Kapitel 61. (♦)
~Mein Geschenk ist die Geschichte?~
Kathrins POV:
Schwer schluckend zeige ich Noah meinen Rücken und nehme all meinen Mut zusammen.
"Du willst das wirklich?" Fragt Noah mich unsicher und ich drehe mich um und ziehe mein Pulli wieder an.
Doch Noah hat recht,
Irgendwann muss ich es jemand anderen erzählen.
Und ich habe mich für ihn entschieden.
Wir müssen uns nun mal eingestehen.
Noah ist die nächste Person, die mir am nächsten steht, was selbst mich schockiert.
Nickend setze ich mich aufs Bett und überlege, wo ich am besten anfange,
"Als meine Eltern gestorben sind, war ich erstmal 1 Jahr im Waisenhaus" beginne ich und jetzt setzt sich Noah auch gespannt auf und schaut mich gespannt an.
Ihn scheint das ja echt ziemlich zu interessieren,
Er ist ja, kann man sagen, richtig scharf darauf.
"Naja dann kam ein Ehepaar und haben mich toll gefunden, ich weiß nicht mehr ganz wie das damals lief, jedenfalls nach einigen Monaten, bin ich zu ihnen gekommen", erzähle ich weiter.
Ich hole einmal tief Luft "Zuerst ist alles gut gewesen. Die beiden machten auch einen ordentlichen Eindruck und bis zu meinem 14. Lebensjahr war auch alles gut." sage ich ehrlich zu Noah, dann blicke ich rauf zu ihm.
"Doch dann fing es an, die Berührungen, die aus Versehen passierten", sage ich zu Noah und er runzelt die Stirn.
Scheint als könne er nicht ganz glauben, was ich ihm da sage.
"Seine Frau war meistens arbeiten, ich glaube, sie wusste nichts von seiner Schattenseite" lächle ich leicht und schaue dann auf meine nervösen Hände, die sich miteinander verknoten.
Gott, es fällt mir doch sehr schwer, darüber zu sprechen.
Egal, ich habe es jetzt begonnen, ich muss es jetzt zu Ende bringen.
"Jedenfalls ... kurz nach meinem 15. Geburtstag würden die ungewollten Berührungen so unangenehm und gingen so weit, dass ich mich wehrte", erzähle ich weiter.
Bei dem Gedanken, schlucke ich schwer "Das war die Zeit, wo Matthew und ich schon befreundet gewesen sind ..." sage ich dazu und Noah schaut mich mit einer so ernsten Miene an, dass ich einfach weiter rede.
"Mein Stiefvater fing an mich nach der Schule, oder nachts, es kam darauf an, wann meine Stiefmutter Schicht hatte, er fing an mich in den Keller zu bringen" Bei dem Gedanken muss ich kurz eine Pause mache,
Ruhig bleiben Kate, dir kann nichts mehr passieren,
"Er hat mich Stunden lang ausgepeitscht, jedes Mal, wenn ich mich gewehrt hatte, schlug er zu", sage ich mit zitternder Stimme.
Mich überrascht es, als Noah meine Hand greift und sie fest im Griff hat.
Das lässt mich leicht auf lächeln.
"An diesem Tag" Ich zeige auf dem Zettel "Da wollte er mehr als nur berühren und natürlich habe ich mich mit allem, was mir mit 15 Jahren möglich gewesen ist, gewehrt" gestehe ich ihm.
Kurz schließe ich meine Augen und fahre fort "An dem Tag hat er so lange auf mich ein gepeitscht, dass diese Narbe entstanden ist" murmle ich.
"Und ob du es mir glaubst oder nicht, er hätte mich wahrscheinlich umgebracht, wäre nicht Matthew vorbeigekommen ... wir sind nämlich an dem Tag verabredet gewesen, aber ich bin nicht gekommen", sage ich zu ihm.
Da mir die Tränen hochkommen, hole ich tief Luft "Er hat mich gerettet, er hat meinen Stiefvater mit einer Flasche niedergeschlagen und mich dann in ein Krankernhaus gebracht, weil ich bewusstlos wurde" Bei dem Gedanken, fange ich an zu weinen.
Gott, es ist so lange her und es macht mich trotzdem immer noch so fertig.
Wie mich das aufregt.
"Schau mich an" Noah greift mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen.
Behutsam greift er meine Wangen und streichelt die Tränen weg, "Das ist Vergangenheit. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, das weißt du doch, oder?" Fragt er mich und ich nicke schwer schluckend.
"Und ob du es mir glaubst oder nicht, ich bin froh, dass Matthew dich damals gerettet hat, er hat wenigstens eine Sache richtig gemacht" lächelt er mich aufmunternd an und ich musste lachen.
Ja, dafür werde ich Matthew immer dankbar sein.
Noah schließt mich in eine enge Umarmung und streichelt mir sanft über den Rücken "Beruhig dich und solange ich auf dich aufpasse wird dir nie sowas passieren" flüstert er mir ins Ohr und ich weiß nicht, wieso, aber ich breche vollkommen zusammen und heule wie ein Wasserfall.
Wieso kann ich nicht aufhören?
Ich will gar nicht weinen!
Hör auf, Kate, das ist schon Jahre her!
Noah ist das spürbar unangenehm und er weiß nicht richtig wie er damit umgehen soll, deswegen ist es umso wichtiger jetzt aufzuhören!
Also versuche ich mich zusammenzureißen und drücke Noah von mir weg.
Sein T-Shirt hat jetzt kleine schwarze Flecke von meiner Mascara.
Als ich mich endlich beruhigt habe, streichle ich über die Stellen seines T-Shirts "Das tut mir jetzt echt leid" murmle ich und Noah schaut verwirrt runter.
Er sieht erst jetzt die beiden Flecke und runzelt die Stirn "Das geht aber ab, oder?" Fragt er etwas dümmlich.
Ich muss etwas lachen, "Natürlich!"
Da Noah mich zweifelnd anschaut, greife ich nach dem T-Shirt unten "Dann zieh es mal aus, ich mache es sauber" sage ich zu ihm und ziehe auch schon ihm selbst das T-Shirt aus.
"Hm, Kate, wenn ich es nicht besser wüsste, willst du nur meinen attraktiven Körper sehen" schmunzelt er in einem gewissen Unterton.
Leicht zucke ich mit den Schultern "Ich brauche vielleicht gerade diesen Anblick" grinse ich ihn an und Noah schaut mich mit leichten fassungslosen Blick an.
"Kathrin, schäm dich" knurrt er grinsend und ich nehme das T-Shirt an mich.
"Am besten stehst du jetzt auf und posierst so ein bisschen" grinse ich belustigt scherzhaft, doch als Noah es wirklich tut, bekomme ich einen verlegenen Lachanfall.
Das hab ich doch nicht wörtlich gemeint!
Jetzt kommen mir vor Lachen Tränen in die Augen.
"Hör schon auf! Du machst mich fertig!" lache ich und gehe aus dem Zimmer, um das T-Shirt eben selbst mit der Hand zu reinigen.
Ich habe nicht erwartet, dass Noah die Situation so in den Griff bekommt.
Vielleicht weiß er gar nicht, dass er doch ziemlich nett sein kann.
Jedenfalls tat mir das gerade echt gut.
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