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Pov. Patrick:

»Wir sind auf der Suche nach einem Job und einer Ausbildungsstelle, wollen uns, was das Wohnen betrifft, von unseren Eltern unabhängig machen und zusammen ziehen. Wir haben uns so umgeschaut, ob es denn hier im Umkreis vielleicht was gibt...«, grinste Zombey immer breiter. Mein Kinn klappte fast runter.
»Ihr wollt mir doch jetzt nicht etwa sagen...«
»Oh doch!«, unterbrach mich Maudado kichernd. »Wir ziehen hier her!«

Meine Augen weiteten sich und vor Freude fiel ich den Beiden in die Arme. Ich sah meine Internetfreunde zum ersten Mal, vertraute ihnen trotzdem mehr als alles anderen Menschen und jetzt zogen sie auch noch in meine Stadt...!
»Das ist so toll!!! Ich freu mich echt für euch!«, stieß ich vor Glück aus. Sie kicherten verlegen.

Als wir uns voneinander lösten, meinten die beiden, sie müssten mir unbedingt das Haus zeigen, in das sie ziehen wollten. Also machen wir uns auf den Weg durch die winzige Stadt. Es schien in einem Teil zu sein, in dem ich noch nie oder selten war. Die Straßen dort hin jedoch waren mir vertraut.

Die Sonne kam überraschender Weise raus. Es war, als wären die beiden Verliebten wie einzige Glücksbringer. Zombey und Maudado liefen Händchen haltend vor uns und ich nahm derweile Manu seine Jacke ab, die er sich zuvor ausgezogen und über den Arm gelegt hatte. Die drei redeten gerade rege und schienen sich sehr gut und schnell zu verstehen, alles war so perfekt...

Wir waren alle auf einer Wellenlänge, redeten über neue Spiele, Konsolen, Serien, Social Media... Und jeder von uns kannte sich in einem Bereich besser aus als die anderen. Wir waren wie Puzzleteile. Und Manu war das letzte fehlende Glied.

Doch im Moment starrte ich nur nachdenklich auf meine Unterlippe beißend auf den Boden, auf dem ich wie ein Roboter automatisch einen Fuß vor den anderen setzte, komplett unterbewusst, wie das Atmen, wie das Blinzeln...

Ich sah rüber zu Manu. Er lachte und bewegte seine Lippen, was so süß aussah. Ein Bild von ihm im Schlaf kam mir in den Kopf, wie er in meinem Bett aufwachte, wie er sanft atmete, seine Wimpern, seine Haare, seine Lippen... Seine deutlichen Gesichtskonturen, seine Kieferpartie umspielt von seinen Haaren, die glänzten in der strahlenden Frühjahrssonne...
Ich wollte ihn küssen und seine Hand nehmen, mit ihm genau so rum laufen wie Maudado und Zombey, denn Überraschung hin oder her, wir liebten uns und ich wollte es spüren,

jetzt.

Plötzlich kreuzten sich unsere Blicke. Manu war still geworden und nur noch Dados helle Stimme und Zombeys sanftes Lachen erklang. Ich brach den Blickkontakt und sah auf seine Lippen. Ich spürte, wie Manus Hand sanft an meiner striff, ich ergriff sie vorsichtig. Wie eine Gelegenheit, ihm meine Liebe zu zeigen, ich griff danach und-...

»Hey Leute!«, ertönte plötzlich Maudados sonnige Stimme und ich war bereit, es ihm zu offenbaren, doch plötzlich zuckte Manus Hand weg...

... D-das hat er nicht gemacht oder...?!

»Wir sind da!«, lächelte Maudado.

Pov. Manu:

Schlagartig wurde mir schlechter und ich bereute, was ich getan hatte, doch ich fühlte mich irgendwie nicht bereit dazu... Ich... Ich hatte Angst... Oder nicht? Ich wusste es nicht... Und es tat mir so verdammt leid. Ich sah Patrick an, doch nun beachtete er mich gar nicht mehr. Schwermut zog mein Herz wie Beton runter, schlug auf meinen Magen...

Das ist alleine deine Schuld, dass du aber auch so bescheuert bist!?

Eine Träne... Nein! Ich wischte sie mir weg. Nicht jetzt. Ich versuchte mich zu konzentrieren auf das Hier und Jetzt...

Wir standen vor einem wahrlich wunderschönen Haus, das riesig aussah. Reines Weiß an der Hausfassade und das durch die Sonne satt grün strahlende Gras im kleinen Garten waren zusammen unglaublich hübsch. Das Haus war riesig und als Maudado und Zombey uns anlächelten und den Schlüssel aus der Hosentasche zogen, der vermutlich für das Haus war, weiteten sich meine Augen vor Spannung.

»Lust es mal zu besichtigen?«, schmunzelte Zombey. Heftig nickten ich und Patrick. Doch trotz diesen schönen Anblickes und der schwärmerischen Situation schwiff ich in Gedanken ab...

Ich hätte Patricks Freunden echt gerne gezeigt, dass wir ebenfalls zusammen waren. Doch es überkam mich einfach, ich musste meine Hand wegziehen. Früher hatte man es nie akzeptiert, das alles zwischen mir und Taddl... Er hatte es nicht akzeptiert...
Doch nun beginnt eine neue, bessere Zeit...!

Pov. Patrick:

Also gingen wir über die Einfahrt aus Rollsplitt, links und rechts von uns die ersten Frühblüher auf grünem Gras, was surreal erschien, da es noch gerade Februar war, hin zu der Garage und über einen kleinen Fußweg rüber zum Hauseingang. Manu war leise geworden. Ich versuchte mir einzureden, dass es mir egal war. Ich war angepisst und ich wollte es nicht verstecken. Oder war ich glücklich und wollte es nicht zeigen? Ich verwirrte mich selbst, meine Gefühle... Ich würde ihn auf jeden Fall damit konfrontieren, so leid es mir tat.

Zombey öffnete die Tür und wir gingen rein. Weiße Wände, moderne Möbel und trotzdem warm wirkende Räume erwarteten uns. Als erstes eine offene Küche, komplett ausgestattet in schwarz weiß und einer riesen Kücheninsel, direkt daneben das Wohnzimmer mit allem drum und dran. Und das Highlight daran; Das riesige, sich über die ganze Wand erstreckende Fenster, durch die die Sonne gerade im Flachen Winkel schien. Von hier konnte man über die Baumwipfel des Mischwaldes schauen, ganz knapp, und die Sonne überm Horizont verschwinden sehen. Es war wunderschön und fast vergaß ich, wie sauer ich war auf Manu, als ich ihn ansah, seine Haare und Gesicht, die schmalen Lippen, seine langen Wimpern vom orangen Schein der Sonne umspielt... Es zerriss mir das Herz, doch ich redete mir ein, dass mich das komplett kalt ließ.
Weiter gings in ein Bad und ein Schlafzimmer, Beide komplett eingerichtet, warm, kuschelig und wunderschön, wie der Rest des Hauses, den ich bisher gesehen hatte...

... Und wie Manu...
Verdammt hör auf damit!

Eine Treppe führte in die obere Etage, bei der ich mich fragte, was da noch alles sein sollte, denn alles, was die beiden zum Wohnen an Platz und Ausstattung brauchten, war bei Weitem zu Genüge bereits unten vorhanden.

Sie wollen doch nicht etwa, dass wir...?

»Und jetzt...«, begann Zombey, als wir alle oben in dem Flur ankamen. »...kommt der Teil, den wir euch bis jetzt vorbehalten haben...« Er grinste breit und Maudado tat es ihm gleich. Verwundert sah ich sie an. Was meinten sie?
»Wir können nicht das ganze Haus für uns gebrauchen, das ist euch sicher schon aufgefallen...« Ich stellte mir eine Sekunde lang die peinliche Frage, ob er meine Gedanken lesen konnte und staunte über die Spannung, die sie aufbauten. Ich bekam ganz leichte Gänsehaut. Wir gingen zusammen zu der ersten Tür und Maudado öffnete sie...

Zum Vorschein kam ein großer Raum mit Doppelbett, wieder einem riesigen Fenster, bei dem es mir erst auffiel, dass es eine gläserne Tür zu einem Balkon war, als wir eintraten und uns im Raum umsahen.

Ich musterte Dado und Zombey und musste schmunzeln über ihre stolzen Blicke zueinander, dann durch den Raum schweifend.

»Manu, wir wissen, wir kennen uns kaum, doch du und Patrick, ihr kennt euch ja ziemlich gut...«, kicherte Maudado und wollte darauf anspielen, dass ich ihnen gesagt hatte, was ich für Manu empfand. Ich fühlte mich fast etwas unwohl... Es stimmte noch immer und ich wollte ihn nicht unterbrechen, weshalb ich wahrscheinlich nur verlegen rot wurde und noch immer verwundert war über die Quintessenz, worauf Maudado hinaus wollte...

»Aber wir würden super gerne mit euch zusammen ziehen...«

Herzstillstand...

Ich wusste es!

»...Und auch wenn das jetzt wahrscheinlich erstmal nicht möglich ist oder ihr uns noch nicht genug vertraut, ist das okay... A-aber wir halten euch einen Platz frei. Wir würden uns mega freuen weil ihr...« Maudado redete immer schneller und stoppte dann mit großen Augen, ausnahmsweise keinem Lächeln auf den Lippen, was mir fast Sorgen bereitete...

»Ihr seid unsere besten Freunde...«, übernahm Zombey nun und ein Kribbeln durchfuhr mich... Fast traurig sahen sie uns an. Doch ich kam auf sie zu und umarmte sie fest...

»Ihr seid auch meine Freunde...«, munterte ich sie auf, lächelte sanft, was beide erwiderten. Ich löste mich von ihnen. »Ich und Manu müssen glaube erstmal kurz...«

Ich hatte noch nicht einmal ausgesprochen und Maudado nickte schon heftig. »Klar, klar! Lasst euch Zeit! Wir sind inzwischen unten. Schaut euch auch ruhig alles an!« und schon nahm er Zombeys Hand, der musste über Maudados süße und aufmerksame Art lächeln, und sie gingen aus dem Zimmer, schlossen die Tür... Sie wollten echt unbedingt, dass wir einzogen...

... Doch jetzt kam erst der schwere Teil...

Das alles, viel zu schnell und viel, um es zu realisieren, ging mir durch den Kopf wie tausende Schmetterlinge durch meinen Bauch - verrückt und unkontrollierbar.

Ich sah nicht zu Manu.
Ich konnte nicht.
Oder wollte ich nicht?
Etwas stieß meine Blicke von ihm wie zwei Südpole voneinander ab.
Stille.
Kälte.
Nur unser Atem...

Pov. Manu:

... Patrick unterbrach die eisige Stille und ging zu der riesigen Glastür, öffnete sie vorsichtig und sofort zog kalte Luft durch den Raum, stellte meine Haare auf, er trat hinaus. Die Sonne blendete mich und ich schloss meine Augen, vorrangig aber um meine Gedanken zu sortieren. Es tat mir noch immer so leid und ich spürte, was ich nun davon hatte. Er war extrem sauer.

Ich atmete tief durch und traute mich, ihm hinterher auf den Balkon zu gehen, damit auch wieder den ersten Schritt auf unsere Versöhnung zu. Er lehnte mit den Unterarmen auf dem Holzgeländer. Ich blieb da stehen. Versteift, zitternd, wehleidig. Ich traute mich nicht näher. Mein Herz schlug schnell und stark und blieb kurz stehen, als...

»Was sollte das Manu...?«

Extreme Enttäuschung lag in seiner Stimme, die mein Herz fast zerriss. Er hatte so recht... Ich hatte alles falsch gemacht...

Er drehte sich um und sah mir eindringlich in die Augen. Ich spürte seinen Atem. Oder war es doch nur der Wind? Blitze funkten vor Spannung durch die ganze Luft. Ich war gefesselt. Meine Lunge setzte ständig aus, es kam mir vor, als hätte ich schon seit drei Stunden nicht mehr geatmet...

»Ich dachte du vertraust mir...«, bewegten sich seine Lippen, drang seine Stimme in meine Ohren, seine Worte durch meine Gedanken. Ich bekam Gänsehaut. Seine Augen wurden kalt und traurig. Seine Haare wehten leicht im Wind.

Und ich, ich sagte immer noch nichts.

»... Warum...?«, drang es nur noch aus seinem Mund, ganz leise, ganz zaghaft... Ich hatte erwartet, dass er anfangen würde zu schreien... Doch er war traurig, extrem traurig und... verletzt... Und leise...

Er drehte seinen Kopf, sah mich nun an. Scharf zog ich Luft ein und hielt sie an, mein Herz stoppte zu schlagen, meine Gedanken hörten auf zu spielen, bis nur noch zwei Wörter blieben, meine Augen kamen nicht von seinen weg...

»Warum ich...?«, sprach ich es aus. Die Frage, die mich seit seinem ersten Wort zu mir interessierte. Schon damals. Schon immer.

Verständnislos drückte er sich vom Geländer weg und stellte sich direkt vor mich.

»Warum nicht du?« Er starrte mich tief an und meine Augen wechselten nervös zwischen seinen hin und her...

»Ich bin ein Niemand... Ich bin einfach nur ein hässliches, dünnes und schwules Stück Scheiße... Ich... Ich bin einfach nur ein komplett normaler Typ...« Mir traten nicht einmal mehr Tränen bei diesem Satz in die Augen...

Zu oft hatte ich das schon zugegeben. Zu oft hatte ich es schon aus seinem Mund gehört. Zu oft hatte er es mir wieder geschrieben, als wir in der Holzhütte waren, er hatte mich angerufen, schrieb mir überall, nur um mir immer wieder klar zu machen, wie sehr ich das Kapitel mit ihm in meinem Leben bereuen sollte und ich tat es auch. Ich konnte es nicht verstecken, meine Fassade bröckelte... Patrick war meine größte Schwachstelle...

»Du bist alles. Du bist einzigartig. Du bist...« Eine Träne verließ sein Auge und rannte still über seine Wange, seine Hand schwebte langsam an meine Wange und strich darüber wie über das Fell eines einzigartigen Tieres.

»... mein Freund... Du gehörst mir. Und ich will stolz auf dich sein können, ich will mein Glück mit anderen teilen können... Ich will es ihnen zeigen...«, sagte er traurig und sah auf den Boden.

Ich dachte nach, doch dann legte ich meine Arme um seinen Hals, wodurch er auf schaute mit seinen glasigen Augen und küsste ihn...

Ich liebe dich über alles...

Ich hoffe, das war ein guter Abschluss. Vielleicht konnte ich euch ja Gefühle rüber bringen, mehr will ich gar nicht haha.
Ich mache ab nun eine kurze Pause von etwa einer Woche. Wenn ihr genau Bescheid wissen wollt, folgt mir und wartet auf die Benachrichtigung. Bis bald meine Freund und ich bin extrem dankbar für alles bisherige💞

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