smimtober '24 // herbs

Ihr kennt das inzwischen, smimsel kennt das sowieso – viel Spaß! (Nicht Korrektur gelesen.)

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Mispelchen spannte ihre Muskeln zum Sprung an. Der gezackte Rücken des Warans hatte den Sichtschutz der hohen Grashalme nur ganz kurz verlassen. Aber sie hatte es genau gesehen. Nun verfolgte sie, wie er andächtig durch Solphiras Kräuterbeet wankte, mit einem Hüftschwung, den Mispelchen einem Waran gar nicht zugetraut hätte. Sie sank noch ein Stück tiefer auf ihre Hinterbeine.

"Da ist noch immer eine Fensterscheibe zwischen dir und ihm", krächzte es aus der hinteren Ecke der Hütte und Mispelchen reckte den Kopf nach hinten. Elsbeth schien sie höhnisch anzugrinsen, auch wenn sie das nicht konnte, schließlich war sie eine Krähe. Sie war außerdem uralt. Mindestens zwölfmal so alt wie Mispelchen. Deswegen verstand sie vieles nicht.

Die Tür schwang auf und Vorfreude zuckte wie ein heller Blitz durch Mispelchen. Sie flitzte von der Fensterbank hinunter direkt zur Hausherrin und schmiegte sich an ihre Beine, schlängelte sich immer und immer wieder im Slalom hindurch und sah auf, um sich in Solphiras gutmütigen Lächeln zu sonnen.

"Hallo, Mispelchen", sagte Solphira mit ihrer sanften, leisen Stimme und hielt den Bund Kräuter ein Stück beiseite um die junge Zwergkatze im Nacken zu kneifen, wie sie es besonders mochte.

"Die dumme Mispel wollte mitten durchs Fensterglas hüpfen", kicherte Elsbeth in ihrer Ecke und Solphira warf ihr einen bitterbösen Blick zu. "Ich sage ja nur, sie ist kein Vollmondglühwürmchen. Sie ist eher so ein Sichelmondglühwurm, wenn du verstehst, was ich meine. Sie spricht nicht mit uns –"

"Elsbeth, nun halt endlich den Schnabel!", befahl Solphira und legte die Kräuter auf den schmalen Tisch am Eingang. Mispelchen schnupperte an der Luft, in der sich die Düfte von Johanniskraut, Arnika, Scharfgarbe, Frauenmantel, Kampfer und Beifuß verteilten. Es machte sie schummrig, also rollte sie sich augenblicklich auf dem Boden zusammen. Als Solphira sie mit ihrer herbstmorgenkalten Hand an der Wange berührte, schnurrte sie. "Mispelchen?", fragte die Hexe wieder im gewohnt warmherzigen Ton. "Ich sage nicht, dass ich Elsbeth rechtgebe." Sie biss sich auf die Unterlippe und sah zu der Krähe, die ihr Gefieder putzte, ungerührt von ihren Worten. "Aber der Herr Prof. Dr. Dracaris fand das ausgesprochen unhöflich, wie du ihn angestarrt hast."

Mispelchen verbarg ihr Gesicht hinter ihren Tatzen. Das hatte sie nicht gewollt. Sie hatte nicht gewusst, dass der Waran ein Doktor war wie Solphira, und ein Freund.

"Du brauchst dich nicht zu sorgen, ich habe es ihm erklärt", sprach Solphira weiterhin und strich ihr über den Kopf. "Da hat er angeboten, dass er dich mal auf einen seiner Streifzüge durch die umliegende Natur mitnehmen kann." Nun spitzte Mispelchen die Ohren. "Er redet zwar viel und hopst von Thema zu Thema, aber ich höre ihm gerne zu. Und vielleicht lernst du etwas Nützliches dabei." Mispelchen begann erneut zu schnurren, weil Solphiras Finger im weichen Flausch-Flaum verschwunden waren, der ihre Brust bedeckte und über ihr pochendes Herz krauelten. "So", meinte sie nach einer Weile. "Jetzt muss ich mich um die Wundsalbe kümmern."

"Solphira", meldete sich Elsbeth zurück. "Du mischst doch nicht wieder Wundsalbe für diese unheilvolle Person?"

Solphira erhob sich und ließ Mispelchen auf dem Boden zurück, die gespannt beobachtete wie sie ihren Rock und die Schürze darüber glatt strich. "Und wenn es so wäre?"

"Meine Knochen sagen mir, dass sie aus der Finsternis kommt, und du versorgst sie mit allem, was sie braucht. Sol, Kind." Ihre krächzende Stimme hatte sich verdunkelt. "Ich will dich doch nur warnen." Elsbeth schlackerte mit den Flügeln. "Diese klappernden Knochen sind inzwischen 600 Jahre alt, und sie haben mich noch nie belogen."

Solphira griff nach den Kräutern und zerpflückte das Bündel über einer großen Schüssel aus Holz.
"Ich weiß, was deine Knochen sagen und ich glaube ihnen."

"Mit der Finsternis ist nicht zu spaßen."

"Ich beliebe nicht zu spaßen mit der Finsternis!", sagte Solphira scharf. Erschrocken huschte Mispelchen zu ihrem Weidenkorb am Ofen und kuschelte sich hinein. Solphira hatte sich umgedreht, lehnte an dem Tisch in der Mitte des Raums, der aus einer uralten Baumscheibe gefertigt war, und sah zu Elsbeth, die auf ihre goldenen Trapez leicht und lautlos schaukelte. "Die Welt hat sich stark verändert in den letzten 200 Jahren. Sie ist nicht mehr die Einzige, die aus der Finsternis zu uns kam. Es werden mehr."

"Fragen wir doch deine jungen Knochen: Was sagen sie dir? Ist sie hier, um den Leuten zu helfen?"

Doch Solphira kam nicht dazu, ihr zu antworten. Der Wind trug das Rasseln der Ketten in die Hütte. Mispelchen kauerte sich in ihrem Korb zusammen und machte sich bereit für das Klopfen. Ein lautes Klopfen mit Hall. Elsbeth hatte mal behauptet, es klänge, als wäre diese Welt nur eine von vielen Höhlen für die, die aus der Finsternis kamen. Mispelchen mochte Elsbeth nicht, aber Elsbeth war sehr klug; und Mispelchen wusste, dass niemand – auch nicht Solphira – dieses Wummern je treffender beschrieben hatte.

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