Kapitel 33 - Das Schicksal heißt Pegasus II
Eleah
Als alle Patienten versorgt waren und mir selbst die Knochen und Muskeln schmerzten, beschloss ich für heute Feierabend zu machen. Ich streckte mich und packte gerade meine Sachen, als Asil an meine Seite trat.
»Das war gute Arbeit, die du heute geleistet hast«, sagte er.
»Danke, aber wie gut ich gearbeitet habe, wird sich erst in den nächsten Tagen herausstellen. Es kann noch immer zu Infektionen und Fieber kommen.«
»War trotzdem beeindruckend«, erwiderte er. »Bereit in die Koje zu kriechen?«
Ich nickte und sah zur Wand, doch Bel war verschwunden. »Bist du seine Ablösung?«
»Wenn du es so nennen möchtest«, sagte Asil. »Ich soll dich zurück aufs Schiff begleiten, während Bel ein Gespräch von Captain zu Captain führen will.«
Das hielt ich irgendwie für keine besonders gute Idee. »Vielleicht solltest du besser ihn im Auge behalten. Er schien mir vorhin etwas gereizt zu sein.«
»Wirklich?« Asils Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Nun, dann lass uns schnell gehen, damit ich wieder zurückkehren kann.« Ich wünschte, seine Worte hätten nicht so amüsiert geklungen, aber stattdessen ich noch etwas erwiderte, machte ich mich mit ihm auf den Weg.
***
Nervös ging ich in meinem Nachthemd in der Kajüte auf und ab, während ich darauf hoffte, dass Asil das Schlimmste verhindern konnte. Ich war mir nicht sicher, wie ich damit umgehen würde, wenn Bel Captain Bennett und seine Crew in einem Wutanfall in Fetzen gerissen hatte.
Als ich endlich Schritte im Korridor vernahm, wirbelte ich herum und wartete angespannt auf das Klopfen ... aber nichts geschah.
Ich riss die Tür auf. »Was hast du ge–« Bel stützte sich mit der Hand am Türrahmen ab. Sein alkoholisierter Atem traf mich wie ein Schlag in das Gesicht. »Du hast getrunken«, stellte ich nüchtern fest.
Er knurrte, wollte etwas sagen, entschied sich dann aber doch dazu zu schweigen. Wieder sah er mit den Augenringen unglaublich müde aus.
»Komm erst mal rein«, sagte ich, griff nach seinem Arm und führte ihn zum Bett, wo er sich ohne Widerworte niederließ.
»Was war heute mit dir los?«, fragte ich ohne den geringsten Vorwurf. »Du warst so ... wie damals.«
Er betrachtete mich, beobachtete mich dabei, wie ich vor ihm auf die Knie ging und ihm einen Stiefel auszog. Aber anstatt auf meine Frage zu antworten, sagte er: »Komm hoch. Ich will dich so nicht sehen.«
»Wie meinst du?«
»Auf den Knien.«
Mein Blick fuhr auf und traf auf das Blau seiner Augen. »Und ich«, erwiderte ich und zog ihm den zweiten Stiefel aus, »will dich nicht so selbstzerstörerisch sehen.«
Stille.
Es war zu spät, um es zurückzunehmen, aber es war die Wahrheit. Ich wusste nicht, welche Geister Bel quälten, aber das musste ein Ende haben, bevor etwas Schreckliches geschah.
»Ich erinnere mich da an einen Traum von dir über mich, auf den Knien. Da hat es dir scheinbar nichts ausgemacht, mich so zu sehen.« Ich begab mich auf gefährliches Terrain, schob ihm die Würfel zu, nur um ihn ein bisschen aus der Reserve zu locken.
Etwas blitzte in seinen Augen auf und erlosch wieder. Anstatt darauf einzugehen, sagte er leise: »Es war das erste Mal, dass du mich um etwas gebeten hast. Ich wollte es nicht versauen.«
Dann pass halt auf mich auf.
»Hast du nicht«, sagte ich. »Es geht mir gut.« Meine Hände fuhren zu seiner Jacke und ich half ihm dabei, sie auszuziehen.
Er holte bebend Atem und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich kann das nicht mehr ...«, murmelte er mehr zu sich selbst.
»Was meinst du?«, fragte ich, trat einen Schritt zurück und legte die Jacke auf den kleinen Tisch. Seine Hände zitterten und ich hatte ihn noch nie so verletzlich gesehen, so durcheinander, so verzweifelt.
»Deine Seele ... Sie gehört mir, ob du willst oder nicht«, sagte er bitter. »Ich habe versucht, sie freizugeben, wirklich, aber ich kann es nicht.«
Ich blinzelte. »Ist okay ...«, sagte ich und hatte keine Ahnung, wovon er sprach. »Wir reden morgen darüber.« Obwohl seine Augen vom Alkohol verschleiert waren, erkannte ich wieder diesen Schmerz und eine unglaubliche Zerbrechlichkeit darin.
Bel schlang die Arme um meinen Körper und zog mich an sich. Mein Herz raste, als er den Kopf in meinem Nachthemd vergrub.
»Versuch dich doch zu erinnern, Aella ...«
Meine Hand fuhr wie von selbst zu seinem Kopf und ruhte dort an einer Stelle, die wie dafür gemacht schien. »Ich ... Wovon redest du?«
Aber Bel schwieg. Erst als ich beinahe glaubte, er wäre eingeschlafen, ergriff er noch einmal das Wort. »Eleah?«
»Ja?«
Bel holte Luft. Seine Hand verkrampfte sich in den Stoff meines Nachthemds. »Bleibst du heute Nacht bei mir? Nur diese eine Nacht?«
Vielleicht lag es an seinem Schmerz, an seiner Zerbrechlichkeit, die mich berührte, an seiner Ehrlichkeit oder an meiner eigenen Einsamkeit, denn ohne groß zu überlegen, sagte ich: »Ja.«
Er zog mich auf seinen Schoß und vergrub das Gesicht an meinem Hals. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen, konnte nicht nachdenken, während meine Beine links und rechts von seinen Oberschenkeln auf der Matratze knieten und ich das Gefühl hatte, mir würde das Herz aus der Brust springen. Also überließ ich erneut meinem Körper die Kontrolle. Meine Arme legten sich um seinen Nacken und meine Wange auf seinen Scheitel, wo mir sein Geruch nach Salz und Meer die restlichen Sinne raubte.
Wir sprachen kein Wort. Was hätten wir auch sagen sollen? Hielten uns einfach nur fest und klammerten uns aneinander. Waren ein sicherer Hafen für den jeweils anderen.
Seine große Hand wanderte langsam meinen Rücken hinauf und fuhr an meiner Wirbelsäule wieder hinunter.
Er presste mich enger an sich und kitzelte mit seinem Atem die zarte Haut meiner Halsbeuge. Seine harte Brust drängte sich meiner entgegen, als er tief Luft holte.
»Das habe ich vermisst«, sagte er leise. »Jeden einzelnen Tag.« Die Vibration seiner Worte an meiner Haut jagte einen Schauer durch meinen Körper und ließ mich unwillkürlich den Kopf weiter neigen. Ich genoss die Wärme, die sich dort ausbreitete und schickte meine Hand auf Wanderschaft zu seinen Haaren.
Seine Lippen fuhren in einer neckischen Bewegung über meinen Hals, brachten mein Blut zum Sieden und verdrängten mit einem Seufzer den letzten Gedanken und die Sorge um Bennett und seine Männer. Zur Hölle mit ihnen. Es war mir egal, was Bel mit ihnen angestellt hatte. Ich wollte es nicht mehr wissen, wollte jetzt etwas ganz anderes.
Bel hielt inne und zog sich zurück, sah mir in die Augen, in denen sich zweifellos das wachsende Verlangen zwischen meinen Beinen spiegelte. Auch sein Blick flackerte, als er die Hände an meinen Hintern legte und mich noch näher an sich presste, bis sich etwas Hartes gegen mich drängte. »Sieh nur, was du mit mir machst ...«
Alles in mir wurde weich, jeder Muskel lockerte sich, meine Augen rollten zurück und schlossen sich, als ich mich voll und ganz auf ihm niederließ.
Meine Finger fuhren in den Ausschnitt seines Hemds und umkreiste eine der Brandnarben. Bel versteifte sich unwillkürlich, doch als ich die Hand zurückzog, griff er nach ihr, hauchte einen Kuss darauf und legte sie zurück an seine Brust.
Seine eigene Hand schob sich ohne Umschweife unter mein Nachthemd und legte sich auf meinen Oberschenkel, während seine Lippen meinen Hals streiften. Ich drückte mich weiter gegen ihn, bog den Rücken durch und hoffte, er würde seine Hand weiter schicken. Weiter zu der Stelle, an der ich ihn jetzt am meisten brauchte.
Quälend langsam fuhr er auf und ab, neckte mich, spielte mit mir, bis ich es nicht mehr aushielt. Ich schob mich auf seinem Schritt hin und her, dort, wo ich seine Härte spürte und ließ meine Hand tiefer sinken, über seine Brust und die harten Bauchmuskeln bis zum Bund seiner Hose.
»Eleah ...« Bel stöhnte auf und noch ehe ich mein Ziel erreicht hatte, fing er meine Hand ab. »Warte.« Seine Stimme klang so kehlig und rau, dass selbst das mich beinahe in den Abgrund stürzen ließ.
Ich wollte nicht warten, nicht mehr länger um etwas herumtanzen, von dem wir beide wussten, dass es uns verzehrte.
»Ich habe dich um diese Nacht gebeten«, sagte er leise. »Lass mich ... lass mich dich einfach nur halten.«
Ich habe Angst vor dem, was es mit mir macht, wenn du mich berührst. Ich habe Angst, dass du etwas in mir weckst, das ich nicht kontrollieren kann. Ich habe Angst, dass sich die Dinge wiederholen, die geschehen sind ... Ja, ich habe Angst vor dir, Eleah.
Das Flehen seines Blickes ließ mich langsam den Arm wieder heben und um seinen Nacken legen. Meine Stirn sank mit einem Stöhnen gegen seine Schulter, als er mit seiner Hand wieder unter mein Nachthemd fuhr und seine Finger meine Brustwarzen umkreisten, die sich ihm bereits gierig entgegenstreckten. Das kühle Silber seiner Ringe prickelte auf meiner Haut und hinterließ eine Gänsehaut auf meinem Körper. Ich schmiegte mich an ihn, bewegte mich auf seinem Schoß hin und her und flehte stumm nach mehr.
Und endlich schob sich seine Hand an meinem Oberschenkel weiter hinauf, entzündete mich voll und ganz, bis ich in Flammen stand.
Bel stöhnte, als er auf Feuchtigkeit stieß, die Zeuge dessen war, was er mit mir anstellte. Sein Daumen umkreiste jenen empfindlichen Punkt, der wild zwischen meinen Beinen pochte und sich nach seiner Berührung sehnte. Keuchend rutschte mein Kopf an seine Brust, während ich mich mit der Hand auf seinem Oberschenkel abstützte.
»Bitte«, stöhnte ich und drückte mich näher an ihn, näher an seine Hand heran. Meine Fingernägel bohrten sich in das Fleisch unter seinen Hosen, aber Bel hatte noch nicht vor, mich zu erlösen.
Stattdessen hauchte er mir sanfte Küsse gegen den Hals und schob seine Hand weiter bis zu meinem Eingang, wo er mit einem Finger in mich eindrang und verharrte. Ich begann mich auf ihm zu bewegen, klammerte mich an ihn und balancierte dem freien Fall entgegen.
Immer wieder keuchte er meinen Namen, presste mich an sich und fuhr mit seinen Lippen über mein Ohr.
Er stieß einen zweiten Finger in mich und ich vergaß, wer ich war, vergaß, dass er die Regeln für diese Nacht aufgestellt hatte und presste meine Lippen auf seine. Aber anstatt sich zurückzuziehen, stöhnte Bel und bat mit seiner Zunge um Einlass, den ich ihm nur zu gerne gewährte.
Immer tiefer, immer härter trieb er mich an den Rand, und als er mit seinem Daumen wieder über das zuckende Nervenbündel zwischen meinen Beinen tanzte, durchfuhr mich eine Erschütterung. Er erstickte den Schrei, der über meine Lippen kam, mit einem weiteren Kuss und ließ nicht eher von mir, bis die letzte Welle über mir zusammengebrochen war und ich atemlos und zitternd in seinen Armen lag.
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