|Bastiplatte| Rosen


Pov Kevin

Es war schon abends, als ich an diesem Tag endlich nach Hause kam. Ich wollte eigentlich nur kurz einkaufen gehen, doch irgendwie hatten sich viel zu viele Ablenkungen angehäuft, sodass ich nicht wie geplant um vier, sondern erst um sieben den Schlüssel wieder ins Schloss stecken konnte.

Zuerst hatte ich auf dem Hinweg meinen Kumpel Felix getroffen und ne ganze Weile mit ihm gelabert, denn wir hatten uns seit zwei Monaten nicht mehr gesehen. Er war ziemlich beschäftigt mit der Produktion seiner eigenen Musik, die wirklich echt nice war und reiste viel herum um mit anderen Künstler*innen zusammenzuarbeiten oder Konzerte zu geben. Ich war echt stolz auf ihn, er war richtig weit gekommen und hatte sich schon eine ziemlich große Fanbase aufgebaut, zu der ich ebenfalls gehörte.

Es war echt schön gewesen, mich mal wieder mit ihm zu unterhalten, aber er hatte sich irgendwann plötzlich verabschiedet, wegen eines Termins.

Dann war ich noch Dominik und seiner Freundin begegnet, die händchenhaltend durch die Straßen streiften. Anscheinend wurde er überredet, mit shoppen zu gehen und eigentlich hätte ich ihn auch nur kurz gegrüßt, doch er begann einfach zu reden und ehrlicherweise mochte ich dieses Gespräch echt gerne. Er erzählte mir etwas über ihren aktuellen Umzug, den Plan von Haustieren, seiner Familie und fragte mich schließlich nach meiner Beziehung.

Also erzählte ich ihm von Basti. Meinem Basti, der gerade zu Hause war und vermutlich streamte. Der immer unglaublich süß aussah, wenn er gerade aufgestanden war. Der quasi meinen kompletten Kleiderschrank klaute und mir nie zurückgab. Dessen Haare ich alle zehn Minuten verwuschelte, und der mich daraufhin immer böse anschaute, obwohl es ihm genauso gefiel. Der mich zum Lachen brachte und dessen Umarmungen mich mehr zu Hause fühlen lassen konnten, als es ein Haus je tun würde.

Mir wurde dabei grinsend zugehört und hätte Dominiks Freundin nicht irgendwann darauf aufmerksam gemacht, dass ihr Lieblingsgeschäft bald zumachte, hätte ich gar nicht aufgehört zu schwärmen.

Mit den Gedanken immer noch bei Basti, schlenderte ich weiter und erfreute mich an Gruppen kleiner Kinder, die über die riesige Auswahl von Süßigkeiten in einem Geschäft staunten.

Auf einmal war ich so fröhlich, ich wusste nicht mal warum, aber ich hüpfte nahezu zum Supermarkt und grüßte nebenbei fast jede Person einfach so.

Im Supermarkt kamen am Käseregal Hugo und Mike hinter mir angesprungen. Vermutlich wollten sie mich erschrecken, doch Hugo fing zu früh an zu lachen und verriet sie, sodass sie mich nun erneut von meinem Vorhaben abbringen mussten, indem sie mir irgendwelche dummen Witze erzählten. 

Das war mir jedoch eigentlich ganz recht, da sich an der einzigen offenen Kasse eine eindeutig zu lange Schlange gebildet hatte.

Irgendwann marschierte ich zu der älteren Kassiererin. Während die beiden anderen noch nicht von mir abließen und auf mich einredeten, glaubte ich, ein sowohl mitleidiges als auch belustigtes Lächeln auf ihren Lippen gesehen zu haben.

Vor dem Supermarkt verabschiedete ich mich hastig, damit nicht noch ein neues Thema angefangen wurde, denn ich wollte jetzt nur zurück zu Basti.

Also machte ich mich auf den Weg. Die Einkaufstüten waren bis oben hin vollgepackt, hoffentlich hielten diese dummen Plastikhenkel. 

Es war schon dreiviertel sieben, ich war schon viel zu spät. Deshalb beeilte ich mich etwas, ich rannte nicht, ich lief nur schnell. 

Vorbei am kleinen Park und über die Brücke, von hier waren es nur noch wenige Minuten, bis ich endlich bei meinem Freund war.

Hier, an diesem Restaurant hatten wir unser erstes Date und dort hinten am Fluss saßen wir bis spät abends und schauten der Spiegelung des Mondes auf dem Wasser beim glitzern zu. Ich hatte meinen Kopf auf Bastis Schulter gelegt, er seufzte verliebt und legte seinen Arm um mich. Es war perfekt gewesen.

Als ich um die Ecke bog, erblickte ich sofort einen ganzen Haufen bunter Farben vor dem Blumenladen, bei dem ich in den letzten Jahren am Valentinstag  je einen riesigen Strauß Rosen besorgt und Basti geschenkt hatte. Der hatte sich richtig süß gefreut und wollte selbst die verwelkten Blumen nicht wegschmeißen, so sehr hing er an jedem Strauß. 

Ein paar Schritte weiter konnte ich es auch schon riechen.

Ich liebte den Geruch von Blumenläden. Dutzende Blumensorten vermischt ergaben diesen wuchtigen süßen Duft, welcher sich weitläufig ausbreitete und den man einfach nur genießen konnte.

Etwas in mir wusste, was zu tun war.

Wie ferngesteuert leiteten mich meine Schritte direkt vor den Tresen des Geschäfts. Automatisch zeigte mein Finger auf den prachtvollen Strauß knallroter Rosen rechts auf dem Boden. 

Er wurde mir hübsch verpackt und nachdem ich bezahlt hatte, wurde die Tür netterweise von einer jungen Frau aufgehalten. Dankend lächelte ich ihr zu und klammerte mich an die Tüten und den großen Haufen Blumen. 

Das war die letzte Ablenkung gewesen.

Rosen drückten sich gegen meine Nase und ihr Duft raubte mir den Atem, als ich versuchte, die Treppen zum dritten Stock zu erklimmen ohne hinzufallen.

Irgendwie hatte ich es dann auch geschafft und die Tür öffnete sich mit einem Klicken.

Die Einkaufstüten stellte ich erstmal auf unsere Kücheninsel und suchte dann einhändig eine passende Vase für mein Geschenk für Basti. Schließlich fand ich eine helle bemalte und platzierte sie, nachdem ich sie mit Wasser gefüllt hatte, auf dem Küchentisch. 

Zufrieden warf ich einen letzten Blick darauf und machte mich daran, den Kühlschrank einzuräumen.

Der letzte Orangensaft wanderte gerade in das Seitenfach der Tür, da hörte ich Schritte hinter mir und als ich mich umdrehte, sah ich Basti.

Er kam aus seinem Streamingzimmer und war anscheinend sehr erfreut mich zu sehen.

"Keviiin! Da bist du ja endlich!", waren seine ersten freudigen Worte. Lächelnd umarmte er mich und drückte einen kurzen Kuss auf meine Haare.

Ich ließ mich erstmal komplett in seine Arme fallen, was er wohl als Zeichen verstand, mich zur Couch zu ziehen. "Hab irgendwie zu viele Leute unterwegs getroffen. Ich will schlafen.", nuschelte ich in sein Shirt.

Lachend legte er mich vorsichtig auf die weichen Kissen und meinte: "Dann mach das kurz, ich koch Essen. Hast du Bock auf Nu-... wow, ist der für mich??"

Während er sprach hatte er sich umgedreht und seinen Satz unterbrochen, als sein Blick auf die Rosen fiel. Ich setzte mich auf.

Sein Mund stand offen und er schaute ungläubig zur Vase. 

"Die sind so wunderschön Kevin!", hauchte er, "Wie immer..."

"Wie immer...", wiederholte ich, in Erinnerungen schwelgend. 

Auf einmal war er wieder bei mir und der Couch, beugte sich über die Lehne und gab mir noch einen Kuss auf den Kopf.

"Danke Kevin, ich liebe dich."

"Ich dich auch Bastiii."

Mein Freund ging rüber zur Küche und ich lehnte mich wieder zurück. Zwischendurch seufzte er manchmal verträumt, vermutlich roch er an den Rosen.

"Wie war dein Stream? Was hast du so gemacht?", fing ich nach einer Weile ein Gespräch an.

Basti kochte die Nudeln und erzählte mir von seinem Stream. Wie er fast an einem Baby-Zombie gestorben war, wie er gekämpft und gewonnen hatte und welche seltenen Dinge er heute wieder von seiner Liste streichen konnte. Ich liebte es ihm zuzuhören, wie er mit so viel Leidenschaft über sein Lieblingsvideospiel redete. 

Im Hintergrund hörte man hin und wieder leises Blubbern, Zischen oder ein Messer, welches Gemüse schnitt. 

Mit geschlossenen Augen lauschte ich all dem. Ich könnte ewig hier liegen. 

Basti zuhören, Rosen riechen.

Alles war gut.

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Dieser Tag war nun drei Jahre her. 

Es hatte sich viel geändert. Und das nicht zum Guten.

Woher hätte ich wissen sollen, dass ich ein Jahr später die Blumen weiter als in unsere Wohnung tragen musste? Dass es nicht mal mehr "unsere Wohnung" gab?

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Regentropfen lieferten sich Rennen an der Scheibe des Blumenladens und der Geruch der Pflanzen drang bis in mein Gehirn und löste einen ungewollten Schwall Erinnerungen aus.

Ich musste hart schlucken um die Tränen zurückzudrängen. 

Die Tür klingelte, wenn jemand neues eintrat und die Schlange wurde länger.

Mir wurde ein Strauß knallroter Rosen über den Tresen gereicht, sie sahen unglaublich aus und rochen auch genau so. Doch zu einem Lächeln konnte ich mich nicht bewegen.

Die Luft war kalt, der Regen perlte von meinen Wangen ab. Oder war das überhaupt Regen?

Den Kopf gesenkt, die Kapuze auf, lief ich langsam durch die Straßen. Menschen mit Schirmen eilten an mir vorbei, doch ich behielt mein Tempo. 

Die Hauptstraße ließ ich hinter mir und trat in den etwas grüneren Part der Stadt.

Alles war leer. Niemand war mehr draußen und eigentlich war mir das auch recht so. Vermutlich sah ich genau so erbärmlich aus, wie ich mich fühlte. 

Regen tropfte an meiner Jacke und meinen Haaren hinunter, vermischte sich mit den Tränen auf meinen Wangen und Tropfen setzen sich auf die Blütenblätter der Rosen. Meine Schuhe waren schlammig, meine Hände kalt. Ich wollte nichts lieber, als einfach zu Hause in meiner Kuscheldecke zu liegen und Basti beim Schwärmen über Minecraft zuzuhören.

Doch nie wieder würde ich in den Genuss dieser Situation kommen.

Aber gleich hatte ich mein Ziel erreicht.

Als ich durch das kunstvolle schwarze Tor trat, wich alle Farbe der Umgebung einem gleichmäßigen grau. Die Rosen waren das einzige Farbige an diesem Ort.

Meine Füße trugen mich in Schlängellinien durch die Wege zwischen den ebenfalls grauen Steinen, bis ich angekommen war.

Ein weiterer einfacher dreckiger grauer Stein. Nicht anders als all die anderen. Dabei hätte Basti so viel mehr verdient.

Eine Weile konnte ich mich nicht mehr bewegen und starrte einfach nur auf seinen Namen. Eigentlich war ich schon oft genug hier gewesen, doch jedes Mal fühlte sich dieser Ort wieder anders fremd an.

Meine Hände mit den Rosen zitterten, als ich diese auf dem Grab platzierte. Schluchzer ließen meinen ganzen Körper beben und ich musste mich auf die nahegelegene Bank setzen, sonst wäre ich vermutlich im Matsch zusammengebrochen.

Ohne zu blinzeln waren meine Augen auf die Rosen gerichtet. Seine Lieblingsblumen konnte er nie wieder sehen, nie wieder riechen. Und es tat so weh. Er hatte diese Blumen geliebt. Immer wenn ich hier her kam, brachte ich sie ihm mit.

Meistens saß ich Stunden hier und dachte an Basti.

An meinen Basti, der immer bei uns zu Hause gestreamt hatte. Der immer unglaublich süß ausgesehen hatte, wenn er gerade aufgestanden war. Der quasi meinen kompletten Kleiderschrank geklaut und mir nie zurückgegeben hatte. Dessen Haare ich alle zehn Minuten verwuschelt hatte, und der mich dabei daraufhin böse angeschaute, obwohl es ihn genauso gefiel. Der mich immer zum Lachen brachte.

Sein Gaming Stuhl war schon lange leer und die Sitzfläche kalt. Er würde seinen Platz unter der Erde nie verlassen können und konnte nicht einmal seine mühevoll angerichteten Lieblingsblumen sehen. Nie wieder hatte er die Möglichkeit meine Klamotten zu klauen, ich hatte sie alle wieder. Und sie hatten seinen Geruch verloren. Er konnte mich nicht mehr böse anschauen, ich konnte nie wieder durch seine Haare wuscheln.

Und ich hatte keinen Grund zum Lachen mehr und niemanden, dessen Umarmungen mich so fühlen ließen, wie die von Basti es getan hatten.

Wo sollte ich mich ohne ihn je zu Hause fühlen? 

Sanft strichen meine Finger über den rauen Stein. Ich wünschte ich könnte ihn wenigstens noch ein letztes Mal küssen. Doch es wurde spät und ich musste zurückkehren, zu dem Ort, der seit seinem Tod wie ausgestorben war. 

Mit ihm war  sowohl mein Zuhause, als auch mein Lächeln verschwunden. Zwar versuchten meine Freunde bestmöglich für mich da zu sein, doch sie konnten ihn nicht ersetzen. Auch nach zwei Jahren nicht.

Unzählige Erinnerungen schwirrten in meinem Kopf umher, sie würden nicht verschwinden. 

Jedes Mal, als ich für Basti Rosen auf den Tisch gestellt hatte, konnte ich vor mir sehen. 

Und auch jedes Mal, als ich sie auf den erdigen Boden seines Grabes gesetzt hatte. 

In meinem Herzen lebte er für immer und ich würde nie aufhören, sein Grab mit ein und der selben Sorte Rosen zu schmücken, um hier wenigstens ein bisschen Farbe hinzubringen.

So wie er die Farbe in mein Leben gebracht hatte.


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armer kevin 😔

aber ich habs geschafft yaay :D 

(nachdem ich die eigentliche idee erstmal verwerfen musste, mir was komplett neues überlegen musste und dann erst heute wirklich angefangen hab zu schreiben)

eig musste ich noch schule machen, habs professionell ignoriert was will ma machn

und konnte leider die wörter von euch noch nd verwenden, mach ich vllt aber iwann noch :>

gunaa 🐝

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