@girlport // rose petal, salmon, baby
Der letzte OS aus der Writing-Prompts-Reihe, ich hab mich mal an was Horrorartigem versucht. Ich sag's euch ehrlich, die Idee war stärker als ich, also ist er jetzt hier, und es ist irgendwas anderes draus geworden als das, was ich ausdrücken wollte. Aber so läuft das. Machste nix. Sind ca. 820 Wörter, glaube ich.
Danke, @girlport, für deine drei Worte: Rosenblüte, Lachs und Baby. Schaut wie immer gern vorbei bei ihr :)
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Wenn die Welt verschwimmt – verschwimmst du nicht auch?
Ally.
Warum hatte er plötzlich Ally im Kopf?
Das Blau ihrer Augen so elektrisch wie die blühenden Prismen, die die Lichtkegel der Straßenlaternen umkränzten. Inzwischen war es zwei Uhr nachts in Kairo: der anderen Stadt, die niemals schlief. Autos hupten zu Betonfüßen des zwölfstöckigen Hotels.
Yoko rieb über seine Schläfen, bis sie entflammten und der Schmerz gleichmäßig – beinahe wohltuend – in ihm loderte.
Er hatte sicher eine Alkoholvergiftung.
Alles war schummrig. Schummriges Blau, zerrissen von unzähligen künstlichen Lampen. Schummrige Stille, durchbrochen von Straßenlärm und dem Getuschel miteinander flüsternder Hochglanzseiten.
Sein eigenes Antlitz misste jegliche Konturen in der Spiegelung der bodentiefen Fensterscheiben. Er war schon immer fasziniert davon gewesen; versuchte ständig zu sehen, was sie alle sahen.
Ihn umwaberte der Duft seines eigenen Parfüms, und er fragte sich, wie er ihm so nah hatte sein können, ohne dass sich ihre vollmundigen Noten von Rosenblüte und Zeder miteinander vermischt hätten. Blieb nicht immer etwas auf der Haut des anderen übrig – schimmernder Sternenstaub?
Yoko war eingestaubt, aber kein Körnchen war von dem Jungen auf ihn niedergerieselt, der einem andern, zwei andern, drei, vier – Es war kein Wunder, ein guter Killer wie er hinterließ keine Spuren.
Verzweiflung riss an seinen Augen, sperrte sie weit für ihn auf ... und er drehte den Kopf langsam, ganz langsam, in seine Richtung.
Noch immer hatte Nia nichts weiter als ein Boulevard-Magazin über seine verletzliche Körpermitte gebreitet. Der schneeweiße Bademantel war mehr um ihn herum drapiert, er trug ihn nicht. Es so zu beschreiben, wäre schlicht und ergreifend falsch, dachte Yoko, und er beobachtete gebannt, wie sein Kryptonit sich eine feuerorange Strähne aus dem Gesicht pustete. Auf seiner glatten Elfenbeinbrust glänzten Schweißperlen – so kostbar, so lüstern.
„Starr mich nicht an", verlangte Nia ruhig und schlug die Ausgabe der Yellow Press mit lauten Kaliberknall zu. Der Klang seiner Worte kreuchte und fleuchte danach noch in Schlieren durch die Suite. Adrenalin drückte sich durch Yokos Adern, kämpfte unerbittlich gegen die Trägheit.
Das Geständnis, dieses Geständnis. Wieso hatte ihm die Tötungsdelikte gestanden? Wieso ihm?
„Ich werde bei der Polizei gegen dich aussagen."
Yokos Tonfall erinnerte ihn selbst an das verkrampfte, immer leiser werdende Summen einer ertrinkenden Wespe. Er wandte sich Nia ganzheitlich zu und strich sich dabei automatisch über die Bauchmuskeln. Die feinen Härchen stellten sich auf und sein Puls schoss zeitgleich mit ihnen in die Höhe. Er war auserwählt worden, realisierte er, als Nias katzengrüne Augen sich genau auf ihn richteten.
„Die werden dir Fragen stellen."
Yoko schnaubte entschlossen.
„Ist mir klar", erwiderte er.
Nia legte den Kopf leicht schief und taxierte schweigend sein regloses Gesicht.
Ihm rutschte das Herz derweil hoch in den Kehlkopf – genau, wie wenn er auf der Bühne stand und für jubelnde, bunte Schemen sang.
„Was willst du ihnen antworten, wenn sie dich fragen, warum du die Tour-Nächte mit einem Attentäter in der Präsidenten-Suite verbringst?"
Er schlang die Arme um seinen nackten Oberkörper und trat störrisch einen Schritt vor. Seine Angst ignorierte er einfach.
„Dass ich es nicht ahnen konnte; dass ich betrunken war", betete er seine Ideen runter. „Sie schauen mir ins Gesicht und glauben mir alles. Im Vergleich zu mir bist du ein Nichts."
Nia zog die Augenbrauen hoch und wandte sich desinteressiert ab. Er schlug das Magazin wieder auf und vertiefte sich erneut in anspruchslose Lektüre.
Yoko lachte heiser.
„Du bist krank."
„Ich kann deine Angst riechen", konterte Nia plötzlich scharf, ohne ihn anzuschauen. Doch dann blickte er auf und seine Augen nahmen Yoko in Gewahrsam. „Es ist krank, der Welt deine Stimme zu schenken; ihr deine Augen zu leihen; dich aufzuräufeln, bis du völlig zerfaserst, Yoko."
Yoko rieb seine eiskalten Hände aneinander. Sie waren ganz wachsartig. Wie die Hände einer Leiche. Oder die Hände von vier verdammten Leichen.
Oder Allys Hände.
Nia war aufgestanden und umkreiste ihn mit der Anmut eines Tigers.
„Mit ihr zusammen zu bleiben, sie zum Altar zu führen ..." Jedes Pronomen hallte von den Wänden wider.
Yoko erzitterte, schloss die Augen und begann still zu zählen, 22, 23 ... Es war ein trügerisch schöner Albtraum, von der ersten Zigarette an, die er mit ihm geteilt hatte.
„Trotzdem bist du hier ... mit mir." Nias Atem wärmte jetzt sein Ohr. „Es ist krank, wie du dir gegrillten Lachs aufs Zimmer bestellst, der dich töten könnte, weil du allergisch darauf reagierst; und wie du dich benebelst, weil du nicht aushältst, welche Abgründe in dir schlummern. Wenn ich krank bin ... Wie krank bist du dann, mich zu vögeln?"
Er spürte feingliedrige Finger, die über seine Brust strichen und erschauderte. Nia schnalzte mit der Zunge: „Meinen Schwanz in den Mund nehmen, und dabei keinen Gedanken an deine Verlobte verschwenden. An Ally, an Baby."
Ally!
Erst sanft, dann, unmittelbar über seinem Herzen, ballte Nia die Hand zur Faust, kratzte mit seinen Nägeln über Yokos sonnengeküsste Haut. Gerade so, dass kein Blut floss, doch als er blinzelte, sah er die fünfzackige, rote Spur. Als hätte er ihn markiert. In Nias Augen funkelte düsteres Amüsement.
„Du weißt genau, Yoko: Wenn ich morde, geht es wenigstens schnell."
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Na, was sagt ihr? Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
Jedenfalls ahnt ihr es bereits, ich befinde mich in einer Schreibkrise und kann aktuell kaum mit Uploads dienen. Es ist meine Leidenschaft, aber ich hab zu lang geklammert und nun hat mich die Inspiration vorerst verlassen. Der Funke kommt zurück, da mache ich mir keine Sorgen. Und solange haltet aus, bis ich einen Blogpost zu Triggerwarnungen hier hochlade, mehr so meine Meinung. Und wer weiß, was dann kommt. Ich weiß es nicht, und in dem Sinne: Danke für euren Support <3
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