-𝔼𝕚𝕘𝕙𝕥𝕖𝕖𝕟-

Was kann man an einem Samstag so machen?

Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass man zumeist gern ausschläft. Vor allem, wenn Mitternacht das erste Mal ist, dass man überhaupt ans Schlafengehen denkt.

Natürlich gehört ein gutes und reichliches Frühstück dazu; wer möchte schon den ganzen Tag mit nach unten verzogenen Mundwinkeln herumlaufen?

Den restlichen Tag kann man entweder unternehmungslustig im Einkaufszentrum oder in der Stadt verbringen - auch wenn Madison nicht viel zu bieten hat - oder man entscheidet sich für Plan B: Die Couch-Initiative.

Alles ganz schön und gut, ja. Aber nicht, wenn man da so zwei nervige Landbewohner an seiner Seite hat, die einen weder ausschlafen lassen oder ein Frühstück für nötig befinden noch für eine stundenlange Wanderung durch längst bekannte Straßen zu motivieren sind.

Was bleibt übrig?

Genau: Eine dauer-lachende Kathy, deren Grinsen ich irgendwann gerne von ihrem Gesicht wischen würde, ein (nicht sonderlich) intelligenter Tristan, der gerne Paradoxen infrage stellt, während er sich unlustige Filme reinzieht und ein genervter Carter, der sich unnötig viele Süßigkeiten den Rachen hinunter wirft, weil ja ein nährreiches Frühstück in Georgia Mangelware ist.

Wer ist der Leidtragende diese - leider - wahren Begebenheit? Ich, ganz richtig.

Ach, und als wäre das alles noch nicht genug, denkt sich Tristan auch noch - wobei das Denken nicht zu seinen Stärken gehört -, dass es ziemlich witzig wäre, mich mit Popcorn abzuwerfen.

Aber das aller Beste an der ganzen Sache ist, dass es gar nicht sein Popcorn ist, mit dem er da herumwirft. Nein, dass wäre ja auch zu einfach und eine Verschwendung von Rohstoffen.

Das Popcorn ist das, was in einer Schüssel auf meinem Schoß steht; wie gesagt, ich hatte kein Frühstück.

Es ist kurz vor zwölf Uhr Mittag und ich bin jetzt schon völlig durch mit dem Tag.

Applaus an meine Mitmenschen, an der Stelle. Tristan, Kathy, das habt ihr euch redlich verdient.

"Nun schau' doch nicht so genervt, C. Wir gehen dir auf den Geist, klar, aber du kannst doch wenigstens ein Mal lächeln, oder ist das zu viel verlangt?" Ich bewege meinen Kopf wie automatisch von oben nach unten und bringe dadurch ein Nicken zustande. "Tristan, bring ihn zum Lachen!", befiehlt Kathy dann, als Reaktion auf meine Aktion.

Tristan scheint die Situation nur peripher zu tangieren; klar, der Fernseher ist schließlich wichtiger, als Dinge, die mit einem faustgroßen Hohlmuskel in der Brust herumlaufen, die man in anderen Galaxien auch Menschen nennt.

Dios mío, wenn ich Aggressionsprobleme bekomme, soll sich niemand wundern.

Neben mir wird ein Grummeln von sich gegeben, bis Tristan schließlich eine Hand um meinen Nacken und eine Hand um meine Taille schlingt und mich wahrscheinlich küssen will.

Nicht mit mir.

"So leicht lasse ich mich nicht umstimmen", brumme ich und drehe meinen Kopf zur Seite, sodass seine Lippen lediglich auf meine Wange treffen.

"Carter, was ..." Nach einem bösen Blick meinerseits verstummt er.

"Nein, Tristan! Ihr wisst beide sehr gut, wie ich drauf bin, wenn ich kein ordentliches Frühstück bekomme. Wenigstens Eiweißbrot und Halbfettmagarine mit Salat, das hätte mir ehrlich genügt." Schreien ist nervenaufreibend und kraftraubend, deshalb vermeide ich das normalerweise.

Aber in so einer Situation bleibt mir nichts anderes übrig.

Ich will aufstehen, aber Tristan hat da andere Pläne für mich. Da ich nicht mit eingeplant habe, dass seine Hände noch immer meinen Körper berühren, kommt es für mich auch so unerwartet, dass ebendiese mich sofort wieder zu sich zurück ziehen, als ich Anstalten mache, mich zu erheben.

Durch den Schwung, der durch die Kraft seiner Hände entsteht, werde ich an seine Brust gepresst - aber vielleicht war das auch von Anfang an von ihm beabsichtigt.

"Es tut uns leid, Carter. Wir werden dir etwas zu essen machen." Sein Mund ist meiner Ohrmuschel viel zu nahe und die ungewollte Reaktion meines Körpers auf seinem bringt mich in peinliche Lagen.

"Das hoffe ich auch", murmele ich gegen seinen Hals, meine Nase an seiner Haut wird komplett plattgedrückt.

Wie sollte ich böse sein, wenn er so verdammt süß ist?

"Carter, habt ihr eigentlich schon gefrühst-" Maryse betritt das Wohnzimmer und ich finde mich in einer dieser vorher genannten peinlichen Situationen wieder.

Ich liege auf Tristan, mein Gesicht an seinem Hals, seines an meinem Ohr. Kathy neben uns, immer noch grinsend wie ein Honigkuchenpferd.

"Nein, die beiden hatten vor, mich verhungern zu lassen", erwidere ich, was wahrscheinlich durch Tristans Hals nur gedämpft bei ihr ankommt.

"Ich habe euch etwas zu essen gemacht. Außerdem wollte ich sagen, dass ich die nächsten drei oder vier Wochen eine Auszeit nehme und deshalb Zuhause bin." Sie lächelt, aber ich weiß, dass das Ende dieser achtjährigen Ehe sie schwer mitnimmt.

Ich nicke; sie sollte sich wirklich endlich mal ausruhen und sich statt mit den psychischen Problemen ihrer Patienten auseinanderzusetzen, um ihre eigenen kümmern.

Ein Tablett wird auf den Glastisch vor uns gestellt und ich falle über das Eiweißbrot her.

Nein, ich bin nicht verfressen, nur hungrig.

Da besteht ein Unterschied. Ein großer sogar.

Als ich mein Eiweißbrot gegessen habe, liege ich mit einem verträumten Grinsen auf den Lippen an Tristans Brust und höre ihn beim Atmen und Essen zu.

Sein einer Arm ist um mich geschlungen und liegt locker auf meinem Bauch, während er in seiner anderen Hand ein Vollkorntoast mit Salat und Kochschinken hält.

Wir verzichten in diesem Haushalt generell auf pure Weizenprodukte, auf fast alle Arten von Süßigkeiten - die letzten sind vor etwa einer Viertelstunde in meinem Bauch verschwunden - und jegliche Fischprodukte, weil ich Fisch einfach nur hasse.

Eigentlich verzichten wir auch auf alles, was Fleisch beinhaltet - außer mittwochs -, aber da Tristan und Kathy öfter hier sind, hat Maryse sich dazu erbarmt, zumindest Kochschinken zu kaufen, nur für den Fall, dass die beiden notgedrungen hier schlafen müssen.

"Wollt ihr heute aktiv irgendetwas machen?", frage ich dann, als die beiden fertig sind mit dem Essen.

"Wir fahren gleich zu Tristan, damit wir dich seinen Eltern vorstellen können." Das Zwinkern unterstreicht die Bedeutung des Nebensatzes, auch wenn ich erst dachte, sie hätte etwas im Auge.

"Oh. Okay." Ich vergrabe meinen Kopf wieder in Tristans Shirt und er streicht über mein Haar. Wahrscheinich hat er dabei diesen verträumten Blick drauf, der immer aufgesetzt wird, wenn er das tut, was er momentan mit viel Einsatz tut.

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Zwei Stunden später konnten wir uns dazu aufmachen, mit seinem Auto zu Tristan nach Hause zu fahren.

Nach dem Klingeln öffnet uns eine braungebrannte, hellbraunhaarige Frau, deren schwarzes Brillengestell ein hübsches Gesicht hinter sich verbirgt.

Tristan sieht ihr nahezu wie aus dem Gesicht geschnitten aus, nur dass seines sehr viel markanter und knochiger ist, während ihres pure, ästhetische Schönheit übermittelt.

"Oh, Tristan, du hast deine Freunde mitgebracht." Die Frau lächelt strahlend und streckt Kathy und mir die Hand hin. "Ich bin Elvira. Ihr müsst Kathy und Carter sein, freut mich, euch kennen zu lernen. Kommt doch herein", sagt sie mit einem australischen Akzent, von dem bei Tristan nichts angekommen zu sein scheint.

Ich finde es prinzipiell nicht schlecht, wie Australier reden. Zusammengefasst: Schnell, aber mit Dehnung der Vokale.

Es gibt so einige Worte, die ich als gebürtiger Amerikaner nie gehört habe oder einfach nicht verstehe, weil Australier für viele Dinge Abkürzungen benutzen, insgesamt versteht man sich aber natürlich trotzdem.

Wir laufen an ihr vorbei ins Haus hinein und uns kommt ein - ebenfalls sehr braungebrannter - blonder Mann entgegen, der Tristans Vater sein müsste.

Auch er spricht mit starkem australischen Akzent als er ein "Folgt mir" murmelt und eine ausladende Handbewegung in Richtung einer Holztür mit eingelassener Glasscheibe macht - wahrscheinlich Wohn-, Esszimmer oder Küche.

Nachdem er die Tür geöffnet hat - ich hatte Recht, eine Küche verbirgt sich dahinter -, ist lautes Gebell zu hören und zwei grau-weiße und ein schwarzer Hund kommen uns entgegen. Die beiden weißen laufen zuerst zu Tristan und beschnüffeln seine Taschen, wahrscheinlich um etwas Essbares zu finden.

Der schwarze jedoch kommt auf mich zu und streift um meine Beine. Ich kenne mich nicht wirklich mit Hunden aus, aber ich meine mich zu erinnern - und das ist dann meistens auch richtig -, dass der schwarze ein Australian Kelpie ist und die anderen beiden Schäferhunde sein könnten.

"Aww, die sind ja so süß!" Süß kann man die nicht nennen, sie gehen mir sogar bis über die Knie. "Wie heißen sie?", fragt Kathy dann.

"Der schwarze bei Carter heißt Blake, ein Rüde, und ist ein Australian Kelpie." Das habe ich mir gedacht, weshalb ich Tristans Mutter zu nicke, die im Übrigen eben gesprochen hat.

Tristans Vater übernimmt und zeigt auf einen der beiden weißen, dessen linke Vorderpfote dunkelgrau ist. "Die anderen beiden sind Weibchen. Das hier ist Nayeli, eine australische Schäferhündin. Die andere ist auch eine Schäferhündin und heißt Trixy." Beim letzten Teil des Satzes weißt er auf den anderen Hund dessen rechte Vorderpfote dunkelgrau ist.

Also rechte Vorderpfote Trixy und linke Vorderpfote Nayeli, das sollte ich mir merken können.

Als wir uns in Richtung der Küche bewegen wollen, läuft Blake auf die Haustür zu und fängt an zu bellen.

Tristan läuft auf ihn zu und streicht über seinen Rücken, aber er beruhigt sich nicht.

"Was ist denn, Blacky?", flüstert Tristan dann dem Hund zu, als würde er erwarten, dass er antwortet.

Dann dringt auch für jedes menschliche Wesen hörbar ein interessantes Geräusch zu uns: Das Umdrehen eines Schlüssels.

Tristans Eltern sehen sich bedeutungsvoll an und beginnen zu grinsen, während Kathy und ich nur darauf warten können, dass die Tür geöffnet wird.

Als das geschieht, steht ein etwa zwanzigjähriger blonder Mann vor der Tür, der zu lachen beginnt, als er einen bellenden Blake vor der Tür vorfindet.

"Na du? Hast du mich gehört?" Er beugt sich mit einer beeindruckenden Geschmeidigkeit, die für seine Körpergröße von über einen Meter neunzig ziemlich untypisch zu sein scheint, zu dem Hund hinunter und krault ihn hinter den Ohren, was diesen aufjaulen lässt.

"Jordan, wir wussten nicht, dass du heute schon kommst", sagt Tristans Mutter, als der junge Mann auf sie zutritt um sie zu umarmen, nachdem er schon Tristan an der Tür in seine Arme geschlossen hat.

"Ryan hat Besuch von irgendeiner Großtante bekommen." Er lächelt genauso strahlend wie - wahrscheinlich - seine Mutter.

"Ist das jetzt gut oder schlecht?", fragt Tristan lachend und legt nochmal den Arm um seinen Bruder.

"Sie hat mich wortwörtlich aus dem Haus geworfen, also würde ich sagen, dass das schlecht ist." Sein Lächeln scheint nicht verschwinden zu wollen, aber irgendwie ist es wirklich schön. Er sieht an Tristans Arm vorbei und winkt mir und Kathy zu. "Hey, ihr beiden, ich bin Jordan, Tristans Bruder."

Sein Akzent ist nicht so stark wie der seiner Eltern, aber man merkt, dass er die englische Sprache in Australien gelernt hat.

Kathy übernimmt das Reden für mich: "Ich bin Kathy und das ist Carter." Auch sie hat sich ein Lächeln auf ihr Gesicht gekleistert, während ich alles nur beobachten kann - und teilweise ehrlichgesagt nicht verstehe.

Nicht - unbedingt - wegen dem Akzent, sondern viel mehr aufgrund der Tatsache, dass alle ein Dauerlächeln aufgelegt haben, ich aber keine Ahnung habe, was so erfreulich ist. Hallo, Leute, ich würde auch gern daran Teil haben!

Blake scheint Jordan uninteressant zu finden und kommt wieder zu mir, um mir0 um meine Beine zu streifen.

"Er scheint dich zu mögen." Tristans Vater, dessen Name ich im Übrigen noch nicht erfahren habe, lacht mich an und weist auf Blake.

Als hätte er meine Gedanken gelesen - was im Übrigen ziemlich absurd wäre - reicht er erst Kathy und dann mir die Hand. "Ich bin Harvey, dass ist jetzt ein wenig untergegangen."

"Dad, kommst du dann? Wir wollten doch noch Mathe zusammen ... Oh, hallo Jordan, hey Tristan und andere Leute, die ich nicht kenne." Ein hellbraunhaariges Mädchen kommt aus der Tür zur Küche und winkt in die Runde.

"Das ist Zarah, meine kleine Schwester." Tristan steht hinter mir und legt einen Arm um mich.

"Und das ist also dein Freund?"

Tristan lässt die Aussage so stehen, auch seine Eltern und sein Bruder sagen nichts dazu.

Wir schweigen uns an, bis Trixy und Nayeli anfangen, Blake anzubellen, der daraufhin hinter der Küchentür verschwindet, die anderen beiden Hunde im Schlepptau.

Zarah beginnt zu lachen und folgt den Hunden, Mister Scott - Harvey - geht ihr hinterher.

Auch Mrs Scott geht durch eine andere Tür, die wahrscheinlich ins Wohnzimmer führt, sodass Kathy und ich mit den Brüdern allein sind.

"Und was habt ihr vor jetzt zu tun?" Jordan, der bis eben immer noch in der Tür stand, sieht uns fragend an und kommt ein bisschen auf uns zu.

"Wir werden uns jetzt auf mein Bett legen und schlafen", erwidert Tristan frech, grinst seinen Bruder an und schleift Kathy und mich hinter sich her.

Hinter einer Holztür verborgen liegt Tristans Zimmer, an dessen vanillefarbenen Wänden viele Bilder hängen.

Ein Schreibtisch, ein Schrank, eine Kommode plus Fernseher, ein Bett und ein Bücherregal mit haufenweise chemikalischen Fachbüchern und zwei Stühle zieren den von einem Teppich bedeckten Boden.

Na ja, ursprünglich war der Boden vom Teppich bedeckt, jetzt ist der Teppich unter Anziehsachen vorzufinden.

"Wenn ich das nächste Mal herkomme, räumen wir auf", kommentiere ich und lasse mich auf sein Bett fallen, das es irgendwie geschafft hat, von Sachen befreit zu bleiben.

Wie genau ich es hinbekommen habe, durch das Sammelsurium der Klamotten zu kommen, ohne zu stolpern und mir letztlich irgendetwas zu brechen, ist mir schleierhaft, ich bin lediglich froh, es geschafft zu haben.

Da habe ich definitiv noch etwas vor mir.

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Hellu 👋🏻,

in diesem Kapitel habt ihr mal ein bisschen über Tristan und seine Familie erfahren.

Ich habe da mal eine Frage: Soll ich nochmal aus der Sicht eines anderen Charakters schreiben und wenn ja aus welcher?

Würde mich freuen, wenn ihr Vorschläge habt ❤☺.

Bis Sonntag 😊😉, eine schöne Woche und man liest sich (hoffentlich).

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