FIFTY-THREE - Familie - ✔️
Nicolas POV
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„Können wir?" Taylor und Jase stehen im Flur, und ich nicke, während ich Arias Zimmer verlasse. In einer halben Stunde essen wir, und bis dahin möchten Taylor und Jase ihre Beobachtungen vom ersten Tag mit uns teilen. Das wird ab jetzt jeden Abend geschehen, bis wir den Kerl endlich geschnappt haben, der für all das hier verantwortlich ist.
Wir setzen uns in Mr. Davis' Büro, da wir hier ungestört sprechen können, und er es uns zur Verfügung gestellt hat.
„Ich glaube, ich habe da schon jemanden, der auffällig sein könnte", beginnt Taylor, und stellt sich ans Fenster, während ich es mir auf dem Bürostuhl bequem mache. Mein Vater, Raffa, Jaden, Jamie und Liam sind hier ebenfalls versammelt, und schauen Taylor abwartend an. „Wir sind ganz Ohr", fordert Dad ihn zum Sprechen auf, und lehnt sich gegen die Schreibtischplatte.
„Einen gewissen Elijah", seufzt Taylor, und dreht sich zu uns um. „Der Typ, der auch auf der Liste steht. Derjenige, bei dem Aria ihre Hand ins Feuer legen würde, um seine Unschuld zu beweisen."
Jase dreht sich zu seinem Bruder um, und nickt langsam. „Den hab' ich auch auf dem Schirm."
Liam sieht zu mir, und schluckt. Ich schaue zu Dad, welcher die Stirn in Falten legt. „Kann das denn überhaupt sein? Elijah ist zwar der Fuckboy der Schule, was ihr sicherlich schon erfahren durftet, doch ich glaube kaum, dass er mehr als das kann. Dafür kommt er mir dann doch etwas zu freundlich rüber. Und glaubt mir, das sage ich bei Elijah nicht oft."
Liam sieht verwirrt in die Runde, und ich zucke mit den Schultern. „Schon mal einen Kriminellen getroffen, der gegen außen durch Unfreundlichkeit gezeigt hat, dass er einer ist?"
Liam hebt langsam eine Augenbraue, und räuspert sich leicht. „Naja, einer sitzt gerade auf dem Bürostuhl."
Ich verdrehe bloß die Augen, und wiederhole den Akt gleich nochmal, als Dad doch tatsächlich schmunzelt. War ja wieder klar. Dass ich dieses Verhalten ausschließlich von ihm habe, scheint er geflissentlich ignorieren zu können.
„Lustig", grummle ich nur, und mustere Liam beleidigt.
„Was wären andere Gründe, weshalb er Malia und Aria so beobachten würde?", fragt Raffa sachlich, und lehnt seine Stirn gegen seine geschlossene Hand.
„Für Aria hätte ich vielleicht einen Grund", sage ich gedankenverloren, und richte mich etwas auf. „Sie steht in engem Kontakt mit Felina, diese wiederum hat Aria und Malia auf dem Ball getroffen. Elijah hat sie da wohl versetzt, und versucht jetzt, wieder bei ihr ankommen zu können. Dazu braucht er Aria, die Felina dazu überreden soll, wieder mit ihm zu sprechen. Und sagen wir mal so – es gibt sicherlich geduldigere Menschen als ihn."
Tyler kratzt sich an der Stirn, und schmunzelt. „Ich habe dich zwar nicht darum gebeten, mich direkt in den neuesten Gossip der Schule einzuweihen, aber trotzdem danke. Dann kann ich wenigstens mitreden."
Jase' Mundwinkel zucken leicht, doch er kann sich noch am Riemen reißen. Ich schüttle nur mit den Nerven leicht am Ende den Kopf, und frage mich, wieso genau wir diese beiden Schwachköpfe ins Team holen mussten.
„Das würde aber noch nicht erklären, wieso er Malia beobachtet", seufzt Jamie, und trinkt seinen Kaffee. „Vielleicht hat er sie ja um denselben Gefallen gebeten", spekuliert Liam, und zieht nachdenklich die Augenbrauen zusammen. „Immerhin hat sie Felina ja auch getroffen."
Ich schüttle nur den Kopf, und reibe mir die Schläfe. „Ja, schon. Aber soweit ich weiß, machen die beiden gar nichts wirklich zusammen. Aria ist da eher ihre Freundin." Liam sieht auf, und schüttelt den Kopf. „Nicht ganz", korrigiert er mich, und fragend schaue ich Arias besten Freund an. „Ach nein?" Liam schüttelt den Kopf weiterhin, und scheint erneut angestrengt nachzudenken.
„Sie alle haben vor kurzem beim Lunch zusammen gegessen, und da habe ich gesehen, dass Elijah quasi den ganzen Tisch im Auge hatte. Und Malia saß da auch. Vielleicht denkt er, sie wäre ebenfalls so gut mit Felina befreundet, wie Aria."
Eine Weile sagt keiner was, bis ich langsam nicke. „Das würde Sinn ergeben", murmle ich, und seufze. „Aber was, wenn er es doch ist? Dann sind wir gerade dabei, ein Alibi für jemanden zu erzeugen, der gar keins hat. Was wären mögliche Tatmotive?"
Es ist totenstill, während mir langsam bewusstwird, dass wir noch so viel mehr über diesen Elijah rausfinden müssen. Und zwar schnell.
„Alles was mir einfällt, ist vielleicht Loyalität oder sowas", murmelt Raffa schlussendlich, und fasst somit die Gedanken aller anwesenden Personen zusammen. „Vielleicht kannte er Santos doch besser, oder seinen Bruder oder so. Und jetzt will er sich rächen, in dem er Aria zuerst lockt, und sie dann umbringt oder uns erpresst."
Es gefällt mir nicht, doch leider muss ich meinem Bruder Recht geben. Das könnte durchaus ebenfalls ein mögliches Szenario sein, doch dafür müsste Elijah schon eher enger mit jemandem aus der Santos-Familie befreundet sein.
„Denkt ihr nicht, dass er schon viel früher eingeschritten wäre, wenn es um Ilays Tod gehen würde?" Ich zucke bloß mit den Schultern, und schaue meinen Vater an, welcher bisher noch kaum ein Wort verloren hat. Ein Zeichen davon, dass er sehr angestrengt nachdenkt. „Vielleicht geht es ihm ja auch nicht um Ilay", sagt er dann schlussendlich, und räuspert sich leicht. „Sondern um Santos höchstpersönlich."
Jaden nickt langsam, und erhebt sich. „Wir müssen mehr über diesen Elijah herausfinden, über seine Familie und seine Abstammung. Falls er es wirklich ist, und aus Loyalität so handelt, dann war er mehr als nur ein flüchtiger Freund der Santos-Familie. Vielleicht... vielleicht ist er sogar ein Teil von ihr."
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„Sie wird das vorerst nicht erfahren", beschließt Dad, und sieht mich eindringlich an. „Wieso?", fragt Liam, und schmollt vor sich hin. „Weil sie es nicht verstehen würde, Liam. Sie legt für Elijah die Hand ins Feuer, und würde nicht unserer Meinung sein. Nicht, bevor wir handfeste Beweise haben. Du kennst sie, du solltest wissen, wie sie in solchen Situationen reagiert." Liam sieht mich zweifelnd an, ehe er langsam nickt. „Okay", murrt er, und Dad hebt eine Augenbraue.
„Haben wir dein Wort?"
Verwirrt sieht Liam zu meinem Vater. „Mein Wort wofür?", fragt er dann, und Dad schmunzelt leicht. „Na, dafür, dass du Aria nichts erzählst. Felina und Malia übrigens auch nicht, damit das klar ist." Liam seufzt, ehe er nickt. „Ja, ihr habt mein Wort."
Mein Vater nickt ebenfalls, und wendet sich dann wieder Jaden zu, welcher mit Raffa zusammen auf den Bildschirm des Laptops starrt. Sie versuchen alles über Elijah rauszufinden, was das Internet hergibt, auch wenn sie dafür aufs Darknet zurückgreifen müssen. Tyler und Jase sind währenddessen schlafen gegangen, denn die beiden müssen morgen früh mit Aria und Malia zur Schule gehen.
Irgendwie tun sie mir ja schon ein wenig leid. Ich glaube nicht, dass ich wirklich viel Bock drauf hätte, jeden Morgen früh raus zu müssen, weil ich auf jemanden aufpassen muss.
„Ist Felina eigentlich nicht auch in Gefahr?", fragt Liam irgendwann, und schaut von seinem Handydisplay auf.
„Wenn sie nichts weiß, kann ihr nichts passieren", beruhige ich ihn, und beuge mich wieder über die Liste. „Auch deshalb wollen wir nicht, dass Aria Wind von der Sache bekommt. Sie soll weiterhin glauben, Elijah sei nur durch Zufall ein oder zwei Male mit Santos in Kontakt gekommen, das war's. Ich kenne meine Freundin, sie würde es Felina sofort erzählen. Und im schlimmsten Fall verraten wir uns so."
„Elijah weiß doch schon längst, wer wir sind, und dass wir hier sind", schnaubt Raffa, und ich schaue ihn irritiert an. „Ja, aber wir sollten ihm vielleicht nicht direkt ins Gesicht sagen, dass er auch ein Hauptverdächtiger ist, findest du nicht?"
„Ihr wollt ihn also so lange wie möglich in Sicherheit wiegen", stellt Jaden fest, und ich nicke. „Genau. Und deshalb ist es das Beste, wenn nur wir etwas davon wissen. Nicht nur für uns, sondern auch für die Sicherheit von Aria, Malia und Felina. Ich weiß nicht, wie weit Elijah gehen würde, falls er es wirklich ist. Und schließlich sollte sein Ziel im Endeffekt ja dann auch Aria sein, denn Jeremy spielt nur den Lockvogel."
Daraufhin sagt keiner mehr was, nicht mal Dad oder mein Bruder. Und so setzen wir unsere Arbeit stillschweigend fort.
Ich weiß selbst nicht, was ich davon halten soll, dass Elijah jetzt tatsächlich einer unserer Hauptverdächtigen ist. Ja, er erscheint mir durchaus als ein Idiot, schon nur, wenn man bedenkt, was er mit Felina abgezogen hat. Doch ist er wirklich so skrupellos? Sollte er wirklich jemanden entführt haben?
Und wieso ist er dann so furchtbar nett zu Aria, dass ich fast auf den Boden kotzen könnte?
„Du siehst aus, als würdest du dich gleich übergeben", stellt Raffa wahnsinnig aufmerksam fest, und ich hebe den Blick leicht. „Tue ich auch gleich", murre ich, und konzentriere mich wieder. Wir konnten schon einige Namen von der Liste streichen, die meisten, weil die Träger tot sind. Und zwei wurden schon ins Kreuzverhör genommen, haben jedoch ein überaus glaubhaftes Alibi, was sie ebenfalls unschuldig macht.
Somit rückt Elijah leider immer wie weiter in die engere Auswahl an potentiellen Tätern, und es wird langsam wirklich Zeit, ihn genauer zu durchleuchten.
„Der gibt sich im Internet nicht gerade die größte Mühe, um unentdeckt zu bleiben", murmelt Jaden irgendwann, und tippt etwas ein. „Wie meinst du?", hacke ich nach, und Jaden sieht mich über den Rand seines Bildschirms an. „Es gibt so einige Infos über ihn, jedoch sind über die Hälfte davon reiner Bullshit, und wurden wahrscheinlich von irgendwelchen hysterischen Fangirls der Schule zusammengedichtet. Hier steht, er wäre heimlich Justin Biebers Sohn."
Jamie verschluckt sich an seinem Kaffee, und Liam klopft seinem Vater grinsend auf den Rücken, bis er sich wieder etwas erholt hat. Auch ich kann nicht anders als breit zu grinsen, und mein Vater hüstelt amüsiert vor sich hin. „Nun, so sieht er jedenfalls aus", grinst Liam nur, und Raffa schmunzelt. „Das ist mit Absicht so", überlege ich laut, und beziehe mich dabei auf die Menge an Informationen über Elijah, die zu finden sind. Doch was findet man nicht auf den ersten Blick über ihn? „Ignoriert das alles. Wir brauchen das, was er versucht zu verstecken."
Ich wende mich an Jaden. „Kannst du seinen Stammbaum ausfindig machen?", frage ich ihn, und er nickt. „Gib mir ein paar Minuten", murmelt er konzentriert, und Raffa sieht ihm bei seiner Arbeit über die Schulter. Als angehender Mafiaboss bin ich mir sicher, dass er sich alle möglichen Tricks sichern und merken möchte, um an Personen ranzukommen. Ich glaube, er wird Dads Posten sehr gut weiterführen, auch wenn er gegen außen als zu emotional erscheint.
Er ist es nicht, das ist mein Part.
„Interessant", grummelt Jaden leise, und Raffa zieht die Augenbrauen zusammen. „Sieht so aus, als wolle er nicht gefunden werden", stellt er dann fest, und ich erhebe mich, um mich hinter die beiden Jungs zu stellen. Tatsächlich stellt sich die Suche nach Elijahs Stammbaum als schwierig heraus, und Jaden scheint so einige Tricks aus dem Ärmel schütteln zu müssen. Doch dann wird er endlich fündig.
„Elijah Flinch", murmelt er, und man sieht deutlich ein kleines Foto über dem Namen. Jaden scrollt runter, und tatsächlich treffen wir kurz darauf auf den kompletten Stammbaum. Dieser erstreckt ich ins Unendliche, doch das richtig Interessante springt uns förmlich entgegen.
„Heilige Scheisse", flüstert Liam, der sich neben mir positioniert hat. Dad und Jamie kommen nun ebenfalls dazu, und weiten leicht die Augen.
„Kannst du das irgendwie grösser machen?", frage ich Jaden, da die Schrift kaum zu lesen ist, und ich nicht so richtig weiß, ob ich mich verlese oder nicht. Jaden nickt, und drückt einige Tasten, ehe sich alles vergrößern und verkleinern lässt. Doch auch, als mir die Buchstaben, welche diesen Namen formen, förmlich entgegenspringen, will es noch immer nicht ganz zu mir durchdringen.
„Ich glaube, wir können die Suche abbrechen", murmelt mein Vater, und räuspert sich leicht. Anscheinend hat es wohl sogar ihm die Sprache verschlagen.
Ich nicke nur langsam, und lasse meine Augen immer wieder über den Namen fahren, doch auch nach einigen Minuten verändern sich die Buchstaben nicht. Es steht schwarz auf weiß vor uns. „Alisha Flinch, geboren als Alisha Santos, aufgewachsen mit zwei Geschwistern, Fernando und Amelia Santos, verheiratet mit Richard Flinch, leibliche Mutter von Elijah Flinch. Und jetzt ratet mal, wie Lucianos Vater heißt."
Ich schlucke, als ich den Stammbaum anschaue, und räuspere mich dann. „Fernando Santos", krächze ich, und Jaden nickt. „Leute, Elijah ist ein Santos. Luciano, Ilay und Alexa sind seine Cousins und Cousine. Er muss es sein. Er hat das kräftigste Motiv, das man haben kann."
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Uuund das Geheimnis ist raus. Hättet ihr das gedacht? Dass Elijah ein Santos ist?
Und was glaubt ihr, dass er noch alles im Schulde führt?
- Xo, Zebisthoughts
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