Kapitel 3 - Wie ich dich kennenlernte
Ein Jahr zuvor:
,,Machst du das öfters? Lädst du einfach so Mädchen auf einen Drink ein?'', fragte ich breit grinsend den Jungen, der sich bei mir als Matteo Strong vorstellte und mir ein Glas Sangria hinhielt, das ich ihm abnahm.
Wir setzten uns etwas außerhalb der Party draußen ins Gras, um dort umgestört reden zu können.
,,Eigentlich nicht, aber du hast auf mich sehr sympathisch gewirkt und da musste ich dich einfach ansprechen. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber ich finde dich sehr interessant und ich würde dich gerne etwas besser kennenlernen, Mila.''
Ich nahm einen Schluck von meinem Getränk und überlegte, was ich über mich erzählen könnte. ,,Ich bin neu in dieser Stadt und wurde von einem Mädchen namens Sarah auf diese Party eingeladen. Am Anfang hat sie sich wirklich gut um mich gekümmert, ist an meiner Seite geblieben und auf einmal war sie spurlos verschwunden. Ich bin ihr da überhaupt nicht böse oder so, aber es ist immer schön, eine Bezugsperson zu haben, gerade wenn man die Neue ist.''
Ich sah Verständnis in Matteos Augen aufblitzen und spürte eine wahre Gänsehaut, während er mich einfach nur ansah. Keine Ahnung, was das zwischen uns war, aber ich fand ihn sehr attraktiv. Und damit meinte ich seine ganze Ausstrahlung. Wie er sich bewegte oder sprach. Wie er aussah und mir das Gefühl gab, dass seine ganze Konzentration auf unserem Gespräch lag. Ich hatte noch nie so für einen Menschen empfunden und war erstaunt darüber, dass ich ihn scheinbar sehr anziehend fand. Irgendetwas musste in der Luft sein. Nur so konnte ich mich erklären, dass ich so empfand. ,,Das ist kein Problem. Wenn du eine Bezugsperson brauchst, dann kannst du dich auf mich verlassen, Mila Kingston. Ich führe dich gerne überall herum und stelle dich vor. Ich werde heute Abend nicht von deiner Seite weichen und ich sorge auch dafür, dass du nachher heil nach Hause kommst. Versprochen.''
Ich wusste nicht, ob es rein zufällig war, doch ich spürte, wie sein Handrücken meinen streifte. Es löste Stromstöße in mir aus und ich spürte, wie es um uns herum gefährlich knisterte. ,,Wenn das so ist, dann möchte ich auch mehr über dich erfahren, Matteo Strong. Also, was gibt es über einen Jungen wie dich so zu sagen?''
Matteo zog die Stirn kraus und er schien zu überlegen. ,,Wenn du etwas über mich wissen solltest dann, dass ich jeden Tag so lebe, als wäre es der Letzte. Wir wissen nie, wie viel Zeit uns in dieser Welt bleibt. Es ist nicht selbstverständlich, am nächsten Morgen aufzuwachen und einen weiteren Tag erleben zu dürfen. Deswegen möchte ich umso mehr jeden Moment genießen. Das klappt mal mehr oder weniger, aber ich versuche es. Ich hatte dich angesprochen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir uns Chancen nicht entgehen lassen dürfen. Und ich möchte etwas in dieser Welt dalassen, dass sagt, dass ich hier gewesen bin.''
,,Wow, das klingt ganz schön tiefgründig. Ich bin beeindruckt'', erwiderte ich lächelnd und war erstaunt, dass er gegenüber mir so offen war, obwohl ich doch eine Fremde für ihn war.
,,Vielleicht liegt es am Bier, das ich vorhin getrunken habe. So etwas kann durchaus nachdenklich machen.'' Matteo fuhr sich durch seine braunen Haar und blickte in den Nachthimmel. Ganz oben am Himmelszelt konnte man den Mond und ein paar Sterne sehen. Sie erleuchteten die dunkle Nacht und sorgten für ein wundervolles Bild, dass ich mir in mein Gedächtnis abspeicherte. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und ich fühlte mich einfach wohl, was zu einem auch an der Anwesenheit meines Gegenübers lag. ,,Sorry, wenn ich jetzt die Stimmung vermiese, aber verdammt. Kann es überhaupt noch klischeehafter werden? Ein Junge und ein Mädchen im Gras, die sich die Sterne anschauen. Was gibt es romantischeres?Fehlt nur noch der Part, in dem ich dir sage, dass ich dich wunderschön finde und dich küsse.''
,,Zum Glück ist das hier kein Roman, sondern das wahre Leben'', murmelte ich und wünschte mir in diesem Moment, dass das hier ein Roman wäre. Denn wenn es einer wäre, hätte sich längst zu mir rübergebeugt und seine Lippen auf meine gelegt. Er hätte mich hemmungslos geküsst und ich hätte es zugelassen, weil es zu der ganzen Situation irgendwie gepasst hätte. Es hätte zu der Anziehung gepasst, die ich zu ihm spürte und ich hätte nur allzu gerne gewusst, wie es war, Matteo Strong zu küssen, auch wenn wir uns so gut wie kaum kannten. Doch ich ließ dieses Gefühl nicht zu und konzentrierte mich auf den Himmel über uns.
,,Kann ich trotzdem sagen, dass ich dich wirklich schön und nett finde, Mila?'', ertönte Matteos Stimme, wobei ein rauer Unterton mitschwang, den ich nicht ganz deuten konnte.
,,Klar kannst du das sagen. Komplimente höre ich gerne'', tat ich selbstbewusst, weil ich mir nicht ansehen lassen wollte, was für ein großes Kribbeln seine Worte bei mir auslösten. ,,Übrigens kann ich das genauso an dich zurückgeben. Du bist ein schöner Mensch, Matteo. Sowohl innerlich, als auch äußerlich.''
,,Möchtest du mir eventuell deine Nummer geben? Du musst natürlich nicht, aber ich würde mich freuen, dich wiederzusehen. Ich will nicht, dass dieser Abend irgendwann endet und ich dich nicht mehr sehe. Also, was würdest du davon halten?''
,,Warum nicht. Warte mal kurz.''
Ich richtete mich auf und kramte in meiner Handtasche nach meinem Handy. Dort suchte ich meine Nummer heraus und diktierte sie Matteo, der sie sich auf seinem Smartphone aufschrieb.
,,Super, so bleiben wir auf jeden Fall in Kontakt. Das freut mich. Es gibt so viel bei uns, das ich dir zeigen kann. Am schönsten finde ich ja, dass wir nur eine halbe Stunde vom Strand entfernt wohnen. Da müssen wir unbedingt mal hin. Ich überlege mir mal etwas Gutes und mache eine Liste. Das wird toll, du wirst sehen.''
Das klingt nur allzu gut und mein Herz schlug verdächtig schnell aufgrund von Vorfreude, als mir klarwurde, das es nicht nur bei heute Abend bleiben würde. Matteo würde sich erneut mit mir treffen und mir die Stadt zeigen. Wir würde noch viel mehr Zeit miteinander verbringen, dass war nur der Anfang. Der Junge mit den blauen Augen und dem braunen Haar hatte es mir mit seiner Art angetan.
Ich war gespannt darauf, mehr über ihn zu erfahren und als Menschen besser kennenzulernen. Aus uns konnte ganz gewiss so etwas wie Freunde werden, oder sogar mehr.
1064 Wörter
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