Teil22
Rufus schlief tief und fest und lange. Als er die Augen aufschlug war bereits heller Morgen und Jeremy, der dicht bei ihm lag, lächelte ihn an. „Guten Morgen, Ru", flüsterte er und küsste ihm Stirn und Kinn und dann auf den Mund. Rufus schloss noch einmal die Augen, um den Kuss zu genießen. Jeremys Bartstoppeln kitzelten schon wieder. Er war noch zu benommen, um irgendetwas anderes zu tun. Wieso war Jeremy so zeitig so wach und wie lange schon? Rufus küsste endlich zurück. „Du bist ein echter Langschläfer", brummte Jeremy. „Mmmh, du nicht?"
„Mit dir kann ich auch was anderes tun ... außer schlafen."
„Mmmh, ja."
„Nachher ist dieser blöde PR Termin um drei. Wir haben noch Zeit." Jeremy hob auffordernd eine Augenbraue. Dann begann er, mit seinem Mund an Rufus' Hals entlang zu wandern. Rufus fasste seinen Haarschopf und führte ihn an seine Brust. „Küss mich da", flüsterte er. Jeremy tat ihm den Gefallen und legte sich dafür über Rufus, der jetzt langsam aber sicher munterer wurde. „Was ist los?", fragte Jeremy mit einem listigen Lächeln, als er Rufus deutliche Erektion bemerkte.
„Ich ... du ... so früh am Morgen reicht deine Stimme ... damit ich komme."
„Entspann dich", schlug Jeremy vor, ließ ab und setzte sich auf.
Rufus war jetzt durch die Pause irritiert und blinzelte ihn an. „Was nun?"
„Dreh dich um, wir probieren was aus."
Oh.
Rufus gehorchte und merkte, wie ihm die Röte in die Wangen und wer wusste schon wohin sonst noch stieg. Dann positionierte sich Jeremy hinten über ihm, sodass er Rufus' Beine leicht auseinander schob, um selbst auf Knien dazwischen zu passen. Rufus hielt den Atem an. „Bleib ruhig, entspann dich", wiederholte Jeremy jetzt, wobei er klang, als sei er die Ruhe selbst. „Wir üben nur." Dann stützte er sich rechts und links neben Rus Seiten ab und begann damit, sich weiter herunterzubeugen. Dabei konnte Rufus Jeremys Erektion deutlich am Po spüren. Er zischte vor Überraschung durch die Zähne. „Ganz ruhig", raunte Jeremy in sein Ohr und begann, Rufus in den Nacken zu pusten. Seine Nackenhärchen reagierten sofort auf die Stimulation. „Du bist echt empfindlich", bemerkte er im Flüsterton. Rufus suchte nach Fassung. „Oh shit, ja!"
Jeremy lächelte für sich und begann damit, sanfte Küsse auf die weißen Schultern vor sich zu hauchen, nur ganz federleicht. Das reichte völlig, um bei Rufus eine Gänsehaut über den ganzen Rücken zu jagen. „Okay, okay, entspann dich...", fuhr er fort. Rufus versuchte sein Bestes, aber sein Atem ging schwer und Jeremys Berührungen versetzten ihn in Aufruhr. So auf dem Bauch konnte er wenig tun und Jeremys Gewicht drückte ihn in die Kissen. Er griff mit beiden Händen nach dem Laken und zog daran. Das musste Jeremy bemerkt haben, denn er begann jetzt, sein Gewicht zu verlagern. Er setzte sich auf, dann schlug er ein Bein über eines von Rufus und blieb auf Knien, während er an Rufus Arme langte und begann, sie zu streicheln, damit er sich entkrampfte. „Ganz ruhig, du machst das schon ..." Rufus kam es nicht so vor. Jetzt begann Jeremy damit, die Hände an seinem Rücken entlang zu streichen, immer wieder, in einem ruhigen Rhythmus. Seine Hände kreisten am Po, manchmal strich ein Finger über die Mitte. „Okay, atme ganz ruhig", flüsterte er, „und denk nicht an meinen Schwanz sondern an irgendwas Belangloses." Na toll, dachte Rufus, echt einfach ... die Rolloniden, Plantagenet, Lancaster, York, ... Tudor, Stuart, Hannover, ... Rolloniden, Plantagenet ... Das half tatsächlich. Irgendwie. Rufus begann zu relaxen, er begann, mehr seinen eigenen Körper, als den von Jeremy zu spüren. Okay, okay ... Dann war Jeremy dicht bei seinem Ohr und flüsterte. Was war das? Er hielt ihm eine Hand hin. "Such dir einen Finger aus", flüsterte er und hielt seine Hand vor Rufus' Mund. Rufus musste erst fokussieren, dann leckte er den Zeigefinger an, nahm ihn ganz in den Mund. „So ist gut", kam es von Jeremy. Und dann war da plötzlich der Finger, der in ihn eindrang, erst langsam tastend, dann ganz ... oh, oh, oh ... Rufus kam der Schweiß in heißen und kalten Schauern. „Ganz ruhig, sag, wenn es zu viel ist", kam es nun von Jeremy. Rufus nickte und Jem küsste seinen Nacken, strich mit einer Hand sanft über seine Schultern und machte mit der anderen weiter, bis sein Finger die Stelle fand, die Rufus mit einem Mal in den Wahnsinn trieb. Er zuckte und zuckte.„Hör ... jetzt ... nicht auf", brachte der irgendwie hervor und Jeremy ließ ein tiefes, zufriedenes Lachen hören. Er machte weiter, noch einmal und noch einmal ... Rufus zuckte bei jedem Mal und suchte dringend Halt mit den Händen. Jeremy war inzwischen selbst so erregt durch das, was er tat und den Anblick, den Rufus, völlig aufgelöst darbot, dass er sich nun selbst anfassen musste. Er brauchte nicht mehr, als ein paar wenige Handgriffe, dann kam er mit einem Mal über Rufus' Kehrseite, heiß und feucht und Rufus schien nicht sofort zu wissen, wie ihm geschah, dann kam er auch ...aber wie ... oh, oh! Er räkelte sich in den Laken, er bäumte sich auf. Das war bestimmt das Umwerfendste, was Jeremy je gesehen hatte und es passierte alles seinetwegen. Wie heiß war das denn?! Er ließ sich schließlich halb auf, halb neben seinem jüngeren Lover nieder und da merkte er erst, wie atemlos der andere war. Rufus keuchte und suchte nach seinem Blick. Dann fasste er Jeremys Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn. Erst leicht und atemlos, dann zärtlich. Jeremys Blick war noch voller Lust und Rufus sah kein bisschen anders aus. Strähnen seiner dunklen Locken klebten an der schweißnassen Stirn. „Das eben waren ... die verdammten Königshäuser", sagte der Sänger dann und lachte leise. „Ja, die waren das", gab Rufus zu. „Hab ich das etwa laut gesagt?", ergänzte er dann mit noch einem Kuss. „Nicht sehr laut. Ich fand's sexy", hauchte Jeremy mit einem vielsagenden Lächeln. Dann legten sie sich ganz dicht zusammen, um den Atem des anderen hören und spüren zu können. Rufus war noch immer ganz benommen. Nun hatte er wohl eine Idee davon bekommen, warum Jeremy der Ansicht war, es sei noch zu früh für das, was sie da eben „geübt" hatten. Jeremy war überaus behutsam und liebevoll gewesen und trotzdem war Rufus zuerst viel zu angespannt gewesen. Er müsste sich noch mehr gehen lassen, beim nächsten Versuch. Es lag bestimmt nicht am Vertrauen zu Jeremy, das war es nicht. Der wusste, was er tat.
„Hast du", er überlegte, wie er fragen sollte, „diese Art von Sex, von hinten, meine ich, schon mit vielen Typen gemacht?" Das klang blöd. Eigentlich wollte er wissen, wo Jeremy die Erfahrung her nahm. Jeremy zögerte kurz zu antworten. Die Frage war vielleicht wirklich zu frech. „Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst", setzte Rufus schnell hinterher. Jeremy schaute ihn dennoch aufrichtig an und da erkannte Rufus, dass er traurig aussah. „Nur mit einem", sagte er dann in einem Ton, der verriet, dass er sich zusammen riss. „Oh, das ist ... das hätte ich nicht gedacht. Dann war er was Besonderes?", fragte Rufus.
Jeremy wollte gleich etwas sagen, aber es dauerte einen Augenblick. „Das war der Erste und Einzige ... David."
Rufus fragte sich, was das Zögern, als Jeremy den Namen aussprach, bedeutete. Und was bedeutete es, dass er der Erste und Einzige war? Hatte Jeremy etwa nur mit diesem David ...? Er suchte nach den richtigen Worten. „Du meinst, du hast das nur mit ihm gemacht?" Er strich Jeremy zärtlich über die Brust und hauchte ihm einen Kuss auf die Oberlippe. Jeremy schien jetzt wieder nach Worten zu suchen. Dann sprach er mit rauer Stimme, was die Emotionen andeutete, die mit den Worten einhergingen: „David ... war meine erste Liebe und ... bisher ... meine einzige. Ich habe vor dir nur mit diesem einen Mann geschlafen. Jemals."
Rufus brauchte einen Augenblick, um die volle Bedeutung zu fassen. Jeremy hatte nur mit diesem einen anderen Mann ... und wenn es Liebe war, warum waren sie dann nicht mehr zusammen? Wo war der jetzt, wenn nicht bei Jeremy? Bestimmt hatte er Jeremy auch geliebt, das konnte nicht anders sein ... Er suchte nach Hinweisen im Blick des anderen und dann kam die erschreckende Erkenntnis: „Was ist passiert?" Er fragte ganz sanft und fast unhörbar.
„Er ist tot." Jeremys Antwort war kurz und so brutal wie die Wahrheit dahinter. Nur sein Ton war so verletzlich wie noch nie.
„Wann?"
„Vor sechs Jahren."
Rufus begann zu verstehen. Sie mussten lange zusammen gewesen sein und bestimmt war etwas Furchtbares passiert. Ein Unfall? Ein Verbrechen? Diese Fragen lagen jetzt in seinem Blick und Jeremy schien zu verstehen, dass er noch weiterreden sollte.
„Wir waren seit der High School zusammen. Dann war ich an der Juilliard School, er ging nach Harvard, machte erst Literatur, schließlich Jura." Jeremy machte eine kurze Pause. „Wir waren, naja, er war sehr politisch. Wegen Gay Rights."
„Und du?"
„Ich? Ja sicher, ich bin zu all seinen Demonstrationen mit. Und er kam zu all meinen Konzerten."
„Dann wart ihr lange, mehr als zehn Jahre zusammen?" Rufus kam es vor wie eine ganze Ewigkeit.
„Ja. Fünfzehn. Wie heißt es so schön: In guten wie in schlechten Tagen." Ein bittersüßes Lächeln huschte über Jeremys Gesicht und war dann wieder fort. „Er ist ganz elend gestorben, krepiert ... an AIDS. Keine Ahnung, warum ich es nicht habe, ich müsste eigentlich, aber ... nein." Jeremy sah aus, als wäre ihm zum Weinen zumute, aber es kamen keine Tränen, was Rufus noch viel schlimmer fand. Jetzt wo es gesagt war, konnte es niemand ungesagt machen. Rufus legte seine Stirn an die von Jeremy, was tatsächlich zu trösten schien. Aber Rufus wollte auch noch etwas sagen. Irgendwas, wenn Jeremy schon so geredet hatte. „Du lebst, das ist doch die Hauptsache", sagte er dann, „und du hast das Lieben nicht verlernt." Jeremy hob den Kopf, nickte und lächelte ein wenig. Wie kam der Junge dazu, solche klugen Dinge zu sagen?! Rufus hatte noch mehr zu sagen: „Wenn du mich lässt, dann will ich es von dir lernen."
Jeremy lächelte noch etwas mehr. „Das kannst du doch schon", hauchte er dann.
„Nicht so wie du."
„Oh, doch, du kannst es, du weißt es nur noch nicht." Jeremy hatte gar keine Zweifel daran.
Rufus war tief bewegt. Das gerade eben war wohl eine Art Liebeserklärung. Wenn er ganz ehrlich mit sich war, dann hätte er nicht damit gerechnet, dass jemand der so reif, intelligent, talentiert, attraktiv und liebevoll war wie Jeremy, irgendwas anderes in ihm sehen könnte als ein heißes Abenteuer zur rechten Zeit am rechten Ort. Rufus war es gewohnt, dass man ihn wollte, weil er aussah, wie er aussah und weil er jung und heiß war, nicht weil man ihn wirklich für liebenswert oder liebesfähig betrachtete. Wenn er das denn war... Aber Jeremy tat das. Eine Weile lagen sie jetzt nur stumm da und hielten sich, bis Jeremy bereit war das Schweigen zu brechen.
„Rufus?"
„Ja?"
„Versprich mir, dass du dich testen lässt." In jedem anderen Zusammenhang wäre das richtig blöd herübergekommen. Rufus war sexuell sehr aktiv, aber bestimmt nicht leichtsinnig. Es wäre nicht sein erster Test und er hatte es sowieso vor, bevor er und Jeremy noch weitergingen. Aber die lange, unromantische Erklärung sparte er sich jetzt.
„Mach ich", sagte er nur und bekräftigte es mit einem Kuss auf die Wange.
„Gut, ich auch." Jeremy klang jetzt langsam wieder wie er selbst.
„Cool. Holst du mich nachher vom Theater ab?"
„Kann es gar nicht erwarten. Wenn nur die blöde PR nicht wäre. Aber wenn ich es schaffe, dann komme ich sobald es geht, spätestens nach der Pause."
„Schön."
„Und was machen wir jetzt? Es ist noch etwas Zeit." Das klang wirklich immer besser.
„Wie wär's mit kalter, gebackener Banane und einer Rasur?"
„Könnte mir nichts Besseres vorstellen!"
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