54.

Die Geburt seines ersten Kindes sollte der schönste, aber auch schmerzhafteste, Moment im Leben einer Frau sein. Das erste Mal in das Gesicht des eigenen Fleisch und Blutes zu schauen, sollte eine Explosion an Glücksgefühlen auslösen.

Ich sollte vor Freude in Tränen ausbrechen, wenn ich das erste Mal, mein eigenes Kind im Arm halte. Ich habe mich mit vielen Frauen über die Geburt unterhalten. Die Berichte waren durchwachsen, manche berichteten von einer wunderschönen Geburt, andere wiederum von einem wahren Albtraum.

Sowie man mich kennt, ging ich davon aus, dass es bei mir ein wahrer Albtraum werden würde. Ich habe mich auf das schlimmste eingestellt. Ich habe oft Panik geschoben und anderen die Ohren voll geheult.

Viele sagten mir, nichts ist so heiß, wie es gebraten wird. Ich denke mal, so ging das Sprichwort, aber ich könnte auch wieder Mal etwas vertauscht haben. Wäre auf alle Fälle nicht das erste Mal.

Ich würde euch jetzt gerne sagen, dass das Sprichwort auf meine Geburt zutrifft, jedoch ist das nicht der Fall. Es lief nichts, wie geplant. Die Schmerzen waren die Hölle und Jayden war keine große Hilfe.

Nach der Geburt, soll man all die Schmerzen vergessen. Noch so ein Märchen, welches nicht zutrifft. Ihr könnt von mir aus denken, dass ich eine Pussy sei, aber bekommt ihr erstmal ein Kind eines Alphas.

„Wo ist unsere Tochter?" fragt Jayden mich und blickt sich in einem leeren Raum um.

Wirklich am Ende und völlig ausgelaugt, öffne ich die Augen und blicke zu Jayden.

„Bin mir nicht sicher" antworte ich ihm und atme erschöpft aus. Ich habe das Gefühl Erinnerungslücke zu haben, ich kann mich nur noch an die Schmerzen erinnern, alles andere scheint sich in einem dunklen Nebel zu befinden.

Ich hab es hinter mich gebracht und bin mir sicher, dass soll sich niemals wiederholen. Da nicht alles, wie geplant verlief, bin ich mir tatsächlich nicht sicher, wo unsere Tochter ist.

Ich konnte die Worte, der Ärzte und Krankenschwestern, nicht wirklich aufnehmen. Ich war viel zu sehr in meinen Gedanken versunken und in meinem Nebel, vor schmerzen.

„Wie?" fragt Jayden verblüfft.

„Press du erstmal ein Kind aus deinem Körper, dann reden wir wieder" fauche ich ihn an.

„So meinte ich das doch gar nicht, Schatz. Ich will doch nur unsere Tochter kennenlernen. Es reicht mir schon, dass ich nicht bei dir sein konnte, als unsere Tochter das Licht der Welt erblickte." sagt Jayden und versucht mich zu beruhigen.

Er setzt sich zu mir auf das Krankenbett und streichelt mir den Kopf. Er lehnt sich langsam über mich und drückt mir einen sanften Kuss auf meinen Kopf.

„Ich bin wirklich stolz auf dich und ich bin dir so dankbar, dass du unsere Tochter auf die Welt gebracht hast. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie es dir jetzt geht, aber ich bin für dich da. Schatz, du bist nicht allein, ich helfe dir bei allem, was ich kann." tröstet mich Jayden, woraufhin ich nur, wie ein Walross, schniefen kann.

„Danke und jetzt bring mir meine Tochter" erwidere ich.

„Alles Klar, Mama" lacht Jayden und erhebt sich von meinem Krankenbett. Weit kommt er nicht, denn kurz darauf klopf es an meiner Zimmertür.

„Herein" rufe ich, woraufhin die Tür nicht einmal zwei Sekunden später geöffnet wird. Eine ältere kleine Frau mit grauen Haaren öffnet die Tür. Sie hat ein ruhiges Lächeln auf den Lippen und ein eingewickeltes kleines Ding im Arm.

Also klein im Vergleich zu Jayden, aber wenn ich genauer hinschaue, doch sehr groß. Zu groß, um unsere neugeborene Tochter zu sein. Es könnte aber auch nur durch die dicke Decke so wirken, sie würde ja kaum mit einem fremden Kind mein Zimmer betreten.

„Na, wie geht es Ihnen?" versucht sie mich zu Fragen, jedoch geht ihre Stimme unter, bei dem was Jayden im selben Moment sagt.

„Geben Sie uns endlich unsere Tochter" ertönt es von Jayden, welcher seine Alpha Stimme nutzt. Seine Stimme ist so befehlerisch und lässt absolut keine Widerrede zu.

Mit großen Augen bewegt sie sich schnell in Richtung Jayden und überreicht ihm das eingewickelte Kind aus ihrem Arm. Danach nimmt sie schnell wieder einen Sicherheitsabstand von Jayden.

„Ich- Ich muss ihnen- noch-" beginnt die Frau zu sprechen, jedoch fällt Jayden, so unfreundlich, wie er ist, wieder ins Wort.

„Lassen sie uns alleine" befiehlt er ihr und würdigt ihr keinen Blick.

„Aber-" versucht sie es erneut. Ihr Augen werden immer größer und ihre Körperhaltung ist sehr eingeschüchtert.

„Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe? Ich wiederhole mich nur ein einziges Mal. Verschwinden Sie aus meinem Zimmer und lassen Sie uns allein unsere Tochter begrüßen." sagt Jayden, erneut in seiner Alpha Stimme.

Seine Worte dulden kein Widerstand. Das scheint auch die ältere Dame verstanden zu haben, denn sie schreckt kurz zurück, bevor sie aus dem Raum flüchtet.

„Eigentlich ist das ja mein Zimmer und nicht deins" korrigiere ich Jayden mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

„Es ist unser Zimmer. Das Zimmer von dir, unserer Tochter und von mir." korrigiert mich wiederum Jayden und beendet somit unsere kleine Diskussion. Sollte man es eine Diskussion nennen können.

Seine Augen liegen die ganze Zeit auf das kleine eingepackte Geschöpf in seinen Armen, dennoch sehe ich das Glitzern in ihnen. Er scheint sehr entzückt von unserer Tochter zu sein, was ich ihm nicht verübeln kann.

Sie ist wunderschön, auch wenn Sie wirklich sehr groß zu sein scheint. Das würde auch die Schmerzen und den Kampf, der letzten Stunden, erklären. Das so ein großes Ding aus mir herausgenommen ist, fasziniert mich.

Ich habe bereits öfters Neugeborene Kinder gesehen, aber nicht in diesem Ausmaß. Unsere Tochter ist auch ziemlich dick eingewickelt, daran könnte es natürlich auch liegen, dass würde einiges erklären.

„Ich liebe sie schon jetzt, so sehr" sagt Jayden verliebt und hat nur Augen für Sie.

„Mehr als mich?" provoziere ich Jayden mit einem Grinsen auf den Lippen.

„Ja" antwortet mir Jayden.

„Gut, dass es mir genauso geht." erwidere ich, woraufhin nur ein kleines Knurren von Jayden ertönt. Das Knurren macht unsere kleine unruhig, woraufhin sie anfängt zu quengeln.

„Es wird Zeit, dass du zu deiner Mama kommst." sagt Jayden zu unserer Tochter und legt sie vorsichtig in meine Arme.

„Wirst du sie mir jetzt immer überreichen, wenn es anfängt schwierig zu werden?" frage ich Jayden provozierend, der nur zustimmend nickt.

„Jayden!" sage ich und gebe ihm einen Klaps auf den Arm.

„Was denn?" fragt er unschuldig und lächelt mich schelmisch an.

„Untersteh dich, so wird das nicht laufen. Träum ruhig weiter!" meckere ich ihn an, während ich meiner kleinen Tochter über den Kopf streichle.

„Jayden, würdest du mir kurz helfen, sie auszuwickeln aus der dicken Decke?" frage ich Jayden und beende somit unser Gespräch.

Er soll bloß keine falschen Erwartungen haben, aber das wird ihm bestimmt schon früh genug bewusst. Er wird nicht nur die einfachen Aufgaben übernehmen und ich die blöden Aufgaben. Nicht mit mir, Freundchen.

„Natürlich, mein Schatz" antwortet er mir und macht einen auf ganz unschuldig. Dieser Jonny Depp.

Meinen Humor werdet ihr nie los.

Langsam und ganz behutsam wickelt er unsere Tochter aus der Decke. Dabei halte ich sie vorsichtig fest. Er braucht nicht lange und die Decke ist nicht mehr um unser Kind gewickelt.

Die einst dicke Decke, entpuppt sich als doch nicht so dick und groß. Eher als eine dünne und kleine Decke. Unser Kind ist wirklich ziemlich groß. Wirklich überdurchschnittlich und -.

Ich muss mich verguckt haben. Das kann nicht das sein, was ich denke. Das ist doch unmöglich. Nein oder etwas doch?

„Siehst du das auch?" fragt mich Jayden sehr langsam und verblüfft. Auch ihm hört man es an, dass er die ganze Situation nicht trauen kann. Wir beide sind einfach nur verblüfft.

Ja, ich sehe es auch. Irgendwas stimmt hier doch ganz und gar nicht. Ist das wirklich möglich oder täuschen wir uns einfach beide? Wir müssen uns täuschen.

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