Kapitel 26 - Das Training beginnt
Bel
Nach einer weiteren schlaflosen Nacht schlich ich mich zurück in das Haus, ehe die Sonne über den Hügeln vollständig aufgegangen war. Einige unserer Zeugen saßen noch an dem Eichentisch in der Küche, den Kopf auf die Arme zwischen unzähligen Weinkrügen gebettet und schnarchten leise vor sich hin.
»Schöne Zeugen«, murmelte ich.
Asil schreckte hoch, blinzelte ein paarmal und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Dann lehnte er sich zurück und zog fragend die Augenbrauen hoch.
Ich schüttelte den Kopf. Asil seufzte.
Leise stieg ich die Treppen hinauf und blieb vor Eleahs Tür stehen. Bevor ich anklopfte, nahm ich noch einen tiefen Atemzug. Der Anfang war gemacht, den Rest musste sie selbst herausfinden.
Verschlafen öffnete sie mir mit nichts als einem Nachthemd bekleidet, die Tür. Ihre Haare waren ein einziges Durcheinander aus beinahe weißen und goldblonden Strähnen, auf die der Strahl der aufgehenden Sonne traf, der durch den Spalt im Vorhang strahlte und sie leuchten ließ. In diesem Moment konnte nicht mal ich mich zu einem abfälligen Schnauben herablassen, so wie das Licht mich verspottete.
»Es ist viel zu früh, Bel. Was willst du hier?«, murmelte sie und kroch zurück unter ihre Decken. »Und es ist kalt.«
Immerhin brachte ich ein halbes Augenrollen zustande, als ich eintrat und die Tür in meinem Rücken schloss, wo ich die Schatten in meinem Rücken aussperrte. »Dir auch einen guten Morgen«, erwiderte ich, während ich überlegte, wann sie mich das letzte Mal bei meinem Namen genannt hatte. »Um das Ganze glaubhaft rüberzubringen, sollte ich mit dir schon gemeinsam dieses Zimmer verlassen, denkst du nicht?« Ich stocherte in der Glut des Kamins herum und legte einen weiteren Scheit hinein.
»Hmpf!« Sie ließ sich zurück in ihre Kissen fallen und zog sich die Decke über den Kopf.
Ziellos ging ich paar Schritte auf und ab, bis mein Blick von einem goldenen Funkeln angezogen wurde. Da Eleah noch immer unter ihren Decken verschwunden war, ging ich zur Kommode und betrachtete den Ring. Vielleicht hatte Asil recht gehabt und es war zu früh gewesen.
»Komm, steh auf!«, sagte ich und steckte den Ring in meine Hosentasche. »Wir haben einiges vor und werden bald wieder aufbrechen, da wir nicht allzu lange an einem Ort verweilen sollten.«
Die Decken lüfteten sich ein Stück und neugierig steckte sie den Kopf hervor. »Wo gehen wir hin?«
»Zuerst müssen wir uns ein eigenes Schiff besorgen. Graham wird vermutlich nicht sonderlich begeistert sein, dich wiederzusehen. Außerdem wird es Zeit, dass wir mit deinem Training beginnen.«
Jetzt fuhr sie unter dem Berg von Decken ganz auf. »Wer wird mich denn trainieren?«
»Asil«, antwortete ich. »Er ist ein guter Lehrer und hat mir auch schon das ein oder andere Nützliche beigebracht.« Ich seufzte. »Stehst du jetzt vielleicht mal auf? Wir sollten uns langsam der hungrigen Meute zum Fraß vorwerfen.«
Ihr Gesicht verzog sich zu einer unbehaglichen Grimasse. »Muss das sein?«
Ich zog den Vorhang zur Seite und ließ das Licht vollständig herein. Von unten vernahm ich leise Geräusche, die davon zeugten, dass das Leben in diesem Haus langsam wieder erwachte. »Sie werden sich vermutlich nur kurz auf dich stürzen und sich dann mir zuwenden.«
Sie zögerte noch einen Moment und zog skeptisch die Augenbrauen hoch. »Willst du da stehenbleiben, während ich mich umziehe?«
»Da gibt es nichts, was ich nicht bereits gesehen habe«, sagte ich, drehte mich aber zum Fenster herum und ließ den Blick in die Ferne schweifen.
Eleah schnaubte, aber sie schlug die Decken zur Seite und stieg aus dem Bett. Meine Sinne waren wie eine Bogensehne gespannt, als das Nachthemd auf den Boden glitt. Augenblicklich hatte ich den allzu vertrauten Geruch von Honig und Blumen in der Nase, der mich die Hände in den Fenstersims krallen ließ.
Sie räusperte sich. »Kannst du ...?, fragte sie und ich drehte mich herum. Sie trug ein einfaches Kleid in Blau und hielt die Schnüre ihres Mieders in der Hand.
»Nein«, sagte ich entschieden. Ganz bestimmt nicht. Sie gab das Tempo vor, aber wenn ich diesen Schritt wagte ...
»Mein Ehemann kann mir nicht mal helfen, mein Kleid zu schließen, nachdem wir letzte Nacht die Ehe vollzogen haben?«, fragte sie spöttisch. »Was sollen nur unsere Zeugen denken, wenn ich mit offenem Mieder in der Küche erscheine?«
»Vielleicht, dass ich es dir auf dem Weg nach unten bereits wieder geöffnet habe, weil ich es dir am liebsten vom Körper reißen würde?«, fragte ich und funkelte sie herausfordernd an.
Eleah blinzelte, dann starrte sie zurück. »Schön.«
»Schön«, erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ihre Lippen pressten sich aufeinander, ehe sie ihren Rock raffte und zur Tür ging.
»Warte ...!«, knurrte ich, als sie kurz davor war, ihre Hand auf den Knauf zu legen.
Sie hielt inne und hob die Hand mit den Schnüren über ihre Schulter. Ich schnaubte. Sie hatte mich schon immer herausgefordert. Warum sollte sie ausgerechnet jetzt damit aufhören?
Dieses Spiel konnte man aber auch zu zweit spielen. Schritt für Schritt durchquerte ich den Raum, bis ich in ihrem Rücken stehen blieb. Erneut raubten mir Honig und Blumen fast den Atem, als ich ihr betont beiläufig die Haare aus dem Nacken streifte. Sie versteifte sich merklich und hielt die Luft an, aber die Gänsehaut, die sich ihren Hals abwärts bildete, sprach eine andere Sprache. Ihr Körper hatte mich längst durchschaut.
Ich nahm ihr die Schnüre aus der Hand und tat, worum sie mich gebeten hatte. Dann trat ich zurück. »Fertig.«
»Danke«, sagte sie und drehte sich herum. »Auch für deine Hilfe mit Beaufort. Das wollte ich noch loswerden.«
Ich nickte und nahm die Phiole mit dem Blut vom Tisch. Langsam tröpfelte ich etwas davon auf das Laken und betrachtete zufrieden mein Werk. Eleah schien das Theater etwas unangenehm zu sein, aber sie sagte nichts und ließ mich gewähren.
»Bist du bereit?«, fragte ich, und als sie nickte, fügte ich hinzu: »Dann lass es uns hinter uns bringen.«
Steif folgte sie mir die Treppe hinunter, wo das Leben in die Küche zurückgekehrt war. Die Weinkrüge waren vom Tisch verschwunden und hatten einem reichhaltigen Frühstück aus Brot, Käse, Fleisch vom Vortag, Butter und Eiern Platz gemacht.
Als die noch anwesenden Gäste uns bemerkten, verstummten sie und grinsten voller Erwartung. Aus dem Augenwinkel heraus nahm ich wahr, wie Eleah den Weg nach oben zurück in ihr Zimmer abschätzte, also trat ich selbstbewusst voran und verbarg sie vor den neugierigen Blicken. »Entschuldigt die Verspätung.«
»Habt ihr Hunger?«, fragte Dean, als wir uns an den Tisch zu den anderen setzten. Er bot Eleah ein Stück Brot an, das sie dankend entgegennahm.
»War eine anstrengende Nacht, was Mädel?«, fragte Pete neugierig. »Hast du denn auch geblutet?«
»Ich weiß nicht«, fauchte Eleah, »aber ich kann dir ja mal eine blutige Nase verpassen.«
Erschrocken schüttelte Pete den Kopf. Dann wandte er sich von ihr ab und begann mir ein paar Tipps im Umgang mit Ehefrauen zu geben. Geduldig hörte ich zu und fragte an der ein oder anderen Stelle noch einmal genauer nach. Dem nach zu urteilen, was er mir da erzählte, glaubte ich nicht, dass er überhaupt verheiratet war, geschweige denn einen allzu großen Erfolg bei Frauen verzeichnen konnte. Aber was wusste ich schon?
Plötzlich lief einer der Männer in den Raum und hielt ein Bündel in den Armen. Feierlich breitete er es vor uns aus, und ich musste an mich halten, um nicht in lautstarkes Gelächter auszubrechen, als Eleahs Gesicht dieselbe Farbe wie das Blut auf dem Laken annahm.
»Kopf hoch«, sagte Asil. »Es tut nur beim ersten Mal weh und wenn Bel ein guter Liebhaber ist, kannst auch du irgendwann deine Freude daran finden. Ansonsten kann ich es dir gerne zeigen.«
Zola lachte am lautesten, aber am liebsten hätte ich Asil über den Tisch in sein für meinen Geschmack viel zu amüsiertes Gesicht geschlagen. Er wusste doch ganz genau, dass ich im Stall geschlafen hatte.
»Danke für das Angebot«, sagte Eleah gereizt.
»Schluss jetzt!«, sagte Mary und stellte eine weitere Platte mit Fisch auf den Tisch. »Nun lasst die beiden doch endlich etwas in Ruhe frühstücken.«
Meine Lippen formten ein lautloses Danke, was sie lächelnd zur Kenntnis nahm.
Nach dem Frühstück verabschiedeten sich die Pächter von uns und traten langsam wieder die Heimreise an. Auch Zola erwartete uns zu Eleahs und meiner Überraschung mit gepackten Taschen im Hof.
»Du verlässt uns?« In Eleahs Stimme schwang Enttäuschung mit. Ich hingegen war doch etwas erleichtert, denn so konnte sie mich immerhin nicht wieder ins kalte Wasser werfen, wenn sie vorhatte, einen ihrer merkwürdigen Pläne in die Tat umzusetzen.
»Wir sehen uns wieder«, sagte Zola lächelnd und hakte sich bei Eleah ein, um sie ein paar Schritte über den Hof zu führen. Ich konnte leider nicht verstehen, was die beiden miteinander zu besprechen hatten, und das beunruhigte mich, da es mein Gefühl verstärkte, dass Zola sich gegen mich verschworen hatte.
»Was wollte Zola von dir?«, fragte ich Eleah, als sie die Veranda wieder herauf kam.
Ihr Blick schoss hoch und bohrte sich direkt in meinen. Ein diabolisches Grinsen huschte über ihre Lippen. »Ich soll nachsichtig mit dir sein.«
»Wie witzig«, murmelte ich und funkelte Zola an, die unter der großen Eiche scheinbar auf mich wartete, denn sie gab mir ein Handzeichen, dass ich zu ihr kommen sollte.
»Was sollte das?«, knurrte ich, als sie in meiner Hörweite war. »Hör auf, mich lächerlich zu machen.«
»Das schaffst du schon ganz alleine«, antwortete sie und versuchte mich herumzudrehen. »Lass mich deinen Rücken sehen.«
»Nein!« Obwohl Zola wesentlich kleiner war als ich, hatte ich alle Mühe, mich gegen sie zur Wehr zu setzen. »Spinnst du?«, zischte ich. »Du lässt mich noch auffliegen!«
Seufzend ließ sie die Hände sinken. »Halt mich nicht für dämlich, Bel. Ich bewahre dein Geheimnis seit einer Ewigkeit auf. Ich werde jetzt nicht unvorsichtig werden.« Sie deutete um sich herum und mir fiel erst jetzt auf, dass sie scheinbar ihre Magie genutzt und einen großen Ast dazu gebracht hatte, sich hinunterzubeugen. Sein dichtes Blattwerk versteckte uns vor den Augen der anderen.
Widerwillig folgte ich ihrer Aufforderung, drehte mich herum und zog mir das Hemd über den Kopf. Ich hasste es, wie ein Stück Fleisch betrachtet zu werden.
Zola fuhr mit dem Finger über die dunklen Linien der Tätowierung und kratzte vorsichtig an der ein oder anderen Stelle. Die Sekunden verstrichen, ehe sie sich schließlich räusperte und mir zu verstehen gab, dass ich mich wieder anziehen konnte.
Schweigend betrachtete sie mich und versuchte in meinem Gesicht zu lesen. »Es ...« Sie hielt inne und drehte mich erneut um. Ihre schwieligen Hände wühlten sich unter mein Hemd und sie fuhr abermals über die feinen Linien, als müsse sie sich von dem, was sie gesehen hatte, noch einmal überzeugen.
»Gute Arbeit«, sagte sie schließlich. »Es hat aufgehört sich aufzulösen. Die Farben kehren zurück und dir scheint es besser zu gehen, nachdem wir das Band geknüpft haben. Der Rest liegt an dir. Versau es nicht wieder und sei ruhig mal etwas charmanter. So wie früher.«
Ich wandte mich wieder um, um ihr in das Gesicht blicken zu können und fing gerade noch ihr verschwörerisches Zwinkern in meine Richtung auf. »Ich bin ebenfalls nicht dämlich«, sagte ich. »Ich kann es spüren.« Den Rest ignorierte ich. Ich würde das auf meine Art und Weise machen oder gar nicht. Wobei es für Letzteres bereits zu spät war.
***
Am Nachmittag hatten wir uns mit Asil im Wald für die erste Trainingsstunde verabredet. Eleah wollte sich für das Training noch umziehen und schlüpfte kurzerhand in Hemd und Hose.
»In meiner Welt ist es völlig normal, dass Frauen Hosen tragen«, sagte sie, als sie meinen skeptischen Blick bemerkte. »Man trägt Kleider im Sommer oder zu besonderen Anlässen, aber meistens ist es in Hosen komfortabler.«
Während sie ihren Vortrag über das Tragen von bequemen und weniger bequemen Kleidungsstücken noch ausweitete, glitt mein Blick an ihrem Rücken hinab und blieb ein Stück darunter an dem Teil ihres Körpers hängen, der in den Hosen besonders gut zur Geltung kam. Heiliger Klabautermann, wer hatte ihr diese Hose nur gegeben? Ich musste dringend ein ernstes Wort mit Mary reden.
»Aha«, sagte ich tonlos. »Eine komische Welt.«
»Ich kann mich darin einfach besser bewegen und es sieht mich ja niemand.« Zur Bestätigung ihrer Bewegungsfreiheit hüpfte sie ein paarmal auf und ab.
Seufzend fuhr ich mir mit den Händen ins Gesicht und massierte mir die Schläfen. »Na schön, mir soll es recht sein.«
Asil erwartete uns bereits auf einer kleinen Lichtung. Er war wie immer überpünktlich. Als sein Blick auf Eleahs Hose fiel, grinste er mich an. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, was das Grinsen in seinem Gesicht nur noch breiter werden ließ.
»Bist du bereit?« Asil wandte sich Eleah zu.
Sie nickte. »Was muss ich tun?«
Ich wusste nicht, ob das, was wir vorhatten, richtig war – nein, eigentlich war ich mir sogar sicher, dass wir hier eine Grenze überschritten. Aber wir hatten keine andere Wahl. Eleah musste so schnell wie möglich ihre Gefühle an ihre Magie koppeln, um sie in Zukunft heraufbeschwören zu können, wann immer sie wollte. Und dafür brauchten wir ein starkes Gefühl.
Ich nickte Asil zu und trat in den Hintergrund. Während er Eleah langsam umkreiste, begann er sich die Ärmel hochzukrempeln.
»Was soll ich tun?«, fragte sie erneut.
»Hör in dich hinein und tu das, was dein Instinkt dir rät«, sagte Asil.
Sie stand ruhig da und schloss die Augen, während Asil weiterhin immer enger werdende Kreise um sie zog. Als sie nur noch eine Armlänge voneinander entfernt waren, pustete er ihr ins Gesicht. Erschrocken zuckte sie zusammen, konzentrierte sich aber noch immer auf ihre innere Stimme.
Gut so.
Als Asil mit dem Finger von einem Schulterblatt zum anderen fuhr, versteifte sie sich kurz, aber sie öffnete erst die Augen und schlug seine Hand weg, als er seinen Weg in Richtung ihres Schlüsselbeins fortgesetzt hatte.
»Was soll das?«, fragend wandte sie sich in meine Richtung. In ihrem Gesicht lag ein leichter Ausdruck von Unsicherheit, der mich beinahe an unserem Vorhaben zweifeln ließ.
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sagte kühler als beabsichtigt: »Augen zu und Konzentration!«
Sie presste die Lippen aufeinander und funkelte mich an. Dann holte sie tief Luft und gehorchte.
Asil begann erneut an ihrem Schulterblatt und zog seinen Finger über das andere, über die Schulter hinweg zum Schlüsselbein auf direktem Weg zu ihren Brüsten. Als sie seine Hand erneut wegschlug, gab ich Asil ein stummes Zeichen. Er griff ihre Handgelenke und fixierte sie mit einer Hand. Mit der freien Hand griff er in seinen Gürtel und zog einen kleinen Dolch daraus hervor.
Panisch riss sie den Kopf herum, doch als Asil anfing, den obersten Knopf ihres Hemds abzutrennen, hielt sie die Luft an. Erst als er den Dolch am zweiten Knopf ansetzte und ihn abtrennte, kehrten die Lebensgeister in sie zurück. Sie wehrte sich und zog an ihren Armen. Mit einer halben Drehung zur Seite konnte Asil in letzter Sekunde ihrem Knie ausweichen, mit dem sie auf seinen Schritt gezielt hatte.
»Konzentriere dich endlich und hör auf mit den Mätzchen«, rief ich ihr zu.
Sie drehte den Kopf in meine Richtung, blinzelte und als die Tränen ihr über das Gesicht liefen, zerbrach etwas in mir, das ich längst für tot gehalten hatte.
Ich biss die Zähne zusammen, ballte meine Hände zu Fäusten und kämpfte gegen die Wut und den Hass in meinem Inneren an, die mich zu übermannen drohten. Die Wut, dass ich ihr so etwas antun musste und der Hass auf Beaufort, der ihre Angst überhaupt erst geschürt hatte. Trotzdem war ich kein Stück besser als er, genau wie sie gesagt hatte. Eine tiefe Dunkelheit legte sich über meinen Geist und riss mich mit sich in den Abgrund.
»Scheiße!«, entfuhr es Asil. Er ließ den Dolch fallen und beschoss mich mit einem Strahl Wasser. »Komm runter, Bel!«
Klitschnass stand ich da und japste nach Luft, während das Herz in meiner Brust raste. »Lass sie los!«, befahl ich.
Asil murmelte eine Entschuldigung und trat von Eleah weg. Sie ließ die Hände sinken und ballte sie zu Fäusten. Wutentbrannt schnappte sie sich den Dolch und stapfte auf mich zu.
»Was sollte das?«, zischte sie.
Ich konnte nicht antworten; starrte nur auf meine Hände.
Was sollte ich sagen?
Sie schlug mir mit der Faust auf die Brust, während sich ihre Hand fester um den Dolch schloss. »Du Arsch!«
Ich blinzelte ein paarmal und spürte, wie die Dunkelheit langsam meinen Geist verließ und meinen Blick wieder klarer werden ließ.
Sie zitterte am ganzen Leib und die Wut in ihren Augen verdeutlichte mir, dass sich der zarte Vertrauensbonus, der sich in den letzten Tagen entwickelt hatte, in Luft aufgelöst hatte.
»Geh zurück zum Hof«, sagte ich angespannt, denn mir war bewusst, dass sie darüber nachdachte, mir den Dolch in den Körper zu rammen und ihr nicht der Sinn danach stand, auf einen meiner Befehle zu hören.
Sie funkelte mich an, erdolchte mich mit ihren Blicken, während sie einen Schritt nach dem anderen rückwärts ging. Dann wirbelte sie herum, stieg auf Clara und ritt in die entgegengesetzte Richtung, aus der wir gekommen waren.
Asil trat neben mich und räusperte sich. »Du musst es ihr sagen.«
Ich schüttelte langsam den Kopf. »Noch nicht.«
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