Eine Falle namens 'Liebe'
Kapitel 33
Violet
Als sie Sophie die Decke bis über die Schulter zog, blieb Violet eine Weile auf dem Bett sitzen und betrachtete ihre Freundin. Sophie sah fast aus, als würde sie schlafen, aber natürlich wusste Violet das besser. Sophie schlief nicht, kein erschaffener Vampir schlief. Aber sie lag da, hatte die Augen geschlossen und drückte sich diese Decke an die Brust, in der sich die Schale befand.
Liebe war etwas grauenhaftes. Wenn man so tief liebte machte es einem immer anfällig für tiefen Verlust. Das konnte Violet irgendwie nachvollziehen. Ihre eigene Liebe zu Nicolas war purer Wahnsinn. Er war nicht der Gute in diesem Spiel, obwohl Violet sich ehrlich fragen musste, ob es überhaupt einen Guten gab. Mittlerweile konnte sie nicht einmal sagen, dass sie selbst unschuldig an ihrer Situation war, schließ war sie der Auslöser für das alles hier. Obwohl auch dass wahrscheinlich nicht stimmte. Es hatte vor ihr Königen gegeben und an der ganzen Konflikt zwischen Geborenen und Erschaffenen Vampiren war sie definitiv unschuldig.
Selbst wenn sie sich für eine Seite wirklich entscheiden müsste, könnte sie das nicht mit gutem Gewissens tun. Die Jagd nach den Geborenen war falsch, ja, aber das ganze Denken der Geborenen bestärkte sie nur in ihrer Einstellung, dass sie tatsächlich nie wieder herrschen durften. Wahrscheinlich war es für die Welt sowieso irrelevant wer diesen Krieg gewann, sie würde im Chaos versinken und dann von einem autoritären Herrschaftssystem erstickt werden. Ob geboren oder erschaffen war dabei gleichgültig. Nein, sie war nicht hier um zu herrschen. Das spürte Violet bis tief in ihre Knochen. Das hatte sie nie gewollt, erst aus selbstzweifel, aber mittlerweile weil sie glaubte, dass es diese Welt schlicht nicht verdient hatte.
Nicolas hatte vor, das alles weiterhin einfach nur auszusitzen und langsam kam ihr das genau wie die richtige Strategie vor. Dieser Krieg würde, egal wer gewann, ein pure Zerstörung hinterlassen und es war nicht unwahrscheinlich, dass letztendlich keiner der beiden Parteien als Sieger hervorgehen würde. Vielleicht brauchte die Welt genau das. Vielleicht war sie nicht mehr zu retten und alles was jetzt noch half, war es alles niederbrennen zu lassen um etwas aus der Asche entstehen zu lassen, was besser sein würde.
Manchmal musste man eben von vorne anfangen, manchmal war eine Gleichung nicht mehr zu lösen, weil man den Fehler einfach nicht mehr fand.
"Ich werde ihn wieder sehen", murmelte Sophie und als Violet sie ansah, lächelte sie sogar. Auch wenn ihr Blick immer noch unendlich traurig war.
"Ich sehe ihn wieder. Ich weiß es. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber eines tages, wird er zu mir zurückkehren und wir werden Glücklich sein. Ich bekomme mein happy end mit ihm", versicherte Sophie ihr und Violet konnte nicht anderes tun als zu nicken, bevor sie sich endlich erhob und das Zimmer verließ.
Sophies und das Zimmer von Violet und Nicolas wurden durch einen kleinen Aufenthaltsraum getrennt, in dem Nicolas wieder in diesem Sessel ruhte und ein Buch las während im Hintergrund die Nachrichten liefen. Violet hatte den Fernseher laufen lassen, weil sie sich erhofft hatte, darin irgendetwas zu finden, das ihr half eine positive Sicht auf die Dinge zu finden, aber umso länger sie zusah, um so verbitterte wurde sie.
Die einzelnen Schicksale waren tragisch, aber in der Gesamtheit überzeugte es sie immer mehr, dass auch die Menschen nicht nur Opfer waren. Gab es in dieser Welt überhaupt noch etwas gutes?
"Was tun wir, wenn wir wissen, welche Möglichkeiten und Informationen Re hat?" fragte sie dun Nicolas sah von den Seiten auf, schlug das Buch zusammen und legte es zur Seite.
"Was willst du denn tun? Willst du Partei ergreifen?" fragte er aber Violet entfloh ein Lächeln während sie die gestiegene Straftaten-Statistik im Fernsehen sah.
"Nein. Hier ist niemand besser als der andere. Es gibt vereinzelt Individuen, die gut sind aber in der Gesamtheit? Nein. Wie lange würde es dauern bis die unmengen an fauligen Äpfel auch die anderen anstecken? Ob geboren oder nicht, sie sollen in der Hölle schmoren." verkündete sie und spürte wie unfassbar ernst sie das meinte.
Nicolas betrachtete sie eine Weile bevor er nickte und dann begann sein Vorhaben zu erläutern. Etwas, was er davor noch vor ihr geheim gehalten hatte.
"Momentan ist es nur eine Frage der Zeit bis Re uns hier findet. Ich weiß nicht genau warum aber es ist ihm viel daran gelegen dich zu töten, trotz allem was in der Welt vor sich geht. Warum weiß ich nicht. Woher er scheinbar zu wissen scheint, wo du dich befindest, kann an einer Deux Macina liegen oder auch an seine gefangenen Königin oder an was auch immer, aber wir müssen dafür sorgen, dass er entweder stirbt, oder wir ihm wegnehmen was auch immer ihm diese Kraft verleiht. Sofern das möglich ist."
"Und was bevorzugst du?" fragte Violet während sie auf ihn zugeht und sich ohne zu zögern rittlings auf seinen Schoß setzte. Sie spürte wie in Nicolas sofort hunger auf wallte und als sein Blick auf ihren Hals fiel, legte sie sogar ihren Kopf beiseite. Ja. Liebe war etwas furchtbares aber es sorgte zumindest dafür, dass sie das Gefühl hatte, nicht alleine zu sein und das war ihr wichtiger als die Furcht davor, verletzt zu werden.
"Der Sammler in mir will das was er hat, aber rein rational wird es einfacher sein, ihn einfach umzubringen. Aber auch dann müssen wir wissen was es ist, was er da besitzt. Ich tappe ungerne im Dunkeln und will alles mit einkalkulieren", antwortete er und seine Stimme unterfuhr dabei ein grollen.
Seine Hand erhob sich und er strich mit der Hand über ihre Kehle. Es wäre nicht das erste Mal, dass er von ihr trank und Violet wollte nach diesen ganzen beschissenen Tag endlich wieder die Extase spüren, die nur er ihr dabei geben konnte.
"Okay." meinte sie schlicht und lehnte sich ihm entgegen um ihn zu küssen. Ja, vielleicht liebte er sie nicht aber zumindest war sie sich sicher, dass er sie nicht verlassen würde und dass er sie beschützte. Vielleicht war das auch was bei Nicolas, der Liebe am nächsten kam.
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