simply put // to write, or not to write

Ihr Süßen. Lange kam nichts von mir, und ich kann euch gar nicht sagen, ob sich das bald ändert oder nicht. Das überlasse ich dem Kosmos. Aber jeder, der sich für mich als Person erwärmen kann, hat vielleicht Lust, sich diesen Einblick in meinen Bauch, mein Herz und meinen Kopf zu Gemüte zu führen. Zuerst war es eine passive Begebenheit, nun ist es zu meiner freiwilligen, aktiven Entscheidung geworden, vorerst zu schweigen und wenig bis nichts von mir hochzuladen. Nicht, weil ich ungern teile. Sondern weil es kaum etwas zu teilen gibt. Anders als all die Jahre zuvor.

Seit circa einem halben Jahr bin ich in Therapie. (Was ein kurioser Einstieg für diesen Beitrag ... Aber scheiß drauf, ich wollte das hier frei von der Leber weg tippen.) Man könnte sagen, ich verändere mich seit nunmehr einem Jahr schon drastisch als Mensch. Und die Geschwindigkeit, in der ich unzählige Perspektiv- und Persönlichkeitswandel durchmache, hat sich nur gesteigert, seit ich in Therapie bin. Die Therapie war ein Katalysator in vielerlei Hinsicht.

Ein wichtiger Punkt, über den ich gleich zu Beginn meiner Sitzungen gesprochen habe, ist für diesen speziellen Post relevant: Meine Identifikation mit dem Konzept der Autorenschaft. Ich habe mich als Autorin betrachtet. (Irgendwo zurecht, ein paar Werke hab ich ja auch abgeschlossen.) Leider habe ich mir mit dieser Festlegung auf ein unverrückbares Das-bin-ich die Luft zum Atmen genommen. Heißt, meine Inspiration ist mir flöten gegangen - Feuer ohne Sauerstoff? Keine Chance! - und heute sage ich darum stattdessen: Ich kann schreiben.

Macht mich das zu einer Autorin? Ja, immer mal wieder. Wenn ich denn tatsächlich schreibe. Jetzt zum Beispiel. Obwohl ich in diesem Beitrag eher Bloggerin oder Essayistin bin.

Ich habe mich selbst nicht nur als Autorin gesehen, sondern darüber hinaus in meinen Charakteren. Bzw. ihnen unbewusst eine meiner Facetten angedichtet. Ich habe etwas von Dags Hang zur Sentimentalität; in meinen schlimmsten depressiven Phasen stand ich Tua an Unbelehrbarkeit in nichts nach, und sein Umgang mit seinen Depressionen ähnelt meinem eigenen mit meiner eigenen Störung ziemlich haargenau. Wie Vincent bin ich hin und wieder emotional verarmt und kann nur Kalendersprüche klopfen, wenn es drauf ankäme, einem guten Freund* wirklich mal zur Seite zu stehen. Und ich hing lange genauso an meinen mentalen Problemen, wie Iara an Tua hängt. Ich kenne Paris Unentschlossenheit und ihre Sehnsüchte nur allzu gut, und ich geniere mich wie Charlotte, mich andern Menschen gegenüber verletzlich zu zeigen. Das nur, um euch näher zu bringen, was ich damit meine, wenn ich sage, ich stecke in all meinen Figuren.

Natürlich habe ich immer versucht, Stärken und Schwächen auszubalancieren in meinen Geschichten. Gerade habe ich die negativen Seiten benannt. Aber ich bin z.B. auch wie Iara sehr pflichtbewusst und gebe nicht einfach auf. Ich kann mich wie Pari durchsetzen, wenn ich einen Grund habe zu kämpfen, und schaffe es, durch Reflektion mein Leben umzukrempeln, so wie sie. Ich kann zuhören wie Tua und scheue mich nicht, andern immer wieder zu sagen, wie wunderbar sie sind. Ich bin so aufmerksam wie Dag und zeige andern die Widersprüche in ihrem Denken auf. Außerdem kann ich genauso wenig einen Fick auf Sachen geben wie Vincent, wenn ich diese Geisteshaltung einnehme, und mit bestechender Leichtigkeit durch mein Leben gehen. Und ich kann mich präsentieren, wie Charlotte, Haltung wahren, und die Tiefen anderer machen mich nicht unruhig. Im Gegenteil.

Ich konnte diese Wahrheiten über mich allesamt nicht aussprechen, und deshalb hab ich sie über meine Charaktere verraten. Ich hab das nicht bewusst getan und erst bei DETF und ETF angefangen, die Parallelen zwischen mir und meinen Schöpfungen zu sehen. So begann ich, mein Schreiben als Stimmungsbarometer zu benutzen - und das ist mir zum Verhängnis geworden.

Immer wieder drohe ich mich in meiner Fantasie zu verlieren, mehr in ihr als auf dieser Erde zu wandeln. Ich muss aber hier sein, mich hier wandeln und transformieren. Es ist wichtig für mich, diese irdische Verwurzelung zu spüren, mein Leben zu betrachten und selbst zu kreieren. Schreiben war für mich jahrelang ein Weg, dem auszuweichen.

Deshalb habe ich eine neue Philosophie entwickelt, oder ich bin noch dabei, "richtiger" ausgedrückt ...

Ich will tatsächlich über mich schreiben. Keine autobiographischen Texte, aber ich verarbeite z.B. anhand eines Oneshots gerade ein Erlebnis mit einem (ehemaligen?) Crush von mir. Fertig bin ich damit nicht, eventuell dauert das noch einen Moment, wie lange der auch währen mag.

Ich schlage diesen Weg ein, weil ich bei der Arbeit an meinem Roman gemerkt habe, dass diese Authentizität mir mehr unter die Haut geht als alles, was ich je zuvor geschrieben habe. Auf eine gute Art und Weise. Ich liebe es, mir Sachen auszumalen, aber ich bin nicht mehr darauf angewiesen, mir etwas im Außen zu suchen.

Wenn ich nach innen schaue, ist es inzwischen, als hätte ich Zugang zu einer riesigen Bandbreite an Emotionen. Auch wenn ich Schwierigkeiten damit habe, in Worte zu fassen, was ich selbst fühle. Das checke ich oft nicht. Aber ich kann alles begreifen, weil wir alle miteinander verbunden sind. Und ich kann alles mithilfe der Schriftsprache für euch erfahrbar machen. Das deshalb, weil ich darin geschult bin. Ich habe mir das beigebracht. Mit manchem quäle ich mich zwar rum, wie mit dem letzten Prompt-OS etwa. (Komplexe Mischungen intensiver Angst und einem Hauch stimulierender Macht wie dieser Versuch, sind eine harte Challenge.) Aber auf lange Sicht, wenn ich durchziehe, leben meine Figuren ein täuschend echtes Leben. Und darauf bin ich stolz.

Es ist für mich das Spannendste auf dieser Welt, Neues über Erzählstrukturen zu lernen und über Stilmittel. Ich bin kritisch, welche Ratgeber ich mir diesbezüglich durchlese oder welche Literatur ich im Allgemeinen verschlinge. Dennoch kehre ich immer und immer wieder zu dieser Thematik zurück. Es ist Leidenschaft. Das Feuer brennt nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit lichterloh. Ich kann euch sagen, mein Feuer war bloß Asche, und ist jetzt schwache Glut. Vielleicht lodert es demnächst wieder, aber das vermag ich nicht zu sagen. Alles, was ich weiß, ist, dass mich das Schreiben nie loslassen wird. Egal, ob ich auf Wattpad poste oder nicht.

In meinem realen Leben ist einfach nur so viel los. Hauptsächlich innerlich. Und wenn sich im Hier viel bewegt, will ich hier sein. Im Flow.

Es werden auch wieder Zeiten kommen, in denen ich stärker auf Wortwolken davondriften kann. Aber ich verdiene es im Augenblick, mir das anzuschauen, was ich mir nicht ausgedacht habe. Mit Menschen zu interagieren, die ich wirklich zutiefst gern habe und die mich ebenfalls mögen.

Ich habe schlimm mit mir gehadert, etwa sechs Monate, wie ich mich denn nun nennen soll, weil Autorin als Bezeichnung nicht mehr gepasst hat. So bin ich auf "Kritikerin" ausgewichen, und auf "Lektorin". Am Ende bin ich bloß Saskia. Ausgestattet mit einem unerschöpflichen Wissensdurst, der das Schreiben betrifft, insbesondere das kunstvolle Verpacken von Gefühlen in Millionen von Buchstaben.

Ich hab immer schon gern geschrieben, aber manchmal war es eine Qual sondergleichen, weil ich mich um jeden Preis verorten wollte. Tatsache ist doch aber, dass ich nie ein großes Publikum erreichen werde: Ich werde immer nur mein Publikum erreichen können. Menschen, die sich wiedererkennen in meinen Texten; die es mögen, wie ich Sätze aneinanderreihe und deren Horizont weit und frei ist.

Einer dieser Menschen bin ich. Simply put.

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