Liebes Ich,

Es ist schon krass, wie sehr ein Jahr alles verändern kann.
Wie sehr man sich selbst in einem Jahr verändern kann.

Vor einem Jahr war ich das kleine, blonde, schüchterne Mädchen, das alles für sich behielt.
Heute bin ich die junge, starke, rothaarige Frau, die immer noch ein bisschen schüchtern ist, sich aber nicht mehr vor der ganzen Welt versteckt und ab und zu mal sagt was Sache ist.

Ich behalte immer noch meine schlimmsten Gedanken und Zweifel für mich selbst, weil ich einfach nicht darüber reden kann,
weil ich niemanden habe,
der hier ist und mich in den Arm nimmt, wenn die Zweifel mich auf dem Boden festnageln und mir die Luft zum Atmen nehmen.

Ich habe im letzten Jahr viel gelernt.
Ich habe neue Menschen kennen und lieben gelernt.
Ich hab meine kleine Sparter-Poetry-Slam-Family gefunden und bin so froh das sie da sind.

Aber ich habe auch Menschen gehen gelassen, los gelassen, weil ich weiß das sie glücklicher ohne mich sind und ich wahrscheinlich auch besser ohne sie dran bin,
auch wenn es manchmal weh tut.

Ich bin stärker geworden.
Ich bin so viel stärker geworden.

Ich habe Dinge getan, die ich Monate vorher bestritten habe, jemals zu tun.
Doch ich habe es trotzdem getan und ich bin so verdammt stolz darauf,
denn es lohnt sich zu springen, zu riskieren und vielleicht auch manchmal zu fallen.

Ich habe verloren und trotzdem so viel dazu gewonnen.
Ich bin immer noch ich, aber irgendwie auch nicht.
Ich bin immer noch ich, und trotzdem bin ich irgendwie jemand anderes.
Dieses anders gefällt mir.

Und trotzdem bin ich immer noch manchmal unglücklich mit mir selbst,
dem Leben und allem drum herum.
Aber das ist okay.
Es kann nicht immer alles super-mega-kunterbunt-glitzer sein. 
Manchmal ist es auch dunkel-schwarz-weiß sein.
Aber so ist das Leben.

Es läuft nicht immer alles nach Plan. Manchmal läuft man in eine Sackgasse, um dann einfach nur einen viel besseren Weg, mit anderen Überraschungen, zu finden.
Nichts ist immer so schlecht, wie es in dem ersten Moment scheint.

Denn es ist das, was man daraus macht.

In Liebe,
Ich