Kapitel 9 - Im Hier und Jetzt leben
Ein Jahr zuvor:
,,Wir haben noch etwas Pizza von gestern. Ich mach sie uns warm."
Ich legte die Pizza aufs Blech und schob sie in den Ofen, wo ich sie für uns warmmachte. Als das erledigt war, setzte ich mich zu Matteo aufs Sofa und machte mir Gedanken, wie meine nächsten Schritte aussahen.
Wir waren im Kino gewesen und hatten dabei so gut wie gar nicht den Film beachtet. Mich mit Matteo zu unterhalten, war viel interessanter gewesen als jede noch so spannende Szene, die uns an der Leinwand gezeigt wurde. Ich mochte seine positive Einstellung und, dass er mich mit seinem tollen Humor sehr schnell zum Lachen bringen konnte. Ich hatte mein Herz an diesen Jungen verloren und suchte nach den passenden Worten, um es ihm zu sagen.
Selbst wenn er meine Gefühle nicht erwidern würde: Ich hatte vor, alles auf eine Karte setzen und es zu wagen. Matteo war es wert, es zu versuchen, also würde ich es tun.
,,Matteo?'', kam es kleinlaut aus meinem Mund und ich spürte die Aufregung in meiner Brust so deutlich, dass ich befürchtete zu hyperventilieren.
,,Ja?''
Matteo hatte seinen Körper in meine Richtig geneigt, was mir zeigte, dass ich seine volle Aufmerksamkeit hatte, was mich kräftig schlucken ließ.
War ich mutig genug es zu sagen?
Wie würde er reagieren, wenn er es hören würde?
,,Wie stellst du dir eigentlich deine Zukunft vor? Also, ich meine nach der Schule? Hast du da bestimmte bestimmte Vorstellungen?''
Es war das die erste Sache, die mir einfiel, um davon abzulenken, wie nervös ich war. Wir mussten das Ganze ja nicht überstürzen. Wir hatten den ganzen Abend Zeit, um über alles mögliche zu reden.
,,Puh, das ist eine schwierige Frage. Also so konkrete Vorstellungen habe ich noch nicht, wenn es das ist, was du von mir wissen möchtest, Mila. Ich schätze, ich möchte das, was die Mehrheit will. Einen guten Job, mit dem ich Geld verdienen kann. Vielleicht würde ich irgendwann ein Haus kaufen und dort zusammen mit meiner Frau wohnen. Ich hätte gerne Kinder, die wissen, was sie wollen und nicht leise sind, bloß weil man es ihnen sagt. Ich will glücklich sein, das andere ergibt sich dann. Wie sieht es bei dir aus?"
Es klang zu klischeehaft, aber es waren die Dinge, die ich mir auch wünschte. Ich wollte auch eines Tages eine Familie haben und glücklich sein mit dem richtigen Partner. Mich angekommen fühlen und glücklich sein.
,,Ich finde, das, was du gesagt hast, klingt wirklich schön. Das wären auch Dinge, die ich wollen würde. Man kann nie sagen, was die Zukunft so mit sich bringt, aber man kann hoffen, dass sie viele gute Dinge für einen bereithält.''
Ich wusste nicht, wie eine zukünftige Mila sein würde. Aber sie würde ein glücklicher Mensch sein, der etwas mehr wusste, wer genau er war. Gerade wenn man noch jung war, hatte man noch kein so gutes Bild davon, was einen ausmachte und was für eine Person man sein wollte.
,,Ich habe dir ja an dem Abend, wo wir uns das erste Mal begegnet sind, gesagt, dass ich gerne im Hier und Jetzt lebe. Ich bin davon überzeugt, dass viele das viel zu wenig tun und aus diesem Grund möchte ich es umso mehr wahrnehmen.'' Matteo lächelte mich an und dieses Lächeln war der schönste Gesichtsausdruck, den ich jemals an ihm gesehen hatte. Es stand ihm viel zu gut und er sollte am besten gar nicht mehr damit aufhören. ,,Mila, ich bin nicht so gut in diesen Dingen, aber ich will, dass du weißt, dass du mehr für mich bist als eine gute Freundin. Du bist ein tolles Mädchen und ich liebe es einfach, Zeit mit dir zu verbringen. Und ich würde gerade alles dafür tun, dich küssen zu dürfen. Darf ich das? Würdest du es auch wollen?'' Matteo Strong war genauso, wie er über sich selbst gesagt hatte. Er lebte im Moment und weil er das tat, zögerte er nicht lange, bis er sich zu mir rüberbeugte. Er verstand auch ohne Worte, was ich mir wünschte und machte mich zum glücklichsten Mädchen schlechthin, als seine Lippen auf meine trafen. Es war nicht mein erster Kuss, aber es war der Erste für mich, bei ich wirklich fühlte und es mit jeder Faser meines Körpers wollte. Matteos Präsenz nahm mich ein und löste Empfindungen in mir aus, die ich bis jetzt noch nicht gekannt hatte. Da war keine Unsicherheit oder sonst irgendwas. Wir waren nur zwei Personen, die sich gefunden und gestanden hatten, dass sie mehr fühlten. ,,Klingt es abgedroschen, wenn ich dich meine Mila nenne?'', brachte Matteo heraus, als wir voneinander abließen und uns wie zwei Bescheurte dämlich angrinsten.
,,Absolut nicht'', stellte ich klar. Es hatte etwas Süßes von ihm ,,meine Mila'' genannt zu werden. Als würde ich von nun an zu ihm gehören und nichts könnte uns trennen. Wir gehörten zusammen und würden eine gemeinsame Zukunft haben, in der wir glücklich waren. Es war ein Versprechen, das er mir damit gab, was in mir so viel Vorfreude auslöste.
,,Mist, die Pizza'', rief ich aus, als ich etwas Verbranntes roch, was aus der Küche zu kommen schien. Ich rannte so schnell ich konnte zum Ofen und kam trotzdem zu spät. Die Pizza war schwarz angekokelt und nicht mehr genießbar. ,,Sie ist angebrannt. Wir können sie nicht mehr essen.''
,,Das macht doch nichts. Wir können gerne in die Stadt gehen und dort etwas zusammen essen. Ich bezahle auch. Der Kuss ist es mir allemal wert.''
,,Na wenn das so ist.'' Zwinkernd stand ich vom Sofa auf und zog mir meine Jacke an.
Es war das erste Mal, dass ich die Hand von jemandem hielt und es gab mir eine Sicherheit, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass ich sie brauchte. Und es fühlte sich ebenso natürlich an, als hätten wir nie etwas anderes gemacht.
Von da an gab es nur noch Matteo und Mila und ich war so glücklich wie nie zuvor. Er war der beste Freund, den man sich wünschen konnte. Ich konnte mit ihm über alles reden, egal was es war. Matteo war zu mir verständnisvoll und hörte mir zu.
Es verging kein Tag, ohne, dass er meinte, ich sei wunderschön und er würde mich lieben wie niemanden sonst. Wir waren noch so jung, doch ich sah eine Zukunft für uns, die so viel Wundervolles versprach.
1066 Wörter
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