(9) Versöhnung?

Alina

Ich stapfe wütend davon.

Was bildet sich der eigentlich ein?

Ich renne weit. Hoch hinauf. Treppen über Treppen. Doch irgendwann bin ich am Astronomieturm angekommen und bleibe bei dem Ausblick stehen. Meine tränenüberfüllten Augen schweifen über die Berge.

Oma, wo bist du? Mum, Dad! Ich vermisse euch so! Warum musstet ihr gehen?

Ich sinke auf meine Knie und fange an zu weinen. Richtig zu heulen. Ich kann gar nicht mehr aufhören.

Warum muss mein Leben so schwer sein? Ich weiß noch nicht einmal, an was meine Oma gestorben ist. Sie kann dann wahrscheinlich noch nicht einmal begraben werden, da ich kaum so viel Geld habe und meine Familie nur noch aus Kindern besteht.

Mir droht die Luft zu schwinden, so fest weine ich. Irgendwann kann ich schluchzend aufsehen und entdecke am Geländer einen Zettel. Langsam stehe ich auf und schleiche zu ihm hinüber. Ich falte ihn auf. Er hängt an einer Schnur am Geländer. Darin steht:

Wir werden dich nie vergessen!
Du warst ein Teil von uns
und wirst es immer bleiben.
An den lieben Albus Dumbldore.
Von H., R. & H.

Hier ist er also gefallen.

Ich sehe in die Tiefe hinab.

Wie leicht es doch wäre, sofort hinunterzufallen. Jeder Kummer, jede Sorge, jeder Schmerz, einfach weg. Wie schön das doch wäre...

Doch dann denke ich an Theo.

Aber ich kann ihn doch nicht zurücklassen. Das habe ich ihm doch versprochen...

Wieder nargen die Gedanken und die Vergangenheit an mir, das mich wieder in Geheule ausbrechen lässt.

Ich hoffe, hier findet mich niemand. Ich hoffe, ich bin für immer alleine hier oben.

Pansy

Im Klassenzimmer sitzt Alina nicht. Also warten wir alle. Professor McGonagall wartet lange, bis sie sagt, dass wir jetzt trotzdem mit dem Unterricht beginnen.

Nach einer halben Stunde machen wir uns trotzdem alle Sorgen. Alle, auch die Griffindors. Sie ist schließlich in beiden Häusern in der 7. Klasse beliebt. Bloß heute machen sich alle Sorgen um sie, nicht nur, weil sie jetzt nicht auftaucht, sondern weil sie sich verändert hat. Daran bin ich auch etwas Schuld.

Die Stunde vergeht und nun gehe ich auf Draco zu und halte ihn zurück. Wir bleiben alleine vor dem Klassenzimmer stehen.

"Was gibts?"

"Ich bin an allem Schuld. Was ist, wenn ihr etwas zugestoßen ist?"

"Hey.", flüstert er mir zu.

Draco

Verwirrt haut sie mir mit ihren Fäusten auf meine Brust.

"Hey!", schreie ich sie nun an.

Sie kommt zur Ruhe.

"Du bist nicht an allem Schuld! Okay, du gehst jetzt den anderen hinterher und ich suche sie."

"Aber -"

"Nichts aber! Los!" Ich zeige mit einem bösen Blick in die Richtung, aus der die anderen verschwanden. Sofort eilt sie ihnen hinterher und ich renne los, um Alina zu finden.

Ich renne wie wild und nervös durch das ganze Schloss, doch niergends auch nur eine Sicht von ihr.

Da bleibt nur noch ein Ort, den ich früher auch einmal aufsuchte, als es mir schlecht ging.

Schleunigst renne ich voran und steige dann langsam und leise die Treppen nach oben. Dort angekommen, entdecke ich sie.

"Alina?", frage ich flüsternd.

Sie sieht langsam zu mir auf. Ihre ganze Schminke ist vor lauter Tränen verwischt und ihre ganzen Klamotten sind schon nass.

Wie lange hat sie nur geweint?

Ich setze mich neben sie. Als ich meine Arme um sie schlingen will, zuckt sie zusammen und rutscht etwas weg.

"Was willst du?", frägt sie rau.

"Dass du mitkommst."

"Ich geh niergendswohin. Ich will hier bleiben. Alleine..." Der Rest des Satzes war nur noch gehaucht.

"Wollen wir uns jetzt auf ewig so hassen?", frag ich sie etwas hoffnungsvoll, dass sie dies etwas verneint.

"Am besten wäre es."

"Warum?"

"Mann Draco!" Sie steht wütend auf. "Ich hasse deine Fragereien! Kannst du nicht einfach mal deine Klappe halten? Ist das so schwer, mich einfach mal in Ruhe zu lassen? Ich dachte, wir wären so verscheiden! Ich habe schon genug damit zu tun, mein Leben in die Hand zu bekommen. Zur Zeit geht es ziemlich abwärts!"

Ich stehe auf und sehe sie mir an.
"Ich weiß, aber ich möchte nicht, dass du dich veränderst. Ich habe die alte Alina gemocht und dass findet Pansy auch. Jeder findet dich nun komisch. Harry, Ron und Hermine machen sich sogar richtige Sorgen. Bitte, versteh uns doch."

"Draco, das sagst du doch nur, damit ich mich ändere!"

"Nein! Bitte, ich möchte nicht streiten. Ich, ich will, dass du ... dass du mich verstehst..."

Alina

Ich sehe auf zu ihm. Hinauf in sein trauriges Gesicht. Seine Augen füllen sich nun mit Tränen und ich kann nicht mehr anders. Ich tue es ihm nach und dann renne ich einfach auf ihn zu und schließe ihn fest in meine Arme. Dort heule ich mich erst einmal aus.

Er gibt mir Geborgenheit, Schutz und Liebe...

Nach einer langen Zeit lösen wir uns wieder voneinander.

"Und? Was hast du nun vor?", frägt er mich.

"Keine Ahnung. Ich glaube, ich brauche erst einmal Zeit für mich."

"Und was dann?"

"Keine Ahnung."

Draco

Sie ist richtig panlos.

Was mache ich nun?

Soll ich sie stehen lassen?

Soll ich bei ihr bleiben?

"Alina, ich müsste langsam wieder zurück. Schließlich haben wir ja eigentlich Unterricht."

"Ja, aber ich weiß nicht, ob ich auch mitkomme."

"Na gut, dann geh doch auf dein Zimmer und ich melde dich bei Professor Sprout ab."

"Ich weiß nicht."

"Mensch Alina. Willst du jetzt planlos durch die Welt gehen, oder was? Ich weiß, dass es schwer ist und dass du einfach Zeit brauchst, aber willst du jetzt dein ganzes Leben mit Nichts verplempern?"

"Draco! Ich dachte, ich solle dich verstehen, also versteh mich jetzt mal!" Sie sieht wütend zu mir in die Augen hoch.

"Aber, ich versteh dich doch."

"Nein, tust du nicht! Ich bin grad dabei, alles hinter mich zu lassen. Vor lauter Kummer hätte ich mich am liebsten da hinunter gestürzt. Und jetzt folge ich deinen Ratschlägen, mich wieder zu ändern, damit ich wieder die alte bin. Und jetzt kommst du mit sowas an? Weißt du was? Darauf kann ich echt verzichten! Du weißt nicht wie das ist! Schließlich hast du noch deine ganze Familie und dein ganzes Anwesen! Du bist ein reches Muttersöhnchen, dass sogar den Arsch abgeputz bekommt und ich und Theo, wenn das Haus uns nicht zusteht, dürfen auf der Straße leben oder in einem Heim wohnen. So sieht das wahre Leben aus. Nicht in einer großen Villa! Nein. Ich hasse es, Leuten zu begegnen, sie denken, sie wären etwas besseres, als andere, nur weil sie sich mehr leisten können als die Armen."

"Aber -"

"Draco, noch ein Wort! Verschwinde!"

"Aber Alina, ich -"

"Ich sagte, hau ab!"

Draco

So meinte ich das doch gar nicht ... wollte ich ihr sagen, aber sie verweist mich aus dem Turm. Sie wäre sogar dabei gewesen, mit ihrem Zauberstab Flüche auf mich zu hetzen und deswegen verschwinde ich jetzt.

"Und, wo ist sie?", frägt Pansy.

"Sie bleibt oben auf dem Astronomieturm. Kaum will man sich versöhnen, artet das wieder zu einem Streit aus."

"Uh, tut mir leid Draco."

"Ach, macht nichts. Ich lasse ihr halt einfach Zeit."

"Ja, ist auch das Beste so."

Am Nachmittag hocke ich im Zimmer auf meinem Bett und schaue mir ein altes Bilderbuch meiner Familie an.

Oh süß, wie Bellatrix da noch klein war.

Es ist ein kleines Foto zu sehen, wie Bellatrix noch 5 Jahre alt war. Sie hat einen schwarzen Lockenkopf und niedliche Glupschaugen.

Von einem Klopfen werde ich aus dieser Familienreise hinausgerissen und sehe auf. In der Tür steht nun Alina. Abgeschminkt, aber immer noch in diesem Kleid. Bloß mit anderen schwarzen Schuhen, anstatt die davor. Sofort klappe ich das Buch zu und stehe auf. Bleibe aber neben meinem Bett, auf guten Abstand, stehen.

Alina

Nun sieht mich Draco verdutzt und fragend an.

Oh Mann, sag es einfach!

"Draco, es tut mir leid. Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen. Du kannst ja nichts dafür, dass du in eine reiche Familie geboren wurdest. Bitte verzeih mir."

"Ich verzeihe dir. Aber trotzdem tut es mir auch leid. Ich hätte mich mehr in deine Situation hineinversetzen sollen."

Draco

Sie bekommt mal wieder Tränen in die Augen. Aber es sind Freudestränen, da sie dazu lacht. Sofort kommt sie wieder auf mich los gestürmt und umarmt mich.

"Hey, das hatten wir schon mal."

"Sag jetzt nichts, sonst endet es wieder mit einem Streit."

Also halte ich meine Klappe und somit verbringen wir noch mit Pansy einen lustigen Abend zusammen.

"Komm, Alina, wir gehen jetzt. Bis Morgen Draco!", sagt Pansy freudig und verschwindet mit ihr.

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