Rückkehr

Ein kleines Dorf, dessen Name kaum erwähnenswert ist. Die Straßen sind wie leergefegt. Nur die Autos, die am Rand parkten ließen die Straßen nicht allzu kahl wirken. Die Laternen erhellten die Straßen mit ihrem kalten weißen Licht und ließ alles etwas trostlos wirken. In manchen Häusern flackerte noch etwas Licht, was wahrscheinlich der Fernseher war, vor dem der oder die Hausbesitzer eingeschlafen sind.
"Wir sind da!", brummelte eine Stimme und holte mich aus meinen Gedanken.
"Schon?", fragte ich erstaunt, da ich dachte wir wären noch ein wenig unterwegs.
Der blonde junge Mann, der wahrscheinlich erst Mitte zwanzig war, nickte und musterte mich nochmals prüfend. Die ganze Fahrt, vom Flughafen bis hier her, hatte er kein einziges Wort mit mir gewechselt, da ich ihn während des Flugs angeschnauzt hatte, er solle meine Entscheidung respektieren, weil er mir mein Vorhaben, meine Eltern nach so langer Zeit wiederzusehen, ausreden wollte. Ein Jahr war es her, dass ich sie das letzte mal gesehen habe.
Ob sie sich verändert haben? Werden sie mich überhaupt noch erkennen?
In dem letzten Jahr habe ich mich so sehr verändert. Vor einem Jahr war ich noch etwas pummelig und mein Interesse zu Sport war gleich null. Doch jetzt... Ich war schlank, hatte definierte Muskeln und sah dennoch nicht so aus, wie diese abgemagerten Models, die höchstens nur einen Apfel pro Tag essen. Ich konnte nun kämpfen und wusste auch wie man Menschen manipuliert, oder ihnen sogar schmerzen zufügt. Eigentlich bin ich jetzt ein ganz anderer Mensch, als früher. Doch wenn ich an die Zeit denke, wo ich mit dem Training begonnen hatte, musste ich darüber nur grinsen.
Flashback:
Zusammen mit Captain Rogers war ich schon drei Kilometer gejoggt, doch langsam ließ mich meine Kraft im Stich. Anfangs hatte ich es noch für eine gute Idee gehalten. Mich ausbilden zu lassen, damit ich mich wehren konnte und nicht mehr das schwache Mädchen bin. Doch jetzt im Moment bereute ich es wie sonst was. Keuchend schlurfte ich Captain Rogers hinter her, der sich als meinen Ausbilder gemeldet hatte und schon zehn Meter weiter vorne war.
"Ich kann nicht mehr!", jammerte ich und blieb stehen.
Ich stützte meine Hände auf meinen Beinen ab und versuchte wieder Luft zu bekommen. Schweißperlen tropften von meiner Nasenspitze herunter auf den asphaltierten Boden.
"Das waren doch erst drei Kilometer! Wir haben noch sieben vor uns!", rief er mir zu.
Da ich einfach nicht mehr konnte und meine Beine sich wie Wackelpudding anfühlten, legte ich mich auf die nächstgelegene Bank. Captain Rogers kam zu mir und setzte sich zu mir.
"Tut mir leid Sir, aber ich bin keine Sportskanone, so wie Sie. Bevor ich angefangen habe zu trainieren, war ich nur ein Bücherwurm!", keuchte ich immer noch außer Atem.
"In Ordnung!", lächelte er.
Erstaunt schaute ich ihn an. Ich konnte nicht fassen, das er gerade 'In Ordnung' gesagt hatte. Von Sam Wilson alias Falcon und ebenfalls Rekrut, hatte ich gehört, dass er einer der strengsten Ausbilder wäre, die einen zwangen immer weiter zu machen, auch wenn man gleich in Ohnmacht fällt. Doch vielleicht bin ich ja eine Ausnahme. Ich bin ja auch nicht auf normale Art und Weise Rekrutin geworden.
"Dann gehen wir zurück, ok?", fragte er.
Ich nickte. Erschöpft stand ich auf  und zusammen gingen wir wieder zurück zur Basis.
Flashback Ende
"Warum grinst du so?", fragte der blonde neben mir.
"Weißt du noch, wo du angefangen hast mich zu trainieren? Wie ich ständig gejammert habe? Und jetzt bin ich eine der besten SHIELD Rekruten die es gibt!", lächelte ich matt.
Über das Gesicht des jungen Mannes huschte ebenfalls ein mattes Lächeln. Als ich wieder aus dem Fenster des Autos schaute sah ich nun das Haus meiner Eltern und sofort rutschte mir mein Herz in die Hose. Er merkte wohl meine Nervosität, denn er legte mir aufmunternd eine Hand auf meine Schulter. Seine blauen Augen funkelten mich mitfühlend an.
"Du musst das nicht tun, wenn du nicht willst", meinte er.
"Doch ich muss! Ich kann meine Eltern nicht mehr im Ungewissen lassen!", meinte ich darauf und stieg aus.
Ich schlug die Tür des Autos zu und ging dann zur Haustür meiner Eltern. Als ich vor dieser Tür stand, fing mein Herz an zu rasen und mein Köper zitterte. Unsicher drückte ich auf die Klingel. Jetzt konnte ich nicht mehr zurück. Es war still. Nur das leise surren der Straßenlampen und das Brummen des Automotors war zu hören.
Vielleicht sind sie ja nicht daheim?!
Mit diesem Gedanken drehte ich mich um und wollte zurück zum Auto gehen, als plötzlich die Tür aufging. Hastig drehte ich mich wieder zur Tür. Mein Vater stand in der Tür. Er musterte mich völlig verschlafen. Eine leichte Alkoholfahne ging von ihm aus.
"Wer sind Sie?", brummte er gereizt.
"Papa?", fragte ich vorsichtig.
Verwirrt blinzelte er ein paar mal, als es ihm dann wie Schuppen von den Augen fiel. Zuerst berührte er vorsichtig meine Wange, um sich wirklich zu versichern, dass ich es wirklich war. Dann Umarmte er mich stürmisch. Ich schluchzte vor Erleichterung und Tränen kullerten an meinen Wangen herunter. Als er mich wieder losließ rief er meine Mutter, während er mich ins Haus zog. Schnell schaute ich nochmal zu dem Auto, wo mein ehemaliger Ausbilder am Auto angelehnt stand, nickte, wieder Einstieg und dann losfuhr.
Meine Mutter kam verschlafen die Treppe runter getorkelt und verstand den ganzen Aufruhr, den mein Vater veranstaltete nicht. Doch als sie mich sah, weiteten sich ihre Augen vor Freude und auch ihr kullerten Tränen über die Augen. Eigentlich redeten wir an diesem Abend nicht viel miteinander. Wir waren einfach nur froh, dass wir uns wieder hatten. Doch als wir so gemütlich im Wohnzimmer saßen, schlichen sich doch fragende Blicke auf die Gesichter meiner Eltern.
"Wo warst du das ganze letzte Jahr?", fragte meine Mutter dann mit heiserer Stimme.
Betroffen schaute ich auf meine Hände. Ich konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. Dies wurde mir vor meinem Abflug aus Washington D.C. ausführlich erklärt. Das war auch einer der Gründe wieso ich auch da weg wollte. Diese Geheimniskrämerei...Sie war so unerträglich. Ich durfte das ganze Jahr über nicht mit meinen Eltern in Kontakt treten.
"Ich erinnere mich kaum! Es ist alles...so verschwommen!", log ich meine Eltern an.
Ich fühlte mich deswegen schlecht, aber was sollte ich denn sonst machen? Die Wahrheit durfte ich Ihnen nicht sagen. Und wenn ich doch könnte, wüsste ich nicht wie sie es aufnehmen würden. Das was mir damals passiert war, war eine Zeit an die ich ungerne zurück denke. Alles was mir da passiert war,möchte ich vergessen und das war der erste Schritt.
"Wie bist du überhaupt her gekommen? Und wieso hat uns niemand informiert, dass du kommst?", fragte mein Vater skeptisch.
"Mir wurde gesagt, dass man euch informiert hätte. Und einer der US Marshals hat mich hergefahren", log ich wieder.
Doch sie glaubten es mir und darauf kam es an. Sie stellten mir noch weitere Fragen, wie zum Beispiel, wie ich gefunden wurde. Jedes Mal hatte ich die passende Antwort parat. Jede Lüge ging mir so leicht über die Lippen, als ob ich das schon mein ganzes Leben tun würde. Noch etwas, was sich an mir verändert hatte. Früher war ich so eine schlechte Lügnerin. Und jetzt könnte ich sogar einen Lügendetektor überlisten. Die Zeit verging so schnell, doch merkte ich langsam die Müdigkeit, die sich in mir breit machte. Auch meine Eltern waren müde und so beschlossen wir, den Rest der Nacht noch zu schlafen. Als ich meinem alten Zimmer stand, bemerkte ich, dass alles immer noch so aussah, wie ich es verlassen hatte. Meine ganzen Wände hingen voll von Zeichnungen, von meinen Freunden, von meiner Familie, von Bekannten Stars und auch Landschaften waren darunter. Irgendwie war es seltsam hier wieder zu stehen. Alles kam mir so fremd vor. Die Person, die hier gelebt hatte, das alles hier gezeichnet hatte, war weg. Nun war ich hier. Eine 'fast' Agentin, die alles daran setzt wieder ein normales Leben zu führen. Müde ließ ich mich in mein Bett fallen und war auch in wenigen Sekunden eingeschlafen.

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