Lückenpresse
Vielleicht haben Sie den Wirbel um den Brand im Flüchtlingslager in Moria mitbekommen, falls nicht ist hier nochmal die Zusammenfassung:
Seit mindestens 5 Jahren wurden zwischen 8.000 und 20.000 Menschen in einem Flüchtlingslager, welches für 2.800 Menschen ausgelegt war "untergebracht" (um das ganze etwas zu verdeutlichen: das waren etwa 5 mal mehr Leute als vorgesehen). Die Flüchtlinge wurden gerade einmal mit dem nötigsten versorgt. Ein Wasserhahn kam auf 1.300 Personen, es gab keine Seife und für das ganze Lager (13.000 Menschen, davon 400 unbegleitete Minderjährige) lediglich drei Ärzte, acht Krankenschwestern und zwei Hebammen. (Stand: September 2020) Die Corona-Pandemie ist in der Zwischenzeit auch im Lager angekommen, und wie Sie sich sicherlich vorstellen können, haben die Geflüchteten keinerlei Chance, sich auch nur behelfsmäßig vor dem Virus zu schützen. Die meisten Menschen im Lager warten seit Jahren darauf, daß sie wenigstens einen Asylantrag stellen dürfen! Am Dienstagabend dieser Woche (8.9.2020) brach auch noch ein Feuer aus (nicht das erste, aber das erste große) welches das Lager fast völlig zerstörte. Und während all dem stellten sich die Politiker der EU quer, sagten, sie hätten nicht die nötigen Kapazitäten (welche sehr wohl da waren!) und versteckten sich gegenseitig hitereinander!
(Nach dem Motto "Ich tu zwar nichts, aber der da tut auch nichts, um zu helfen. Dazu muss ich sagen, daß ich zurzeit ein einjähriges Praktikum im Kindergarten mache, und die Kinder dort teilweise sozial kompetenter sind, als die meisten unserer Politiker... Vielleicht sollte ich einen Politikergarten gründen und unseren Politikern soziale Kompetenz beibringen. Und am Ende kriegt jeder, der bestanden hat, ne Urkunde mit nem lustigen bildchen drauf und einen Lachsmileystempel auf die Hand. Entweder das, oder wir setzen die Kinder in den Bundestag. Wobei... besser nicht, nicht dass die am Ende alles wieder verlernen...)
Ich bin vom Thema abgekommen, tut mir leid. Also dann, weiter im Text.
Ich hab dank Flamesofhope, 0rigamitante und Lereneog neuen Mut beim Thema "save the earth" gefasst (was für mich nicht nur Umwelt, sondern auch Ausbeutung mit einschließt) und den Kanal der grünen Jugend abonniert (@gruenejugend [auf Telegram]). Und die haben am nächsten Tag dann spontan mehrere Demos in ganz Deutschland unter dem Motto "Wir haben Platz" organisiert. An dem Nachmittag war ich in München und gerade auf dem Weg zum Heimweg, als ich nochmal meine Nachrichten gecheckt und dann gesehen habe, daß eine der Demos ein paar Bahnstationen entfernt in ein paar Minuten stattfand; also entschloss ich kurzerhand, hinzugehen. Ich war und bin beeindruckt; von den Reden, den vielen Menschen, die mitgemacht haben (am Ende waren es um die 500), daran, wie sich alle an die Regeln gehalten haben und die (für die kurze Planungs- und Organisationszeit) grandiose Umsetzung.
Am nächsten Morgen sah ich also gespannt, was über die Demo berichtet würde, in die Zeitungen. In der ersten Zeitung wurde die Demonstration mit keinem Satz erwähnt, in der anderen gab es wenigsten einen Mini-Artikel darüber. Über den Brand selbst gab es jedoch in beiden Zeitungen einen eine Seite langen Artikel. Vermutlich, weil man damit sowohl Asylbefürworter als auch -gegner anspricht. Ich meine, klar, die Zeitungen müssen auch Geld verdienen, aber was bringt eine Demo, die wegen fehlender Berichterstattung nicht mal oben ankommt?
Das war allerdings nur das erste Hühnchen, welches ich mit den Medien zu rupfen habe.
Reißerische Schlagzeilen haben schon immer die Verkaufszahlen in die Höhe getrieben. Also wird alles aufgebauscht: der Sturm an der Küste wird ein Orkan, das Treffen ein Gipfeltreffen und der Fehltritt ein Skandal. Wer allerdings von Morgens bis Abends tagtäglich mit Superlativen zugeballert wird, stumpft ab. Und denkt sich dann 'Ach, die übertreiben bestimmt wieder, Pandemie? Das ist höchstens ne Epidemie wie ich die kenne.' Und dadurch, daß aus jedem 'vielleicht ist das so und so, aber wir müssen das noch weiter erforschen, um sicher zu sein' der Wissenschaftler ein "Das ist so und so" wird, bzw. falls sich die These dann als falsch herausstellt ein "Das ist doch nicht so" wird das Vertrauen in die fundierten Aussagen von Wissenschaftlern sowie die von ihnen verordneten Schutzmaßnahmen ausgehöhlt.
Und auch sonst: wenn ein Artikel über eine Straftat in den Schlagzeilen ist und ein anderer Artikel von einer viel schlimmeren Straftat kaum erwähnt wird, weil ersterer mehr Leser bekommt, ist das für mich keine objektive Berichterstattung mehr.
So, jetzt sind ziemlich viele Hühner gerupft, ich mach mir jetzt n Hünchenfrikasse, in diesem Sinne,
Ciao
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