Zwei Jahre später:

Jeremy stand im Bad des Hauses in Hampstead, wo er und Rufus inzwischen seit mehr als anderthalb Jahren zusammen lebten. Genauer gesagt, seit Jeremy alles, was er in den USA besaß verkauft hatte und ein festes Engagement an der English National Opera angenommen hatte. Er war nervös und aufgeregt wie bei einer Premiere, wobei es völlig egal war, ob es sich um seine eigene oder eine von Rufus handelte.

„Wo bleibst du denn, Großer?! Wir müssen los!", hörte er Rufus' Stimme aus dem Vorgarten. Er war schon bei der Maschine und ließ den Motor an. „Ich komme ja, ich komme", rief Jeremy zurück. Das klang beinahe zweideutig. Er schaute im Spiegel nochmal nach, ob alles in Ordnung war. Lazy Sex am Nachmittag, bevor es zur Arbeit ging, war die eine Sache, aber er wollte nicht, dass es gleich jeder sah. Zumindest heute nicht, denn es ging nicht zur Arbeit. Er strich sich mit den Fingern das Haar zurecht und schaute nach, ob der Hemdkragen die Knutschflecken verdeckte. Ja- so würde es gehen. Da war noch ein graues Haar, das er schnell auszog. Besser.

„Jetzt komm endlich, du siehst repräsentabel genug aus und außerdem kennen die dich kaum anders." Rufus klang deutlich amüsiert und er hatte verdammt recht. Sie konnten die Finger und auch sonst nichts kaum voneinander lassen und Richard und Miranda war das absolut klar. Inzwischen kapierten das sogar die Mädchen. Trotzdem wollte Jem einen guten Eindruck machen, wenn sie den neugeborenen, zukünftigen Duke of Sommerford St. Aubyn kennenlernten. Regis. Keine sechs Stunden alt. Richard hatte am Telefon absolut euphorisiert geklungen, als er ihnen die Neuigkeit mitteilte und ihnen regelrecht befahl, sofort zu kommen. Jeremy war endlich mit seinem Look zufrieden, eilte die Treppe hinunter, warf sich die Motorradjacke über und schnappte sich den Helm. Rufus saß bereits auf der Maschine und drehte sich für einen Kuss zu Jeremy. Erst der Kuss, dann die Helme! Rufus' Küsse schmeckten inzwischen nach Apfel. Jem küsste und saß dann hinten auf. „Was genau bin ich nun eigentlich? Sowas wie der Onkel?", fragte er etwas ironisch.

Rufus grinste. „Keine Ahnung, aber das ist wohl die kindgerechte Variante. Wir sollten dem Kleinen nicht zu früh erzählen, dass er seine Existenz deinem sensationellen Blowjob und Richards umsichtigem Umgang mit Petrischale und Pipette verdankt."

„Dammit, nein. Dafür sollte er mindestens über die Tischkante gucken können."

„Mindestens."

„Na, dann mal los, und ras' nicht so."

„Spinner."