FIFTEEN - Höhenangst - ✔️
Aria POV
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„Wie jetzt?"
Nicola scheint mindestens so verwirrt wie ich zu sein, und Raffa seufzt. „Es war klar, dass der Spion uns folgen würde. Und da du der letzte warst, der losgefahren ist, ist er eben dir gefolgt. Hättest du bei der letzten Sitzung über Spione nicht gepennt, wüsstest du das." Nicola seufzt und fasst sich an die Stirn. „Okay", sagt er dann, nachdem er sich wohl gefasst hat, und ich seufzt. „Und was jetzt?"
„Setz deine Manöver ein." Nicola sieht zu mir, und ich schlucke. „Kleines Problem", fängt Nicola dann an, und schaut kurz nach hinten. „Aria sitzt am Steuer." Eine Weile ist es still, bis Raffa sich leise räuspert. „Hört sie mich?"
„Ich höre dich schon die ganze Zeit."
„Oh, hallo Aria."
Ich sage nichts mehr, da ich auf Anweisungen von Raffa warte. „Wie gut kannst du fahren?" Ja, wie soll ich das denn jetzt einschätzen? Keine Ahnung verdammt. Ich habe keine Kamera, die mich verfolgt und mir dann später zeigt, wie ich gefahren bin. „Frag deinen Bruder, der sitzt seit einigen Stunden auf dem Beifahrersitz." Nicola schmunzelt und richtet sich dann etwas auf. „Sie ist gut. Aber ich denke nicht, dass sie so fahren kann, wie ich."
Nein, definitiv nicht.
„Da stimme ich dir sofort zu", murmle ich, und Raffa lacht leise. „Nicola, keiner außer ich fährt so wie du. Normale Menschen möchten ihr Leben noch behalten."
Nicola verdreht nur die Augen, und ich drücke mich an einem Lastwagen vorbei. „Schön, dass ihr euch amüsieren könnt, aber ich brauche jetzt Anweisungen. Der Typ rückt immer wie mehr auf, und langsam bin ich mir nicht mehr so sicher, ob der wirklich wartet mit angreifen, bis wir aus dem Auto kommen." Nicola sieht zu mir und dann in den Rückspiegel, und kurz darauf flucht er. „Scheisse du hast Recht", murmelt er, und mustert unseren Verfolger.
„Wo seid ihr?" Nicola schaut raus und nennt Raffa dann die Ortschaft.
„Gut, die nächste Ausfahrt ist eure."
„Aber-"
„Aria, fahr einfach verdammt der holt eine Knarre raus!"
Bei dem Wort „Knarre" brennen bei mir irgendwie alle Sicherungen durch, und ich reiße das Lenkrad einfach nach rechts. Ein heftiger Ruck geht durch den Wagen, ein lautes Hupen ertönt, irgendwo ertönt ein Schuss und man hört eine Scheibe, die zersplittert. Schwer atmend fahre ich einfach weiter, und eine kurze Zeit wagt keiner es, etwas zu sagen.
„Ist alles okay bei euch?", hört man dann Raffa fragen, und ich schlucke, ehe ich zu Nicola schaue, der langsam nickt. „Ja, alles okay", krächze ich dann, und spüre deutlich, wie mein Herz gegen meinen Brustkorb trommelt. „Ich korrigiere meine Aussage von vorhin", fängt Nicola an, und sieht zu mir. „Sie kann so fahren wie ich."
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„Und er ist wirklich nicht mehr da?" Nicola schüttelt den Kopf und lehnt ihn dann gegen die Scheibe. Raffa hat aufgelegt, als wir in Sicherheit waren, und jetzt fahre ich schon seit etwa einer halben Stunde durch verschiedene Quartiere, da uns der Highway zu gefährlich ist. „Ich versteh das immer noch nicht", murmle ich leise, und schaue kurz auf meine Hände. „Wie habe ich das hinbekommen, ohne zu sterben?"
Nicola grinst leicht und zuckt dann mit den Schultern. „Ich denke ich habe irgendwie etwas in dir ausgelöst, was deine Vernunft ausgeschaltet hat." Ich nicke langsam und seufze. „Ja, das muss es wohl gewesen sein", murmle ich, und schaue mir die Häuser etwas genauer an. „Wir werden gleich wieder auf einen Highway fahren", informiert mich Nicola, und ich nicke. „Denkst du, wir werden da wieder verfolgt werden?" Nicola zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Vielleicht?"
Ich drehe mich etwas zu Nicola und schaue ihn ungläubig an. „Vielleicht? Das heißt, vielleicht darf ich uns wieder mehr oder weniger in Lebensgefahr bringen, oder was?" Nicola verdreht nur die Augen und seufzt dann etwas genervt. „Aria, so läuft das hier. Santos kann überall auftauchen, und du musst jederzeit dazu bereit sein, zu flüchten. Gewöhn dich besser dran. Und außerdem hast du das eben super hinbekommen." Ich schließe kurz die Augen und nicke dann leicht. „Okay."
Diesmal ist Nicola derjenige, der ungläubig zu mir sieht. „Okay? Kein Protest?" Ich zucke bloß mit den Schultern und schlucke. „Wenn wir meinetwegen sterben, war es nicht meine Schuld." Mit diesen Worten mache ich mich daran, auf die Auffahrt zum Highway zuzusteuern, und Nicola sieht mich noch eine Weile an, ehe er leise schmunzelt. „Wir werden nicht sterben." Ich hebe eine Augenbraue und schiele zu Nicola. „Bekomme ich eine Garantie dafür?"
Der Italiener seufzt und fährt sich dann kurz durch die Haare. „Manchmal kannst du wirklich nerven."
„Gleichfalls."
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„Und hier bleiben wir?" Nicola nickt und parkiert seinen Wagen. Wir haben vor ungefähr zwei Stunden wieder gewechselt, und uns dazu entschieden, morgen weiterzufahren. Durch unser Ausweichmanöver haben wir viel Zeit verloren, und teilweise hat Nicola mich auch wieder etwas in Richtung Seattle gelotst, damit wir Santos eine nicht allzu leichte Spur legen konnten. Jetzt sind wir irgendwo zwischen Seattle und unserem Ankunftsort, und vor uns steht ein großes Hotel.
„Aber wir können da doch nicht einfach reinlaufen und einchecken?" Nicola schmunzelt. „Wieso denn nicht?" Ich werfe die Arme in die Luft und zeige auf uns beide. „Vielleicht weil wir beide gesucht werden, und du dabei zu der Familie gehörst, die mich entführt hat?" Nicola schüttelt nur den Kopf und steigt aus. „Der Inhaber kennt uns." Ich runzle die Stirn. „Ist das hier etwa kein normales Hotel?" Nicola schüttelt den Kopf.
„Es gibt hier Gäste, die wirklich nur ganz normale Leute sind. Aber es gibt auch Leute wie mich, also kriminelle Leute, die hier unter Vertrag stehen und deshalb nicht der Polizei weitergeleitet werden, wenn sie eintreten." Ich nicke langsam und schmunzle. „Ist das also wie bei John Wick?" Nicola lacht leise und zuckt dann mit den Schultern. „Es hat eine gewisse Ähnlichkeit, ja. Jedenfalls kennen die Leute mich, und da du meine Begleitung bist, wirst auch du hier problemlos rein und raus können."
Ich nicke langsam und folge Nicola dann, welcher mir die Türe aufhält. „Ladies first", flötet er schmunzelnd, und ich verdrehe die Augen, ehe ich die Halle betrete. Drinnen ist alles ziemlich hell gehalten, vor allem in Weiß- und Goldtönen. Der Boden besteht, wenn mich nicht alles täuscht, aus Marmor, und auch die Säulen scheinen teuer gewesen zu sein. „Wenn du mir jetzt sagst, dass das hier eines dieser Fünfsternehotels ist, verliere ich völlig den Hang zum echten Leben."
Nicola schmunzelt und schiebt mich leicht auf die Rezeption zu. „Weißt du Pulcino, wir haben viel Geld", raunt er mir zu, und ich schlucke, als ich seinen Atem an meinem Hals vernehme.
Ja, Nicola Salvatore. Das musst du mir nicht noch sagen. Das sehe ich, mehr als deutlich sogar.
„Ich will gar nicht wissen wie die Zimmer aussehen, wenn hier schon alles glänzt", murmle ich leise, während Nicola eincheckt. Keine fünf Minuten später kommt er mit einem Schlüssel in der Hand wieder zu mir und grinst. „Ich habe dafür gesorgt, dass wir beide ein Zimmer haben. Also starr diesen einen Schlüssel bitte nicht so entgeistert an." Ich nicke nur langsam und atme erfreut aus. Gut, ich dachte schon, wir müssten in einem Bett schlafen. Ich hätte die ganze Nacht kein Auge zugetan.
„Komm jetzt." Nicola legt seine Hand an meinen Rücken und stößt mich leicht in Richtung des Aufzugs. Wir fahren in den fünften Stock hoch, und leider ist der Lift mit Glaswänden ausgestattet. Also kurz gesagt: ich sehe jeden Meter, den wir hochfahren, und langsam wird mir etwas mulmig. „Sag bloß du hast Höhenangst." Ich schüttle bloß den Kopf und fixiere Nicolas Gesicht. „Ich doch nicht", sage ich so selbstsicher wie möglich, und Nicola schmunzelt. „Carino." Ich schaue den Jungen verwirrt an.
„Was heisst das?"
„Tja..."
Der Aufzug hält an, und Nicola tritt in den Flur. Ich folge ihm schmollend, und staune auch diesmal nicht schlecht – es glänzt alles. Wo ich auch hinsehe, gibt es entweder Spiegel, Marmor oder Gold, und auf Grund der restlichen Einrichtung dieses Hotels gehe ich stark davon aus, dass das echtes Gold ist.
„Da sind wir." Nicola öffnet eine der vielen Türen, und als wir das Zimmer betreten, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. „Das sieht unglaublich aus", hauche ich völlig überwältigt, und lasse meinen Blick über die verschiedenen, extrem teuer aussehenden Möbel schweifen, die zusammen ein unglaublich schönes Bild ergeben.
„Willkommen", sagt Nicola grinsend, und stellt unsere Taschen im Flur hin. „Das dort ist dein Zimmer, und direkt daneben ist meins." Ich nicke nur überwältigt und schnappe mir meine Tasche, ehe ich in meinem Zimmer verschwinde. Dieses ist mindestens doppelt so groß wie mein früheres Zimmer, und ich kneife mich kurz, um zu schauen, ob das hier wirklich real ist. Ich bin in einem verdammten fünf Sterne Hotel mit dem Sohn eines Mafiabosses und bin gerade vor einem Drogendealer geflüchtet, und das innerhalb eines Tages.
Das ist zu viel für meine Nerven.
Ich setze mich langsam auf mein Bett, und sinke fast in die Matratze ein. Mit einem wohligen Geräusch lasse ich mich ganz auf das Bett fallen und strecke alle Viere von mir. „Das ist der Himmel auf Erden", murmle ich laut vor mich hin, und vernehme ein raues Lachen. „So kann man es auch nennen. Willst du unten essen oder sollen wir uns was bestellen?" Ich schaue zu Nicola auf, und als wäre es abgesprochen, sagen wir fast gleichzeitig „Bestellen".
Ich lache leicht, und robbe wieder aus meinem Bett raus, ehe ich Nicola ins Wohnzimmer folge. Dort hat er schon sein Handy in der Hand. „Pizza?" Ich nicke, und Nicola hält mir sein Handy hin, damit ich mir eine Pizza aussuchen kann. Ich entscheide mich für eine Pizza Margherita, einfach, weil sie mein zweiter Himmel auf Erden ist. Nicola nimmt sein Handy wieder an sich und ruft dann beim Bestellservice an. Eine Weile wartet er, bis er anfängt, zu sprechen. „Guten Tag, ich würde gerne zwei Pizzen bestellen."
„..."
„Ja genau. Einmal eine Pizza Margherita, und einmal eine Pizza Salami."
„..."
„Ich würde direkt bar bezahlen."
„..."
„Zimmer 505."
„..."
„Okay, vielen Dank." Er legt auf und sieht zu mir. „In etwa zwanzig Minuten kriegen wir unser Essen." Ich nicke und grinse. „Woher weiß er eigentlich, in welchem Hotel wir sind?" Nicola grinst. „Ich habe ihm unseren Standort gesendet." Ich nicke und lehne mich auf dem überaus bequemen Sofa zurück. „Hier könnte ich mich dran gewöhnen", nuschle ich, und schließe kurz die Augen. „Schade, dass wir morgen wieder weiterfahren."
Ich schmolle und schaue zu Nicola. „Musstest du mir den Moment zerstören?" Nicola zuckt mit den Schultern und grinst dann leicht. „Immer wieder gerne." Ich seufze nur und schließe erneut die Augen. „Was passiert eigentlich, wenn Santos hier auch reinkommt?" „Er wird nicht reingelassen, oder besser gesagt: die Polizei wird gerufen."
Ich nicke nur und öffne die Augen wieder. „Die Aussicht ist der Hammer", sage ich begeistert, und klebe innerhalb von zwei Sekunden an der Scheibe. „Auch schon aufgefallen? Schau mal runter." Böse drehe ich mich zu Nicola um. „Ich schaue nicht runter." Ich drehe mich wieder zur Scheibe und erschrecke mich gewaltig, als plötzlich jemand hinter mir steht. „Ich dachte du hast keine Höhenangst."
Ich atme zittrig aus und versuche die Tatsache, dass Nicola mich gerade provoziert, einfach zu ignorieren. „Habe ich auch nicht. Aber unten sieht man nur die Straße, während man etwas weiter oben viele schöne Lichter sehen kann." Nicola lacht nur leise und stellt sich dann neben mich. „Unten ist keine Straße, sondern ein Marktplatz."
Ich schlucke und seufze dann ertappt. „Wehe du erzählst jemandem davon." Der Italiener hebt eine Augenbraue und sieht spöttisch zu mir. „Wovon denn?" Ich verdrehe genervt die Augen und verschränke meine Arme.
„Du weißt genau, was ich meine."
„Nö, keine Ahnung."
„Mann Nicola! Hör auf damit."
Nicola lacht leise und stellt sich dann vor mich. „Keine Angst, dein kleines Geheimnis ist bei mir sicher."
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Aria hat also Höhenagnst ;)
Wer ist ebenfalls ein riesen Fan von John Wick?
Uuuund wer hätte damit gerechnet, dass Santos den beiden folgen wird?
- Xo, Zebisthoughts
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