four
Neben mir wird Gekicher laut, was mich langsam aufwachen lässt. „Ey Schlafmütze, Zeit aufzustehen", höre ich nur kurz darauf Brad, was mich genervt aufschnaufen lässt.
Ich ziehe die Decke höher, jedoch mit dem Effekt, dass sie mir kurz darauf entrissen wird und ich nur in Boxershort auf der Matratze liegen bleibe. Brummig stoße ich einen Fluch aus und weigere mich einfach die Augen zu öffnen.
„Man, du Flitzpiepe. Was ist falsch bei dir? Lass mich schlafen!"
„Oh, braucht da etwa jemand seinen Schönheitsschlaf?" Wer ist das denn schon wieder? Ich kann die Stimme nicht einordnen, weswegen ich meine Augen öffne und einige Male blinzeln muss, da es eindeutig zu hell ist.
Mein Blick fällt auf Scarlett, die neben meinem Kumpel auf der Seite des Bettes steht und grimmig auf mich hinunter schaut.
„Hä? Was? Wie spät ist es eigentlich?", entfährt es mir total intelligent, aber ich schlafe noch halb. Ich fahre mir müde übers Gesicht und mustere die Beiden jetzt genauer. Sie tragen Sportkleider. Bin ich im falschen Film?
„Halb acht und die freche Blondine hier neben mir wollte joggen gehen, weswegen sie mich auch schon aus dem Bett geschmissen hat. Anscheinend hält sie es für eine gute Idee wenn sie deine körperliche Fitness wieder auf Vordermann bringt. Und mir tut es auch gut."
Er zieht sich das Shirt hoch und streicht sich über den kaum vorhandenen Bauch, doch erreicht er damit das Ziel, dass Scarlett darauf schielt und breit anfängt zu grinsen. Irgendwie nervt es mich, dass sie so offensichtlich darauf schaut, doch im nächsten Moment funkeln ihre Augen diabolisch auf.
Bevor er richtig begreift, was geschieht, klatscht ihre flache Hand auf seine Haut und ein roter Handabdruck bleibt zurück. „Mhm, zu viel Party ist eh ungesund", kichert sie und flitzt dann aus dem Zimmer. „Wer bei mir mitfahren will sollte in zehn Minuten sein", ruft sie noch über den Flur.
Brad und ich sehen uns an und ich springe wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett. Ich glaube so schnell war ich noch nie auf den Beinen, aber bei dem Auto steht das außer Frage zudem interessiert es mich brennend, wie sie fahren kann, wenn sie schon meinte, sie arbeitet auf eine Rennlizenz hin.
Fünf Minuten später flitze ich angezogen in die Küche, wo sie mit einem Glas frisch gepresstem Orangensaft auf der Anrichte sitzt und ihre Beine Baumeln lässt. Die blonden Haare zu einem hohen Zopf gebunden, welcher ihr locker über die Schulter hängt.
Ihr Blick wandert über mich und ihre Augen funkeln, wobei ihre Lippen sich zu einem zufriedenen Lächeln verziehen. „Scheinbar war das der richtige Ansporn eh?"
Sie streckt mir und dann auch Brad ein Glas Saft hin, ehe sie von der Anrichte rutscht und ihr Glas in einem Schluck leer trinkt.
„Na los Jungs. Je länger wir warten desto heißer wird es." Ob ihr die Zweideutigkeit ihrer Worte bewusst ist? Als sie sich umdreht und aus der Küche stiefelt, fällt mein Blick auf ihre wohl gerundete Kehrseite, die in dieser hautengen Sporthose noch besser zur Geltung kommt. Ich hole zischend Luft, weswegen Brad mir seinen Ellbogen in die Seite bohrt, weswegen ich ihm einen irritieren Blick zuwerfe. „Der Arsch ist... perfekt. Wie gerne würde ich..."
Ich kenne seine Gedankengänge und kann sie ihm gar nicht mal verübeln. Die Frau ist rein optisch eine sinnliche Reizüberflutung. Schnell trinken wir unseren Saft ebenfalls aus, stellen die Gläser in die Spüle als wir draußen den Motor ihres Wagens aufheulen hören.
Eines ist Fakt, die Worte die ihren Mund verlassen sind keine leeren Drohungen. Da ich schneller am Auto bin als Brad, steige ich vorne ein und grinse dabei breit.
„Na wurde auch Zeit", brummt sie und sobald auch er eingestiegen ist und sich angeschaltet hat, fährt sie auch schon los. „Wohin fahren wir eigentlich?"
„Light House Point Park", antwortet sie knapp und schaltet fließend in den nächsten Gang.
Nur das Schnurren des Motors ist zu hören und sobald wir die Innenstadt hinter uns lassen gibt Scarlett Gas, ihr Blick konzentriert auf der Straße liegend. Auch Brad ist für seine Verhältnisse erstaunlich ruhig und blicke über die Schulter zu ihm, wie er sie erstaunt mustert. Es geht ihm wohl wie mir, denn ich habe selten eine Frau so fahren erlebt. Sicher, ruhig und sie hat eindeutig Benzin im Blut.
Ich wende mich wieder zu ihr und mustere ihr gelöstes Gesicht, auf welchem sich trotz Konzentration ein Lächeln abbildet.
„Wer hat dir beigebracht so zu fahren?" Bei meiner Frage leuchtet stolz in ihren Zügen auf und sie lacht leise auf, bevor sie erneut schaltet und uns die Kraft des Camaro's spüren lässt.
„Mein Vater."
„Und wer ist dein Vater wenn ich fragen darf?"
Sie nickt schlicht. „Google mal nach Johnson und NASCAR.", meint sie nur und nickt in Richtung ihres Handys, welches im Fach der Mittelkonsole liegt.
„4263", höre ich sie sagen als ich nach dem Handy greife und überlege kurz was sie damit meint, bis ich dann begreife, dass sie die den Code meint, was ich dann tue und bei Google das eingebe, was sie sagt.
Mir klappt der Mund auf. Ich halte mein Handy über die Schulter und sehe, wie er sich vorbeugt.
„Scheiße. Henry Johnson ist dein Vater? Er ist eine Legende im Motorsport!", rufe ich aus und sperre das Handy wieder, dabei mustere ich sie eingehend.
„Das war er." Die Bitterkeit in ihrer Stimme ist kaum zu überhören, doch ich komme nicht dazu sie zu fragen, denn schon biegen wir auf die Straße ab, die zur Küste führt. Irgendwie merke ich, dass ihr das Thema nahe geht, weswegen ich sie damit in Ruhe lasse.
Da biegt sie auf den kleinen Parkplatz ein, der um diese Uhrzeit noch vollkommen leer ist. Nachdem sie den Motor ausgestellt hat, steigt sie aus, zieht noch ihren Pulli über den Kopf und steht jetzt nur noch in dieser engen Hose, bauchfreiem Oberteil und ihren Laufschuhen vor uns.
„Hier laufe ich immer. Jeden Morgen und ohne Ausnahme. Wenn du also bis zum Gesundheitscheck in drei Wochen einigermaßen fit sein willst, ziehst du das mit mir hier durch Shane. Brad deine Entscheidung ob du dabei mitmachst oder nicht." Sie beginnt sich zu dehnen und aufzuwärmen.
„Bist du irre?", entfährt es uns Beiden gleichzeitig und ich erdolche sie beinah mit meinen Blicken. „Nein, nur konsequent." Scarlett zuckt mit den Schultern und blickt uns gleichgültig an.
„Oh nein Mädchen. nicht schon wieder der Blick. Wieso sollte ich mich jeden Morgen dafür aus dem Bett quälen?" Langsam kommt sie auf mich zu, wobei sie ihre Nase kräuselt. Dicht vor mir bleibt sie stehen und beugt sich vor.
„Weil du, lieber Shane, gar keine andere Wahl hast.", raunt sie mir zu und dreht sich dann im nächsten Atemzug um und rennt den Weg entlang, der zum Strand herunter führt.
Ich bin hin und her gerissen. Einerseits kann ich es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man so mit mir umspringt, andererseits hat sie verdammt nochmal recht. Zweifelnd schaue ich zu Brad, der die Hände anhebt.
„Schau mich nicht an. Deine Entscheidung. Wenn du dabei bist, mach ich mit."
„Ach verdammt. Ich habe gar keine andere Wahl." Vor mich hinfluchend setze auch ich mich in Bewegung und Brad folgt mir.
Sie läuft in einiger Entfernung vor uns, ohne weiter über ihre Schulter zu schauen, und es ist offensichtlich, dass sie das jeden Tag macht, denn sie hat ein ordentliches Tempo drauf.
Als wir sie endlich einholen, bilden sich schon Schweißtropfen auf meiner Stirn. Meine Kondition ist wirklich am Arsch und das merke ich erst jetzt.
„Gute Entscheidung." Ihre Stimme klingt noch vollkommen normal, während sie weiter neben uns her joggt, ihr Tempo aber an unseres anpasst. „Wann warst du das letzte Mal laufen?"
„Saisonende.", presse ich hervor und versuche meinen Atem zu regulieren, was aber nur mittelmäßig klappt. „Auf die Schritte konzentrieren und in dem Takt atmen."
Für was hält sie mich? Für einen Amateur? Ich presse meine Lippen aufeinander und ernte ein belustigtes Lachen. Brad neben mir hat deutlich weniger Mühe mitzuhalten, er hatte sein Training in den letzten Wochen deutlich weniger schleifen lassen als ich.
Jetzt gerade verfluche ich mich selber dafür. „Okay. Stop. So wird das nichts." Sie hält gleichzeitig zu mir und Brad an und stützt eine Hand an ihrer Hüfte ab und sieht mich ernst an.
Nachdem sie mir einen nachdenklichen Blick zugeworfen hat stellt sie sich neben mich und legt ihre Hand auf den Bauch, der sich hektisch hebt und senkt.
„Du atmest falsch Shane. Oberflächlich." Ihre Finger nehmen an Druck zu. „Atme zu dem Punkt an dem ich meine Hand habe."
Ich will mich von ihr lösen, doch sie lässt es nicht zu. „Sie hat Recht, wenn du so weiter machst kippst du um." Sogar mein bester Freund schlägt sich auf die Seite und das passt mir gar nicht, auch wenn ich tief in mir weiß, dass sie recht hat.
„Als wenn ich das erste Mal Laufen gehe."
„Weisst du was, verhalt dich weiter wie ein trotziges Kind, kipp um. Ist mir egal. Ich wollte dir nur helfen..."
Ihre Worte sind wie Nadeln in der Haut und mein Blick verfinstert sich. „Ich brauche keine Hilfe, von keinem", knurre ich und sie schüttelt nur den Kopf. „Mach was du willst. Aber so, wirst du deine Lizenz nicht erneuern können."
Kopfschüttelnd wirft sie Brad und mir einen letzten Blick zu und dreht sich dann um, um erneut loszulaufen. Schnell entfernt sie sich von uns, während mein Atem sich langsam normalisiert.
„Du kennst mich, ich stehe immer hinter dir - aber das war scheiße." Er sieht mich, als hätte ich nicht mehr alle Latten am Zaun. Was womöglich stimmt, aber ich will mir das selber einfach nicht eingestehen. „Ja, als wärst du nicht nur mitgekommen weil du scharf auf sie bist. Ein Augenaufschlag und du bist Wachs in ihren Händen oder wie?"
Genervt fange ich an einen Fuß vor den Nächsten zu setzen und achte nicht einmal darauf ob er mitkommt.
„Laber doch keinen Mist Bro. Aber was ist mit deinem großen Traum? Hast du den schon aus den Augen verloren. Feiern und ab und zu mal über die Stränge schlagen ist das Eine. Aber du, ja auch ich, wir haben es glaube ich wirklich etwas übertrieben die letzte Zeit."
Ich stocke erneut und schaue ihn stirnrunzelnd an. „Und das von dir zu hören. Dicker, du überrascht mich. Woher die Weisheit?"
Schulterzuckend geht er weiter und ich folge ihm. „Sag bloß die Kleine hat dich um den Finger gewickelt."
„Hat sie nicht, aber dennoch hat sie recht. Du hast zu lange für deinen Traum gearbeitet als dass du ihn wegen Partys und billigen Weibern aufgeben solltest. Oder willst du das?"
„Nein, verdammte Scheiße und das weißt du auch."
Aufgebracht fahre ich durch meine Haare und wische mir den Schweiß vom Gesicht. „Dann krieg deinen Arsch hoch.", lacht er und ich sehe genau, dass es das war, worauf er hinaus wollte.
„Na komm schon du Faultier. Schwing die Hufe", ruft er mir noch zu, nachdem er wieder angefangen hat zu joggen und nach einem langgezogenen Seufzen folge ich ihm. Versuche mich dabei an das was sie sagte zu erinnern und atme in so in den Bauch wo ihre Finger mich berührt hatten.
Dass es sich verdammt gut angefühlt hatte, ihre Hand auf mir zu spüren verdränge ich, auch dass meine Haut an der Stelle in der Erinnerung noch kribbelt, versuche ich auszublenden und beiße meine Zähne zusammen. Das ist nicht gut, gar nicht gut - auch wenn ich zugeben muss, dass Scarlett mich fasziniert und sie ist die Tochter meines Vorbildes, der all das erreicht hat was ich noch vor mir habe.
Brad hat Recht, ich sollte mir wirklich selber in den Hintern treten.
° ° °
Sorry, sorry hab ich euch so lange warten lassen, aber ich hatte eine wirklich stressige Woche und kaum den Kopf dazu zu schreiben.
Na was haltet ihr von den Entwicklungen in unserem kleinen Dreiergespann?
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