9. Kapitel

Als ich wieder zu mir komme, höre ich eine tiefe Stimme, die wie durch einen Tunnel zu mir vordringt: "Miss Barnes. Können Sie mich hören?"

Meine Augen brauchen ein wenig länger, um sich wieder zu orientieren, dafür spüre ich direkt einen dumpfen Schmerz in meinem Rücken und Kopf, sowie eine warme Flüssigkeit, die an meinem Hinterkopf hinabfließt.

Dann erkenne ich, dass es Snape ist, der sich über mich beugt.

"Was zur Hölle ist passiert?", frage ich mit schwacher Stimme.

"Lucius hat Sie die Treppe hinuntergestoßen. Können Sie aufstehen und zu Fuß in den Krankenflügel gehen?"

Ach ja, da war was mit Malfoy. Ich versuche aufzustehen. Mein Kreislauf macht das allerdings überhaupt nicht mit und knalle fast ein zweites Mal auf den Boden, doch Snape ist zur Stelle und fängt mich rechtzeitig auf. 

"So wird das nichts", schnarrt der Professor. In der nächsten Sekunde habe ich einen Druckverband um den Kopf und liege auf einer Trage, die Snape vor sich herschweben lässt.

Ich schließe die Augen und atme gequält aus. Mir ist nun auch ziemlich übel, ich hoffe, ich muss mich nicht übergeben. Das darf doch alles nicht wahr sein! Ich wollte doch einfach nur meinen Geburtstag feiern. Stattdessen wurde ich zu Dumbledore ins Büro gerufen, wo mir ein Schicksal mit Severus Snape und Lucius Malfoy prophezeit wurde. Und zum Dank wurde ich anschließend die Wendeltreppe hinuntergestoßen, obwohl ich überhaupt nichts für diese Prophezeiung kann! Aber so ist Malfoy nun einmal - ein arroganter Mistkerl, für den sein Reinblut-Status alles ist. Wie ich das hasse!

"Sie sollten sich nicht so aufregen, Sie haben vermutlich eine Gehirnerschütterung", sagt Snape plötzlich und ich reiße erschrocken die Augen auf. Keine gute Idee, es dreht sich wieder alles und ich schließe sie wieder. Scheiße, durch Harry weiß ich, dass Snape Legilimentik verdammt gut beherrscht.

"Haben Sie gerade etwa meine Gedanken gelesen?", frage ich entsetzt.

"Nur zur Überwachung, ob Sie wieder bewusstlos werden oder sich Ihr Gesundheitszustand anderweitig verschlechtert. Im Grunde interessieren mich Ihre Gedanken herzlich wenig, aber durch die Überwachung komme ich eher schlecht daran vorbei", gibt Snape zurück.

Den restlichen Weg zum Krankenflügel versuche ich bewusst, an belanglose Dinge zu denken. Ich bin nicht besonders gut in Okklumentik, habe es bisher nicht gelernt, aber ich will um jeden Preis verhindern, dass Snape noch privatere Gedanken von mir zu sehen bekommt. Vielleicht sollte ich mich ab sofort doch mit Okklumentik auseinandersetzen. Wenige Minuten später und ohne weitere Worte zwischen Snape und mir kommen wir im Krankenflügel an und ich werde sofort von Madam Pomfrey in Obhut genommen.

"Um Merlins Willen, was ist passiert?" , fragt die Heilerin entsetzt.

Bevor ich antworten kann, sagt Snape mit monotoner Stimme: "Sie ist auf einer Treppe nach unten gestürzt und ist mit dem Kopf auf dem Steinboden aufgeschlagen. Ich vermute eine Gehirnerschütterung."

"Danke, dass du sie hierher gebracht hast, Severus. Du kannst gehen, ich übernehme ab jetzt."

Ich öffne die Augen und sehe aus dem Augenwinkel, wie der Professor mit rauschendem Umhang den Krankenflügel geht. Er verliert kein weiteres Wort, weder zu Madam Pomfrey, noch zu mir.

"Ach Sie Arme, dann kümmere ich mich jetzt erst einmal um Sie." Die Krankenschwester lässt mich von der Trage in eins der Betten am Ende des Krankenflügels schweben und führt dann einige Zauber aus, um festzustellen, was ich habe.

"Oh je, Severus hatte Recht, es ist tatsächlich eine Gehirnerschütterung. Sie werden drei bis vier Tage hier im Krankenflügel bleiben müssen, fürchte ich", sagt Madam Pomfrey. "Ich hole dann gleich mal die ersten Heiltränke."

Sie eilt in ihr Büro und kommt kurze Zeit später mit einigen Phiolen zurück.

"So, einen Trank für die Hirnerschütterung an sich, einen gegen Schwindel und Übelkeit, einen Anti-Blutungs-Trank, einen Anti-Schmerz-Trank und einen Schlaftrank. Zuerst nehmen Sie den Anti-Blutungs-Trank, dann den Schwindeltrank, den Anti-Schmerz-Trank, den gegen die Hirnerschütterung und als letztes den Schlaftrank, denn Sie brauchen geruhsamen Schlaf zur Unterstützung der Heilung."

Puh, ist das alles kompliziert. Madam Pomfrey hilft mir dabei, die Phiolen in der richtigen Reihenfolge auszutrinken und dann merke ich auch schon, dass meine Lider von dem letzten Trank schwer werden.

Das letzte, was ich zu der Krankenschwester sage, ist, dass sie meinen Freunden Bescheid geben soll, damit sie wissen, wo ich bin. Ich kann mich schließlich nicht darauf verlassen, dass Snape das tut. Kaum eine Minute später versinke ich in tiefem, traumlosen Schlaf.

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