Kapitel 15

Die Sicht ist versperrt und ich kann mein Umfeld nicht erkennen. Ein Eiswind fegt über den kahlen Steinen entlang. Meine Teammitglieder kann ich nicht mehr sehen und ordne sie nur vor mir auf dem Radar. Ich entnehme, dass die drei Mechs jeweils vor mir laufen. Langsam steigen wir die vereisten Felsen hinauf. 

"Ab 6000 Höhenmeter wird das Wetter besser.", informiert uns Kai. Durch den Schnee ist die Verbindung leicht abgehackt und man hört mehr Rauschen, als Stimme. "Alles okay bei euch?", fragt Lloyd nach einer Zeit. "Ja, alles super. Nur ein bisschen kalt.", antwortet Cole, dem ich zustimme.

Ich versinke leicht in meinen Gedanken, doch ein Piepsen bringt mich wieder in die Gegenwart. Mein Blick schweift über jeden Bildschirm meines Mechs. "Habt ihr das auch gerade gehört?", frage ich verwirrt in meine Sprechanlage. "Nein Y/N. Ist irgendetwas falsch mit dem Mech?" Lloyd wirkt besorgt. "Es funktioniert alles." Nochmals sehe ich mich um, doch es scheint alles normal zu sein.

Wir stapfen weiter den Aufstieg herauf. Der Wind legt sich und ich kann die anderen Mechs vor mir laufen sehen. Vor allem fällt mein Blick auf den einen grünen Mech. Ich muss leicht lächeln, wenn ich daran denke, dass Lloyd drinsitzt. Wir haben uns auf eine seltsame Art und Weise kennengelernt und jetzt stapft er mit mir und seinen Freunden einen lebensgefährlichen Berg hoch, in der Hoffnung, ihnen anschließend bei ihrem Kampf eine Hilfe sein zu können. Je länger ich darüber nachdenke, desto komischer kommt mir die Situation vor. Aber ich mag ihn. Sehr sogar. Für ihn bin ich über meine eigenen Grenzen gestiegen.

"Woahhhhh!", höre ich aus einem der Lautsprecher, was mich aufschrecken lässt. Vor mir sehe ich den schwarzen Mech von Cole, welcher abgerutscht ist und sich noch gerade so am Klippenrand festhalten. Gefährlich baumelt er in der Luft. Schnell renne ich ihm entgegen, um zu helfen. Mit aller Kraft stemme ich ihn wieder auf den Weg, wenn man die Felsbrocken überhaupt als Weg bezeichnen kann. "Danke Y/N.", gibt er peinlich berührt von sich. Ich lächle ihn durchs Glas an, was er erwidert. 

"Alles okay bei euch?", fragt Lloyd besorgt, was mich wieder dazu bringt, von Cole wegzusehen. "Ja. Y/N hat mir geholfen." Ich erwidere darauf nichts und mache mich wieder startbereit. "Ihr geht jetzt schon seit mehreren Stunden und seid weit gekommen. Ich und Pixal haben euch bereits einen Schlafplatz ausgesucht. Leider konnten wir uns nicht früher melden. Der Schnee war zu dicht.", informiert uns Nya, und ein Navigationsgerät mit Karte erscheint als Hologramm vor mir. In ein paar Metern entfernung ist ein roter Punkt markiert. "Wenn ihr das Tempo hält, seit ihr morgen bereits am Ziel."

Als wir ankommen, beginnt Kai mit seiner Elementarkraft ein Lagerfeuer zu entzünden. Meine Tasche lasse ich im Mech und nimm nur meine Decke, sowie Schlafsack mit nach draußen. Cole sitzt bereits frierend am Feuer, als Lloyd zu ihm stößt. "Wir werden uns schon warm halten. Nya hat uns extra spezielle Schlafsäcke mitgegeben. Wenn gar nichts klappt, müssen wir uns zusammen kuscheln.", grinst Lloyd in die Runde. "Alles, aber nur nicht das!", sagt Kai lachend. Jetzt muss ich auch grinsen und stelle nebenbei einen Topf mit Wasser auf ein Gitter über dem Feuer. 

Ich nehme die Konserven aus einer Tasche und vermische sie mit dem gekochten Wasser, als sich Lloyd nah neben mich setzt. "Kann ich dir behilflich sein, Y/N?", lächelt er mir sanft entgegen und streift dabei eine meiner Haarsträhnen hinter mein Ohr.  "Nein, ich bin hier gleich fertig. Dann gibts Abendessen." Ich lächle ihn an und in mir kommt das Bedürfnis auf, ihn zu küssen. "Ja endlich. Ich bin so hungrig von der Reise!", sagt Cole und setzt sich neben uns. Ich bin erleichtert, dass sich unser Verhältnis gebessert hat, aber trotzdem fühlt es sich eigenartig an. 

Nach dem Essen legen wir uns in unsere Schlafsäcke. Lloyd hat seine Kuscheldrohung wahr gemacht, und hat sich an meinen Rücken geschmiegt. Auch wenn wir in der freien Natur übernachten, gibt mir Lloyd das Sicherheitsgefühl, das ich brauche, um einzuschlafen.

Mitten in der Nacht spüre ich, wie sich Lloyd unruhig von einer Seite auf die andere dreht. Meine Augen öffnen sich, und ich nehme nur das Bild des glühenden Feuers wahr, bis ich ein Knarzen höre. Ich bleibe liege und bewege mich keinen Zentimeter. Angespannt lausche ich den Geräuschen, die aus der Richtung der Mechs kommen. Vielleicht könnte es ein Tier sein?


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