3. Kapitel
Nach einer entspannten Zugfahrt, die wir mit unterhalten, schlafen, lesen und Snacks vom Trolley verbracht haben, kommen wir in der Abenddämmerung am Bahnhof von Hogsmeade an. Hagrid holt wie immer die Erstklässler ab, und als er unsere Gruppe sieht, ruft er uns zu:
"Na, eure letzte Fahrt mit'm Hogwarts-Express gut überstanden? Bereit für euer allerletztes Schuljahr?"
"Hey, Hagrid! Ja, war ganz angenehm, wir hoffen jetzt mal, dass wir das letzte Jahr gut bestehen", ruft Harry ihm zu.
Hagrids Blick fällt auf mich. "Nanu, wen haben wir denn da? Eine neue Schülerin?"
"Nein, ich bin's nur, Hagrid, Aurora!", erwidere ich grinsend. "Habe mich nur für einen neuen Look entschieden."
"Oho, Aurora, unser Metamorphmagus! Schick, schick, muss ich sagen", donnert Hagrid fröhlich.
"Danke dir. Wir sehen uns später beim Festessen!"
Wir winken Hagrid nochmal zu, dann gehen wir zu den Kutschen, die von den für die meisten von uns unsichtbaren Thestralen gezogen werden und setzen uns in die nächste freie hinein.
"Ein letztes Mal mit den Kutschen nach Hogwarts fahren", seufzt Harry. "Luna, Ginny, ihr habt immerhin noch ein Jahr vor euch und könnt das alles hier noch länger erleben."
"Dafür habt ihr allerdings auch die Abschlussprüfungen schneller hinter euch", widerspricht Ginny.
"Und ihr dafür noch mal Sommerferien!"
Eine kleine Diskussion geht los, die jedoch endet, als wir in Hogwarts ankommen. Im Innenhof steigen die Schüler aus ihren Kutschen aus und wir folgen ihnen in die Große Halle. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Endlich wieder in Hogwarts. Ich freue mich so sehr! Gut, nicht auf alles und jeden, das muss ich zugeben, nachdem ich einen finsteren Blick von Snape abbekommen habe, als wir zum Gryffindor-Tisch gehen. Dafür ernten Harry, Hermine, Neville, Ginny und ich ein herzliches Lächeln von unserem Verteidigungslehrer Professor Lupin - außerhalb des Unterrichts dürfen wir ihn natürlich Remus nennen, da unsere Familien und wir gut mit ihm befreundet sind. Auf Verteidigung gegen die Dunklen Künste freue ich mich immer am meisten, Remus ist ein super Lehrer und vor allem fair, weil er uns nicht aufgrund unserer privaten Freundschaft bevorzugt.
Als wir uns alle gesetzt und noch eine Weile unterhalten haben, kommt Professor McGonagall mit den Erstklässlern herein, die allesamt verschüchtert und aufgeregt wirken - wie ich damals, vor sechs Jahren. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Für diese jungen Hexen und Zauberer geht ihre magische Ausbildung erst los, für meine Freunde und mich geht sie zu Ende. Dann setzt der Sprechende Hut zu seinem alljährlichen Gesang an. Ich höre wie die letzten Jahre kaum hin, doch die letzten Zeilen des Liedes lassen mich aufhorchen:
...doch seid dieses Jahr ermahnt,
denn eine Seltenheit sich anbahnt.
Noch ist nichts gewiss,
habt jedoch jeder einzelne von euch im Gedächtnis euren Nemesis.
Kaum ist der Sprechende Hut wieder verstummt, fangen alle Schüler an, sich lauthals über das eben gehörte Lied auszutauschen. Ich starre Harry und Hermine an, die genauso verwirrt sind wie ich. Was für einen Nemesis? Was für eine Seltenheit? Was kommt auf uns zu? Ich werfe einen Blick nach vorne und die Lehrer scheinen genauso baff zu sein wie wir, inklusive Professor Dumbledore, doch dieser fasst sich relativ schnell wieder und tritt nach vorne, nachdem er einen Sonorus auf sich gezaubert hatte.
"Ich bitte um Ruhe!", dröhnt die Stimme des Schulleiters durch die Halle und die Schüler verstummen wieder. "Ich weiß, dass das neue Lied etwas...gewöhnungsbedürftig war, aber dennoch möchte ich bitten, eure Aufmerksamkeit wieder auf das Fest zu richten. Wir haben hier immer noch unsere Erstklässler, die in ihre Häuser eingeteilt werden möchten. Bitte seid so höflich und begrüßt sie ganz herzlich. Alles andere spielt erst einmal keine Rolle. Minerva, fahr bitte mit der Einteilung fort."
Die Häusereinteilung beginnt, und ich versuche, die Worte von Dumbledore zu beherzigen, doch man merkt, dass es nicht so ist, wie die letzten Jahre. Der Sprechende Hut hat alle ziemlich durcheinander gebracht. Das restliche Fest mitsamt des Essens kann ich leider nicht genießen wie sonst, weil mir die Worte des Hutes immer wieder durch den Kopf schwirren. Auch später, als ich in meinem neuen Einzelzimmer im Bett liege, denke ich wieder an das seltsame Lied. Es kann irgendwie bedrohlich. Mein Herz fängt an zu klopfen. Die Schule ist doch hoffentlich nicht in Gefahr, oder?
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