falling in love - an event
Ein paar Tage später fanden Tim und Pari sich zusammen im Mauerpark wieder. Hier war er nicht besonders oft, er arbeitete in einer anderen Ecke von Berlin, er wohnte in einer anderen Ecke von Berlin und selbst seine Familie lebte in der Stadt ganz woanders. Irgendwie mochte er den Ort auch nicht. Zu viele Menschen, zu viele abstruse Völkchen, die sich auf dem Rasen niedergelassen hatten, schnackten und von Hand gedrehte Zigaretten rauchten. Trotzdem war es kein Zufall, dass sie zusammen hier über die Wege flanierten.
Pari hingegen war in ihrer Welt. In ihrem relativ normalem Outfit, dem schwarzen, luftigen Kleid, passte sie nicht richtig ins Bild, aber sie lächelte durchgängig. Zum einen weil sie sich in dieser Umgebung wohlfühlte und zum anderen, weil Tim sie heute gebeten hatte, mit ihm den Tag zu verbringen. Sie freute sich wahnsinnig darüber. Eigentlich hatte sie ihn schon abgeschrieben. Nach diesem seltsamen Moment in der WG, als sie gerade mit Iara und Tua aufbrechen wollten, um gemeinschaftlich in eine Bar zu gehen, war nicht mehr viel passiert, aber sie hatte neuen Mut gefasst. Und dann rief er plötzlich an, als ihr Finger gerade über seiner Nummer schwebte, und fragte, ob sie am Sonntag bei dem schönen Wetter nicht draußen mit ihm spazieren gehen wollte. So waren sie in dem grünen Idyll gelandet.
"Schau! Meine Schwester", winkte sie aufgeregt und huschte zu dem kleinen Mädchen, dass an einem improvisierten Holzstand frische Limonade verkaufte. "Laya, das ist Tim; Tim, das ist Laya, meine kleine Schwester", erzählte Pari. "Was machst du denn hier?", sprudelte es vor lauter Aufregung aus ihr raus.
Tim lächelte. Er lächelte umwerfend, fand Pari, und ihr Herz hüpfte ein bisschen schneller auf und ab. Ob er die Show bemerken würde, die sie inszenierte?
Natürlich war Tim klar, dass Pari ihn einfach ihrer Schwester präsentieren wollte und sie deswegen vor dem Limonadenstand einer Schulklasse Halt machten. Das verriet ihm unter anderem auch der verschmitzte Blick den Laya ihm zuwarf und den er wissend erwiderte.
"Hey Laya", grüßte er.
"Hi Tim", antwortete die Zehnjährige, die genau wusste, wie sehr Pari den Mann mit den hübschen himmelblauen Augen mochte. "Meine Klasse sammelt Geld für die Klassenfahrt, Pari, das weißt du doch. Wollt ihr Limo?", fragte sie ruhig.
"Das hatte ich vollkommen vergessen", rechtfertigte Pari sich überschwänglich und nickte. "Holunder", verlangte sie.
"Zwei", meinte Tim und legte fünf Euro auf den Tresen.
"Oh, das musst du nicht", wehrte Pari ab und wollte ihm das Geld zurückgeben.
"Ich bestehe darauf." Er umfasste ihre Hand und drückte sie sanft aber bestimmt wieder nach unten, wo Pari den Schein zögernd losließ.
"Danke", prostete sie ihm zu.
"Pari", beugte Laya sich vor und das Räuspern hinter ihnen schwoll an. Tim war das vorher nicht aufgefallen. Er nahm die Kinder und deren Eltern, die geduldig anstanden, erst jetzt wahr. Bisher hatte er nur Augen für Pari gehabt.
"Lass uns gehen", kicherte sie und griff nach seiner Hand.
Überrascht sah er sie an und beobachtete, wie sich ein zartes Rosenrot auf ihre Wangen stahl. Er schmunzelte leicht und ließ Pari nicht mehr los. Stattdessen wandelten sie Hand in Hand zur Steintreppe und setzten sich auf eine der oberen Stufen. Ja, er war schon mal verliebt gewesen, aber langsam angebahnt hatte sich keine seiner Beziehungen und er wurde den Verdacht nicht los, dass er sich Zeit lassen konnte, um emotional tiefer reinzurutschen in diese Sache mit Pari. Sie kannten sich schließlich auch erst kurz über Freunde.
Tim lehnte sich zurück, schloss die Augen und genoss die Sonne, die ihm ins Gesicht schien. Er dachte nach, über das Mädchen, das neben ihm saß. Auf einmal gefiel es ihm, den unverfänglichen Ausflug als Date zu bezeichnen. Eine Sekunde öffnete er die Augen wieder und legte einen Arm um sie. Ihre Mundwinkel hoben sich und sie rückte näher an ihn heran.
In der Mittagshitze saßen sie still und schlürften ihre Limonade. Nichts hätte dieses Treffen aufwerten können, außer vielleicht Alkohol in den Gläsern, aus denen sie tranken, dachte er, bis Pari ihren Kopf auf seine Brust sinken ließ und er ihr einen leichten Kuss auf den Haaransatz zusprach. Bloß eine sanfte Geste, um ihr zu zeigen, dass er damit einverstanden war. Trotzdem grinste Pari unwillkürlich. Es machte sie wahnsinnig glücklich. Viel glücklicher als damals, als sie mit ihrem ersten Freund zusammenkam, viel glücklicher, als sie es mit ihrem zweiten und dem dritten und letzten zusammengekommen war. Und das obwohl sie gerade gar nicht mit Tim zusammenkam. Nicht wirklich. Er fragte nicht, er küsste sie nicht, er schwieg und es war in Ordnung.
Tim atmete ruhig und begann damit, ihr übers Haar zu streichen. Weich und seidig, nach Apfel duftend; sich selbst bei dem Gedanken ertappend, dass Pari tatsächlich eines dieser Mädchen war, in das er sich verlieben könnte.
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