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Irgendwie schaffte es Junhee, Sehyoon die gesamte Woche über aus dem Weg zu gehen, was angesichts der Tatsache, dass sie zusammen unter einem Dach wohnten schon eine redliche Meisterleistung war. Vielleicht lag es aber auch hauptsächlich daran, dass ihre Arbeitszeiten in dieser Woche sehr unterschiedlich waren. Gut möglich, dass Junhee zum ersten Mal in seinem Leben froh war, dass man ihm Spätschichten aufgebrummt hatte.
Am Samstag konnte er dem Aufeinandertreffen von Sehyoon und ihm selbst jedoch nicht länger aus dem Weg gehen, denn Byeongkwan bestand darauf, dass sie sich wie üblich alle zusammen in ihrer Lieblingsbar trafen. Wenigstens würde Yuchan nicht dort sein, dann konnte Junhee immerhin vor einem seiner Freunde das Gesicht wahren.
Auch wenn er Sehyoon nicht direkt als einen Freund bezeichnen würde. Ihre Beziehung war... nennen wir es mal kompliziert. Aber er machte Byeongkwan glücklich und da wollte sich Junhee nicht dazwischen stellen. Das blaue Auge, das er ihm damals verpasst hatte, würde er ihm aber nicht einmal um seines besten Freundes willen verzeihen.
Sie trafen sich bereits vor der Bar. Sehyoon und Byeongkwan hielten Händchen, als sie ihm aus der entgegengesetzten Richtung entgegengeschlendert kamen. Als sie ihn entdeckten, winkte Letzterer ihm zu. Von Sehyoon kam keine Reaktion, zumindest wenn man dem finsteren Blick ignorierte, den er ihm zuwarf.
Sie gingen nach drinnen und schlängelten sich zwischen den Leuten hindurch zu ihrem Stammtisch, der etwas weiter hinten in einer der etwas ruhigeren Ecken stand. Junhee liess sich auf einen der Stühle plumpsen, während sich das Pärchen nacheinander auf die Bank schob. Die ganze Zeit über liessen sie die Hand des jeweils anderen nicht für eine Sekunde los, was Junhee schon fast ekelhaft süss fand. Und er freute sich für sie. Wirklich.
Ein Kellner kam vorbei, um ihre Bestellungen aufzunehmen und brachte ihnen kurz darauf ihre Getränke. Die ganze Zeit über huschte Sehyoons Blick immer wieder in seine Richtung, doch er sagte nichts, was Junhee so langsam aber sicher in den Wahnsinn. Es war seine Sache, mit wem er ins Bett ging, doch Sehyoon verspürte natürlich mal wieder das Bedürfnis, sich einzumischen.
Fast wie damals, als er angefangen hatte sich mit Donghun zu treffen, da hatte er ihm auch hinterhergeschnüffelt, obwohl es ihn nicht im Geringsten etwas anging. Gut, damals waren die Umstände vielleicht etwas anders gewesen. Dank Byeongkwan war er nämlich davon ausgegangen, dass sie beide gemeinsam etwas am Laufen hatten, aber das änderte trotzdem nichts an der Tatsache, dass er sich hätte raushalten sollen. Aber das konnte er damals nicht und das kann er auch dieses Mal nicht.
»Also, du und Donghun, hm?«, sagt er irgendwann. »Läuft da jetzt wieder etwas zwischen euch.«
»Nein.«
»Aber du hast mit ihm geschlafen«, stellte Sehyoon sachlich fest, doch sein Tonfall hatte etwas Vorwurfsvolles an sich und das war der Moment, in dem Junhee der Kragen platzte.
»Und dafür verurteilst du mich? Ausgerechnet du? Ich kann mich nämlich noch daran erinnern, dass ihr beiden damals auch zusammen in die Kiste gehüpft seid, obwohl ihr nicht zusammen wart.«
Als er fertig war, bemerkte er Byeongkwans Blick auf sich. Sein bester Freund gab ein gekünsteltes Hüsteln von sich, wie um die beiden Streithähne darauf aufmerksam zu machen, dass er auch noch da war. Dann legte er die Hand mit der er nicht die von Sehyoon festhielt auf die von Junhee.
»Niemand verurteilt dich hier«, sagte er sanft und schenkte Junhee ein Lächeln. Gleichzeitig stiess er Sehyoon seinen Ellbogen in die Rippen, worauf dieser gequält aufstöhnte.
»Wofür war das denn?«, jammerte dieser schmerzerfüllt und dieses Mal galt Byeongkwans Lächeln ihm.
»Das weisst du ganz genau«, säuselte er, ehe er sich wieder Junhee zuwandte. »Und du solltest das im Gegenzug auch nicht tun, immerhin wissen wir alle, wie die Geschichte ausging.« Ein spitzbübisches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er seine Hand hob, an der ein Ring prangte. Dann beugte er sich zu seinem Verlobten, um sich den Kuss abzuholen, den er sich seiner Meinung nach wohl verdient hatte.
Der Anblick versetzte Junhee einen Stich und augenblicklich fühlte er sich schlecht. Er sollte sich doch für seinen besten Freund freuen, so wie das beste Freunde eben taten. Aber jedes Mal, wenn er Byeongkwan und Sehyoon bei einem intimen Moment ertappte, wurde er daran erinnert, dass das ebensogut Donghun und er sein könnten.
Donghun, an den er die ganze Woche über denken musste. Er hatte sich nicht bei ihm gemeldet, also hatte Junhee das ebenfalls nicht getan. Wahrscheinlich war es besser so. Es war eine einmalige Sache gewesen, wieso darauf herumreiten, wenn es ohnehin nichts bedeutet hatte.
Den restlichen Abend über war Junhee schweigsam. Er hörte Byeongkwan zu, der von seinem neuen Job erzählte, doch er war nicht richtig bei der Sache. Irgendwann winkte Sehyoon den Kellner heran, um zu bezahlen. Er übernahm den gesamten Betrag, was Junhee echt nett von ihm fand. Eigentlich war er wirklich kein schlechter Kerl, dachte er. Byeongkwan hatte Glück ihn zu haben.
Als sie sich gerade ihren Weg nach draussen bahnten, nahm Byeongkwan ihn unauffällig zur Seite. »Ich wollte dir nur noch mal sagen, dass weder Sehyoon noch ich dich dafür verurteilen, dass du mit Donghun geschlafen hast. Wir machen uns nur Sorgen um dich. Du liegst uns nämlich am Herzen – uns beiden. Was ich damit sagen will ist bloss, dass du dir nicht zu viele Hoffnungen machen solltest und du dir bewusst bist, dass es nun mal nicht immer so endet wie bei Sehni und mir. Ich will nämlich nicht, dass du verletzt wirst Junhee.«
Er starrte ihn an. »Ich mache mir keine Hoffnungen«, sagte er dann leise.
»Dann ist ja gut.«
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