Zwischen Regieren, Schlafen und Wähler - Politik in Deutschland

„Geschichten aus Deutschland" geht in die dritte Runde. Und diesmal wird es ein wenig anders. Ich zeig euch die kurzen Wunschgedanken von verschiedenen Situationen aus diesem Jahrzehnt. Nach der letzten Wunschvorstellung zeig ich die bittere Realität. Ungeschminkt, hässlich und hart. Lesen nur auf eigene Gefahr.

Und wieso schreib ist das Ganze? Ich lebe schon ein wenig in diesem Land. Nur um euch mal eine Vorstellung zu geben: Ich kenne noch Schröder als Bundeskanzler (Damals gab es übrigens ein Lied für ihn). Ich hab erlebt wie das Land sich entwickelt, was gehofft wurde und was geschehen ist. Und ich bin stinksauer auf das Land. Ich würde am liebsten alle Politiker für das was sie gemacht haben, hinrichten lassen. Aber man bleibt ja irgendwie friedlich, deswegen durchatmen und mit Wörtern auf die Verantwortlichen zeigen. Damit sich vielleicht endlich mal was in Deutschland verändert.

Reisen wir jetzt zurück ins Jahr 2012:

Deutschland. In jeder Schule stehen PCs bereit. Jedes Kind hat Zugang zum Internet. Deutschland gehört zu den besten Ländern, wenn es um IT geht. Stolz steht Merkel da und spricht ihr Lob über das Land aus. Ein Lob, in dem es darum geht, wie fortgeschritten das Land ist. Überall Glasfaserkabel. Der Export boomt, Deutschland ist ein Wirtschaftswunder, das seinesgleichen sucht.

Reisen wir weiter ins Jahr 2015:

Flüchtlingskrise. Deutschland ist vorbereitet. Es gibt einen Krisenplan, der genau regelt, wie viele Menschen noch in Deutschland reinpassen, ohne das es für die eigene Bevölkerung zu viel ist. Die Regierung selbst hat schon längst dafür gesorgt, dass es für die eigene Bevölkerung genügen Wohnungen gibt, weswegen man viele Leute aufnehmen kann. Die anderen EU-Staaten helfen. Es ist ausgeglichen. Kein Land nimmt zu viele auf. Die Menschen sind dementsprechend hilfsbereit, freundlich und nett. Die Flüchtlinge, die kommen, sind vor allem Kriegsflüchtlinge. Sie haben schreckliches erlebt, weswegen sie sich auf die Hilfe freuen. Sie integrieren sich und werden zu Arbeitskräften in den Ländern. Durch den guten Plan der Regierung haben es auch nationalsozialistische Parteien wie die AfD kaum Chancen bei der Bevölkerung. Deutschland geht es gut.

Gehen wir noch zwei Jahre weiter:

Die LGBTQI+-Szene blickt hoffnungsvoll nach Berlin. Nach den endlosen Kämpfen um die Ehe für Alle soll sich heute alles entscheiden. Der Bundestag stimmt ab. Schon längst kennt Merkel das Problem mit der Homophobie. Hat gleichgeschlechtliche Ehepaar mit Kindern besucht. Kennt Ängsten und Sorgen, aber auch die Hoffnungen der Menschen. Die Stunden verrinnen. Und endlich kommt das Ergebnis raus. Es ist einstimmig. Die Politiker haben für die Ehe für Alle gestimmt. Egal aus welcher Partei. Es ist eine hundertprozentige Abstimmung. Jeder Politiker wünscht sich die Ehe für Alle. Die Szene hat gesiegt. Endlich nach all den Kämpfen.

Seit für einen Zeitsprung ins Jahr 2019:

Die Menschen haben genug von den großen Parteien. Es ist Europawahl und jeder der kann, stimmt ab. Kaum noch eine christliche Partei ist im Europaparlament. Und auch die Rechtspopulisten haben ein großes Problem. Die Menschen jubeln. Der Jubel wird größer als einer aus der Grünen-Fraktion den begehrten Posten als EU-Kommissionspräsidenten bekommt. Es ist ein Zeichen der Demokratie. Die Menschen wollen es, die Menschen bekommen es. Es geht endlich um die Wähler und nicht um die Politiker.

Zwei Ereignisse passieren ein Jahr später im neuen Jahrzehnt 2020. Auch die sollen genannt werden:

Thüringen. Die Menschen haben gewählt. Sie wollen ihr Ministerpräsident behalten. Abstimmung im Landtag. Wird er es tatsächlich nochmal oder wird gegen die Menschen gestimmt. Gespannt hält Thüringen den Atem an. Dann endlich die Erlösung. Er bleibt es. Ramelow bleibt Ministerpräsident. Wieder setzt die Politik ein Zeichen.

Nur paar Wochen später. China. Ein Virus bricht aus, der noch schlimme Folgen haben würde. Man nennt ihn: Corona. Aber die Politik ist vorbereitet. Fasching fällt aus. Natürlich, es ist Kultur. Aber die Bevölkerung geht vor. Alle Einrichtungen bleiben vor erst zwei Wochen geschlossen. Grenzen werden dicht gemacht. Und jeder der aus dem Krisengebiet kommt, wird erstmal in Quarantäne gesteckt. Deutschland schafft es innerhalb eines Monats den Virus einzudämmen. Ein Vorbild für andere.

Und ab hier lest ihr auf eine Gefahr:

2012:

„Das Internet ist für uns alle Neuland". Ratespiel: Wer hat das gesagt? Im Jahr 2012, wo mindesten jeder zweite ein PC hat und Smartphones schon auf der Welt sind, ist das Internet noch immer Neuland? Glasfaserkabeln sind noch Raritäten? Deutschland ist soweit unten mit seiner Digitalisierung, dass selbst das hinterste Land in was weiß ich wo schon längst daran vorbei gerast ist. Beim Wettrennen ist Deutschland eine Schnecke, welche ganz langsam seine Fühler nach dem Internet ausstreckt. Und selbst acht Jahre später, also jetzt im Jahr 2020, sieht es noch Mau aus. Kennt ihr das Meem mit dem Internetbrowser? Deutschland ist der Internet Browser, der nicht mehr genutzt wird, weil er einfach zu langsam ist. Und das jetzt 2020. Ich hab in den hintersten Ecken Schwedens und Norwegens, wo keine Menschseele war, noch bessere mobile Daten als in einer Großstadt von Deutschland. Und free Wifi in deutschen Städten? Das ich nicht lache. Manchmal denke ich, dass ich noch ne Kurbel brauch, um das Internet überhaupt zu starten. Also Digitalisierung in Deutschland: Vergiss es.

2015:

Die Flüchtlingskrise war eine reine Katastrophe. Wer weiß, von wem dieser Satz stammte: „Wir schaffen das"? Deutschland hat es nicht geschafft. Ich kenne viele, die von der Flüchtlingskrise negativ betroffen waren. Einer wollte ein Deutschkurz für Flüchtlinge bieten. Nur wenige habe teilgenommen. Die meisten sind gekommen, haben sich kurz reingesetzten und irgendwas anders gemacht. Jemand anderes war insoweit betroffen, dass er keine anständige Wohnung bekam. Denn tatsächlich musste die Stadt sich überlegen, ob sie jetzt Flüchlingsunterkünfte oder Wohnungen baut. Die Wohnungen waren übrigens Sozialbauten, also für Menschen mit wenig Geld. Und es war auch keine Deutsche, die sich darüber beklagt hat, sondern eine Ausländerin, die vor Jahren hierher kam, um ein schöneres Leben aufzubauen.

Das Fatale bei der Flüchtlingskrise war vor allem, dass nicht nur Kriegsflüchtlinge kamen. Schlimmer waren die Wirtschaftsflüchtlinge. Das sind jene, die aus Ländern flüchten, wo nachweislich die Wirtschaft nicht wirklich gut ist. Da ist Deutschland natürlich ein Wunderland. Das sie aber den wirklich bedürftigen Flüchtlingen, welche den Krieg miterleben mussten, den Platz wegnehmen, ist erstmal egal. Jeder soll nach Deutschland kommen. Und Italien, Polen etc. Leider war Deutschland fast allein mit seiner Hilfsbereitschaft. Viele Länder haben lieber zugemacht, statt zu helfen.

Und die Deutschen? Mit der Flüchtlingskrise haben die Politiker eins geschafft: Wir haben wieder nationalsozialistische Parteien im Bundestag. Die AfD hat es geschafft die Menschen auf ihre Seite zu ziehen und wieder das falsche Gedankengut zu verbreiten.

Flüchtlingskrise: maßlos gescheitert

2017:

Man muss auch mal was Positives einbringen. Die Ehe für Alle zum Beispiel. Tatsächlich stimmten die Politiker ab. Und tatsächlich wurde das Gesetzt mit Mehrheit beschlossen. Nur jetzt die große Fangfrage: Wer hat am meisten dagegen gestimmt? Überraschung. Die CDU. Und soviel ich weiß, auch AfD. Aber am meisten hat mich Merkel enttäuscht. Wie oft wurde sie zu gleichgeschlechtigen Paaren eingeladen, um zu erleben, wie die Familie so lebt? Große Überraschung: Den Kindern ist es meistens egal, ob sie ein Papa und eine Mama oder zwei Papas oder zwei Mamas haben. Sie wachsen trotzdem normal auf. Die Ehe für Alle war schon lange eigentlich notwendig. Einfach um Diskriminierung vor zu beugen. Aber nein, lieber stimmt man dagegen, weil man das falsche Bild noch im Kopf hat.

Soll ich euch was sagen? Ich kenne beide Familienarten. Mama und Freundin und Mama und Papa. Meine Mutter hat nach der Scheidung nur Frauen mit heim gebracht. Und die waren mir lieber als mein eigener Vater. Deswegen verabschiedet euch bitte von den alten Bildern. Und heißt die neue Zeit willkommen, in der es endlich ein bunteres Bild in Deutschland gibt.

Ehe für Alle: Teilerfolg für die Szene. Gut gemacht lieber Bundestag.

2019:

Europawahl. Wer hat das nicht mitbekommen. Eine Niederlage für die christlichorientierten und sozialdemokratischen Parteien. Die Grünen haben es geschafft. Sie sind einer der Wahlsieger, leider mit den rechtspopulistischen Parteien, die ebenfalls mehr Stimmen haben. Aber gut, der höchste Posten erhält ja wahrscheinlich eh einer von den Grünen so wie die Bevölkerung es möchte.

Warte, die Rechtspopulisten pushen die Christen. Schlechter Scherz, oder? Die polnische Rechtspartei puscht die CDU-Kandidatin. Die „Mitte" wird von rechts gepusht? Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist leider Wirklichkeit. Die sogenannte Mitte erhält Zustimmung von den Rechtspopulisten und somit wird jemand EU-Kommissionspräsidenten, welcher es eigentlich nicht sollte. Flinten-Uschi. Gute Nacht, Europa. Jetzt kannst du wirklich nur noch untergehen. Aber wirklich. Jemand der in Deutschland in keinem Ministerium außer vielleicht Familienministerium was taugt, jemand der die Bundeswehr an Wand gefahren hat, jemand der nachweislich eine Berateraffäre an der Hacke hat, der kriegt den Posten. Nein, nicht jemand, der vielleicht von der Bevölkerung gewählt worden ist. Nicht jemand kompetentes. Es wird eine Person, bei der jeder einen Schreikrampf bekommt.

Bitte ladet mich zur Beerdigung der EU in ein paar Wochen und Monaten ein. Das will ich dann doch miterleben.

Europawahl: Ein Hoch auf die Rechtspo..., ich meine die Mitte.

2020:

Wenn wir schon bei Demokratie sind, schauen wir doch mal ins eigene Land. Thüringen. Was ist da nur passiert? Ich schäme mich wirklich für ein Land, aus welchem ein Teil meiner Familie stammte. Wer wurde da kurzzeitig als Ministerpräsident gewählt? Nicht derjenige, der das Volk wurde. Nein, die Politiker haben sich anders entschieden. Es wurde der Kandidat der FDP. Einer Partei, die gerade einmal fünf Prozent erhielt. Bravo, genau so geht Demokratie. Aber wie hat er es geschafft? Wer hat mitgeholfen? SPD? Grüne? Linken?

Nein, es waren die AfD und die CDU. Wäre alles rechtens abgelaufen, dann wäre es zwar schade gegenüber der Demokratie, aber immerhin nicht so schlimm, wie es tatsächlich war. Denn was ist passiert? Es ist nachweislich so gewesen, dass die AfD das ganze geplant haben. Sie haben schon davor ausgemacht, dass jeder aus der AfD den Kandidaten der FDP wählen. Was mich dann doch schockiert. Denn eine Abstimmung sollte immer aus eigenem Interesse, ohne Fremdeinwirkung von dritten geschehen. Die FDP hat für ihr Ziel bei einem abgekarteten Spiel mit der AfD mitgemacht. Und die AfD ist sogar stolz darauf. Das CDU mitgemacht hat, hat mich nicht gewundert. Die lieben eh die AfD. Der Schlag gegen die Demokratie war noch mehrere Wochen zu hören. FDP, CDU und AfD müssen nun mit dem Verlust von Wählerstimmen auskommen. Denn die Wähler lassen sich nicht gerne täuschen.

Um aber was Positives zu sagen: zwei Politiker haben wirklich gut reagiert. Zuerst eine Linkenpolitker, welche den kurzen Ministerpräsidenten nicht gratulieren wollte und ihm den Blumenstrauß hinwarf. Und der letzte und nun wiedergewählte Ministerpräsident, welcher der AfD nicht die Hand schütteln wollte. Denn tatsächlich gab es eine Wiederwahl. Der FDP-Kandidat hat sein Posten recht schnell niedergelegt und setzte Neuwahlen an. Das Echo der Medien war zu groß für ihn.

Thüringerwahl: Abstimmungen sind nicht fein oder demokratisch, doch am Ende siegt immer das Volk

Und zum Schluss ein Thema, was mich mittlerweile mehr als ankotzt: das Corona-Virus. Bin ich nur zu blöd oder versteh ich die Politiker nicht. Es kam ein Virus aus China, welches wir nicht kennen. Was würde man dann tun? Großveranstaltungen wie Fasnet absagen? Zurückkehrer aus Krisengebieten in Quarantäne stecken und zwei Wochen lang beobachten? Öffentliche Einrichtungen sofort schließen? Grenzen dicht machen?

Nein, alles so belassen und Däumchen drehen. Deutschland hat versagt. Fasching, Fasnet oder wie das sonst noch heißt, wurde durchgeführt. Obwohl das die Zeit ist, in welcher man am meisten Kontakt mit anderen hat. Natürlich lasst den Deutschen ihre Kultur. Das Virus kann man später auch noch eindämmen. Ich sitz selber gerade lachend vor den Bildschirm. Weil das einfach nicht stimmt. Die Politiker haben es quasi verpennt, alles schnell zu regeln. Krisengebiete zu benennen und die Zurückkehrer in Quarantäne zu stecken. Öffentliche Einrichtungen und Grenzen blieben quasi viel zu lange offen, was für den Virus ein gefundenes Fressen war. Und jetzt? Jetzt haben wir den Salat. Das komplette Leben Deutschlands geht jetzt den Berg hinab. Viel zu viele Menschen haben sich schon angesteckt. Einige sind daran schon verstorben. Deutschland ist nicht mehr Herr der Lage. Erst jetzt mitten in der Katastrophe wachen die Politiker auf und merken, wie bescheuert sie waren. Aber jetzt ist es leider schon vorbei. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass man alles schnell regelt. Bis dahin euch allen viel Glück, dass euch der Virus nicht erreicht.

Corona-Virus: Komplett verpennt

Das war nur eine kurze Übersicht über Deutschlands Politik. Ich habe versucht, auch was Positives zu finden, aber leider gibt es nur selten was Positives. Ich sag immer, Deutschland ist ein Schiff was untergeht. Hoffen wir, dass wir irgendwie vom Schiff runterkommen, ehe es ganz versunken ist.

Oder dass irgendwann eine bessere Besatzung kommt. Bis dahin: toi, toi, toi. Ich wünsch euch viel Glück in Deutschland.

Und in der nächsten Ausgabe von "Geschichten aus Deutschland":

Muss mir noch was überlegen

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