Tuara // just don't

Leute, ich muss mir mal kurz was von der Seele schreiben. Es geht um Tua und Iara. Wenn ihr "Messias" nicht lest, ist das für euch irrelevant. Aber falls doch, dann nehmt euch bitte kurz die Zeit. Als Autorin der Geschichte will ich euch dringend an etwas erinnern.

Dieses Paar ist mehr als nur ein bisschen problematisch. Zwar ist es kein Geheimnis, dass ich hauptsächlich über Menschen schreibe, die psychisch nicht ganz gesund sind, aber ich möchte mal kurz der Romantisierung entgegenwirken, die ich in diesen Storys betreibe. Ihr wisst, alles was ich schreibe, inbesondere alles aus der Ich-Perspektive von mir, ist kritisch zu betrachten. Um euch das stärker ins Bewusstsein zu rufen, verfasse ich diesen Blogpost.

Es geht also um Folgendes: Tua und Iara sollten sich trennen. Meiner Ansicht nach - der Ansicht der Autorin nach also - wäre das die richtige Entscheidung. Warum die beiden dann immer noch nicht Schluss gemacht haben, fragt ihr? Weil das nicht die Geschichte ist, die ich erzählen möchte. Die Geschichte, die aus meinem Herzen kommt, ist die einer sehr kaputten Liebesbeziehung. In diesem Teil der Soap geht es mir vorrangig darum, herauszuarbeiten, wie abgrundtief scheiße es ist, jemanden zu lieben, der seine Probleme so wenig angeht wie Tua. Iara schlägt sich mit Schmerzen rum, bei denen sich eigentlich keiner zwingen sollte, sie wirklich auszuhalten. Dieser Handlungsstrang gehört genau so zu ihrer Charakterentwicklung. Aber sie ist nur eine Figur in einem Buch, deswegen versucht bitte nicht, nach ihrem Vorbild in der realen Welt zu agieren.

Mentale Krankheiten können sehr grausame Züge annehmen. In "Messias" geht es nicht darum, Depressionen zu verteufeln, oder die Leute zu verurteilen, die damit konfrontiert sind. Nur wollte ich sie unbedingt als das darstellen, was sie sind, nämlich eine ernste gesundheitliche Einschränkung. Die Lebenskraft der Betroffenen wird auf ein Minimum reduziert. Das ist alles andere als deep oder romantisch. 

Ich leide selbst darunter, nur dass ihr nicht denkt, ich tu hier wieder mal nur so, als wüsste ich Bescheid und hab in Wahrheit gar nichts recherchiert. Ich musste da nix recherchieren, ich hab genug Erfahrung damit. All meine Geschichten bilden meine persönliche Perspektive auf diese Dinge ab. Ich schreibe Sachen, die schön klingen, aber die inneren Prozesse, die ich euch damit näherzubringen versuche, sind extrem, und sie stehen im krassen Kontrast zu meinem polierten Schreibstil. Tuas Depressionen sind roh. Er begeht seelischen Selbstmord auf Raten, genauso wie Iara, das möchte ich euch dringend nochmal ins Gedächtnis rufen. Ich möchte in Zukunft mehr positiven Umgang mit solchen mentalgesundheitlichen Problemen in meine Geschichten miteinbinden. Deswegen bin ich ehrlich an dieser Stelle: Bisher gelingt mir das noch nicht sonderlich gut, weil ich selbst einfach riesig damit zu kämpfen habe. Weil ich Tua in seinen Gründzügen teils ähnle, und weil ich Menschen wie ihn - ähnlich wie Iara - anziehe. Tatsächlich beschreibt Tuas und Iaras krampfhaftes Aneinander-Festhalten meine eigene Borniertheit. Ich bin so vertraut mit meinen widerwärtigen Denkmustern, dass ich mir einrede, sie alle wegzusprengen, wäre gleichbedeutend mit einem Verlust meiner Persönlichkeit. Das ist natürlich gequirlte Scheiße, und vielleicht hat's jemand auch schon erkannt: Es ist dasselbe, woran Pari in "Don't Enter the Friendzone" glaubt.

Just don't. Wenn ihr das von euch selbst kennt, sucht euch Hilfe. Findet einen Glauben und hört auf, euch selbst über euren Gesundheitszustand zu belügen. Mir geht's schon wesentlich besser, seit ich damit angefangen habe. Und vielleicht geht's den Menschen in meinen Geschichten ja auch eines Tages besser. Ich freu mich, wenn ihr mir als Leser*innen treu bleibt. Besonders freue ich mich über die, denen ich mit meinen Geschichten das Gefühl vermitteln kann, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Für mich ist das noch immer extrem wichtig. Ich habe Heilung in der Musik gefunden und im Schreiben, in der Kunst allgemein. Meine Geschichten sollen keine Trostspender sein. Wenn euch eine Beschreibung von schweren Depressionen tröstet, ist das ein Hinweis darauf, dass ihr dringend hinterfragen solltet, wie es euch im Inneren geht. Aber was ich mit meinen Geschichten zu vermitteln hoffe, ist Verständnis. Für Außenstehende, denen es mentalgesundheitlich gut geht, die aber mehr darüber erfahren wollen, wie es im Kopf einer depressiven Person aussieht; und natürlich für die Betroffenen - Ihr seid nicht allein. Ich bin nicht allein. Aber es hat lange gedauert, bis ich das begriffen habe, und ohne bestimmte Künstler*innen wäre ich nicht da, wo ich auf meiner Reise gerade bin.

Wichtiger als Medien, die sich damit auseinandersetzen und aufklären, sind Gespräche im echten Leben. Am besten mit Freunden. Ich vertraue nicht vielen Menschen, aber die, die es in mein Herz geschafft haben, haben dort alle ihren festen Platz, weil sie mich Sachen über mich gelehrt haben, die ich sonst nie über mich erfahren hätte. Inzwischen mache ich ab und an einfach den Mund auf, und bin ehrlich, auch wenn es wehtut. Auch wenn ich Angst habe. Weil es nämlich erst danach besser werden kann. Ich will euch nicht anlügen, nach wie vor lenke ich mich auch ab, schiebe meine Probleme von mir weg und versuche selbstvergessen durch die Welt zu wandeln. Funktioniert nicht so gut. Könnt ihr euch ja denken. Leben ohne Lebenskraft, Flucht in die Parallelwelten meiner Geschichten - Das ist keine Lösung auf Dauer. Und ich will eine Lösung. Eine Loslösung. Freiheit.

Wenn ich mit meinen Charakteren sprechen könnte, würde ich allen sagen: "Just don't. Akzeptier dich, schätze dich." Das ist mein Schlüssel, um im Leben klarzukommen. Was ist eurer?

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