two
Das Klingeln meiner Haustüre reißt mich regelrecht aus dem Schlaf, weswegen ich mir murrend die Decke über den Kopf ziehe und mich auf den Bauch drehe. Hoffentlich denkt die Person, dass ich nicht zu Hause bin.
Ich werde aber eines Besseren belehrt, als es nur kurze Zeit erneut klingelt und mir ein genervtes Stöhnen entweicht. Anscheinend hat derjenige ausgerechnet heute gewählt um mir ans Bein zu pissen.
Mein Kopf dröhnt und ich fühle mich wie von einem Zug überfahren, anscheinend hat die Person sich entschieden mir gewaltig auf den Nerv zu gehen.
Erneut klingelt es Sturm. Ich schlage die Decke zurück und schwinge meine Beine aus dem Bett, um aufzustehen. Anscheinend zu schnell, denn mein Kopf dreht sich und ich lasse mich wieder auf die Matratze sinken. War wohl doch etwas zu viel gestern.
Das Schellen an der Tür in Kombination mit meinem Kater, zerrt mir langsam aber sicher gewaltig an den Nerven.
„Verdammt nochmal!", rufe ich aus und stehe erneut auf. Im Halbschlaf torkle ich über den Flur, in Richtung Haustüre. Mit absolut unterirdischer Laune reiße ich, ohne zuerst nachzusehen, die Tür auf.
„Haben Sie eigentlich keine anderen Hobbys?", blaffe ich los und schaue auf meine Uhr. „Was gibt es so verdammt Wichtiges um acht Uhr morgens?" „Shane Williams?" Die Stimme, die ich höre, ist eindeutig weiblich und mein Blick zuckt von meiner Uhr zu der Person, die vor mir steht.
Langsam wandert mein Blick über lange wohl geformte Beine, die in einer engen Bluejeans stecken, zu weiblich geformten Hüften und einer schmalen Taille, weiter über toll gerundete Brüste - perfekte Brüste. Ich muss schlucken und fahre mir übers Gesicht, versuche zu begreifen was hier gerade passiert.
„Will wer wissen?", räuspere ich mich und richte meine Augen auf ihr Gesicht, welches von einem paar voller Lippen geziert ist, welche abschätzend geschürzt sind, bis hin zu ihren katzenartigen blaugrünen Augen.
„Scarlett Johnson. Ich wurde engagiert, um sie zu beaufsichtigen."
Wie vom Donner gerührt blinzle ich, was sie nutzt und sich einfach an mir vorbeischiebt. „Ihr Manager hat mir zwar einen Schlüssel gegeben, aber ich wollte nicht einfach unangekündigt ins Haus eindringen", erklärt sie geschäftsmäßig, doch ich erahne den kleinen Hauch Ärger in ihrer Stimme.
Das soll mein ‚Babysitter' sein? Verflucht, konnte es kein alter Typ sein? Moment, sagte sie gerade Schlüssel?
„Wie sie haben einen Schlüssel?"
Sie geht gelassen in Richtung Wohnzimmer, wobei meine Augen sich auf ihr knackiges Hinterteil legen. „Mister Scott dachte sich wohl, dass es am besten ist, wenn ich für die erste Zeit direkt hier einziehe, damit ich sie vollkommen unter Kontrolle habe und ihm regelmäßig die Fortschritte weiterleiten kann."
Mir fällt alles aus dem Gesicht und mir klappt der Mund auf.
„BITTE WAS?!", brülle ich los, während sie wie eine Statue vor mir steht und nicht einmal mit der Wimper zuckt. Vollkommen ruhig blickt sie sich um und scheint das vorherrschende Chaos zu betrachten.
Scheiße, was ist gestern noch alles passiert so, wie es hier aussieht?
Ich muss wohl einen kleinen Blackout haben, denn an viel kann ich mich nicht erinnern, nachdem ich die Zicke gestern abserviert hatte.
Siedend heiß fällt mir die Marmorplatte ein, die noch auf dem Tisch liegt und das sich noch darauf befindende Pulver lacht uns geradewegs an. „Dass du hier einziehst, kommt nicht in Frage. Nur über meine Leiche!"
„Ok, wenn du meinst" mit ausdrucksloser Miene zieht sie ihr Handy aus der Hosentasche und sucht nach einer Nummer, die sie wohl auch findet.
„Dann hast du sicher kein Problem, wenn ich Mister Scott anrufe oder? Und da du mich duzt, Gleiches recht für alle." Sie streicht sich ihre langen blonden Haare von den Schultern und ich starre sie fassungslos an. „Das machst du ni ...", noch bevor ich zu Ende gesprochen habe, drückt sie den Anrufknopf und stellt auf Lautsprecher.
Mir klappt zum zweiten Mal heute der Mund auf. Das hat noch keiner geschafft.
Die Kleine ist eiskalt.
Scarlett schaut mich aus ihren funkelnden Augen an, als ich auch schon Charles Stimme höre und mich versteife. „Miss Johnson. Gibt es ein Problem?"
Bevor sie auf dumme Gedanken kommt, lege ich ihr die Hand auf den Mund und schüttle mit dem Kopf. Ihre Augen verziehen sich zu giftigen Schlitzen, bevor ein Schmerz meine Hand durchzuckt. Dieses kleine Miststück hat mich doch tatsächlich gebissen, weswegen ich sie fluchend loslasse und meine Hand schüttle.
„Mister Scott, wie lange sagten sie, muss ich bei Shane Williams unterkommen?", fragt sie mit ihrer leicht kratzigen Stimme, die so gar nicht zu ihrem Äußeren passt.
„Lassen sie mich raten. Er hat sie provoziert und steht gerade neben ihnen?" Verdammt, er kennt mich einfach zu gut. „Shane vergiss es, aus der Nummer kommst du nicht mehr raus, das hast du dir selbst eingebrockt - ich habe dich oft genug gewarnt und Miss Johnson, sollte er sich daneben benehmen teilen Sie mir das mit." „Verstanden werde ich machen."
Während des ganzen Gesprächs hat sie mich keine Sekunde aus den Augen gelassen und jetzt umspielt ein provozierendes Lächeln ihren Mund „Gut, dann wünsche ich noch einen schönen Tag", höre ich ihn noch sagen, doch nehme kaum wahr, was sie darauf antwortet.
Ich bin am Arsch, richtig am Arsch.
Fahrig streiche ich mit meinen Fingern durch meine Haare und wandere durch den Raum. Ich kann es einfach nicht fassen, dass Charles das abzieht.
Als ich mich zu ihr drehe, steht sie mit vor der Brust verschränkten Armen da und erdolcht mich beinahe mit ihren Wahnsinnsaugen.
„Also wäre das geklärt? Immer noch über deine Leiche?", fragt sie mich mit herausfordernd gerecktem Kinn und ich kann mich nicht wirklich entscheiden ob ich sie schütteln, oder zum Schweigen bringen soll.
„Habe ich eine andere Wahl?", brumme ich mit sarkastischem Unterton und gehe in die Küche, lasse ihr gar keine Chance auf eine Antwort. Ich brauche dringend einen Kaffee, mit klarem Kopf lässt sich alles besser verarbeiten, auch wenn ich mich gerade erneut abschießen könnte.
Der Tag fängt ja wirklich klasse an, denke ich mir ironisch und starte die Kaffeemaschine, stelle eine Tasse darunter und während ich darauf warte, dass sie sich erhitzt lehne ich mich an die Küchenzeile an.
Mit einem Mal höre ich ein Klappern aus dem Wohnzimmer und kurz darauf Schritte, die durch den Flur in Richtung Bad gehen. Tür für Tür wird geöffnet und ich habe ein verdammt mieses Gefühl bei der Sache.
Ein erfreuter Ausruf lässt mich die Küche schnell verlassen, als auch schon die Spülung erklingt und ich gerade um die Ecke biege als sie den Rest Koks ins Klo schüttet.
Sie schaut mir geradewegs in die Augen, als hätte sie nur darauf gewartet mich hier zu sehen und kommt auf mich zu um mir die Platte in die Hand zu drücken.
Als sie sich an mir vorbei schieben will, packe ich sie jedoch an ihrem Arm um sie aufzuhalten und ihr Gesicht versteinert. Ihr Blick fällt auf meine Hand und wäre es möglich, würde sie wohl hier und jetzt in Flammen aufgehen.
„Lass mich sofort los!", zischt sie mir zu und zerrt an ihrem Arm. Ich denke aber gar nicht daran sie so schnell davonkommen zu lassen. „Bist du vollkommen irre? Das war Koks im Wert von über fünfhundert Dollar", knurre ich sie gereizt an und spüre die die Wut immer mehr in mir hochkocht, gleichzeitig bin ich fassungslos, dass sie so abgebrüht ist.
„Na und? Wenn du's so dringend brauchst. Hast doch genug Geld, was juckt es dich dann. Ich mach nur meine Arbeit." Sie hat wirklich den Mut mit den Augen zu rollen und als es ihr gelingt, sich von mir zu lösen, dreht sie mir den Rücken um das Bad zu verlassen, während ich nochmals fassungslos zur Toilette blicke.
Ich kann mich nicht entscheiden ob ich ihr den Hals umdrehen oder sie dafür bewundern soll. Keiner, wirklich keiner hat je so mit mir geredet, außer einer, aber den Gedanken schiebe ich so schnell wie möglich wieder aus meinen Gedanken.
„Scarlett!", rufe ich und eile ihr hinterher. Sie will gerade die Wohnungstür öffnen und packe sie wieder an ihrem Arm, doch diesmal drehe ich sie zu mir um und drücke sie gegen die Wand.
„Das ist mein Haus, also hast du dich an meine Regeln zu halten."
Sie blickt mir stur in die Augen und obwohl sie einen guten Kopf kleiner ist als ich würde ich nicht nochmal den Fehler begehen und sie unterschätzen, denn sie ist undurchschaubar und ich kann nicht abschätzen was als Nächstes kommt. Das nervt mich – gewaltig.
„Dein Haus ja, aber deine Regeln kannst du dir sonst wohin stecken Shane. Deine Masche zieht vielleicht bei deinen verblendeten Arschkriechern und Betthäschen. Aber bei mir - vergiss es." Bei den letzten beiden Worten piekt sie mir mit dem Zeigefinger in die Brust.
Diese Frau hat mehr Eier als so mancher Kerl und auf eine vollkommen verdrehte Weise gefällt mir das auch noch, ich muss doch verrückt sein.
„Und jetzt nimm deine Griffel von mir sonst hast du gleich ganz andere Probleme." „Was wenn nicht?" Sie kommt mir näher, stellt sich auf die Zehenspitzen und ihr Duft steigt mir in die Nase - frisch und süß - dennoch passt es zu ihr. Innerlich könnte ich mir eine verpassen, dass ich sowas überhaupt bemerke.
Fuck!
Scarlett beugt sich so weit vor, dass ihr Atem über meine Wange streicht. „Wird schmerzhaft für dich.", raunt sie mir ins Ohr und ihre Hände legen sich an meine Brust, um mich von sich zu stoßen, womit sie mich so kalt erwischt, dass ich sie loslasse und einen Schritt nach hinten stolpere.
Die Chance nutzend reißt sie die Haustür auf und stolziert nach draußen, wo ich einen weißen Chevrolet Camaro entdecke und mir übers Gesicht streiche.
Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich gewissermaßen sprachlos, als ich sehe, wie sie zielgerichtet darauf zu geht und den Kofferraum öffnet, aus welchem sie mit Mühe einen großen Koffer wuchtet.
„Ist das deiner?" Mir wird ein Blick zugeworfen, der mir zeigt, dass sie jetzt ernsthaft an meiner Intelligenz zweifelt. „Was? War nur eine Frage."
„Nein Shane, den habe ich mir nur ausgeliehen, ohne vorher zu fragen. Hast du dir dein Hirn mit den Drogen schon so kaputt gemacht? Klar ist das meiner." Mit hochgezogener Braue mustert sie mich und schnauft dann spöttisch.
„Was denkst du denn? Problem damit dass eine Frau so ein Auto fährt?" Sie lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen und geht an mir vorbei, den Koffer hinter sich her ziehend.
Erneut lässt sie mich eiskalt stehen, was mich langsam aber sicher immer mehr auf die Palme treibt. Seitdem ich im Rennsport Fuß gefasst habe, gab es keinen mehr der es sich getraut hätte, so mit mir umzuspringen und hätte Charles mir gestern gesagt, dass ein solches Kaliber von Frau mein Aufpasser wird, ich hätte ihn ausgelacht.
Nicht nur dass sie eine regelrechte Abneigung gegen mich hat, was jedoch auf Gegenseitigkeit beruht, nein damit nicht genug, sie scheint mich regelrecht zu hassen und das zeigt sie mir mit jeder noch so kleinen Geste.
In einigem Abstand folge ich ihr und knalle hinter mir lautstark die Türe zu, was sie unmerklich zusammenzucken lässt, dennoch habe ich es gemerkt und ein Grinsen zupft an meinen Mundwinkeln. Doch nicht komplett die Taffe als die sie sich ausgibt und in meinem Kopf beginnt sich ein Plan zu formen. Ich werde sie knacken, sie an ihre Grenzen treiben - bis ich sie vollkommen in der Hand habe und ich würde mir einen Spaß daraus machen.
Scarlett's Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich setze eine gleichgültige Miene auf. „Ich nehme mal an, dass du ein Gästezimmer hast. Kannst du mir sagen wo?" „Könnte ich ... Aber was habe ich davon?" Genervt verdreht sie ihre Augen und zeigt mir den Vogel.
„Ach leck mich doch Shane, ich finde es auch allein. Wenn du glaubst, Spielchen mit mir treiben zu wollen, läufst du gegen eine Wand. Ich kenn Typen wie dich."
Mit den Worten wendet sie sich ab und stapft den Flur entlang, wobei sie in die zuvor geöffneten Zimmer schielt. Vor der letzten Tür am Flur bleibt sie stehen und öffnet sie. „Na geht doch." Sie dreht sich nochmals zu mir um und scheint zu überlegen.
„Eine Stunde Shane. Ich hoffe bis dahin bist du komplett wach!"
„Huh? Wozu?" Irritiert schaue ich sie mit gerunzelter Stirn an. „Bist du blind oder einfach nur verblendet? Chaos beseitigen, das deine Party letzte Nacht offensichtlich hinterlassen hat", zischt sie mir zu und seufzt dann auf.
„Kein Wunder wollte dein Management, dass jemand auf dich aufpasst. Du bist eine wandelnde Katastrophe auf zwei Beinen."
Erneut dreht sie sich um und bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fällt, höre ich sie noch, „Eine Stunde!", trällern und ich presse meine Lippen zusammen.
Oh bloody hell! Mit der Schnalle wird die nächste Zeit ein wahr gewordener Alptraum.
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Diejenigen die es vermutet haben - lagen richtig. Es ist eine Frau.
Was meint ihr zu ihr?
Findet ihr die Maßnahmen des Managements für zu übertrieben oder freut ihr euch dass Shane so eine 'Schelle' als letzte Chance bekommt?
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