Teil67
Jeremy entschied, es erstmal gehen zu lassen, egal, was es war. Dass etwas war, war ganz klar. Sie gingen mit den Mädchen zurück zum Wintergarten und verabschiedeten sich dort. Jeremy versuchte, irgendeinen Hinweis zu erhalten, worüber die Brüder wohl gesprochen hätten, aber er fand keinen.
„Wollt ihr nicht zum Dinner bleiben, wie letztes Mal?", bot Miranda an.
Rufus schüttelte den Kopf. „Nein danke, wir sind müde von letzter Nacht."
„Okay", fand Richard, „dann schicken wir nachher Hopkins rüber, der bringt euch was."
„Ist nicht nötig."
„Vielleicht nicht, aber praktisch." Richard klang... eigentlich wie immer. So hatte Jeremy ihn als fürsorglich in Bezug auf den jüngeren Bruder kennengelernt.
„Wenn ihr mögt, dann kommt doch morgen noch zum Brunch. Richard muss früh raus, aber die Mädchen und ich sind da." Miranda ließ nicht locker.
„Okay, danke", antwortete Jeremy für Rufus, „mal sehen, wann wir aufstehen und wie bald wir in die Stadt müssen."
Rufus nickte, dann machten sie sich wirklich auf.
Inzwischen ging die Sonne unter und tauchte das ganze Anwesen in ein sanftes, rötliches Licht. Die Bäume des Parks warfen lange Schatten und Jeremy hatte den Impuls, Rufus bei der Hand zu nehmen, was der einfach geschehen ließ. Als Jeremy merkte, dass Rufus seine Hand fester drückte, schaute er zu ihm und fand ihn schöner als je zuvor, aber auch irgendwie traurig. Das war ihm noch nie aufgefallen. Vielleicht war das neu? Wenn es das war, dann würde er dafür sorgen, dass es wieder verschwand. Das nahm er sich ganz fest vor. Rufus bemerkte seinen Blick und schaute zurück. Er sah aus, als wolle er etwas sagen, aber Jeremy gab ihm stattdessen einen Kuss auf die Stirn. „Du musst jetzt nichts erklären, wenn du nicht magst. Ich liebe dich so oder so", flüsterte er. Rufus gab den Kuss zurück. „Danke. Ich dich auch."
Das tat gut. Was immer es war, hatte nichts mit ihnen zu tun. Was immer es war, sie würden es meistern. Es könnte nicht schlimmer sein als die Presse oder ein irrer Stalker. Als sie zum See kamen, hatte er eine Idee. „Lass' uns schwimmen gehen", schlug er vor.
„Jetzt? Hier?"
„Tu' nicht so. Ja sicher, jetzt und hier. Solange es noch hell ist."
Rufus begann zu lächeln. „Aber nur schwimmen, sonst fällt am Ende wer in Ohnmacht."
„Wir können ja tauchen, wenn Hopkins kommt..."
„Na los, da lang", schlug Rufus vor und führte Jeremy durch eine Gruppe von Rhododendronbüschen an den See heran. Die standen in voller Blüte und verströmten ihren berauschenden Duft und boten etwas Deckung, während sich die zwei auszogen. Gerade als sich Jeremy fragte, ob sie wirklich komplett blankziehen sollten, war Rufus schon so weit und warf sich regelrecht ins Wasser. Jeremy sah zu, dass er hinterher kam. „Wo bleibst du?"
„Bin schon da!" Jeremy warf sich ebenfalls ins Wasser, das angenehm frisch und überhaupt nicht zu kalt war. Er tauchte einmal komplett unter, kam wieder hoch, schüttelte sein nasses Haar und begann, nach Rufus zu spritzen. Der lachte und mit ein paar kräftigen Schwimmzügen war er bereits aus Jeremys Reichweite. „Fang mich, wenn du kannst", rief er hinter sich. Na warte... Bevor Jeremy sich versah, hatte Rufus bereits einen beachtlichen Vorsprung, was allerdings der Tatsache geschuldet war, dass er Jem völlig überrascht hatte. Der legte sich jetzt mächtig ins Zeug, hoffte, dass keine ekligen Fische in dem See waren und holte auf. Trotzdem schien Rufus die bessere Ausdauer zu haben, denn Jeremy begann bald nach Luft zu japsen und der Vorsprung blieb gleich. Gerade als er aufgeben wollte, stieß Rufus plötzlich einen zischenden Schrei aus. „Schschzz, verdammt!" Dann begann er zu zappeln und mit den Armen zu rudern. Da stimmte was nicht. „Was ist?" Jeremy schwamm zügig weiter.
„Schschzzz, Krampf im Bein!"
Das war mehr als unangenehm. Schnell eilte Jeremy zu Hilfe, nur um im gleichen Moment als er Rufus erreichte, von ihm unter Wasser gedöppt zu werden. „Reingefallen!"
Jeremy kam sofort wieder hoch, spuckte Wasser aus und lachte. „Du spinnst doch!", fluchte er im Scherz.
„Merkst du das erst jetzt?" Rufus lachte wieder. Dann schwamm er um Jeremy herum. „Leg dich auf's Wasser und mach die Augen zu", ordnete er an.
„Du glaubst doch nicht, dass ich darauf reinfalle!", gab Jem zurück.
„Jetzt mach schon!"
Jeremy hielt die Luft an und ließ sich auf dem Wasser schweben. Dann atmete er ganz ruhig und schloss die Augen. Klar hatte Rufus irgendwas vor, die Bewegung im Wasser verriet, dass er heran schwamm. Doch statt Jeremy zu döppen, fasste er ihm erst nur ganz sachte ins Haar und küsste ihn dann. Jeremy ließ die Augen geschlossen und genoss es einfach. „Wie war das?", fragte Rufus dann.
„Schön. Wie war das mit wir schwimmen nur?"
„Weiß nicht was du meinst. Wir schwimmen doch."
„Ja, aber nicht nur."
„Nichts von dem zwischen dir und mir ist einfach nur." Rufus wiederholte den Kuss, bevor Jeremy wusste, wie ihm geschah. Der Bursche hatte wieder mal recht und Jeremy war bereit zu jeder Kapitulation. Er brachte sich wieder in Schwimmposition. „Komm, schwimmen wir zurück", schlug er vor.
„Warum, wird dir kalt?"
„Nein, eher im Gegenteil."
Rufus grinste. „Na dann, immer hinter mir her!"
Na warte!
Jeremy nahm sofort die Verfolgung auf, aber diesmal schwamm Rufus zwar zügig, aber ohne Eile. So konnten sie das Bad im See wirklich genießen. Erst kurz vor dem Ufer ließ Jeremy wieder etwas Vorsprung. Er wollte sehen, wie Rufus aus dem Wasser kam, wie die letzten Sonnenstrahlen im Wasser reflektierten, das von ihm abperlte, wie er die dunklen Locken schüttelte und ihm dann zulächelte. „Wo bleibst du?"
„Komme schon."
Jeremy stieg aus dem Wasser und natürlich sah auch Rufus ihm dabei zu. Er hatte noch nicht damit begonnen, sich wieder anzuziehen und schaute ihn an. „Du bist super sexy. Hör mal damit auf, immer den Bauch einzuziehen, wenn du glaubst, dass ich dich sehe."
„Das tue ich nicht."
„Doch das tust du", beharrte Rufus und legte ihm die Arme um die Taille. Dann zog er Jeremy an sich und küsste ihn wieder. „Ist wie bei diesen Vorher- Nachher- Bildern."
Jeremy küsste zurück. „Du kannst so ein Aas sein."
„Und wenn schon. Dieses Aas steht auf deinen Bauch, unter anderem."
Jeremy musste lachen. „Ist mir schon aufgefallen."
„Dann komm jetzt."
„Aas."
Rufus hatte recht. Sie sollten wirklich zusehen, dass sie das Haus erreichten, bevor Hopkins mit dem Dinner kam.
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