Ich sitze hier, in meinem Zimmer. Höre Musik, sollte eigentlich lernen. Immerhin ist morgen die erste schriftliche Abiturprüfung. Aber ich kriege einfach nichts mehr in meinen Schädel. Ich würde ja sagen, dass es eh egal ist, aber das sollte es nicht sein. Ich bin zwölf verdammte Jahre in die Schule gegangen. Irgendwie will ich jetzt doch endlich raus. Irgendwo ist es auch schade. Es ist ein riesiger Lebensabschnitt, der jetzt zu Ende geht. Eigentlich kann ich mich an nichts mehr erinnern, das davor war. Die Schulzeit dominiert alles. Die schönen Tage, die beschissenen Tage, die Tage an die ich mich nicht mehr erinnern kann, Tage die ich vergessen oder verdrängen wollte. Doch es wird Dinge geben, die ich vermissen werde. Eigentlich weniger Dinge. Es sind die Menschen. Menschen, die ich jetzt nicht mehr so oft sehen werde. Natürlich, sie sind nicht aus der Welt. Sie sind immer noch da, aber ich werde sie trotzdem vermissen.
Doch was schlimmer ist, ist die Frage „und jetzt?". Wenn ich mich durch die Prüfungen geschlagen habe. Was soll ich dann machen? Natürlich habe ich Träume, vage Ziele, aber keinen Weg. Keinen Plan. Keine Ahnung. Die Schule solle einen aufs spätere Leben vorbereiten. Ja... Was ich gelernt habe, ist folgendes: Schwimm mit dem Strom oder du wirst ausgestoßen.
Insofern habe ich das Ziel der Schule verfehlt. Ich habe keinen Bock mich anderen unterzuordnen, mich anzupassen.
Aber was ich gelernt habe, ist auf wen ich mich verlassen kann, wer meine Freunde sind, wem ich vertrauen kann.
In knapp fünf Wochen ist alles vorbei. Dann bin ich frei. Jedenfalls offiziell. Doch was dann?
Was ich weiß, ist, dass ich weiter da sein werde. Für meine Freunde, für die Leute, die ich liebe.
Aber abgesehen davon wird es ein Schritt ins unbekannte. Ins Unsichere. Aber irgendwie freue ich mich darauf...