8
**Lizzy**
Und, was dachte ich? Emilio war wieder der gleiche, nachdem wir draußen waren. Leicht abweisend, genervt und wortkarg. Was zum Henker… was war das in diesem Labyrinth? Mein Herz schlug immer noch. Kann ich bitte wieder in die Dunkelheit zurück? Ich will seine Hände wieder auf mir haben. Es machte mich nicht nur verrückt, sondern gab mir etwas Beschützendes. Ob er wollte oder nicht, wir passten wie Arsch auf Eimer. Wie Brötchen und Messer… Oh, das war jetzt zu zweideutig. Wie… wie… Haus und Dach.
Ich zupfte mir mit wackeligen Händen meine Kleidung zurecht und lief als Letzte allen hinterher. Emilio hatte seine Hände in der Hosentasche und lief neben Cedric. Ich blickte über den großen Platz und sah, dass Hannah auf mich wartete und die Jungs vorlaufen ließ. Heilige Mutter... ihr Blick! Ihre beste Freundin Antenne war voll ausgefahren, ich sah sie praktisch auf ihrem Kopf.
Ich lief auf sie zu, es wurde spät, langsam dämmerte es. Der Himmel verfärbte sich leicht, es war wirklich spät geworden und leicht genieselt hatte es. Der Boden glänzte und die großen, feierlichen Laternen hatten ihr Licht angeschaltet, das auf der Nässe auf den Boden brach. Es war wirklich schön hier, auch wenn wir nur in einem Freizeitpark waren.
„Warum seid ihr später herausgekommen?“ fragte sie, und ihre Augenbraue schoss in die Höhe. „Wir haben die Türe nicht mehr aufbekommen?“ quietschte ich. „Die… Tü- Oh.“ Die Glühbirne in ihrem Kopf hatte einen Aha-Effekt. „In der Geisterbahn da oder was?! Lizzy!“
„Wie… wie kommst du darauf?!“
„Wie ich darauf komme?! Dein Gesicht ist so rot wie dein Haar!“ Sie sah mich prüfend an. „Außerdem ist deine Kleidung nicht mehr ordentlich und so, wie es aussieht, dein Körbchen des Bhs auch nicht.“ Sie sah mich mit verschränkten Armen an.
„W-was? Oh Gott!“ Meine Hände fanden sofort meine Brust, sie hatte recht! Ich zog und drückte über mein Shirt an meinem BH herum, bis alles seinen Platz hatte. „Außerdem stammelst du.“
„Hannah, ist gut jetzt?!“
Meine beste Freundin lachte, und so gingen wir still zu den Jungs herüber. Sie hatte keine Ahnung, was für ein Druck in mir herrschte, weil sie heiraten würde. Sie dachte, ich sei wie immer, und es ist so absurd. Eigentlich.
Für mich bedeutete es aber viel, und der Gedanke, dass ich sowas nicht erleben durfte, machte mich kaputt. Mein Herz brannte, so absurd wie das klang. Ich war nicht eifersüchtig, ich war auch nicht neidisch. Ich liebte Hannah und verdammt, sie sollten heiraten und sich durch die Flitterwochen vögeln. Aber… ich will sowas auch. Ich sah auf Emilios Lockenkopf. Er redete mit den anderen, und Cedric wirkte nervös, was ich auch wäre, wenn der Verlobungsring in meiner Tasche fast schon brennen würde. Ich seufzte leicht, als ich wieder zu Emilio blickte. Ich glaube, mein Wunsch wird sich nie erfüllen.
Und dann zuckte ich zusammen, als Emilio sich umdrehte und mich ansah. Mit seinen verschränkten Armen vor seiner Brust, in seinem eng anliegenden Shirt, sah er mich an. Direkt in meine Augen, sein Blick unergründlich, und dieser Blick ließ wieder alles in mir brennen. Aber dann schob sich Hannah dazwischen. Ich sah ihre großen, dunklen Augen, ihren von Natur aus roten Kussmund und ihre Pausbacken. Wehe, Cedric wird sie nicht gut behandeln.
„Was ist los mit dir? Seit Wochen bist du seltsam.“
„Was? Ich? Nein?“
Okay, auf meiner Checkliste steht jetzt, dass ich ein besseres Pokerface brauche. „Irgendwas beschäftigt dich, und das ist nicht wegen Emilio. Bei ihm bist du nicht so nachdenklich.“
Mein Mund öffnete sich. Ich wollte etwas sagen, allerdings… Sie bekam heute ihren Antrag. Ich kann meine Gefühle wegen der Hochzeit nicht ansprechen, noch nicht.
„Oder ist es doch wegen Emilio? Sicher… dass er gut für dich ist?“
„Wahrscheinlich… nicht.“ murmelte ich. Wir liefen langsam zu den Jungs rüber. Hannah wählte ihren Schritt mit Bedacht, sie wollte lieber reden, als bei diesem chaotischen Trio zu stehen.
„Ich habe echt Angst, dass er dich verletzt, weißt du? Du hattest noch nie ein Händchen für Typen.“
„Oh Gott, Hannah! Das weiß ich. Aber bei mir hält nicht einfach so ein Prinz an meinem Auto an, wie Cedric bei dir. Ich bin der Kumpeltyp, ich muss das nehmen, was ich kriegen kann… ich…“
Hannah seufzte. „Verkauf dich nicht unter deinem Wert.“ sagte sie schlicht, und ich sah sie an. „Du bist laut, du bist lustig, das macht dich aus und nicht schlechter. Du trägst gerne Hemden und trinkst Bier, ja und? Lizzy, nicht jeder Kerl da draußen ist wie Dennis.“
Ich schloss die Augen, hielt die Luft an und atmete dann tief aus. „Im Ernst, halt dich nicht an diesem Schema fest, nur weil du dir was beweisen musst.“
„Emilio ist nicht wie Dennis.“ sagte ich.
„Dennis war einfach nur so ein Arschloch. Bei Emilio geht es tiefer!“ verteidigte ich ihn.
Hannah wollte etwas erwidern, als Cedric uns rief: „Ihr Truteltauben, kommt ihr?“ Und sofort hatte Hannah ihr bezauberndes Lächeln drauf, worum ich sie tatsächlich beneidete. Ich möchte auch so lächeln können, nur weil ich die Stimme von jemandem hörte…
„Meine Güte, Cedric! Christian! Könnt ihr auch nochmal essen!?“ rief Hannah. Cedric und Christian sahen synchron hoch, beide hatten die Münder voll. Sie schlangen ihr Essen hinunter. „Was? Es schmeckt halt!“ rief Christian, und Cedric pflichtete ihm stark kopfnickend zu. Ich stand auf. „Ich muss zur Toilette.“ murmelte ich und stand auf.
Ich lief durch diesen riesigen Imbiss, wich laufenden Kindern aus und sah auf den Boden. Die Fliesen glänzten. Heute war echt nicht mein Tag. Echt nicht, was mir total leid tat, aber… so war es. Solange ich später meine Fassung wahren konnte, wenn Cedric sich niederkniete, war alles gut.
Ich wurde nach hinten gezogen. Ich spürte Hände um mein Handgelenk, ich drehte mich und sah in Augen, die mit dichten Wimpern gesegnet waren. „Was… ist?“ fragte ich ihn.
„Es… tut mir leid, okay? Ich wollte eben… in der Geisterbahn… nicht…“
Emilio sah weg, und ich runzelte die Stirn. Etwas wie Verletzlichkeit lag in seinem Gesicht. „Was wolltest du nicht?“
„Ich… ich…“ Er stoppte und sah mich flehend an. „Ich kann mich nicht so zeigen, wie ich eigentlich will, okay? Ich kann das nicht.“
Er sah auf seine Füße, eins wackelte hin und her. Seine Mauer bröckelte gerade, und er versuchte, sie aufrechtzuerhalten. Seine Hand lockerte sich um mein Gelenk, und ich nutzte die Gelegenheit, um mich aus seinem Griff zu befreien. Ich schnappte mir nun seine Hand. Er blickte mich an, und ich sah zu ihm hoch in seine unverschämt schönen Augen. „Ich weiß nicht, was in dir vorgeht, aber bitte, lass mich an dich ran.“ Ich flehte schon fast. Ich könnte über mich selbst lachen. Er schloss die Augen, seine Atmung hob und sank stark, sein Daumen strich kaum merklich über meine Hand.
Aber dann ließ er mich los. „Ich kann nicht.“
Ich hörte, wie eine Emotion mitschwang: Traurigkeit, Bedauern, irgendwie sowas. Er drehte sich um und ging zurück. Er ließ mich alleine.
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