Kapitel 28
Katherine
Der Biss, den mir Klaus verpasst hat ist mittlerweile fast einen Tag alt und er tut mir jeder Minute mehr weh. Ich wage es gar nicht, ihn mir anzusehen.
Es brennt, als würde mein Körper in Flammen stehen, aber ich habe keine Chance, sie zu löschen. Nichts hilft.
Wenn ich Blut trinke habe ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich kann nicht aufhören. Aber das schlimmste ist, dass es mir nichts bringt. Es verschafft mir keine Heilung mehr. Ganz im Gegenteil. Ich merke, wie ich mit jedem Moment immer schwächer und schwächer werde.
Benommen schwanke ich durch die Stadt. Bestimmt sehe ich aus, als wäre ich betrunken. Ein wirklich toller Nebeneffekt.
Alkohol bringt, nebenbei bemerkt, auch nichts. Ich habe es ausprobiert.
Ich sehe eine Person auf mich zukommen, aber ich erkenne sie nicht. Alles ist verschwommen. Ich sehe kaum, wo ich hingehe. Ein Mann. Soviel weiß ich. Soviel kann ich erkennen.
Er kennt mich, oder er will mir helfen, denn er kommt geradewegs auf mich zu.
Er bewegt sich ziemlich schnell und bestimmt, wodurch mein Blick nur noch undeutlicher wird. Jetzt steht er vor mir. Ich kenne diesen Mann, das weiß ich, aber in meinem Kopf ist kein Name.
Ich kenne ihn schon sehr lang und er bedeutet mir unheimlich viel. Mehr, als ich gerne zugeben möchte.
„Stefan.", kommt es jetzt aus meinem Mund. Ich erschrecke, als ich meine Stimme höre. Kaum mehr als ein kratzen und flüstern.
Aus irgendeinem Grund bin ich froh, dass er hier ist. Auch, wenn ich mir nicht sicher bin, ob das gut ist oder schlecht.
Stefans Lippen bewegen sich. Er sagt etwas, aber ich kann es nicht verstehen. Der Schmerz ist zu groß. Er ist zu laut. Zu laut in meinem Kopf.
Mein Blickfeld wird immer undeutlicher und mir wird schwindelig. Meine Beine fallen unter mir weg und ich kippe kraftlos nach vorn. Zwei starke Arme packen mich und verhindern, dass ich auf den Boden falle. Ich weiß nicht wieso, aber auf einmal fühle ich mich sicher. Geborgen.
Dann merke ich nichts mehr und der Schmerz übermannt mich. Alles wird schwarz.
Bonnie
Ich wache auf und sehe mich um. Ich liege in einem Bett in einem Zimmer. "Meinem" Zimmer. Die Sonne scheint durch das große Fenster nach drinnen rein. Es sieht alles relativ normal aus. Abgesehen natürlich der Grimoire, die in einem Regal stehen.
Ich stehe auf und stelle mich vor einen Spiegel. Ich habe kurze, glatte, braune Haare. Sie reichen mir gerade einmal bis zu den Schultern. Ein sehr hübscher und gesunder Körper, den ich mir da ausgesucht habe. Sehr wahrscheinlich befinde ich mich in dem Haus, des Mädchens.
Bonnie, lese ich auf ihrem Ausweis, als ich ihn endlich finde. Bonnie Bennet.Eine sehr mächtige Hexe. Alle Hexen ihrer Familie sind überaus mächtig. Gut für mich. Das macht es einfacher.
Ich hole mir ein paar Kerzen aus der Küche und stelle sie im Zimmer auf. Dann setze ich mich auf den Boden. Ein Grimoire brauche ich nicht. Ich kenne den Zauber schon lange auswendig.
Ich habe so lange darauf gewartet. Nur noch einer Fehlt. Dann habe ich alle zusammen. Es wird perfekt werden. Wir werden wie früher sein. Wie eine Familie, auf die wir so lange warten mussten.
Stefan
Als ich Katherine vorhin auf der Straße gefunden habe, hatte ich keine Ahnung, was mit ihr los ist. Sie war vollkommen durch den Wind und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Aber als sie mir dann direkt in die Arme gefallen ist habe ich es gesehn. Ein Werwolfbiss. Genau am Hals.
Ich habe sie mit zu mir nach Hause gebracht. Schließlich hätte ich sie da nicht einfach so liegen lassen können. Auch, wenn sie das wahrscheinlich so gemacht hätte. Ich nicht.
Und jetzt sitze ich hier und sehe ihr dabei zu, wie sie schläft. Schon seid über einer Stunde. Ich habe versucht sie anzusprechen und habe ihr Blut gegeben, aber nichts hat sie dazu gebracht aufzuwachen. Ich mache mir Sorgen um sie.
So lange hat sie es geschafft zu fliehen und hat ALLES überlebt. Und jetzt soll sie an einem einfachen Werwolfbiss sterben? Das hört sich mehr als falsch an.
Ich höre ein leisen brummen aus ihrem Mund kommen. Das ist das erste Geräusch, welches sie von sich gibt, seid sie in Ohnmacht gefallen ist. Sie wird unruhig.
Langsam und benommen öffnet sie die Augen.
„Katherine.", sage ich sofort, damit sie nicht denkt, ich hätte sie allein gelassen.
Sie dreht den Kopf und sieht mich an. „Stefan." Ihre Stimme ist leise. Sie flüstert. Mehr schafft sie nicht. Trotzdem lächle ich, um ihr etwas Mut zu geben.
„Wo bin ich?"
Katherine war schon oft hier. Sie kennt das gesamter Anwesen. Aber jetzt scheint sie s nicht einmal mehr zu erkennen.
„Du bist bei mir. Es ist alles in Ordnung."
Sie braucht einen kurzen Moment, bis sie antworten kann. „Du hast mich mitgenommen."
Ich nicke. „Ja. Ich habe etwas Blut für dich. Das wird bestimmt helfen und..."
Ich höre auf zu sprechen, denn Katherine blickt mich nur an und lächelt traurig. „Es hilft nicht Stefan. Es hat schon vor Stunden nicht mehr geholfen."
Ich schlucke. All die Jahre hat Katherine nicht weiter getan, als jedem den sie begegnet anzulügen und zu manipulieren. Und doch will ich nicht, dass sie stirbt. Sie hat es einfach nicht verdient.
„Kann ich irgendetwas tun?"
Kurz schüttelt sie den Kopf, hält dann aber mitten in der Bewegung inne.
„Tust du mir einen letzten Gefallen? Zum Abschied."
Ich nicke. Ich kann einfach nichts sagen.
„Küss mich."
Langsam setze ich mich zu ihr aufs Bett. „Es tut mir Leid. Das hast du nicht verdient." Vorsichtig lege ich meine Hand an ihre Wange.
Katherine lächelt. „Es ist okay."
Dann beuge ich mich langsam zu ihr runter und lege meine Lippen behutsam auf ihre; küsse sie. Ihre Lippen sind trocken und sie kann den Kuss nur ganz leicht erwidern. Aber trotz allem spüre ich Erleichterung darin. Glück. Nur durch diesen einen Kuss.
Sie lässt ihre Augen danach geschlossen und weil das ihr letzter Wunsch war und weil ich möchte, dass sie diesen Moment in Erinnerung behält, und dass das das letzte war, was sie erlebt hat, nehme ich einen Pfahl und steche ihn ihr ins Herz. Ganz leise höre ich, wie sie kurz aufatmet und dann in ewiges schweigen verfällt. Sie ist tot. Katherine Pierce, hat nicht überlebt.
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