02 » Bleib!
//Gerade hatte mein Cousin treffend meine derzeitige Lebenslage auf den Punkt gebracht.//
Ae Ri POV:
Ich war eine Anfang 20-jährige Single Frau. Ohne Geld. Ohne Arbeit (eigentlich nicht wirklich, ich war Freelancer, arbeitete also nach Auftrag selbständig. Das Problem: ich hatte im Moment keinen Auftrag = Arbeitslos) ohne ein Dach über dem Kopf, ohne Freunde!
Ich sah zu den 6 Jungs, die ihre Blicke auf mich gerichtet hatten "Kacke gelaufen" erklärte der Blonde - mit den Katzenaugen und dem aktuellen Charme einer Lederhose - schulterzuckend. Genervt sah ich ihn an und wollte schon etwas erwidern,... rein aus Reflex,... da warf ihm plötzlich der größere mit den breiten Schultern ein Kissen an den Kopf und machte Andeutungen, das er die Klappe halten sollte, doch wenn ich ehrlich war... hatte er recht. Sowas nannte man: Kacke gelaufen oder auch Scheiß Leben! "Also Ae Ri..." begann mein Cousin und erlangte so meine Aufmerksamkeit zurück "Du kannst nirgendwo anders bleiben, wenn du nicht zurück nach Hause willst!" sprach er die Tatsachen aus und umfasste locker meinen Arm, so als habe er angst, ich könnten weglaufen.
Er hatte recht. Ich konnte nirgendwo anders hin und nach Hause zu meinen Eltern wollte ich auch nicht. Unser Verhältnis war nicht unbedingt das beste oder besser gesagt: es war wirklich mies! Meine Eltern hatten meinen Traum nie verstanden oder unterstützt, egal was ich tat, es war falsch. Sie wollten das ich wie meine Mutter und Hoseoks Vater Lehrerin werde... denn das wäre das Beste für mich und natürlich auch für sie, den so wäre ich wieder in ihren Kontrollbereich.
Sie sahen mein derzeitiges Leben als Produktdesignerin, als 4 1/2 Jahre Lebensverschwendung an und auch mein Leben davor war Zeitverschwendung für sie. Das war auch einer der Gründe, warum ich bis vor 8 Monaten noch in New York gelebt hatte. Nur durch einen Job hier in Korea, war ich zurück gekommen. Wäre dieser nicht gewesen, hätte ich nie wieder einen Fuß in dieses Land gesetzt, in dem mich nichts hielt... Ganz im Gegenteil. Hier waren nur Dinge, vor denen ich Weglaufen sollte...weit...weit Weg. Kacke gelaufen! Hätte ich diesen Job doch bloß niemals angenommen!
Und da wir schon bei Weglaufen waren: Hier sollte ich auch nicht bleiben! Ich sah meinem Cousin fest in die Augen. Sie hatten sich in all den Jahren kein Stück verändert. Es waren immer noch dieselben vertrauten braunen Augen. Es war ein eigenartiges Gefühl, dem Menschen anzusehen, der mir einst so wichtig war und den ich so lange nicht gesehen hatte. Mein Herz zog sich kurz zusammen und ich schüttelte den Kopf. Ich musste Standhaft bleiben! Hier zu bleiben war gefährlich... er würde früher oder später anfangen Fragen zu stellen. So weit durfte es nicht kommen!
Ich schüttelte den Kopf "Hoseok, ich kann aber auch nicht bei 6 Fremden bleiben, die dazu noch Idole sind und so tun als wäre ich eine Chinesische verheiratete Reinigungskraft, Anfang 20!" erklärte ich fassungslos. Hoseok packte mich bei den Schultern und starrte mir in die Augen „Ae Ri, ich weiß, du hattest andere Pläne, aber nun ist es nun mal so! Unsere Familie hat es so geregelt und ich habe versprochen, mich um dich zu kümmern, bis du wieder auf den Füßen stehen kannst. Du bleibst also hier!..." ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah bockig zur Seite. Hoseok würde so leicht nicht nachgeben. So war er schon immer. Außerdem kam die Bitte auf mich aufzupassen von seinen Eltern und Hoseok tat immer, was seine Eltern sagten. Doch für mich war das Unbedeutend! Ich konnte wirklich unmöglich hier bleiben!
Ich blickte auf die Uhr. In genau 2 Stunden hatte ich meine letzte Chance mein Leben in eine Bahn zu lenken, die nicht Richtung absoluten Abgrund steuerte „Ich muss zu einem Pitsh* (Erklärung unten)" erklärte ich stumpf „Lass uns danach weiter reden!" ich machte einen Schritt zurück und nahm meinen Koffer. Hoseok sah mich irritiert an "kann ich mich irgendwo umziehen?" fragte ich und ignorierte ihn. Eigentlich hatte ich bei den Worten nicht erbärmlich klingen wollen, doch meine Stimme versagte. Ich musste Mitleiderregend geklungen haben, den der große Breitschultrige stand auf und kam zu mir "Klar... Hier vorne ist ein Bad" er lächelte mich freundlich an und hielt mir die Hand entgegen "Mein Name ist Kim Seokjin, aber du kannst ruhig Jin sagen" ich erwiderte etwas unbeholfen sein Lächeln und nahm seine Hand. Jin also. Er schien sehr freundlich zu sein.
Nachdem ich seine Hand losgelassen hatte, drehte er sich zum Flur um und zeigte auf eine Tür "Dort vorne ist ein Bad! Zweite Tür links!" ich nickte ihm dankbar zu und umgriff meinen Koffer etwas fester "Danke, ich werde nicht lange brauchen!" erklärte ich und verschwand dann fluchtartig im Bad. Ich verschloss die Tür hinter mir und ging zügig zum Waschbecken. Ich drehte den silbernen Wasserharn voll auf und ließ das kalte Wasser in meine Hände laufen, bis sich eine Pfütze darin bildete, welche ich mir ins Gesicht spritzte.
Hätte mir vor einigen Wochen jemand gesagt, das ich heute hier stehen würde - in der Wohnung meines Cousins und seinen Band Membern - dem hätte ich die Tür nach draußen gezeigt! und heute... Ein Seufzen verließ meine Lippen und ich richtete meinen Blick zum Spiegel. Mein Spiegelbild, welches ich fast selbst nicht erkannte, zeigte eine leere müde Hülle meiner selbst. Ich sah Scheiße aus!
Von draußen drangen gedämpfte Stimmen zu mir rüber "Ich weiß nicht Hyung, was wenn rauskommt das sie hier wohnt, das wird großen Ärger geben!", wisperte eine Stimme, "Sie ist meine Cousine! Ich lasse sie ganz bestimmt nicht alleine! Nicht in ihrer Situation!" meckerte Hobie denjenigen an. Es war nicht der Katzenjunge gewesen, der das gesagt hatte, was mich schon fast verwunderte "Hat sie keine Familie oder Freunde?", fragte nun ein weiterer, "Sie hat eine Schwester ...."
Oh ja, ich hatte eine Schwester! Eine Schwester die es gerade mehr als nur Freute mich in dieser Situation zu sehen, denn nun hatte sie wieder einen Grund mehr gefunden, mir zu zeigen wie überlegen ihr Leben meinem gegenüber war. Wir waren Zwillingen, doch anders, als wie man erwarten würde, verstanden wir uns nicht! Ab einen bestimmten Punkt in unserem Leben hatte sie angefangen mich zu verachten. Sie hatte angefangen sich mit mir zu messen! Mehr als das! Sie hatte versucht mein Leben zu zerstören! Nun hatte sie ein perfektes Leben. Jura Studium. Verlobt mit einem Anwalt... "Wie angle ich mir meinen Boss" das Buch hätte sie schreiben können.
Sie heiratete in ein paar Monaten und alles lief einfach absolut perfekt in ihrem Leben. So wie sie es sich immer gewünscht hatte. Sie war die vorzeige Tochter und ich das schwarze Schaf der Familie. Seit Monaten erhielt ich ab und an Sprachnachrichten von ihr, die ich natürlich, nachdem was alles passiert war, nie beantwortete. Sie erzählte mir, wie perfekt und toll ihr Leben ist und das, das die Traumhochzeit des Jahres wird....Kotz! Wir waren grundverschieden und nichts würde mich freiwillig zu ihr bringen. Eher schlafe ich in einer Gasse!
(...)
Nachdem ich mich umgezogen und zurechtgemacht hatte. Sagte mir der Blick auf die Uhr, das ich mich nicht länger in diesem Bad verstecken konnte. Ich wusste nicht warum, aber im Bad konnte ich am besten meine Gedanken sortieren. Das Bad war wie ein sicherer Zufluchtsort.
Ich wand meinen Kopf zur Tür. Draußen war es still geworden, vielleicht waren sie ja jetzt nicht mehr alle im Wohnzimmer. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat heraus. Meine hohen Schuhe hielt ich in der Hand. Es gehörte sich nicht diese im Haus zu tragen. So leise wie möglich zog ich den Koffer hinter mir her und tapste zurück zum Wohnzimmer.
Meine Hoffnung, das sich nicht mehr alle 7 Jungs im Wohnzimmer befanden, erlosch jäh, als sich 6 Augenpaare in meine Richtung richteten und mich anstarrten. Nur der kalte blonde Junge, hielt es nicht für nötig, von seinem Laptop auf zuschauen, auf dem er herumtippte. Der Rest sah mich an, als hätten sie noch nie ein Mädchen gesehen. Ich erfror in meiner Bewegung. Hoseok erhob sich vom Sofa und kam auf mich zu. Er Lächelte freundlich und liebevoll. Es erinnerte mich an früher. Genau so war er immer zu mir gekommen...
„Du siehst hübsch aus!" erklärte er und ein breites Grinsen erschien auf seinen Lippen. Ich sah an mir herunter. Ich trug ein einfaches graues Businesskleid. Nichts Besonderes und trotzdem fühlte ich mich nun nach seinen Worten besonders darin „Danke.." murmelte ich. Wie sehr ich ihn vermisst hatte in all den Jahren! Wie gerne ich einfach hier bei ihm bleiben würde, doch das ging nicht! Ich bemühte mich zu lächeln "Hoseok, ich werde jetzt gehen. Nach dem Pitch komme ich zurück und hole meine Sachen ab. Ich werde nicht hier bleiben, aber mach dir keine Sorgen, Ich finde schon was, wo ich bleiben kann" ich versuchte ruhig und souverän zu klingen, so als hätte ich einen Plan.
"Na siehst du!" erklärte der Katzenjunge und stand schleppend auf. Er stöhnte und streckte sich kurz "Wofür stimmen wir denn ab, wenn sie eh nicht bleiben will!?" fragte er dann und verschwand ohne ein weiteres Wort in der Küche. Ich blickte ihm nach. Mein erster Eindruck von ihm wurde irgendwie nicht besser. Er war ein Arsch! "Du kannst wirklich bleiben!", sagte der andere blonde, mit dem süßen Lächeln "Ja, es ist bestimmt Lustig" bestätigte der mit dem Hund und grinste breit "Aber jetzt mal was anderes! Seid ehrlich.... seid ihr wirklich verwandt? Ist sie wirklich deine Cousine? Irgendwie fehlt ihr das Pferde Face!" der süß lächelnde Junge und der mit dem Hund begannen loszulachen und auch Jin stimmte mit ein. Sein Lachen war lustig, es klang wie, als würde jemand eine Scheibe polieren.
Der Dunkelhaarige, der zuvor an der Konsole gezockt hatte, sah zu mir auf "Stimmt", sagte er, "Sie ist viel zu hübsch, um Hyungs Cousine zu sein!" ein Buch landete auf seinem Kopf "AUUAAA!" rief er entgeistert und drehte sich nach hinten um.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie mein Cousin sich auf den Jungen mit dem Hund stürzte "Na warte du.......", rief er, "Hyung warte.....Yeontan!" rief dieser zurück und hielt schützend den Hund vor sich. Der Junge, der zuvor das Buch gelesen hatte, schüttelte den Kopf, stand auf und kam auf mich zu "Mein Name ist Kim Namjoon oder auch RM. Ich bin Bangtans Leader!" er hielt mir die Hand hin "Eun Ae Ri" er lächelte und Grübchen bildeten sich auf seinen Wangen. Er war gutaussehend! Typisch Idol halt...
"Wir haben gerade abgestimmt und sind der Meinung, du solltest hier bleiben. Du bist Hobies Cousine. Du gehörst quasi zur Familie. Also bleib hier!" im Hintergrund hörte ich schreie, von dem Jungen den mein Cousin jagte. Unsicher biss ich mir auf die Lippe. Was sollte ich tun? Natürlich war ich froh Hobie zu sehen aber auch unendlich verunsichert aufgrund dessen, was man mir gesagt hatte "Ich werde jetzt erst mal zu dem Pitsh* fahren und dabei werde ich mir überlegen, ob es ein guter Plan ist, hier zu bleiben" Kim Namjoon nickte "Tu das. Ich wünsche dir viel Glück" ich nickte dankend "Vielen Dank!"
Hobie kam zurück, er sah wütend aus "Hoseok, ich fahre jetzt zum Pitsh* lass uns danach reden" kurz sah er verwirrt aus "Soll ich dich fahren?" ich schüttelte den Kopf "Nein, ich werde den Bus nehmen, dann kann ich noch mal nachdenken" ich lächelte schief "Okay, aber ruf mich nach dem Pitsh sofort an!" ich nahm meine Entwurfstasche und den Laptop "Ja" entgegnete ich nur und sah noch mal zu den Jungs. Konnte ich wirklich hier bleiben? Würde das gut gehen? Und wenn ja, wie lange?
Naja, erst mal musste ich den Pitsh* gewinnen! Das war vielleicht meine letzte Chance, den Scherbenhaufen meines Lebens wieder zusammen kleben zu können! Ae Ri Fighting!
Und damit verließ ich die Luxuswohnung.
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»Fortsetzung folgt«
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*- kurze Erklärung zu Pitsh: In der Medienbranche gibt es Projekte, für die man in Vorarbeit geht. Eine Firma engagiert bzw. fragt dich, ob du Lust hast für Sie ein Konzept zu entwickeln. Du bekommst ein Briefing also die genau beschreibung des Projektes und beginnst dann zu arbeiten. Also man entwirft etwas, ohne bezahlt zu werden, dann geht man zu dem Unternehmen, um seine Idee vorzustellen. Bei einem Pitsh ist es allerdings so, dass viele verschiedene Gestalter gefragt worden sind, etwas für dieses Projekt zu entwerfen. Das Unternehmen hat so die Möglichkeit sich von vielen Gestaltungen und Ideen die beste raus zu suchen, ohne einen Verlust zu machen, denn bezahlt wird nur der, der den Pitsh gewinnt. Viele Freiarbeiter auch Freelancer genannt arbeiten so, aber auch große Medien Firmen. Den das Resultat eines gewonnen Pitsh kann eine jahrelange Zusammenarbeit bedeuten -
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Hallo ihr Lieben,
Das war das zweite Kapitel? Was glaubt ihr? Wird Ae Ri wohl bleiben?
Wir werden es sehen. Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel.
Eure Liv
(Überarbeitete Version 19.07.19)
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