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Emilio
Und jetzt stand ich in einer roten Küche und sah zu, wie Lizzy verstreut herum lief.
Was mache ich eigentlich hier?
Warum bin ich ihr nachgefahren?
Zur Hölle mit ihr.. Ich seufzte innerlich.
"Tut mir leid.. Ich... Willst du was trinken?"
fragte sie mich.
"Ein Bier oder so?"
"Ich trinke nicht."
"Oh. Okay. Dann ein Wasser?"
"Meine Güte, Lizzy. Die beiden wollen nur heiraten, das ist doch kein Weltuntergang."
Sie hockte sich zu ihrem Kühlschrank hinunter, wodurch ihr Hintern enger in ihre Jeans gepresst wurde.
Hilfe.
Meine Augen wanderten sofort zum Fenster, ich drückte meine Arme noch tiefer in meine Seite, denn diese waren wieder verschränkt. Ich musste woanders hinschauen, definitiv wo anders, irgendwie ablenken.
Am Himmel war schon der Mond!
Sie kam wieder hoch und hatte ein Bier in der Hand, meine Augen wurden schmal, als ich diese Pulle sah.
Mir drückte Sie ein kleines Wasser in die Hand.
Sie öffnete die Bierflasche mit ihrem Feuerzeug und mir kam der Gestank des Bieres in die Nase, ich schluckte das Übelkeitsgefühl hinunter.
Nein Emilio, du kannst nicht bei jedem Bier ein Flashback kriegen, das ist Lizzy und niemand von deinen Eltern.
Sie hatte ihre Hände um den Flaschenhals gelegt und ihr Daumen rieb Gedanken versunken auf der Öffnung der Flasche.
Grundgütiger! Hör auf damit, Lizzy! Meine Gefühle fahren hier in alle Richtungen Achterbahn, das halte ich nicht aus.
Meine nicht jugendfreien Gedanken hörten aber auf, als sie seufzte, einen großen Schluck trank und nochmal seufzte.
"Ich wollte schon immer heiraten." Sagte sie leicht aus der Puste, ihr schluck vom Bier war zu lang ohne Atmung.
"Heiraten war mein größter Wunsch, den ich je hatte. Ich meine gut, wenn ich den richtigen Partner bekommen hätte und wir hätten es nicht getan, wäre es okay gewesen. Aber ich wollte schon immer.. Immer.. Heiraten." Sie stellte die Flasche wieder ab.
"Echt jetzt? Und das ist so wichtig, dass du einen Halben Nervenzusammenbruch bekommst?"
Sie sah mich an, ihre Augen gingen mir bis tief in meine Organe, meine Güte... Diese Frau.
"Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Deswegen habe ich wohl ein eigenes Ideal erschaffen, Vater. Mutter. Kinder. Was ist schöner, als seinen Partner zu finden, den man mehr liebt als sich selbst?"
Meine Augen richteten sich sofort wieder zum Zimmerfenster, ich räusperte mich.
Ich dachte über ihre Worte nach, ich hatte noch nie so eine Frau getroffen... Bis jetzt.
Ach, so ein Quatsch, weg mit diesen Gedanken.
Ich trat ein Bein vors andere.
"Dafür braucht man nicht heiraten."
"Nein, natürlich nicht ! Aber es ist immer mein Wunsch gewesen und er hat sich nie erfüllt."
"Du redest, als seist Du schon achtzig."
"Ich gehe immer nur alle auf die Nerven, ich bin zu laut und zu offen, ich habe mich ständig in die falschen verliebt und eigentlich, tief in mir, bin ich total unsicher, finde mich absolut nicht schön oder begehrenswert."
Ich blinzelte, als ich das hörte, mein Kopf schob sich langsam wieder in ihre Richtung.
Sie sah auf das Bier in ihrer Hand, ihre Lippen leicht gequält und verzogen.
Lizzy fühlte sich nicht bemerkenswert?
Spinnt sie jetzt völlig? Ich meine, das diese Frau nicht ganz richtig tickt, wissen wir alle aber das?
Oh Gott, ich will sie schütteln.
"Wie kommst du denn darauf!?"
Lizzy sah mich an und ihre Lippen waren nicht mehr traurig verzogen, sie grinste ihr grinsen, was mich immer an eine Elfe erinnerte.
"Wir haben wohl alle unsere Dämonen." Sagte sie und dann blitzte etwas in ihren Augen auf und sie fixierte mich.
"Welche sind deine Dämonen?"
Ich sah sie kurz an, meine Augen wurden schmal, meine Arme schlangen sich noch enger um mich, ich biss auf die Innenseite meiner Lippe, ich sah wieder raus.
"Ich hab keine" murmelte ich.
Was eine völlige Lüge war.
Meine inneren Dämonen schreien nach Verlustängsten, Bindungsängsten, kindlichen Traumata, Panikattacken, Trigger.. Die Angst niemals gut genug zu sein.
Es herrschte Stille.
"Sollen Wir über den Sex im Auto sprechen?" Ihre Stimme war leise.
"Nein." Sagte ich knapp.
Worüber da reden? Wir hatten einen One Night Stand, nichts von Bedeutung.
"Oh. Okay.. " murmelte sie.
Hab ich was falsches gesagt?
Sie klatschte danach fröhlich in die Hände und grinste.
"Komm! Lass uns einen Film schauen!"
"Was ein Film?!"
Diese Frau war schlimmer als eine Achterbahn... Ich kriege ein Schütteltrauma.
Und dann saßen wir jetzt tatsächlich auf der Couch. Wie konnte das passieren? Ich saß noch nie einfach so auf einer Couch von einer Frau!
Lizzy sah gespannt in den Fernseher, wo irgendein Actionfilm lief, ihre Fäuste zuckten, ihre Füße ebenfalls.
Sie wollte sich am liebsten mit in die Schlägerei stürzen.
Hilfe... Was tat ich hier?
Ich hörte auf sie zu beobachten und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten.
Ja, das Wohnzimmer gehörte definitiv Lizzy. Es war eine Mischung aus penibel, ordentlich und chaotisch.
Während die Bilder fein säuberlich abgestaubt sind und in Reih und Glied hängen, sind die Fächer in ihrem Wohnzimmer Schrank über und über mit Papierkram,einige gingen kaum zu, ich musste lächeln.
Oh Gott.
Nein, Emilio, lass das!
Und dann spürte ich auf einmal, wie etwas schwer wurde auf meiner Schulter, ich erstarrte und sah neben mir.
Lizzy schlief Und ihr Kopf lag an meiner Schulter, ihr Mund war leicht offen und sie atmete gleichmäßig, ich schloss die Augen, atmete tief ein, meine Finger krallten sich in meine Hose bevor ich eine Hand doch hob und meinen Daumen über ihr Wange strich.
Etwas kompliziert, weil ich mich nicht bewegen wollte, da ich sie eventuell wecken könnte, aber ich spürte ihre weiche Haut. Keinen einzelnen Makel hatte sie, keine einzige Stelle war rau.
Wie konnte sie meinen, sie sei nicht schön genug?
Ich sollte ihr morgen unbedingt mal sagen, wie dämlich es ist, dass sie so über sich denkt.
"OH FUCK!"
Ich zuckte auf und sah mich panisch um, als ich Lizzy schreien hörte.
"Was'n los?" Murmelte ich und rieb meine Augen, doch dann runzelte ich meine Stirn und sah mich um, ich saß immer noch auf ihrer Couch, ich war eingeschlafen. Die Sonnenstrahlen des frühen Vormittags schienen herein, trafen meine Augen, ich blinzelte, als könnte ich so die Sonne ausschalten.
Ich hörte Schuhe.
"Komm schon! Meine Vorlesung ist im vollen Gange! Verdammt, gut das es Deo gibt!" Rief Lizzy.
"Duschen muss warten!"
Ich sah ihr zu, wie sie springend versuchte, in die Jacke zu kommen.
Ich stand seufzend auf und hielt ihr die Jacke auf, so dass sie hinein kam und mir entkam natürlich nicht, dass sie kurz verwirrt stoppte.
"Du kommst doch auch viel zu spät!" Sagte sie und sah zu mir hoch.
Musste sie so lange Wimpern haben?
Ich vergaß für einen Moment alles, das Schief hängende Bild mitten im Flur auf der Wand was Küche und Schlafzimmer trennte und gar nicht wirklich dahin passte, die Weihnachtsgirlande, die Wahrscheinlich schon seit einigen Monaten dort hängt.. Das Bild von ihr und Hannah wo sie den Mittelfinger hochhielt, die Schuhe die überall lagen nur nicht stehend in der Garderobe..
Das nahm ich alles nicht mehr wahr.
Natürlich kam ich zu spät.
"Ja und? Ändert nichts daran, daß ich heute nicht pünktlicher bin ." Murmelte ich, aber sie antwortete nicht, sie starrte nur zu mir hoch.
Sie wollte, dass ich sie küsse, das sah ich.
Aber war das jetzt überhaupt passend?
War es richtig?
War das nach dem One Night Stand in Ordnung?
Aber ihr Handy ging und wir seufzen beide.
Wir wollten uns beide küssen.
Und wahrscheinlich wussten wir beide nicht, ob es passend wäre.
"Verdammt, Lizzy! Wo bist du?!" Rief Hannah ins Handy.
"Schon gut! Schon gut! Ich komme ja!" Sie öffnete ihre Wohnungstüre und trat hinaus, ich zog sie hinter mir zu, sie berührte mich, als sie zu schloss.
Himmel.
Nur ein Ellenbogen Emilio.. Mach halblang.
"Ja! Man ich weiß! Hör auf mich zu tadeln." Sie fluchte selbst noch, als sie in ihrem Twingo saß.
Als sie dann das Gespräch beendete, sah sie mich an, sie beobachtete mich, wie ich mich in meinen Geländewagen setzte.
Verabschieden taten wir uns aber
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