Eine eigene Fantasy-Welt erschaffen (1)

Besonders bei Highfantasy-, aber auch ScienceFictiongeschichten ist es notwendig, sich sehr viele Gedanken über die jeweilige Welt zu machen. Möglichst bevor man zu schreiben beginnt, andernfalls muss man damit rechnen, den ein oder anderen Fehler zu machen, den man dann später korrigieren muss (zumindest erging es mir so).

Im Internet gibt es zum Beispiel auf wikiHow Anleitungen zum Erstellen einer solchen Welt, aber meiner Meinung nach helfen die Erfahrungen tatsächlicher Autoren mehr. Ich bin gerade mitten in der Erstellung der Welt von der Fluch der Hexen (ein wenig spät, wenn man bedenkt, dass die Geschichte schon aus rund 60.000 Wörtern besteht ...) und habe mich zumindest am Anfang ziemlich blöd dabei angestellt.

Inzwischen glaube ich eine ganz gute Technik gefunden zu haben, die ich einfach mal hier mit euch teile. Vielleicht hilft es ja irgendjemanden, der derzeit oder in Zukunft an einer eigenen Welt arbeitet. Ich beziehe mich vorrangig auf Fantasy-Welten, weil es da doch in der Regel mehr zu tun gibt als in ScienceFiction, aber das ein oder andere kann man auch dafür übernehmen.
(Man sollte logischerweise auch eine ungefähre Handlung im Kopf haben, bevor man sich an das Erschaffen der Welt macht.)

Na dann - spielen wir doch mal Gott:

Am ersten Tag wurde die Erde geschaffen (man möge mich korrigieren, falls ich falsch liege - ist schon ne Weile her, dass ich mich im Rahmen des Ethikunterrichts damit befasst habe). Es macht also durchaus Sinn, euch zuerst damit zu beschäftigen, wie eure Welt geografisch aussieht. wikiHow beginnt seltsamerweise mit den einzelnen Kulturen, aber im Endeffekt ist es jedem selbst überlassen. Besonders wenn man wie ich schon einen Teil der Geschichte geschrieben hat, kann man beim Erstellen der Welt relativ ungeordnet vorgehen (würde ich dennoch niemandem empfehlen; es passieren einfach zu viele Fehler).
Ein paar Fragen, an denen ihr euch orientieren könnt:

- ist die Welt ein Planet?
- oder vielleicht eine flache Scheibe, von deren Rand man fallen kann? (Möglich wäre es)
- gibt es mehrere Kontinente und/oder Inseln?
- spielen die für eure Geschichte eine Rolle? (Falls nein müsst ihr euch mit denen nicht sehr intensiv beschäftigen)
- ist der Handlungsort (bspw. ein Kontinent) in mehrere Länder aufgeteilt oder existiert nur ein einziges?
- welche Grenzen gibt es? (Im geografischen Sinne, also Ozeane, Gebirge, Wüsten, ...)
- welche Umrissform hat der Handlungsort eigentlich?

Das wäre die grobe Planung. Viel wichtiger ist es aber, euren Handlungsort detailreicher zu planen. Im Klartext heißt das, ihr müsst festlegen, wo Wälder, Flüsse, Seen, Berge, Täler, etc. sich befinden. Die Profis unter uns schaffen das vollkommen ohne Hilfe, ich persönlich bin da leider nicht ganz so begabt.
Glücklicherweise habe ich heute meine Bildergalerie auf dem Tablet ausgemistet und bin dabei auf einige Landschaftsbilder, die ich irgendwann aus irgendeinem Grund mal runtergeladen habe, gestoßen - was sich als echter Glückstreffer erwiesen hat.

Dementsprechend lautet eure erste Aufgabe, möglichst bevor ihr weiter lest (warum sag ich das überhaupt? Ihr lest eh alle weiter): googelt Landschaften. Stichwörter, bei denen oft schöne Bilder kommen, sind zum Beispiel auch Nebel, Sonnenuntergang, Sonnenaufgang, Regen, Gewitter, Sterne, Mond etc.. Schaut euch die Bilder in Ruhe an und entscheidet ganz spontan, welche euch gefallen und speichert diese. Falls ihr schon genau wisst, dass eine Wüste einen Platz in eurer Welt haben soll, googelt ihr logischerweise auch Bilder von Wüsten. Am besten speichert ihr so viele wie möglich, mit verschiedenen Motiven. Es können natürlich z.b. fünf Bilder sein, die alle einen Wald zeigen - mal aus der Luftperspektive, dann wieder das Innere des Waldes, Nadelwald oder Laubwald, im Sommer oder Winter, bei Tag oder Nacht, düster oder hell, mit Nebel oder Regen, whatever.
Sie müssen nicht realistisch sein! Wenn ihr genau seht, dass da irgendwie die Farben verstärkt wurden, euch das Bild aber genau deswegen gefällt, ladet es herunter!
Idealerweise habt ihr am Ende verschiedene Bilder von möglichen Landschaften.

(Ich kann es jetzt nicht beschwören, weil es echt schon lange her ist, dass ich die Bilder gedownloadet habe, aber ich bin mir sehr sicher, einen Großteil davon auf pixabay gefunden zu haben. Schaut dort unbedingt mal rein)

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Ursprünglich wollte ich die Bilder lediglich als Inspirationen nutzen und habe sie alle in eine Google-Notiz geschmissen.




Das ist ein Teil davon, nur, damit ihr eine ungefähre Ahnung habt, wovon ich eigentlich rede.

Währenddessen ist mir aber aufgefallen, dass ich sehr viele verschiedene Landschaften dabei habe, von unterschiedlichen Küsten über weite, nebelverhangene Ebenen, schneebedeckte Berge, Sümpfe/Moore, einzelne Felsen, düstere und lichtdurchflutete Wälder, bis hin zu einem Steinkreis bei Sonnenuntergang.

Ziemlich schnell ist dabei die fixe Idee entstanden, die einzelnen Bilder verschiedenen Gebieten in meiner Welt zuzuordnen und so eine Orientierung zu haben, wie es dort tatsächlich aussieht. Lustigerweise sind teils ähnliche aber dennoch unterschiedliche Bilder dabei gewesen, die ich problemlos in das selbe Gebiet einordnen konnte.
(Jetzt kommen also eure heruntergeladen Bilder ins Spiel)
Der Trick dabei ist, ein Bild in ein Dokument einzufügen und ganz spontan zu sagen: das ist im Südwesten! (oder so ähnlich)
Das sieht bei mir dann beispielsweise so aus:

Dabei sollte man aber logischerweise darauf achten, realistisch zu bleiben. Es macht also wenig Sinn, festzulegen, dass dieses riesige Gebirge im Süden ist und beim nächsten Bild, das eine weite Ebene ohne Gebirge zeigt, ebenfalls zu behaupten, es wäre im Süden. Gut, prinzipiell geht das schon, aber ... Naja, man muss auch das große Ganze im Blick behalten, wenn ihr versteht, was ich meine.

Wenn ihr dann alle Bilder zugeordnet habt, müsste sich die Karte des Handlungsortes schon zumindest im Groben in eurem Kopf abzeichnen (oder auch nicht; laut meiner Mathelehrerin haben Frauen genetisch bedingt ein schlechteres Vorstellungsvermögen als Männer und sind deswegen in der analytischen Geometrie ➡dreidimensionales Koordinatensystem, im Nachteil ...).
Jetzt wäre es sinnvoll, diese Karte tatsächlich zu zeichnen oder, wer wie ich schon weiß, dass das schief gehen wird, sie zu beschreiben. Im Internet kann man zwar auch Karten erstellen, aber meiner Erfahrung nach geht das nicht so besonders gut, dann sollte man doch selbst zeichnen.

Es bietet sich an, auch schon Städte und Dörfer oder Ländergrenzen (sofern sie existieren) einzuzeichnen und mittels einer Legende zu benennen, aber das ist wieder jedem selbst überlassen.

Übrigens, ein positiver Nebeneffekt dieser Technik - wenn ihr eine Szene schreibt, die in dieser und jener Umgebung spielt, könnt ihr euch an den Bildern orientieren, was oftmals leichter ist, als sich nur auf den eigenen Kopf zu verlassen.

Damit endet Teil 1 der Tipps zum Erschaffen der Fantasy-Welten auch schon, im Laufe der Woche wird Teil 2 kommen, ob es auch einen dritten Teil gibt, werde ich dann entscheiden.

Was haltet ihr von "meiner" Technik mit den Bildern? Würdet ihr es auch so machen?
Oder doch die Variante von wikiHow bevorzugen und ganz allein mit euren eigenen Ideen die Landschaft gestalten?

PS: der Grund, warum ihr erst Bilder suchen solltet, bevor ihr das alles lest, ist recht simpel: ich wollte euch zum einen bei der Wahl eurer Bilder nicht beeinflussen und zum anderen finde ich, dass man nicht zwanghaft nach Bildern suchen sollte, die in diese erfundene Welt passen würden. Viel besser ist es doch, einfach die zu nehmen, die einem auf Anhieb gefallen, ohne große Hintergedanken im Kopf. Denn nur wenn euch das Ganze wirklich gefällt, habt ihr Spaß daran, in dieser Welt für eine Weile zu leben.

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