter um meine Wunden kümmerte. Enttäuscht schloss ich meine Augen wieder. Es herrschte wieder schweigen, wobei ich fast einschlief.
"Winter Soldier!", sagte er auf einmal.
Überrascht öffnete wieder meine Augen und schaute in sein immer noch emotionsloses Gesicht.
"Ich mag den Winter!", gab ich von mir.
Warum sagte ich das?
Es kam ganz plötzlich und ohne, dass ich überhaupt nachgedacht hatte aus meinem Mund. Doch es schien ihn nicht zu stören. Dennoch huschte ein sehr flüchtiges Lächeln über seine Lippen.
"Ich nenn dich Winter!", murmelte ich.
Anscheinend wollte er etwas darauf erwidern, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Jurij eintrat. Geschockt blickte Winter zu ihm und auch mich packte nun die Angst.
"Na sieh mal einer an! Der Winter Soldier!", stellte er amüsiert fest.
Er rief etwas auf Russisch und auf einmal kamen vier Wachen in den Raum. Zwei packten den Soldier am Arm und schleiften ihn nach draußen. Die anderen zwei, welche etwas schmächtiger waren, als die die den Soldier gepackt hatten, lösten meine Fesseln und schleiften mich dann ebenfalls aus dem Raum. Jurij ging voran und führte die vier Wachmänner in einen größeren Raum, in dessen ein großer Metallstuhl stand. Die zwei Wachen brachten den Soldier zu diesem Stuhl und drückten ihn darauf. Metallfesseln klappten runter und fixierten seine Arme. Metallplatten legten sich auf sein Gesicht und plötzlich fing er an qualvoll zu schreien.
"Nein! Hört auf!", schrie ich.
Doch es war nicht laut genug, als dass es die Schreie von Winter übertönte. So gut ich konnte, versuchte ich mich zu befreien, aber ich war so ausgemergelt und unterernährt, dass nicht wirklich was erreichen konnte. Höchstens, dass die zwei Wachen, die mich hielten, ihren Griff um meine Oberarme verstärkten. Das knisternde Geräusch von Stromschlägen ließ nach und die Schreie verstummten.
Vor Erschöpfung sank ich auf die Knie und schaute immer noch zu dem Stuhl auf dem Winter Ohnmächtig saß.
Jurij kam zu mir, kniete sich vor mich hin und legte einen Finger unter mein Kinn, um mein Gesicht zu sich zu drehen.
"Das passiert, wenn du versuchst unseren besten Soldaten umzudrehen! Er wird vergessen! Immer und immer wieder!", grinste er diabolisch.
Er befahl den zwei Wachen, die mich immer noch hielten, etwas auf Russisch. Ein starker Schmerz in meinem Genick und alles wurde schwarz vor Augen.
Flashback Ende
Diese dumme Wache hatte mir mit der Waffe ins Genick geschlagen, weswegen ich ganze zwei Tage weg war. An einer bestimmten Stelle an meinem Genick hatte ich nun eine kleine Narbe. Mit meinem Zeigefinger fuhr ich über diese bestimmte Stelle. Es war nur eine schmale Narbe, doch diese Wunde hatte damals schrecklich wehgetan.
Endlich hielt der Bus an der Endstation und ich stieg aus.
Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und gab nochmal die Koordinaten ein, damit ich wusste, wo ich lang laufen sollte.
Die Karte auf dem Display sagte, dass ich nach Nordwesten gehen musste. Also ging ich stur nach Nordwesten. Die Shoppingstraßen waren heute nicht so überfüllt. Die Menschen, die heute unterwegs waren starrten mich abgeneigt an.
Nur weil ich schwarz trage?
Nach einer halben Stunde Fußmarsch, kam ich ans Ende der Stadt. Ungefähr einen Kilometer weit entfernt, entdeckte ich die Basis. Also nochmal zwölf Minuten Fußmarsch. Nach den zwölf Minuten kam ich am Haupttor der Basis an. Dort standen zwei Wachen, welche komplett in schwarz gekleidet waren. Beide hatten an ihren rechten Oberschenkeln eine Schusswaffe befestigt.
Ich lief weiter auf die zwei zu und tat dabei so, als ob ich völlig ahnungslos wäre und es mich einfach nur interessierte, was es war.
"Halt!", rief die eine Wache, als ich direkt vor dem Tor stand.
"Was is n' das?", fragte ich gespielt interessiert.
"Geht dich nichts an!", knurrte die zweite Wache.
Beide griffen unauffällig nach ihren Handfeuerwaffen.
"Ich will doch nur wissen, was das hier ist?", fragte ich nochmal und machte provokant einen weiteren Schritt nach vorne.
Sofort zogen beide gleichzeitig ihre Waffen. So wie ein normaler Mensch auch reagieren würde, trat ich 'erschrocken' ein paar Schritte zurück und hob meine Hände.
"Wow! Hey, ich geh ja schon!", sagte ich und versuchte etwas verängstigt zu klingen.
Ich trat also den Rückzug an und lief wieder zurück zur Stadt. Doch so schnell gab ich jetzt nicht auf. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Außer den zwei Wachen hatte ich niemanden auf der kompletten Basis gesehen. Weder draußen noch drinnen. Und es stand auch nur ein einziger Jet auf dem Landeplatz.
Am Rand der Stadt fand ich ein kleines Café, welches einen guten Blick auf die Basis hatte. Ich setzte mich in das kleine Café, bestellte mir einen Cappuccino und beobachtete die ganze Zeit die Basis.
Nach zehn Minuten, nachdem ich meinen Cappuccino bekommen hatte, fing es an zu schneien. Dicke Flocken fielen zu Boden und innerhalb von Minuten war alles weiß.
Da ich momentan nichts besseres zu tun hatte, außer die Basis zu beobachten, holte ich mein Handy hervor und öffnete WhatsApp.
Vielleicht war ja Steve online. Es war witzig gewesen, als ich Cap beigebracht hatte, wie man mit einem Smartphone umgeht. Obwohl er ein sehr geduldiger Mensch ist, so hatte er überhaupt keine mit dem Handy. Wenigstens hatte er schnell gelernt, weshalb er wenigstens WhatsApp öffnen und dort auch schreiben konnte, wenn auch mit vielen Tippfehlern.
C: Hey, wie geht's so?:)
Schrieb ich.
S: Ganz gzt! Ubd dir?
Und da waren seine Tippfehler. Witzig sind sie ja schon.
C: Auch! Hab dein Packet bekommen! Wie hast du es geschafft die durch den Zoll zu bekommen?
S: Freinde!
C: Ah ja! Dass soll ich jetzt glauben?
S: Belass ee dabei!
Ein räuspern ließ mich so sehr zusammenzucken, dass ich mein Handy auf den Tisch fallen ließ. Ich schaute hoch und sah Keira vor meinem Tisch stehen.
"Wir müssen reden!", sagte sie mit ernster Stimme.
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